Seit Anfang des Jahres läuft bei Tatjana Kondrate schon am Morgen der Fernseher. Mann und Kinder haben früh das Haus verlassen, und nach dem Bügeln und Aufräumen hat die 36-Jährige nichts mehr zu tun. Tatjana frisiert zum wiederholten Mal ihr schulterlanges blondes Haar, liest nebenbei eine Illustrierte und nippt an ihrem Tee.
"Bis vor kurzem war ich bei der Lettischen Polizei angestellt. Um diese Zeit hätte ich längst auf der Wache Dienst geschoben. Aber im Dezember lag die Kündigung auf dem Tisch. Der Staat müsse Stellen abbauen, hieß es. Ehrlich gesagt habe ich bis heute nicht realisiert, dass ich arbeitslos bin."
Tatjana ist nicht die einzige. Seit Jahresbeginn stehen in Lettland knapp tausend Polizisten und Finanzbeamte auf der Strasse und täglich werden es mehr. Aber anders als Tatjana setzen sie sich zur Wehr.
"Das Parlament muss weg", "das Parlament muss weg" grölten die Leute am vergangenen Dienstag auf dem Domplatz von Riga. Mehr als zehntausend Menschen hatten sich mit Spruchbändern und Plakaten versammelt, um gegen die drastischen Haushaltskürzungen der Lettischen Regierung zu protestieren."
Aufgerufen zur Demonstration hatte die Partei " Gesellschaft für neue Politik".
Ihr Kopf ist der ehemalige Außenminister Artis Pabriks. Er lehnt die Sparmaßnahmen der Regierung entschieden ab. Zum Beispiel, dass alle Gehälter im Öffentlichen Dienst gekürzt wurden. Ebenso ist er dagegen, dass sieben Ministerien aufgelöst werden sollen. Artis Pabriks wittert Korruption.
"Es ist unfair, die Gehälter um 15 Prozent zu kürzen. Niedrigverdiener wie Lehrer, Krankenschwestern und Polizisten sollten verschont bleiben. Stattdessen könnten hoch bezahlte Minister und Berater mehr abgeben. Und beim Abbau der Ministerien sieht es ganz so aus, als blieben alle Behörden verschont, die in der Hand der Regierungssparteien sind. Es geht also nur um den Erhalt ihrer Macht."
Der neue Sparkurs in Lettland war die Voraussetzung für einen Kredit von 7,5 Milliarden Euro, der der Baltenrepublik vom Internationalen Währungsfond, der Europäische Kommission und von den Skandinavischen Ländern zugesagt wurde. Denn seit Ende vergangenen Jahres ist es mit dem Wirtschaftsboom in Lettland vorbei. Als die einheimische Parex Bank vor dem Bankrott stand, sprang der Staat ein und suchte finanzielle Hilfe, erklärt der Leiter des Haushaltsausschusses Oskars Spurdzins.
"Wir hatten keine andere Wahl. Nur wenn wir diesen Kredit erhalten können wir die Wirtschaft unseres Landes stabilisieren. Und wir mussten Hals über Kopf handeln, denn wir sind nicht die einzigen, die beim Internationalen Währungsfond um Geld anstehen. Leider sind die Menschen erbost. Sie denken, die Krise würde jetzt auf ihrem Rücken ausgetragen."
Mit Bussen reisten aus der Provinz sogar wütende Bauern an. Frauen und Männer kamen mit großen Mistgabeln zur Versammlung, um gegen die Sparmaßnahmen der Regierung zu protestieren.
" Wir Bauern gehen baden. Kein Politiker stützt unsere heimische Lebensmittelproduktion. Alle denken nur an sich. Wir fordern, dass die Regierung jetzt den Milliardenkredit auch in die Landwirtschaft investiert."
"Vor 18 Jahren sind wir aus unseren Dörfern gekommen, um unser Parlament vor den Sowjetischen Panzern zu schützen. Für diese Regierung mache ich keinen Finger krumm. Wir sollten sie lieber nach Sibirien schicken."
Was als friedliche Demonstration in Riga begann, artete in der Nacht zu einer regelrechten Schlacht um das Parlamentsgebäude aus. Diese Bilder der Verwüstung hat Tatjana Kondrate am Morgen zu Haus vor dem Fernseher verfolgt. Schade, meint die arbeitslose Polizistin, dabei hatte sie wieder ein wenig Hoffnung geschöpft, denn der Lettische Präsident hatte ein Referendum für Neuwahlen in Aussicht gestellt.
"Bis vor kurzem war ich bei der Lettischen Polizei angestellt. Um diese Zeit hätte ich längst auf der Wache Dienst geschoben. Aber im Dezember lag die Kündigung auf dem Tisch. Der Staat müsse Stellen abbauen, hieß es. Ehrlich gesagt habe ich bis heute nicht realisiert, dass ich arbeitslos bin."
Tatjana ist nicht die einzige. Seit Jahresbeginn stehen in Lettland knapp tausend Polizisten und Finanzbeamte auf der Strasse und täglich werden es mehr. Aber anders als Tatjana setzen sie sich zur Wehr.
"Das Parlament muss weg", "das Parlament muss weg" grölten die Leute am vergangenen Dienstag auf dem Domplatz von Riga. Mehr als zehntausend Menschen hatten sich mit Spruchbändern und Plakaten versammelt, um gegen die drastischen Haushaltskürzungen der Lettischen Regierung zu protestieren."
Aufgerufen zur Demonstration hatte die Partei " Gesellschaft für neue Politik".
Ihr Kopf ist der ehemalige Außenminister Artis Pabriks. Er lehnt die Sparmaßnahmen der Regierung entschieden ab. Zum Beispiel, dass alle Gehälter im Öffentlichen Dienst gekürzt wurden. Ebenso ist er dagegen, dass sieben Ministerien aufgelöst werden sollen. Artis Pabriks wittert Korruption.
"Es ist unfair, die Gehälter um 15 Prozent zu kürzen. Niedrigverdiener wie Lehrer, Krankenschwestern und Polizisten sollten verschont bleiben. Stattdessen könnten hoch bezahlte Minister und Berater mehr abgeben. Und beim Abbau der Ministerien sieht es ganz so aus, als blieben alle Behörden verschont, die in der Hand der Regierungssparteien sind. Es geht also nur um den Erhalt ihrer Macht."
Der neue Sparkurs in Lettland war die Voraussetzung für einen Kredit von 7,5 Milliarden Euro, der der Baltenrepublik vom Internationalen Währungsfond, der Europäische Kommission und von den Skandinavischen Ländern zugesagt wurde. Denn seit Ende vergangenen Jahres ist es mit dem Wirtschaftsboom in Lettland vorbei. Als die einheimische Parex Bank vor dem Bankrott stand, sprang der Staat ein und suchte finanzielle Hilfe, erklärt der Leiter des Haushaltsausschusses Oskars Spurdzins.
"Wir hatten keine andere Wahl. Nur wenn wir diesen Kredit erhalten können wir die Wirtschaft unseres Landes stabilisieren. Und wir mussten Hals über Kopf handeln, denn wir sind nicht die einzigen, die beim Internationalen Währungsfond um Geld anstehen. Leider sind die Menschen erbost. Sie denken, die Krise würde jetzt auf ihrem Rücken ausgetragen."
Mit Bussen reisten aus der Provinz sogar wütende Bauern an. Frauen und Männer kamen mit großen Mistgabeln zur Versammlung, um gegen die Sparmaßnahmen der Regierung zu protestieren.
" Wir Bauern gehen baden. Kein Politiker stützt unsere heimische Lebensmittelproduktion. Alle denken nur an sich. Wir fordern, dass die Regierung jetzt den Milliardenkredit auch in die Landwirtschaft investiert."
"Vor 18 Jahren sind wir aus unseren Dörfern gekommen, um unser Parlament vor den Sowjetischen Panzern zu schützen. Für diese Regierung mache ich keinen Finger krumm. Wir sollten sie lieber nach Sibirien schicken."
Was als friedliche Demonstration in Riga begann, artete in der Nacht zu einer regelrechten Schlacht um das Parlamentsgebäude aus. Diese Bilder der Verwüstung hat Tatjana Kondrate am Morgen zu Haus vor dem Fernseher verfolgt. Schade, meint die arbeitslose Polizistin, dabei hatte sie wieder ein wenig Hoffnung geschöpft, denn der Lettische Präsident hatte ein Referendum für Neuwahlen in Aussicht gestellt.