Molkerei-Geschäftsführer Werner Stoffel: "Hahahaha." Und der kann trotzdem lachen. Der Molkerei angegliedert: Eine Käserei. Werner Stoffels Kollege, Samuel Withrich, der Käser bei der Arbeit. Er macht gerade...
"…Bergkäse. Davoser Bergkäse. Das sind jetzt 2400 Liter Milch, das gibt ungefähr 250 Schilder Käse. Das gibt 45 Leib Bergkäse."
Seit 33 Jahren arbeitet Withrich in der Käserei. Stoffel ist seit sieben Jahren Geschäftsführer. Molkereimeister ist er, wohnt in Davos, verheiratet, zwei Kinder, Brille, Hemd, Stoffhose, Schnäuzer, kurzes blondes Haar. Als Molkereimeister kommt man eventuell von einem Bauernhof?
"Ja, wir haben zu Hause einen Bauernbetrieb gehabt, einen sehr kleinen Bauernbetrieb. Typische Bergbauern: fünf Kühe, insgesamt vielleicht so 20 Tiere in der besten Zeit. Wir haben den Betrieb aber schon seit bald 20 Jahren aufgegeben. Aber die Wurzeln, die sind wirklich in der Landwirtschaft"
Als der Vater starb. Stoffel ist Bündner, aus Graubünden also, und kommt aus einem kleinen Dorf einige Kilometer von Davos entfernt.
Im Labor der Molkerei.
"Jawoll. Also die Molkerei verfügt über ein relativ kleines Labor, wo wir die wichtigsten Untersuche machen. Ich habe hier eine Teilzeit-Mitarbeiterin, die milchwirtschaftliche Laborantin ist und äh, die diese Untersuche dann jeweils macht."
16 Angestellte hat er bzw. die Genossenschaft, die die Molkerei ist.
"Gehen Sie dort hin", hatte der Bäcker Walter Weber gesagt. Weber belieferte die Sanatorien mit Brot und Brötchen "Denen", so Weber weiter, "geht’s wirklich schlecht. Meinen Verlust kann ich mit dem Café, dem kleinen Restaurant und meinen paar Fremdenzimmern auffangen."
Stoffel hat Mitarbeiter entlassen müssen.
"Wir haben äh sämtliche Kliniken beliefert. Also sie zählten alle zu unseren Kunden und es ist natürlich so, dass wir jetzt da ein rechtes Loch bekommen haben durch die Schließung dieser Kliniken."
Ein schleichendes Loch innerhalb der letzten fünf Jahre. 200.000 Franken per anno. 133.000 Euro. Zumal die Kliniken Saison unabhängige Abnehmer waren.
"Die Kliniken waren Betriebe, die die ganze Saison belegt waren, und uns auch in der Zwischensaison Arbeit gaben. Und in diesem Jahr ist die Zwischensaison dann wirklich äh, kann man sagen, tot gewesen, also wir hatten praktisch keine Kunden mehr, die Waren benötigen."
Die Zwischensaison ist lang. Die Zeit, in der keine, na, sagen wir, wenige Touristen in Davos sind. Im Herbst mindestens 2 bis 3 Monate, im Frühjahr mindestens 2 bis 3 Monate.
"Also vor allem das Frühjahrsloch, wenn man so sagen darf. Nach Ostern, das heißt Ostermontag, ist dann wie abgeschnitten, da sind die Gäste, sind dann nicht mehr hier und die Einheimischen, die gehen in die Ferien. Und dann ist es äh wirklich sehr ruhig in Davos und das war die Zeit, in der eben die Kliniken eine gute Auslastung für uns brachten."
Drei Arbeitsplätze kostete die Genossenschaft das Loch.
"Die Situation, die wir jetzt in Davos mit dem Handel haben, hat uns natürlich auch gezwungen weitere Absatzgebiete außerhalb von Davos zu erschließen. Und das ist nicht ganz einfach, da sind wir nicht die einzigen. Aber ein Stück weit ist es uns gelungen."
Dennoch, so Stoffel, befinde sich Davos zurzeit im wörtlichen Sinne in einem Tal.
"Ich glaube, das darf man sagen so, ja, befinden wir uns. Und wir suchen den Weg nach oben. Und ich glaube daran, dass wir das schaffen. Aber wir sind ein Tourismusort, wir sind ein Sportort und wir sind abhängig von Gästen, die wir in Davos gerne wieder empfangen möchten und da ist Deutschland natürlich ein großer, ein wichtiger Partner diesbezüglich. Und wenn es Deutschland besser geht, bin ich überzeugt, dass es uns auch wieder besser geht."
Davos: Eine Stadt, in der, wie in einem Dorf, jeder jeden kennt. Ein Dorf, in dem sich durch den Tbc-Tod, der vor einhundert Jahren in den Sanatorien täglich anzutreffen war, sich Tragödien abgespielt haben.
Eine Stadt, die noch 80 Bauern hat. 50 Bauern bzw. Bäuerinnen, die in der Milchproduktion tätig sind. 4,5 Millionen Kilogramm im Jahr.
Des Sommers sind die Kühe auf der Alm.
"Ja genau, das ist natürlich eine kostengünstige Fütterung im Sommer. Und wir melken aber die Kühe selber. Mein Schwiegervater fährt jeden Morgen und jeden Abend auf die Alp und melkt die dort. So haben sie natürlich die best mögliche Betreuung und geben dann auch mehr Milch."
Am südwestlichen Ortsrand von Davos Dorf. Rosmarie Hoffmann und ihr Mann Kaspar, Ur-Davoser, eine Milchbauernfamilie, eine von den erwähnten 50. Rosmarie Hoffmann, 36, die Bauerntochter aus dem Kanton Bern ist eigentlich Hochbauzeichnerin. Jetzt hat sie 36 Kühe.
"Und das ist schon ein großer Betrieb fürs Berggebiet, ja."
Ihr Vater ist auch gerade da.
"Er ist auf Urlaub hier bei mir, ja. Und das ist die kleinste Tochter Sandra."
Drei Kinder insgesamt. "Na schagst schnell warte."
Das Problem:
"Wenn die Molkerei jetzt eingeht, dann holt niemand mehr zu einem anständigen Preis die Milch hier oben, oder? Die bekommen die unten im Flachland billiger, oder? Ja, die Anfahrtswege."
200.000 Liter geben die Hoffmanns ab. Noch.
"Aber einfach die Zukunft, das Ungewisse belastet natürlich auch."
Davos. Für sie als Zugezogene?
"Davos ist für mich meine Heimat geworden. Ich, ja, bin hier zu Hause, ich habe hier meine Familie, mein Umfeld. Ich könnte mir gar nicht vorstellen von hier weg zu gehen. Ja, es ist einfach irgendwie, man kennt Davos fast in ganz Europa, wenn nicht sogar weiter und das macht es schon speziell. Also ich bin auch ein wenig stolz hier zu wohnen. Es ist zwar eine Stadt, aber den Dörfli-Geist, den gibt es hier schon auch. Aber eben weil da Leute sind, die aus aller Welt kommen, ist es natürlich schon global. Ja, aber es ist auch ein Dorf. Ja, man hat beides - Stadt und Land."
"…Bergkäse. Davoser Bergkäse. Das sind jetzt 2400 Liter Milch, das gibt ungefähr 250 Schilder Käse. Das gibt 45 Leib Bergkäse."
Seit 33 Jahren arbeitet Withrich in der Käserei. Stoffel ist seit sieben Jahren Geschäftsführer. Molkereimeister ist er, wohnt in Davos, verheiratet, zwei Kinder, Brille, Hemd, Stoffhose, Schnäuzer, kurzes blondes Haar. Als Molkereimeister kommt man eventuell von einem Bauernhof?
"Ja, wir haben zu Hause einen Bauernbetrieb gehabt, einen sehr kleinen Bauernbetrieb. Typische Bergbauern: fünf Kühe, insgesamt vielleicht so 20 Tiere in der besten Zeit. Wir haben den Betrieb aber schon seit bald 20 Jahren aufgegeben. Aber die Wurzeln, die sind wirklich in der Landwirtschaft"
Als der Vater starb. Stoffel ist Bündner, aus Graubünden also, und kommt aus einem kleinen Dorf einige Kilometer von Davos entfernt.
Im Labor der Molkerei.
"Jawoll. Also die Molkerei verfügt über ein relativ kleines Labor, wo wir die wichtigsten Untersuche machen. Ich habe hier eine Teilzeit-Mitarbeiterin, die milchwirtschaftliche Laborantin ist und äh, die diese Untersuche dann jeweils macht."
16 Angestellte hat er bzw. die Genossenschaft, die die Molkerei ist.
"Gehen Sie dort hin", hatte der Bäcker Walter Weber gesagt. Weber belieferte die Sanatorien mit Brot und Brötchen "Denen", so Weber weiter, "geht’s wirklich schlecht. Meinen Verlust kann ich mit dem Café, dem kleinen Restaurant und meinen paar Fremdenzimmern auffangen."
Stoffel hat Mitarbeiter entlassen müssen.
"Wir haben äh sämtliche Kliniken beliefert. Also sie zählten alle zu unseren Kunden und es ist natürlich so, dass wir jetzt da ein rechtes Loch bekommen haben durch die Schließung dieser Kliniken."
Ein schleichendes Loch innerhalb der letzten fünf Jahre. 200.000 Franken per anno. 133.000 Euro. Zumal die Kliniken Saison unabhängige Abnehmer waren.
"Die Kliniken waren Betriebe, die die ganze Saison belegt waren, und uns auch in der Zwischensaison Arbeit gaben. Und in diesem Jahr ist die Zwischensaison dann wirklich äh, kann man sagen, tot gewesen, also wir hatten praktisch keine Kunden mehr, die Waren benötigen."
Die Zwischensaison ist lang. Die Zeit, in der keine, na, sagen wir, wenige Touristen in Davos sind. Im Herbst mindestens 2 bis 3 Monate, im Frühjahr mindestens 2 bis 3 Monate.
"Also vor allem das Frühjahrsloch, wenn man so sagen darf. Nach Ostern, das heißt Ostermontag, ist dann wie abgeschnitten, da sind die Gäste, sind dann nicht mehr hier und die Einheimischen, die gehen in die Ferien. Und dann ist es äh wirklich sehr ruhig in Davos und das war die Zeit, in der eben die Kliniken eine gute Auslastung für uns brachten."
Drei Arbeitsplätze kostete die Genossenschaft das Loch.
"Die Situation, die wir jetzt in Davos mit dem Handel haben, hat uns natürlich auch gezwungen weitere Absatzgebiete außerhalb von Davos zu erschließen. Und das ist nicht ganz einfach, da sind wir nicht die einzigen. Aber ein Stück weit ist es uns gelungen."
Dennoch, so Stoffel, befinde sich Davos zurzeit im wörtlichen Sinne in einem Tal.
"Ich glaube, das darf man sagen so, ja, befinden wir uns. Und wir suchen den Weg nach oben. Und ich glaube daran, dass wir das schaffen. Aber wir sind ein Tourismusort, wir sind ein Sportort und wir sind abhängig von Gästen, die wir in Davos gerne wieder empfangen möchten und da ist Deutschland natürlich ein großer, ein wichtiger Partner diesbezüglich. Und wenn es Deutschland besser geht, bin ich überzeugt, dass es uns auch wieder besser geht."
Davos: Eine Stadt, in der, wie in einem Dorf, jeder jeden kennt. Ein Dorf, in dem sich durch den Tbc-Tod, der vor einhundert Jahren in den Sanatorien täglich anzutreffen war, sich Tragödien abgespielt haben.
Eine Stadt, die noch 80 Bauern hat. 50 Bauern bzw. Bäuerinnen, die in der Milchproduktion tätig sind. 4,5 Millionen Kilogramm im Jahr.
Des Sommers sind die Kühe auf der Alm.
"Ja genau, das ist natürlich eine kostengünstige Fütterung im Sommer. Und wir melken aber die Kühe selber. Mein Schwiegervater fährt jeden Morgen und jeden Abend auf die Alp und melkt die dort. So haben sie natürlich die best mögliche Betreuung und geben dann auch mehr Milch."
Am südwestlichen Ortsrand von Davos Dorf. Rosmarie Hoffmann und ihr Mann Kaspar, Ur-Davoser, eine Milchbauernfamilie, eine von den erwähnten 50. Rosmarie Hoffmann, 36, die Bauerntochter aus dem Kanton Bern ist eigentlich Hochbauzeichnerin. Jetzt hat sie 36 Kühe.
"Und das ist schon ein großer Betrieb fürs Berggebiet, ja."
Ihr Vater ist auch gerade da.
"Er ist auf Urlaub hier bei mir, ja. Und das ist die kleinste Tochter Sandra."
Drei Kinder insgesamt. "Na schagst schnell warte."
Das Problem:
"Wenn die Molkerei jetzt eingeht, dann holt niemand mehr zu einem anständigen Preis die Milch hier oben, oder? Die bekommen die unten im Flachland billiger, oder? Ja, die Anfahrtswege."
200.000 Liter geben die Hoffmanns ab. Noch.
"Aber einfach die Zukunft, das Ungewisse belastet natürlich auch."
Davos. Für sie als Zugezogene?
"Davos ist für mich meine Heimat geworden. Ich, ja, bin hier zu Hause, ich habe hier meine Familie, mein Umfeld. Ich könnte mir gar nicht vorstellen von hier weg zu gehen. Ja, es ist einfach irgendwie, man kennt Davos fast in ganz Europa, wenn nicht sogar weiter und das macht es schon speziell. Also ich bin auch ein wenig stolz hier zu wohnen. Es ist zwar eine Stadt, aber den Dörfli-Geist, den gibt es hier schon auch. Aber eben weil da Leute sind, die aus aller Welt kommen, ist es natürlich schon global. Ja, aber es ist auch ein Dorf. Ja, man hat beides - Stadt und Land."