Mauritius soll schön sein. 1,3 Millionen Einwohner. Eine Insel im Indischen Ozean, noch hinter Madagaskar, kleiner als das Saarland.
Diese Woche ist die FIFA zu Gast, der Weltfußballverband. Und es ist eine besondere Woche. Die Woche der Reformen. So sieht es zumindest die FIFA:
"Die sogenannte FIFA-Reform ist eine Farce."
Sagt dagegen David Larkin. Mitbegründer von ChangeFIFA, einer Initiative, die sich mit den Abgründen des Weltfußballs beschäftigt.
"Wenn du mit Anti-Korruptions-Experten weltweit sprichst, sagt dir keiner, dass dieser so genannte FIFA-Reform-Prozess substanziell sei. Sie haben ja noch nicht mal die Vorschläge ihres eigenen Beratungsgremiums umgesetzt."
"(Atmo) "The reform""
Und da beginnt das Problem.
"(Atmo) "...is done inside our family"
Reformen in der Familie wollte die FIFA und ihr ewiger Präsident Sepp Blatter auf den Weg bringen. Wegen immer neuer Korruptionsfälle und Verdächtigungen auf höchster Familien-Ebene, persönlicher Bereicherung rund um die WM-Vergaben, Bestechung im Zusammenhang mit der Vergabe von Fernsehrechten. Korruption eben in eben jener Familie.
Beim FIFA-Kongress in Budapest vor einem Jahr sollten erste Reformen verabschiedet werden, die das externe Beratungsgremium IGC vorgeschlagen hatte. Diese Woche beim diesjährigen Kongress auf Mauritius sollten die Reformen abgeschlossen sein. Nur welche Reformen?
"Die FIFA hat unsere Vorschläge ignoriert!"
Kritisiert Alexandra Wrage, Präsidentin der Anti-Korruptions-Organisation Trace International. Sie saß lange im externen Beratungsgremium IGC, das die FIFA für Reformvorschläge selbst angeheuert hatte.
"Es war ein frustrierender Prozess. Weil die FIFA resistent war für alle unsere Vorschläge zur Korruptionsbekämpfung."
Das FIFA-Exekutivkomitee, also der Vorstand der FIFA, lehnte so gut wie alle Vorschläge des IGC ab. FIFA-Unabhängige Mitglieder im ExCo. Externe Überprüfung von FIFA-Offiziellen. Alles abgelehnt. Offenlegung der Boni und Gehälter oder Beschränkung der Amtszeit – Nicht entschieden. Daraufhin trat Alexandra Wrage demonstrativ aus dem IGC aus. Jetzt sagt sie:
"Die FIFA versteht nicht, wie hoch ihr Imageschaden wirklich ist, den sie reparieren will."
Ein öffentlich verkündeter Reformprozess ohne wirkliche Reformen. Mit Beratern, auf die man nicht hört.
"Schauen Sie, andere große Unternehmen von Weltrang haben auch Zeit gebraucht, um das umzusetzen, was auch die FIFA jetzt umsetzt."
Sagt Hans-Joachim Eckert. Der erfahrene Münchner Strafrichter hat große Korruptionsfälle wie den Siemens-Skandal verhandelt, jetzt richtet er nebenbei über Korruptionsfälle in der FIFA. Denn das ist der einzige größere Reformschritt, den die FIFA bisher umgesetzt hat, die Zweiteilung ihrer Ethikkommission, mit einem externen Ankläger aus den USA und dem externen Richter Eckert.
"Ich bin nicht dazu angetreten, um irgendjemand ein Feigenblatt zu verpassen, um das ganz deutlich zu sagen. Wenn ich was find, find ich was, wenn ich nix find, find ich nix."
Bei seiner bisher wichtigsten FIFA-Entscheidung vor 4 Wochen wirkte das anders. Der lange erwartete Abschlussbericht zur Korruption rund um die ehemalige Vermarktungsfirma ISL. Mehrere FIFA-Offizielle haben Schmiergeld bekommen. Das war schon vorher bekannt. Ein Name aber fehlt in Eckerts Bericht: Issa Hayatou, Exekutivkomitee-Mitglied und Präsident der Afrikanischen Fußball-Konföderation. Auch er hat nachweislich Geld der ISL bekommen. Nach Informationen der ARD wird Hayatou nun nachträglich noch untersucht werden.
Und über FIFA-Präsident Sepp Blatter schreibt Eckert nur, dieser habe sich "ungeschickt" verhalten, obwohl er von Schmiergeldzahlungen wusste.
"(Reporter) Können Sie verstehen, wenn Leute sagen, Sie haben Herrn Blatter und der FIFA einen Blankoscheck ausgestellt?`
`Nein, habe ich nicht. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich habe das, was mir zur Verfügung stand in Sachen ISL geprüft, ob hier irgendetwas noch veranlasst ist in Sachen Strafrecht oder in Sachen der Ethikregeln."
Eckert verweist auf das Problem der Verjährung, aber die gibt es nach dem neuen Ethikcode der FIFA gar nicht mehr. Blatters mögliches Fehlverhalten ín der Vergangenheit könnte also eigentlich untersucht werden.
"(Reporter) Das heißt, es ist auch nicht damit zu rechnen, dass ein Verfahren gegen ihn eröffnet wird?
`Ich wüsste nicht, auf welcher Basis.`"
"Das ist absurd."
Absurd, nennt das David Larkin von ChangeFIFA.
"Absurd ist: den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Bin Hammam wegen Interessenkonflikten nachträglich zu verurteilen, und bei Sepp Blatter soll das bei all den Vorwürfen nicht gelten? Das ist scheinheilig."
Ein öffentlich verkündeter Reformprozess, der den jahrelangen Präsidenten nicht mit einschließt;
Ein sogenannter Reformprozess, in dem man nicht auf die eingekauften Berater hört; in dem die wegen Korruption ausgetauscht Vorstandsmitglieder heute trotzdem noch hohe FIFA-Pensionen erhalten.
Dieser Reformprozess ist wohl eher keiner.
Mauritius soll schön sein. Schön auch für die FIFA, weil ins weit entfernte Mauritius weniger Journalisten kommen werden als zu sonstigen Kongressen. Weniger Aufmerksamkeit ist gut für die vermeintlichen FIFA-Reformen.
Diese Woche ist die FIFA zu Gast, der Weltfußballverband. Und es ist eine besondere Woche. Die Woche der Reformen. So sieht es zumindest die FIFA:
"Die sogenannte FIFA-Reform ist eine Farce."
Sagt dagegen David Larkin. Mitbegründer von ChangeFIFA, einer Initiative, die sich mit den Abgründen des Weltfußballs beschäftigt.
"Wenn du mit Anti-Korruptions-Experten weltweit sprichst, sagt dir keiner, dass dieser so genannte FIFA-Reform-Prozess substanziell sei. Sie haben ja noch nicht mal die Vorschläge ihres eigenen Beratungsgremiums umgesetzt."
"(Atmo) "The reform""
Und da beginnt das Problem.
"(Atmo) "...is done inside our family"
Reformen in der Familie wollte die FIFA und ihr ewiger Präsident Sepp Blatter auf den Weg bringen. Wegen immer neuer Korruptionsfälle und Verdächtigungen auf höchster Familien-Ebene, persönlicher Bereicherung rund um die WM-Vergaben, Bestechung im Zusammenhang mit der Vergabe von Fernsehrechten. Korruption eben in eben jener Familie.
Beim FIFA-Kongress in Budapest vor einem Jahr sollten erste Reformen verabschiedet werden, die das externe Beratungsgremium IGC vorgeschlagen hatte. Diese Woche beim diesjährigen Kongress auf Mauritius sollten die Reformen abgeschlossen sein. Nur welche Reformen?
"Die FIFA hat unsere Vorschläge ignoriert!"
Kritisiert Alexandra Wrage, Präsidentin der Anti-Korruptions-Organisation Trace International. Sie saß lange im externen Beratungsgremium IGC, das die FIFA für Reformvorschläge selbst angeheuert hatte.
"Es war ein frustrierender Prozess. Weil die FIFA resistent war für alle unsere Vorschläge zur Korruptionsbekämpfung."
Das FIFA-Exekutivkomitee, also der Vorstand der FIFA, lehnte so gut wie alle Vorschläge des IGC ab. FIFA-Unabhängige Mitglieder im ExCo. Externe Überprüfung von FIFA-Offiziellen. Alles abgelehnt. Offenlegung der Boni und Gehälter oder Beschränkung der Amtszeit – Nicht entschieden. Daraufhin trat Alexandra Wrage demonstrativ aus dem IGC aus. Jetzt sagt sie:
"Die FIFA versteht nicht, wie hoch ihr Imageschaden wirklich ist, den sie reparieren will."
Ein öffentlich verkündeter Reformprozess ohne wirkliche Reformen. Mit Beratern, auf die man nicht hört.
"Schauen Sie, andere große Unternehmen von Weltrang haben auch Zeit gebraucht, um das umzusetzen, was auch die FIFA jetzt umsetzt."
Sagt Hans-Joachim Eckert. Der erfahrene Münchner Strafrichter hat große Korruptionsfälle wie den Siemens-Skandal verhandelt, jetzt richtet er nebenbei über Korruptionsfälle in der FIFA. Denn das ist der einzige größere Reformschritt, den die FIFA bisher umgesetzt hat, die Zweiteilung ihrer Ethikkommission, mit einem externen Ankläger aus den USA und dem externen Richter Eckert.
"Ich bin nicht dazu angetreten, um irgendjemand ein Feigenblatt zu verpassen, um das ganz deutlich zu sagen. Wenn ich was find, find ich was, wenn ich nix find, find ich nix."
Bei seiner bisher wichtigsten FIFA-Entscheidung vor 4 Wochen wirkte das anders. Der lange erwartete Abschlussbericht zur Korruption rund um die ehemalige Vermarktungsfirma ISL. Mehrere FIFA-Offizielle haben Schmiergeld bekommen. Das war schon vorher bekannt. Ein Name aber fehlt in Eckerts Bericht: Issa Hayatou, Exekutivkomitee-Mitglied und Präsident der Afrikanischen Fußball-Konföderation. Auch er hat nachweislich Geld der ISL bekommen. Nach Informationen der ARD wird Hayatou nun nachträglich noch untersucht werden.
Und über FIFA-Präsident Sepp Blatter schreibt Eckert nur, dieser habe sich "ungeschickt" verhalten, obwohl er von Schmiergeldzahlungen wusste.
"(Reporter) Können Sie verstehen, wenn Leute sagen, Sie haben Herrn Blatter und der FIFA einen Blankoscheck ausgestellt?`
`Nein, habe ich nicht. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich habe das, was mir zur Verfügung stand in Sachen ISL geprüft, ob hier irgendetwas noch veranlasst ist in Sachen Strafrecht oder in Sachen der Ethikregeln."
Eckert verweist auf das Problem der Verjährung, aber die gibt es nach dem neuen Ethikcode der FIFA gar nicht mehr. Blatters mögliches Fehlverhalten ín der Vergangenheit könnte also eigentlich untersucht werden.
"(Reporter) Das heißt, es ist auch nicht damit zu rechnen, dass ein Verfahren gegen ihn eröffnet wird?
`Ich wüsste nicht, auf welcher Basis.`"
"Das ist absurd."
Absurd, nennt das David Larkin von ChangeFIFA.
"Absurd ist: den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Bin Hammam wegen Interessenkonflikten nachträglich zu verurteilen, und bei Sepp Blatter soll das bei all den Vorwürfen nicht gelten? Das ist scheinheilig."
Ein öffentlich verkündeter Reformprozess, der den jahrelangen Präsidenten nicht mit einschließt;
Ein sogenannter Reformprozess, in dem man nicht auf die eingekauften Berater hört; in dem die wegen Korruption ausgetauscht Vorstandsmitglieder heute trotzdem noch hohe FIFA-Pensionen erhalten.
Dieser Reformprozess ist wohl eher keiner.
Mauritius soll schön sein. Schön auch für die FIFA, weil ins weit entfernte Mauritius weniger Journalisten kommen werden als zu sonstigen Kongressen. Weniger Aufmerksamkeit ist gut für die vermeintlichen FIFA-Reformen.