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Die Freiburger Uni kämpf um ihr Image

Freiburg, Innenstadt: Große Plakate hängen über den Hauptdurchgangsstraßen. 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, lesen Autofahrer und Fußgänger. Doch so manche Studierende haben die Lust an den Jubiläums-Feiern verloren. Grund: Die Verwicklung von Ärzten des Freiburger Uni-Klinikums in die Doping-Skandale der vergangenen Tage.

Von Thomas Wagner |
    "Es wirft nicht unbedingt ein positives Licht auf die Uni. Ich denke, für Freiburg und die Uni ist es schon ein Imageschaden. Nicht, dass sich jemand davon abhalten ließe, in Freiburg zu studieren. Aber ich denke, dass der Ruf von Freiburg und der Uni etwas in Mitleidenschaft gezogen wird.")

    "Radsport hat für mich nichts mit der Universität in dem Sinne zu tun. Und da die da eher alle gedopt sind meiner Meinung nach, weil man sonst gar nicht auf dem Niveau fahren könnte, hat mich das nicht überrascht.

    "Der Imageschaden der Uni insgesamt ist natürlich auch nicht zu unterschätzen. Aber ich denke, das kann die Uni durch positive Leistungen in Zukunft wieder ausgleichen."


    Dass die Doping-Skandale der vergangenen Tage und die Verwicklung von Ärzten des Freiburger Uni-Klinikums darin zu einer Delle am Image der altehrwürdigen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg führten, wird auch im Rektorat und im Uni-Klinikum selbst nicht bestritten. Professor Mathias Brandis, Leiter des Freiburger Uni-Klinikums:

    "Das ist unsere größte Sorge, dass durch diese Information und diese Ereignisse das Institut für Sportmedizin in seiner Existenz gefährdet zu sein scheint. Diesem wollen wir natürlich entgegentreten."

    Eine Sorge, die nicht unberechtigt ist: Denn Professor Wolfgang Jäger, Rektor der Uni Freiburg, hat unmittelbar nach dem Geständnis der Freiburger Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich die Notbremse gezogen: Demnach zieht sich die Uni Freiburg zunächst einmal komplett aus der Betreuung von Spitzensportlern zurück. Und: Eine Untersuchungskommission soll lückenlos aufklären, inwieweit die Uni Freiburg in die jüngst bekannt gewordenen möglicherweise weitere Doping-Fälle verwickelt ist. Diese Kommission ist …

    "...ganz bewusst mit einem ehemaligen Richter besetzt, der sich im ehemaligen Arzneimittelrecht und in dem Thema ärztliches Fehlverhalten auskennt und international renommierte Professoren plus Auslands-Consulter eingesetzt."

    so Rudolf-Werner Dreier, Sprecher der Uni Freiburg. Auf den Fluren des Freiburger Uni-Rektorates geht die blanke Angst um, dass durch die Doping-Skandale langfristig etwas an der Uni haften bleibt. Das wäre insofern schlecht, als dass Freiburg ausgerechnet in diesem Herbst, im zweiten Anlauf, Exzellenz-Uni werden will. Da machen sich Meldungen über Verwirklungen in die jüngsten Doping-Fälle nicht eben gut.

    "Es ist wirklich ein Imageschaden. Andererseits: Exzellenz einer Universität drückt sich auch darin aus, wie eine Universität mit solchen Krisen umgehen kann - und wie sie dort vorgeht. Und ich denke, die Art und Weise, wie wir aktiv jetzt gehandelt haben, ist dazu geeignet, auch Vertrauen zu schaffen."

    Der rigorose Ausstieg aus der Leistungssport-Betreuung wird teilweise aber auch kritisch gesehen. Professor Matthias Brandis befürchtet langfristig einen Schaden für die Qualität der Forschung am Freiburger Uni-Klinikum, sollte zukünftig strikt daran fest gehalten werden.

    "Grundsätzlich ist es eine große Herausforderung für die Wissenschaft, zu studieren, was ein menschlicher Körper durch entsprechendes kluges Training an Leistung erreichen kann. Und dieses wissenschaftlich zu begleiten ist vielleicht ein Traum der Menschheit überhaupt. Es ist aber eine andere Sache, ob die Teambetreuung im Leistungssport zu den Aufgaben einer Universität gehört. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.."

    Zudem sieht Professor Matthias Brandis in der Art und Weise, wie die unterschiedlichen Beteiligten auf die Doping-Vorfälle reagieren, ein großes Missverhältnis; Auf der einen Seite die Universität, die ihre Ärzte vom Dienst suspendiert, die Gutachterkommissionen einsetzt und Betreuungsprojekte auf Eis legt, auf der anderen Seite das seiner Meinung nach weitaus weniger konsequente Verhalten der beteiligten Spitzensportler, Rennställe und Verbände:

    "Im Augenblick erleben wir ein Szenario, dass sich ein Erik Zabel tränenreich bekannt und wieder Rad fahren darf, Herr Scharping sogar sich äußert: Es ist sehr schön, dass ein so verdienter Sportler nicht gleich plattgemacht wird. Dagegen werden die Ärzte vernichtet - in ihrer Lebensperspektive, in ihrer Lebensexistenz. Ich glaube, wir müssen die Balance wieder herstellen."