Archiv


Die gläserne Zelle

So beeindruckend das Humangenom-Projekt auch war und ist, mit der Analyse des Erbgutes allein ist der für Wissenschaft und Wirtschaft erhoffte Ertrag nicht zu erzielen. Ebenso wichtig ist die Kenntnis von Struktur und Wirkungsweise der Proteine, die die einzelnen Gene kodieren. Neben die Analyse des Genoms tritt folgerichtig die Analyse des Proteoms.

Mathias Schulenburg |
    Eine international hoch beachtete Initiative hierzu ist die Berliner "Proteinstrukturfabrik". Projektleiter Prof. Udo Heinemann bereitet zusammen mit kleinen und mittleren Unternehmen die massenhafte Strukturbestimmung von bestimmten Proteinklassen vor. Am Berliner MPI für molekulare Genetik wird eines der komplexesten Proteine studiert, das Ribosom. Erste Einblicke lassen Mechanismen erkennen, wie resistent gewordene Pathogene ausgetrickst werden können. Mit Tieftemperatur-Röntgenkristallographien und neuartigen Detektoren läßt sich die atomistische Grundlage des Lebens bis auf die Form der Elektronenwolken einzelner Moleküle herunter aufklären.

    Die Entwicklung läßt über kurz oder lang die Entstehung einer virtuellen "Gläsernen Zelle" erwarten, in die die in der Realität aberwitzig komplizierten Interaktionen atomgenau abgebildet sind.