Vor der Moschee in Whitechapel, im Osten Londons, sieht alles nach normalem Alltag aus. Eine in jeder Beziehung bunte Gesellschaft genießt den ungewöhnlich warmen April. Vor knapp zwei Jahren, nach den Bombenanschlägen vom 7. Juli, wurden hier in der Moschee die ersten Verletzten betreut. Seit diesen Anschlägen ist der 26-jährige Muhammad Abul Kalam oft durchsucht worden. Wir sitzen in einer ruhigen Ecke des Moschee-Komplexes. Muhammad, der in den hiesigen Schulen arbeitet, kam als Kleinkind aus Bangladesh. Sein Aussehen, meint er, sei wie ein Kainsmal.
Nur jene, die wie Muslime aussehen, werden angehalten, der Rest bleibt ungeschoren. Das Klima ist rauer geworden für ethnische Minderheiten in England. Professor Michael Clarke, ein Spezialist für Sicherheitsfragen am King's College, bestätigt das.
Vor diesen Anschlägen habe die britische Polizei die Aktivitäten islamistischer Gruppen geduldet, aber seither, seit gebürtige Briten in London 52 Pendler und Passanten ermordeten, wurde das zur wichtigsten Bedrohung für die Zukunft. In der Moschee beschreibt der 38-jährige Azad Ali die Konsequenzen. Azad leitet das so genannte Muslim Security Forum, ein Netzwerk, das den Kontakt der Muslime mit der britischen Polizei gewährleistet.
Allzu oft hätten sich rabiate Polizeieinsätze als unbegründet herausgestellt, und das habe das Vertrauensverhältnis zwischen der Polizei und der Bevölkerung unterspült. Seine Gruppe sei bemüht, diese Vertrauenslücke zu schließen. Das ist die Praxis der Terrorabwehr. Sie steht auf der Grundlage von Terrorgesetzen, die seit 2001 drakonisch verschärft wurden. Die Internierung verdächtiger Ausländer ohne Prozess musste durch eine abgestufte Form von Hausarrest ersetzt werden, und auch diese fand vor britischen Gerichten keine Gnade. Das ungewählte Oberhaus hat mehrfach auf rechtsstaatlichen Grundsätzen beharrt und die Regierung zum Nachdenken gezwungen. Azad Ali baut auf die Erfahrungen einer früheren Generation von mutmaßlichen Terroristen:
Wir haben viel von den Iren hier in Großbritannien gelernt, erklärt er. Die auf 28 Tage verlängerte Untersuchungshaft vor der Anklageerhebung beispielsweise erinnere an die nordirischen Internierungslager der 70er-Jahre. Er beschuldigt Politiker, die Bedrohung zu übertreiben, und aus der geschürten Angst kämen drakonische Gesetze. Wenn aber die Freiheit der Sicherheit geopfert werde, dann hätten die Terroristen gewonnen.
Dieses Dilemma beschäftigt auch Michael Mansfield, den erfolgreichen Strafverteidiger, der in den letzten Jahrzehnten immer wieder irische und muslimische Angeklagte verteidigt hat:
Die Opfer der größten englischen Justizirrtümer seien angebliche Terroristen gewesen. Ein Rechtsstaat beweise seine Qualität erst, wenn er bedroht sei. Er zitiert einen Befund des britischen Oberhauses:
Die wahre Bedrohung des Rechtsstaates und der Nation gehe nicht von Terroristen aus, sondern von Willkürgesetzen.
Wollen wir wirklich, fragt der Staranwalt entgeistert, dass Politiker darüber entscheiden, wer schuldig ist und wer ins Gefängnis muss?
Nur jene, die wie Muslime aussehen, werden angehalten, der Rest bleibt ungeschoren. Das Klima ist rauer geworden für ethnische Minderheiten in England. Professor Michael Clarke, ein Spezialist für Sicherheitsfragen am King's College, bestätigt das.
Vor diesen Anschlägen habe die britische Polizei die Aktivitäten islamistischer Gruppen geduldet, aber seither, seit gebürtige Briten in London 52 Pendler und Passanten ermordeten, wurde das zur wichtigsten Bedrohung für die Zukunft. In der Moschee beschreibt der 38-jährige Azad Ali die Konsequenzen. Azad leitet das so genannte Muslim Security Forum, ein Netzwerk, das den Kontakt der Muslime mit der britischen Polizei gewährleistet.
Allzu oft hätten sich rabiate Polizeieinsätze als unbegründet herausgestellt, und das habe das Vertrauensverhältnis zwischen der Polizei und der Bevölkerung unterspült. Seine Gruppe sei bemüht, diese Vertrauenslücke zu schließen. Das ist die Praxis der Terrorabwehr. Sie steht auf der Grundlage von Terrorgesetzen, die seit 2001 drakonisch verschärft wurden. Die Internierung verdächtiger Ausländer ohne Prozess musste durch eine abgestufte Form von Hausarrest ersetzt werden, und auch diese fand vor britischen Gerichten keine Gnade. Das ungewählte Oberhaus hat mehrfach auf rechtsstaatlichen Grundsätzen beharrt und die Regierung zum Nachdenken gezwungen. Azad Ali baut auf die Erfahrungen einer früheren Generation von mutmaßlichen Terroristen:
Wir haben viel von den Iren hier in Großbritannien gelernt, erklärt er. Die auf 28 Tage verlängerte Untersuchungshaft vor der Anklageerhebung beispielsweise erinnere an die nordirischen Internierungslager der 70er-Jahre. Er beschuldigt Politiker, die Bedrohung zu übertreiben, und aus der geschürten Angst kämen drakonische Gesetze. Wenn aber die Freiheit der Sicherheit geopfert werde, dann hätten die Terroristen gewonnen.
Dieses Dilemma beschäftigt auch Michael Mansfield, den erfolgreichen Strafverteidiger, der in den letzten Jahrzehnten immer wieder irische und muslimische Angeklagte verteidigt hat:
Die Opfer der größten englischen Justizirrtümer seien angebliche Terroristen gewesen. Ein Rechtsstaat beweise seine Qualität erst, wenn er bedroht sei. Er zitiert einen Befund des britischen Oberhauses:
Die wahre Bedrohung des Rechtsstaates und der Nation gehe nicht von Terroristen aus, sondern von Willkürgesetzen.
Wollen wir wirklich, fragt der Staranwalt entgeistert, dass Politiker darüber entscheiden, wer schuldig ist und wer ins Gefängnis muss?