"Hi, here is Siya Boya from the Daily Dispatch. I just wanted to confirm: Did you get my email earlier?""
Siya Boya ist Journalistin beim "Daily Dispatch", einer Lokalzeitung am Ostkap von Südafrika. Sie berichtet vor allem aus dem Dorf Qunu. Von dort gab es jahrelang nichts Spektakuläres zu melden - bis vergangenen Sommer der berühmteste Südafrikaner dorthin zog: Nelson Mandela, inzwischen 93 Jahre alt und gebrechlich. Über ihn versucht Siya Boya respektvoll zu berichten:
"Als Reporterin muss ich mich für seinen Gesundheitszustand interessieren. Ich muss wissen, was in seinem Haus und rundherum passiert. Aber Mandela hat als Staatsmann seine Pflicht erfüllt. Jetzt ist es Zeit, ihn respektvoll zu behandeln und ihm eine friedliche Zeit mit seiner Familie zu erlauben."
Jahrzehntelang war der "Daily Dispatch" das einzige Medium, das regelmäßig aus Qunu berichtete. Seit Mandela dort wohnt, hat sich das geändert. Dutzende westliche Journalisten sind bereits in das kleine Dorf gefahren – elf Stunden Autofahrt von Johannesburg entfernt. Sie haben Mandelas Jugendfreunde getroffen und die Schauplätze seiner Kindheit besucht. So auch der Fotograf Charlie Shoemaker. Seine Bilder sind schon in der Süddeutschen Zeitung erschienen und in der New York Times. Jetzt ist er nach Qunu gekommen:
"Ich bin hier wegen Nelson Mandela. Ich bereite mich darauf vor, dass er stirbt. Denn Mandelas Tod wird eines der größten Medienereignisse unserer Zeit werden. Für mich bedeutet das einen Haufen Fotoaufträge."
Die Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press gingen noch weiter. Sie installierten Überwachungskameras in Qunu. Die filmten Tag und Nacht Mandelas Haus – um bloß nicht zu verpassen, wenn der Leichenwagen vorfährt. Davon hatten die Menschen in Qunu keine Ahnung, sagt Dorfbewohner Joe Biko:
"Die Technik ist vor dem Juni 2010 installiert worden. Da wurde uns erzählt, es seien Projektoren für eine Fußballübertragung und wir könnten auf Leinwänden die Weltmeisterschaft sehen. Aber es wurde niemals ein Fußballspiel gezeigt. Wir wussten nicht, wofür die Geräte sonst gut sein sollten. Erst kürzlich haben wir gehört, dass es Überwachungskameras waren – das hat uns sehr überrascht."
Reuters und Associated Press haben im Dezember zugegeben, dass sie Mandelas Haus überwachten. Inzwischen haben sie ihre Kameras abgebaut. Doch die Polizei ermittelt weiterhin gegen die beiden Nachrichtenagenturen. Das freut viele in Qunu wie Joe Biko:
"Ich finde es nicht gut, dass Journalisten aus Mandelas nahendem Tod Kapital schlagen. Was Reuters und Associated Press getan haben, war nicht in Ordnung. Ich finde es falsch, dass sie Überwachungskameras installiert haben."
Denn für die Bewohner von Qunu ist es unanständig, sich offen auf einen Tod vorzubereiten. Das verstößt gegen die Kultur ihres Stammes, der Xhosa. Der erlaubt selbst bei Beerdigungen nur wenige Gäste. Der Tod ist in Qunu eine sehr persönliche Angelegenheit.
Darauf versuchen südafrikanische Journalisten Rücksicht zu nehmen. Sie bereiten sich zwar auch schon auf Mandelas Tod vor – aber so, dass die Menschen in Qunu davon kaum etwas mitbekommen. Die überregionale Tageszeitung "New Age" aus Johannesburg etwa hat ihre Sonderausgabe schon zu 90 Prozent fertig. Enthalten wird sie aber vor allem Erinnerungen von Mandelas Weggefährten – diskret angefragt. Daran sollten sich die westlichen Medien ein Vorbild nehmen, fordert der Chefredakteur von "New Age", Ryland Fisher.
"Warum müssen überhaupt westliche Journalisten hierherkommen, um unsere Geschichten zu erzählen? Die westlichen Medien sollten mehr afrikanische Journalisten einstellen, die sich mit der Kultur vor Ort auskennen. Das wäre besser als das Ramboverhalten, das die westlichen Journalisten im Ausland an den Tag legen."
Siya Boya ist Journalistin beim "Daily Dispatch", einer Lokalzeitung am Ostkap von Südafrika. Sie berichtet vor allem aus dem Dorf Qunu. Von dort gab es jahrelang nichts Spektakuläres zu melden - bis vergangenen Sommer der berühmteste Südafrikaner dorthin zog: Nelson Mandela, inzwischen 93 Jahre alt und gebrechlich. Über ihn versucht Siya Boya respektvoll zu berichten:
"Als Reporterin muss ich mich für seinen Gesundheitszustand interessieren. Ich muss wissen, was in seinem Haus und rundherum passiert. Aber Mandela hat als Staatsmann seine Pflicht erfüllt. Jetzt ist es Zeit, ihn respektvoll zu behandeln und ihm eine friedliche Zeit mit seiner Familie zu erlauben."
Jahrzehntelang war der "Daily Dispatch" das einzige Medium, das regelmäßig aus Qunu berichtete. Seit Mandela dort wohnt, hat sich das geändert. Dutzende westliche Journalisten sind bereits in das kleine Dorf gefahren – elf Stunden Autofahrt von Johannesburg entfernt. Sie haben Mandelas Jugendfreunde getroffen und die Schauplätze seiner Kindheit besucht. So auch der Fotograf Charlie Shoemaker. Seine Bilder sind schon in der Süddeutschen Zeitung erschienen und in der New York Times. Jetzt ist er nach Qunu gekommen:
"Ich bin hier wegen Nelson Mandela. Ich bereite mich darauf vor, dass er stirbt. Denn Mandelas Tod wird eines der größten Medienereignisse unserer Zeit werden. Für mich bedeutet das einen Haufen Fotoaufträge."
Die Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press gingen noch weiter. Sie installierten Überwachungskameras in Qunu. Die filmten Tag und Nacht Mandelas Haus – um bloß nicht zu verpassen, wenn der Leichenwagen vorfährt. Davon hatten die Menschen in Qunu keine Ahnung, sagt Dorfbewohner Joe Biko:
"Die Technik ist vor dem Juni 2010 installiert worden. Da wurde uns erzählt, es seien Projektoren für eine Fußballübertragung und wir könnten auf Leinwänden die Weltmeisterschaft sehen. Aber es wurde niemals ein Fußballspiel gezeigt. Wir wussten nicht, wofür die Geräte sonst gut sein sollten. Erst kürzlich haben wir gehört, dass es Überwachungskameras waren – das hat uns sehr überrascht."
Reuters und Associated Press haben im Dezember zugegeben, dass sie Mandelas Haus überwachten. Inzwischen haben sie ihre Kameras abgebaut. Doch die Polizei ermittelt weiterhin gegen die beiden Nachrichtenagenturen. Das freut viele in Qunu wie Joe Biko:
"Ich finde es nicht gut, dass Journalisten aus Mandelas nahendem Tod Kapital schlagen. Was Reuters und Associated Press getan haben, war nicht in Ordnung. Ich finde es falsch, dass sie Überwachungskameras installiert haben."
Denn für die Bewohner von Qunu ist es unanständig, sich offen auf einen Tod vorzubereiten. Das verstößt gegen die Kultur ihres Stammes, der Xhosa. Der erlaubt selbst bei Beerdigungen nur wenige Gäste. Der Tod ist in Qunu eine sehr persönliche Angelegenheit.
Darauf versuchen südafrikanische Journalisten Rücksicht zu nehmen. Sie bereiten sich zwar auch schon auf Mandelas Tod vor – aber so, dass die Menschen in Qunu davon kaum etwas mitbekommen. Die überregionale Tageszeitung "New Age" aus Johannesburg etwa hat ihre Sonderausgabe schon zu 90 Prozent fertig. Enthalten wird sie aber vor allem Erinnerungen von Mandelas Weggefährten – diskret angefragt. Daran sollten sich die westlichen Medien ein Vorbild nehmen, fordert der Chefredakteur von "New Age", Ryland Fisher.
"Warum müssen überhaupt westliche Journalisten hierherkommen, um unsere Geschichten zu erzählen? Die westlichen Medien sollten mehr afrikanische Journalisten einstellen, die sich mit der Kultur vor Ort auskennen. Das wäre besser als das Ramboverhalten, das die westlichen Journalisten im Ausland an den Tag legen."