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Die Farbe der Zukunft ist Pink

Jung, frisch, pink, so präsentiert sich die Partei NEOS in Österreich. Die jungen Liberalen waren die Überraschungssieger bei den Nationalratswahlen. Nun wollen sie in Wien mitregieren - ohne eine formale Koalition mit SPÖ und ÖVP einzugehen.

Von Ralf Borchard |
    Sie waren die Wahlüberraschung: die Partei Das neue Österreich - abgekürzt NEOS.

    "Wir wollten Erneuerung in Österreich. Wir sind jetzt da!"

    Er ist das Gesicht der Partei, Matthias Strolz, 40. Er kommt von einem Bergbauernhof in Vorarlberg, stand früher der konservativen ÖVP nahe, war Landesschülersprecher, Unternehmer, wirkt bei Auftritten stets wie ein etwas überdrehter Motivationstrainer.
    Für ihn sind die NEOS eine liberale Bürgerbewegung mit 6000 Mitgliedern. Selbstbewusstsein hat er jedenfalls genug.

    "Wir sind politische Unternehmer, keine Unterlasser. Wir wollen natürlich jetzt als nächsten Schritt auch in die Regierung. Ich glaube, Rot-Schwarz braucht Hilfe. Das sieht jeder, der genauer hinschaut. Und wir können diese Hilfe sein."

    Das Problem: Rot-Schwarz, SPÖ und ÖVP, wollen die NEOS gar nicht als Partner, sie werden wohl wieder allein eine große Koalition bilden. Weil Strolz das ahnt, hat er einen neuen Vorschlag aus dem Hut gezaubert:

    "Nehmen wir den Bildungsbereich heraus aus einem Koalitionspakt - und geben ihn in den koalitionsfreien Raum. Wir wären bereit hier das Bildungsressort zu übernehmen als NEOS."

    Das hieße: ein NEOS-Minister ohne formale Koalition. Zumindest nachgedacht wird bei SPÖ und ÖVP über solche Varianten wohl. Dann müsste Strolz seiner Lieblingsankündigung, "jedem Kind in Österreich die Flügel zu heben", auch Taten folgen lassen.

    "Flügel heben bedeute, das bedeutet, dass wir ihnen erstens nicht die Flügel brechen. Das machen wir nämlich jetzt bei dem Viertel, die mit 15 nicht sinnerfassend lesen können. Ich habe drei Kinder, ich glaube jeder der, Kinder hat, Patenkinder oder eigene, wenn er dran denkt, mein eigenes, mit 15 nicht lesen können, dann bleibt nur noch Beklemmung."

    Kostenloser Kindergarten, frühe Sprachförderung, mehr Autonomie für jede Schule - das sind NEOS-Vorschläge für eine Bildungsreform. Und sonst? Die Partei, die vor allem ÖVP und Grünen Stimmen abgejagt hat, ist pro-europäisch.

    "Wir NEOS sind große Europa-Freunde und wir wollen diese Europäische Union neu erfinden. Wenn wir sie nicht neu erfinden, dann fahren wir sie gegen die Wand. Und wir NEOS wollen nicht einen Zaun bauen, fünf Meter hoch um Österreich und eine eigene Währung einführen. Wir leben in Europa. Und wir halten dieses 'zurück in die nationale Nussschale' für Blödsinn."

    Klingt alles gut, doch der Praxistest komme erst noch, auch bei den Themen Steuern und Rente, sagt der Politikberater Thomas Hofer.

    "Da hat man sich natürlich drüber turnen können, mit der neuen Ansage gegen das etablierte Parteienspektrum, aber jetzt kommt natürlich schon die Stunde der Wahrheit, wo man auch Farbe bekennen muss."

    Energiegeladen sind sie jedenfalls, die neun NEOS-Abgeordneten, die mit der Parteifarbe Pink ins Parlament einziehen. Die Wiener Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger meint.

    "Das neue Österreich ist auf jeden Fall jung und frisch, und Pink ist eine sehr frische Farbe, und wenn diese freudvolle Farbe die Politik beleben kann - dann ja, dann ist das das neue Österreich."