Wenn heute jemand eine filmwissenschaftliche Dissertation zum Thema Literaturverfilmungen schreiben wollte, käme er an Volker Schlöndorff garantiert nicht vorbei. Er hat - filmhistorische Leistung - "Die Blechtrommel" von Günther Grass verfilmt und damit den Oscar und die goldene Palme von Cannes gewonnen. An Heinrich Böll, Max Frisch, Michel Tournier und sogar an Marcel Proust hat er sich herangewagt, aus großer Literatur immer wieder mehr oder weniger erfolgreiche aber immer interessante Filme gemacht. Doch anscheinend gehen Volker Schlöndorff - neben Wim Wenders und Werner Herzog ist er der bekanntesten und international erfolgreichste Filmregisseur der Generation des Neuen Deutschen Films - inzwischen die Geschichten aus. Vielleicht liest er auch keine Bücher mehr. Wäre schade. Sein Film über die frühen Tage des Danziger Aufstands der Solidarnosc-Bewegung wirkt nämlich wie eine lustlose Auftragsarbeit.
Auch wenn der Filmtrailer die Geschichte mit dramatischem Pathos und wummernder Werftmusik so untermalt, als handele es sich um einen knalligen politischen Actionreißer, ist "Streik" in Wahrheit ein kleiner, stiller Film. Das hat vor allem mit der Heldin zu tun. Die heißt Anna Walentynowicz und wird als tapfere allein erziehende Arbeiterheldin von Katharina Thalbach gespielt. Die ist eine großartige Schauspielerin, weiß sich aber nicht anders zu helfen bei diesem filmischen Heiligenbildchen, als eine Mutter Courage der Werften zu geben. Volker Schlöndorff verfilmt diesmal keine Literatur, sondern ein Originaldrehbuch der Nachwuchsautorin Sylke Rene Meyer, die 2003 schon einen Dokumentarfilm über die Solidarnosc-Gründerin Walentynowicz gedreht hatte. Anders als Lech Walesa hatte sie sich nach den dramatischen Ereignissen in der Danziger Lenin-Werft vor 20 Jahren ganz zurückgezogen. Um ihren vor einiger Zeit gemeldeten Protest gegen den deutschen Film über eine polnische Geschichte ist es nach einer Sondervorführung für sie ziemlich still geworden. Schlöndorff hat sie wohl überzeugt. Lech Walesa soll den Film gleich gemocht haben. Kein Wunder, ist er doch im Film der freundliche still lächelnde zweite Mann der Bewegung, der am Liebsten bescheiden im Hintergrund bleiben möchte, um Anna den Vortritt zu lassen. Sie will halt nicht. Ob das stimmt?
Über die Verwerfungen der historischen Wahrheit sollen die Historiker streiten. Ärgerlich ist der Film weil er mit allen Mitteln der Klischeefabrik eine holzschnittartige kitschige Heiligengeschichte aus dem Legendenbuch der Arbeiterbewegung erzählt. Motto: Streik bis zum Sieg und uns gehört die Fabrik. Dass das nebenbei auch noch verdächtig nach Proletkult und sozialistischem Realismus klingt, gehört zu den verwirrenden Erkenntnissen, die der Film nebenbei serviert. Die Geschichte von der Abschaffung des realen Sozialismus ist nämlich im Stile eines 60er Jahre Films aus dem Ostblock erzählt. Schlöndorffs "Strajk" ist sicher gut gemeint. Die Arbeiterhelden leiden und kämpfen gegen die Fabrikherren und sie siegen am Ende wie in Eisensteins gleichnamigem Film aus den 20er Jahren. Der sowjetische Meisterregisseur hatte sich aber auch formal neues einfallen lassen und nicht einfach nur auf die ewigen Wahrheiten des Arbeiterkampfs gesetzt.
Offenbar fühlt sich der Meisterregisseur Schlöndorff doch reichlich verloren, wenn er sich nicht gleichzeitig an die Erzählstrategien des Literarischen anlehnen und filmisch abarbeiten muss. Lieber Volker Schlöndorff. Nimm nächstes Mal wieder ein Buch. Am besten ein Dickes. Und mach einen guten Film daraus. "Strajk - die Heldin von Danzig" werden wir dann schnell vergessen. Ehrenwort.
Auch wenn der Filmtrailer die Geschichte mit dramatischem Pathos und wummernder Werftmusik so untermalt, als handele es sich um einen knalligen politischen Actionreißer, ist "Streik" in Wahrheit ein kleiner, stiller Film. Das hat vor allem mit der Heldin zu tun. Die heißt Anna Walentynowicz und wird als tapfere allein erziehende Arbeiterheldin von Katharina Thalbach gespielt. Die ist eine großartige Schauspielerin, weiß sich aber nicht anders zu helfen bei diesem filmischen Heiligenbildchen, als eine Mutter Courage der Werften zu geben. Volker Schlöndorff verfilmt diesmal keine Literatur, sondern ein Originaldrehbuch der Nachwuchsautorin Sylke Rene Meyer, die 2003 schon einen Dokumentarfilm über die Solidarnosc-Gründerin Walentynowicz gedreht hatte. Anders als Lech Walesa hatte sie sich nach den dramatischen Ereignissen in der Danziger Lenin-Werft vor 20 Jahren ganz zurückgezogen. Um ihren vor einiger Zeit gemeldeten Protest gegen den deutschen Film über eine polnische Geschichte ist es nach einer Sondervorführung für sie ziemlich still geworden. Schlöndorff hat sie wohl überzeugt. Lech Walesa soll den Film gleich gemocht haben. Kein Wunder, ist er doch im Film der freundliche still lächelnde zweite Mann der Bewegung, der am Liebsten bescheiden im Hintergrund bleiben möchte, um Anna den Vortritt zu lassen. Sie will halt nicht. Ob das stimmt?
Über die Verwerfungen der historischen Wahrheit sollen die Historiker streiten. Ärgerlich ist der Film weil er mit allen Mitteln der Klischeefabrik eine holzschnittartige kitschige Heiligengeschichte aus dem Legendenbuch der Arbeiterbewegung erzählt. Motto: Streik bis zum Sieg und uns gehört die Fabrik. Dass das nebenbei auch noch verdächtig nach Proletkult und sozialistischem Realismus klingt, gehört zu den verwirrenden Erkenntnissen, die der Film nebenbei serviert. Die Geschichte von der Abschaffung des realen Sozialismus ist nämlich im Stile eines 60er Jahre Films aus dem Ostblock erzählt. Schlöndorffs "Strajk" ist sicher gut gemeint. Die Arbeiterhelden leiden und kämpfen gegen die Fabrikherren und sie siegen am Ende wie in Eisensteins gleichnamigem Film aus den 20er Jahren. Der sowjetische Meisterregisseur hatte sich aber auch formal neues einfallen lassen und nicht einfach nur auf die ewigen Wahrheiten des Arbeiterkampfs gesetzt.
Offenbar fühlt sich der Meisterregisseur Schlöndorff doch reichlich verloren, wenn er sich nicht gleichzeitig an die Erzählstrategien des Literarischen anlehnen und filmisch abarbeiten muss. Lieber Volker Schlöndorff. Nimm nächstes Mal wieder ein Buch. Am besten ein Dickes. Und mach einen guten Film daraus. "Strajk - die Heldin von Danzig" werden wir dann schnell vergessen. Ehrenwort.