Tag und Nacht verendeten zahlreiche Menschen auf offener Straße. Für die große Menge Leichen, die fast stündlich bei jeder Kirche zusammengetragen wurden, reichte der geweihte Boden zur Beerdigung nicht aus.
Der italienische Dichter Boccaccio in seiner berühmten Novellensammlung Il Decamerone. Darin beschreibt er die grausamen Folgen der Pest, als sie Florenz erreicht, im Jahr 1348. Der Schwarze Tod suchte ganz Europa heim:
"Wir müssen davon ausgehen, dass 30 bis 50 Prozent der Menschen in den betroffenen Gebieten starben. Keine andere Epidemie war jemals so verheerend. Es steht geschrieben, dass die Leute Blut spuckten und fieberten. Nach dem ersten Auftreten der Symptome hatten sie nur noch wenige Tage zu leben."
Sharon DeWitte und James Wood zieht das große Sterben vor 650 Jahren noch heute in ihren Bann. Die beiden sind Anthropologen in den USA. DeWitte an der Universität von Albany im Bundesstaat New York, Wood an der Staatsuniversität von Pennsylvania. Durch die neue Studie, die das Forscher-Paar vorlegt, bekommt das Bild vom alles verschlingenden Schwarzen Tod jetzt Kratzer:
"Viele nehmen an, dass der Schwarze Tod wahllos wütete. Er kostete so viele Menschen das Leben – da spielte es keine Rolle, ob man jung oder alt war, männlich oder weiblich, gesund oder krank. Alle hatten demnach dasselbe Risiko, an der Seuche zu sterben. Doch wir haben herausgefunden, dass das nicht stimmt. Der Schwarze Tod wirkte sehr wohl selektiv. Leute, die schon vorher krank waren, hatten ein höheres Risiko als Gesunde, an der Seuche zu sterben."
Man kann also sagen. Selbst die Pest – eine durch Flöhe übertragene, von Bakterien ausgelöste Krankheit - machte keine Ausnahme. Und hebelte das biologische Prinzip der Selektion nicht aus. Danach haben die Stärkeren größere Chancen im Überlebenskampf. Doch wie kamen die Forscher überhaupt zu ihren Befunden? Über Opfer, die schon mehr als 650 Jahre lang tot sind:
"Ein Massengrab für Tote der Pest-Epidemie befand sich in London. Man kannte es als Friedhof von East Smithfield. Vor 20 Jahren ist dieses Grabfeld von Mitarbeitern des Museums von London komplett ausgegraben worden. Und uns bot sich die Chance, diese archäologischen Relikte näher anzuschauen."
Fast 500 erhaltene Skelette von Pest-Opfern untersuchte Sharon DeWitte in London. Sie interessierte sich für auffällige Schädigungen von Knochen und Zähnen. Für Veränderungen, von denen man weiß, dass sie durch eine Erkrankung oder einen Mangelzustand bedingt sind. Ein Beispiel:
"Es gibt Läsionen des Schädels, da ist der Knochen porös und hat winzige Löcher. Bei Eisen-Mangel kommt so etwas vor. Andere Knochenveränderungen deuten auf eine Blutarmut hin oder auf chronische Infektionen. All das verrät etwas darüber, wie gesund die Leute waren, bevor der Schwarze Tod zuschlug."
Das Ergebnis der Knochenarbeit: Unter den Pest-Opfern von East-Smithfield waren deutlich mehr Kranke oder Geschwächte als Gesunde. Für James Wood ein Indiz dafür, dass der Schwarze Tod doch nicht unterschiedslos jeden tötete:
"Es zeigt sich, dass der Gesundheitszustand schon beeinflusste, wer dem Schwarzen Tod zum Opfer fiel. Vermutlich traf es vor allem mangelernährte Menschen, deren Immunsystem geschwächt war."
Den Schrecken kann das allerdings kaum schmälern. Die Heimsuchung durch den Schwarzen Tod bleibt die verheerendste Seuche des Mittelalters:
Tag und Nacht verendeten zahlreiche Menschen auf offener Straße.
Der italienische Dichter Boccaccio in seiner berühmten Novellensammlung Il Decamerone. Darin beschreibt er die grausamen Folgen der Pest, als sie Florenz erreicht, im Jahr 1348. Der Schwarze Tod suchte ganz Europa heim:
"Wir müssen davon ausgehen, dass 30 bis 50 Prozent der Menschen in den betroffenen Gebieten starben. Keine andere Epidemie war jemals so verheerend. Es steht geschrieben, dass die Leute Blut spuckten und fieberten. Nach dem ersten Auftreten der Symptome hatten sie nur noch wenige Tage zu leben."
Sharon DeWitte und James Wood zieht das große Sterben vor 650 Jahren noch heute in ihren Bann. Die beiden sind Anthropologen in den USA. DeWitte an der Universität von Albany im Bundesstaat New York, Wood an der Staatsuniversität von Pennsylvania. Durch die neue Studie, die das Forscher-Paar vorlegt, bekommt das Bild vom alles verschlingenden Schwarzen Tod jetzt Kratzer:
"Viele nehmen an, dass der Schwarze Tod wahllos wütete. Er kostete so viele Menschen das Leben – da spielte es keine Rolle, ob man jung oder alt war, männlich oder weiblich, gesund oder krank. Alle hatten demnach dasselbe Risiko, an der Seuche zu sterben. Doch wir haben herausgefunden, dass das nicht stimmt. Der Schwarze Tod wirkte sehr wohl selektiv. Leute, die schon vorher krank waren, hatten ein höheres Risiko als Gesunde, an der Seuche zu sterben."
Man kann also sagen. Selbst die Pest – eine durch Flöhe übertragene, von Bakterien ausgelöste Krankheit - machte keine Ausnahme. Und hebelte das biologische Prinzip der Selektion nicht aus. Danach haben die Stärkeren größere Chancen im Überlebenskampf. Doch wie kamen die Forscher überhaupt zu ihren Befunden? Über Opfer, die schon mehr als 650 Jahre lang tot sind:
"Ein Massengrab für Tote der Pest-Epidemie befand sich in London. Man kannte es als Friedhof von East Smithfield. Vor 20 Jahren ist dieses Grabfeld von Mitarbeitern des Museums von London komplett ausgegraben worden. Und uns bot sich die Chance, diese archäologischen Relikte näher anzuschauen."
Fast 500 erhaltene Skelette von Pest-Opfern untersuchte Sharon DeWitte in London. Sie interessierte sich für auffällige Schädigungen von Knochen und Zähnen. Für Veränderungen, von denen man weiß, dass sie durch eine Erkrankung oder einen Mangelzustand bedingt sind. Ein Beispiel:
"Es gibt Läsionen des Schädels, da ist der Knochen porös und hat winzige Löcher. Bei Eisen-Mangel kommt so etwas vor. Andere Knochenveränderungen deuten auf eine Blutarmut hin oder auf chronische Infektionen. All das verrät etwas darüber, wie gesund die Leute waren, bevor der Schwarze Tod zuschlug."
Das Ergebnis der Knochenarbeit: Unter den Pest-Opfern von East-Smithfield waren deutlich mehr Kranke oder Geschwächte als Gesunde. Für James Wood ein Indiz dafür, dass der Schwarze Tod doch nicht unterschiedslos jeden tötete:
"Es zeigt sich, dass der Gesundheitszustand schon beeinflusste, wer dem Schwarzen Tod zum Opfer fiel. Vermutlich traf es vor allem mangelernährte Menschen, deren Immunsystem geschwächt war."
Den Schrecken kann das allerdings kaum schmälern. Die Heimsuchung durch den Schwarzen Tod bleibt die verheerendste Seuche des Mittelalters:
Tag und Nacht verendeten zahlreiche Menschen auf offener Straße.