Die Mururoa- und Fangataufa-Atolle im Südpazifik gehören zum sogenannten Konfetti-Imperium Frankreichs. Von 1966 bis 1996 ließ das französische Militär dort zu Testzwecken 193 Atombomben explodieren, um Frankreich als führende Atommacht etablieren zu können. Der Regierungs-Präsident von Französisch-Polynesien bestreitet bis heute eisern, dass es dadurch auch nur im Entferntesten Schäden für Gesundheit oder Umwelt gegeben hat. Gaston Flosse:
Ich war anwesend bei den allerersten Atombomben-Versuchen in Mururoa. Ich war an Bord der Jeanne d’Arc, als eine Wolke über das Schiff hinwegzog - das war damals in der Zeit der überirdischen Atombomben-Versuche. Ich habe nach den Atombomben-Versuchen von Mururoa elf Mal in der Lagune gebadet! Schauen Sie mich an: ich bin heute 72 Jahre alt. Haben Sie den Eindruck, dass ich verstrahlt bin?
Rückendeckung erhält der polynesische Regierungs-Präsident von Untersuchungen der Internationalen Atom-Energie-Behörde. Diese kam 1998 nach einer großangelegten Studie mit 55 Experten aus aller Welt nicht nur zu dem Schluss, dass keinerlei Verstrahlungen zu beobachten, sondern auch keine weiteren Strahlen-Messungen mehr nötig seien. Die Umweltschäden seien auf "gelegentlich einzelne Arten beschränkt” - heißt es in dem Bericht wörtlich. Eine Version, die aufgrund des andauernden Militär-Geheimnisses nicht nachprüfbar ist und von der ehemaligen sozialistischen Abgeordneten Michèle Rivasi heftig kritisiert wird. Rivasi ist Gründerin der Unabhängigen Kommission für Fragen der Radioaktivität (CRIIRAD) und spricht von Verstrahlungen, die bis zum 100fachen oberhalb des Grenzwertes liegen:
Die Criirad hat die Untersuchungen der Internationalen Atom-Energie-Behörde noch einmal unter die Lupe genommen, einschließlich der Anhänge. Sie hat dabei festgestellt, dass man jedes Mal das Risiko heruntergespielt hat. Jedes Mal wurde das positivste Szenario hergenommen. Es existieren in Mururoa immer noch radioaktive Elemente, die Uranium beinhalten. Es besteht ein Risiko, dass Radioaktivität austreten kann. Aber dieses Szenario wird einfach unter den Tisch gekehrt.
Ein Greenpeace-Sprecher bezeichnete Mururoa und Fangataufa als "löchrige Unterwasser-Atommüll-Kippen”, wobei es nur eine Frage der Zeit sei, bis Radioaktivität austrete. Die ehemaligen Angestellten der dortigen Atom-Einrichtungen haben sich längst zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Eine Untersuchung ergab, dass 34 Prozent der 1.900 ehemaligen Angestellten der französischen Atom-Einrichtung auf Mururoa inzwischen über Krebserkrankungen klagen und die Lebenserwartung bei nur 51 Jahren liegt. Präsident Chirac bekräftigte bei seinem offiziellen Staatsbesuch zwar weiterhin, dass Risiken sowohl kurz- als auch langfristig ausgeschlossen seien - mit Hinweis auf die Studie der internationalen Atom-Energie-Behörde, die allerdings auf äußerst zweifelhaften Messungen der französischen Armee basiert. Trotzdem ist bei Chirac ein entscheidender Richtungs-Wechsel zu erkennen, so Bruno Barillot, Wissenschaftler vom Observatorium für französische Atomwaffen in Lyon, der sich seit 15 Jahren mit den Atomtests beschäftigt. Er sieht eine heimliche Abkehr vom französischen Mythos der "sauberen Atomversuche":
In der letzten Rede auf Tahiti sagte Jacques Chirac, falls Fälle mit Gesundheits-Problemen auftauchen sollten, wird der Staat seine Verantwortung zu übernehmen wissen. Und er hat angekündigt, ein ministerienübergreifendes Komitee ins Leben zu rufen, das die Folgen der Atomversuche beobachten soll. Die Opfer-Vereinigungen sollen dabei beteiligt werden. Das war immer eine unserer Forderungen. Wir werden dafür sorgen, dass Jacques Chirac und der Regierung keine andere Wahl bleibt, also diese Kommission auch tatsächlich einzurichten.
Bereits diese Woche kündigte die französische Ärzte-Vereinigung Medecins du Monde an, ab Oktober ein Ärzte-Team nach Mururoa zu schicken, um die möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Atomtests ein Jahr lang eingehend zu untersuchen. Und spätestens für 2004 veröffentlicht das staatliche Institut für medizinische Forschung INSERM eine Studie, um die äußerst hohe Zahl an Schilddrüsen-Krebs auf Mururoa aufzuklären.
Ich war anwesend bei den allerersten Atombomben-Versuchen in Mururoa. Ich war an Bord der Jeanne d’Arc, als eine Wolke über das Schiff hinwegzog - das war damals in der Zeit der überirdischen Atombomben-Versuche. Ich habe nach den Atombomben-Versuchen von Mururoa elf Mal in der Lagune gebadet! Schauen Sie mich an: ich bin heute 72 Jahre alt. Haben Sie den Eindruck, dass ich verstrahlt bin?
Rückendeckung erhält der polynesische Regierungs-Präsident von Untersuchungen der Internationalen Atom-Energie-Behörde. Diese kam 1998 nach einer großangelegten Studie mit 55 Experten aus aller Welt nicht nur zu dem Schluss, dass keinerlei Verstrahlungen zu beobachten, sondern auch keine weiteren Strahlen-Messungen mehr nötig seien. Die Umweltschäden seien auf "gelegentlich einzelne Arten beschränkt” - heißt es in dem Bericht wörtlich. Eine Version, die aufgrund des andauernden Militär-Geheimnisses nicht nachprüfbar ist und von der ehemaligen sozialistischen Abgeordneten Michèle Rivasi heftig kritisiert wird. Rivasi ist Gründerin der Unabhängigen Kommission für Fragen der Radioaktivität (CRIIRAD) und spricht von Verstrahlungen, die bis zum 100fachen oberhalb des Grenzwertes liegen:
Die Criirad hat die Untersuchungen der Internationalen Atom-Energie-Behörde noch einmal unter die Lupe genommen, einschließlich der Anhänge. Sie hat dabei festgestellt, dass man jedes Mal das Risiko heruntergespielt hat. Jedes Mal wurde das positivste Szenario hergenommen. Es existieren in Mururoa immer noch radioaktive Elemente, die Uranium beinhalten. Es besteht ein Risiko, dass Radioaktivität austreten kann. Aber dieses Szenario wird einfach unter den Tisch gekehrt.
Ein Greenpeace-Sprecher bezeichnete Mururoa und Fangataufa als "löchrige Unterwasser-Atommüll-Kippen”, wobei es nur eine Frage der Zeit sei, bis Radioaktivität austrete. Die ehemaligen Angestellten der dortigen Atom-Einrichtungen haben sich längst zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Eine Untersuchung ergab, dass 34 Prozent der 1.900 ehemaligen Angestellten der französischen Atom-Einrichtung auf Mururoa inzwischen über Krebserkrankungen klagen und die Lebenserwartung bei nur 51 Jahren liegt. Präsident Chirac bekräftigte bei seinem offiziellen Staatsbesuch zwar weiterhin, dass Risiken sowohl kurz- als auch langfristig ausgeschlossen seien - mit Hinweis auf die Studie der internationalen Atom-Energie-Behörde, die allerdings auf äußerst zweifelhaften Messungen der französischen Armee basiert. Trotzdem ist bei Chirac ein entscheidender Richtungs-Wechsel zu erkennen, so Bruno Barillot, Wissenschaftler vom Observatorium für französische Atomwaffen in Lyon, der sich seit 15 Jahren mit den Atomtests beschäftigt. Er sieht eine heimliche Abkehr vom französischen Mythos der "sauberen Atomversuche":
In der letzten Rede auf Tahiti sagte Jacques Chirac, falls Fälle mit Gesundheits-Problemen auftauchen sollten, wird der Staat seine Verantwortung zu übernehmen wissen. Und er hat angekündigt, ein ministerienübergreifendes Komitee ins Leben zu rufen, das die Folgen der Atomversuche beobachten soll. Die Opfer-Vereinigungen sollen dabei beteiligt werden. Das war immer eine unserer Forderungen. Wir werden dafür sorgen, dass Jacques Chirac und der Regierung keine andere Wahl bleibt, also diese Kommission auch tatsächlich einzurichten.
Bereits diese Woche kündigte die französische Ärzte-Vereinigung Medecins du Monde an, ab Oktober ein Ärzte-Team nach Mururoa zu schicken, um die möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Atomtests ein Jahr lang eingehend zu untersuchen. Und spätestens für 2004 veröffentlicht das staatliche Institut für medizinische Forschung INSERM eine Studie, um die äußerst hohe Zahl an Schilddrüsen-Krebs auf Mururoa aufzuklären.