Archiv


Die FU Berlin und die Exzellenz-Initiative

Wenn man sich Ranking-Listen deutscher Hochschulen anschaut, sieht man eine immer ganz oben stehen: Die Freie Universität Berlin. In allen möglichen Bereichen von Geisteswissenschaften über Regionalstudien bis Naturwissenschaften hebt sie sich in den Kategorien Forschung, Ausstattung der Bibliotheken und Studiensituation insgesamt deutlich ab. Ob das auch die Kommission beeindruckt, die in zehn Tagen entscheidet, welche Hochschulen an der Exzellenz-Initiative teilnehmen?

Von Esther Körfgen |
    Noch ist nicht viel Betrieb hier am John F. Kennedy-Institut. Ein paar Tage vor Start der Vorlesungen sitzen nur wenige Studierende in der Bibliothek. Eine schaut sehnsüchtig aus dem Fenster, auf die Baustelle nebenan, wo - Exzellenzinitiative sei dank - gerade eine Graduiertenschule entsteht.

    "Wenn man die Möglichkeit hätte die Graduiertenschule zu besuchen wäre das eine wunderbare Möglichkeit zu promovieren und auch die finanzielle Absicherung zu haben dabei. "

    Vor einem Jahr hatte der Antrag auf die Nachwuchsschmiede Gnade in den Augen der Exzellenz-Jury gefunden, von nun an wird sie fünf Jahre lang mit jährlich rund einer Million Euro gefördert. Was könnte man mit dem Geld alles schönes tun, träumt dieser Student.

    "Dass die Bibliotheken noch besser ausgestattet werden, offener sind, und dass generell Gelder nicht nur in den direkten Exzellenzbereich fließen, da haben maximal 10 Leute pro Jahrgang was davon, aber der ganze Rest nicht, und wir können uns von dem Renommee jetzt auch nicht wahnsinnig viel kaufen."

    Das Kennedy-Institut für Nordamerika-Studien ist nur eine von fünf regionalwissenschaftlichen Einrichtungen. Internationalität ist ein dicker Pluspunkt im Exzellenz-Wettbewerb und hat an der FU schon immer eine große Rolle gespielt - erst die guten Kontakte zu den USA ermöglichten überhaupt die Gründung der Uni, 1948. Und internationale Beziehungen blieben auch wichtig, als Berlin zur Insel wurde. Daran erinnert FU-Präsident Dieter Lenzen:

    "Es war ein Grundkonzept bei der Gründung der Freien Universität, die Isolierungslage dieser Uni in Westberlin auch dadurch zu überwinden, dass für jede große Region der Welt ein eigenes Zentralinstitut gegründet wurde."

    Im vergangenen Jahr wurden die fünf Regional-Institute in einem Zentrum vereint. Das soll interdisziplinäres Arbeiten fördern und die Vernetzung - zwei weitere, wichtige Themen im Zukunfts-Konzept der FU. Vor allem dieses Konzept muss der Kommission zur Exzellenz-Initiative gefallen. Was noch drin steht:

    "Wir wollen die Forschung strategisch voran treiben, das zweite ist ein Zentrum für internationalen Austausch, das heißt wir haben eine Reihe von Dependancen überall in der Welt gegründet, und schließlich ein Zentrum für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die "Dahlem Research School"."

    Mit der Nachwuchsförderung am Kennedy-Institut hat die FU schon eine Bedingung erfüllt auf dem Weg zur Exzellenz-Uni. Jetzt muss noch ein so genannter Cluster durchgewunken werden - ein Antrag auf ein Mega-Forschungs-Projekt. Die Uni hat gleich drei davon ins Rennen geschickt, eines zum Thema "Erfolgreiches Lernen". Es soll sonst eher vernachlässigte Aspekte schulischen Lernens untersuchen: etwa die Atmosphäre im Klassenzimmer oder die Beliebtheit einzelner Schüler. Was daran besonders ist, sagt die Antragstellerin Bettina Hannover, Professorin für Erziehungswissenschaft.

    " Der Antrag schloss verschiedene Organisationen ein, die in der Region Berlin-Brandenburg mit Bildung befasst sind. Wir haben durch diese Kooperation der Einrichtungen die einmalige Situation, dass wir schulisches Lernen mit allen daran beteiligten Prozessen empirisch untersuchen können. "

    Die Antragstellung kann als Übung für ein späteres Zusammenarbeiten genommen werden - 25 Hochschullehrer waren daran beteiligt. Anderthalb Jahre hat es entsprechend gedauert, bis der Antrag gestellt war, auf über 200 Seiten, in englischer Sprache. Was für ein Aufwand.

    " Sie müssen sich vorstellen, wir reden über eine Summe von ungefähr 35 Millionen Euro, das entspricht dem Etat einer kleinen Universität. Das heißt ein Cluster bedeutet eigentlich eine kleine Universität, die in einer Universität entsteht, und entsprechend gehören zur Planung eben auch die Planung der Verwaltungsabläufe, die Planung der räumlichen Gestaltung."

    Sollte der Antrag von Bettina Hannover den Zuschlag bekommen, würde auf dem heutigen Parkplatz der FU ein funkelnagelneues Gebäude entstehen. Die Mitarbeiter müssten dann etwas weiter weg parken, aber das wäre dann wohl zu verkraften.