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Die Heldenmacher

Vor 175 Jahren wurde die Royal Geographical Society gegründet. Tausende Expeditionen hat sie seither betreut: Von der tragisch endenden Suche John Franklins 1854, einen Weg durch das nördliche Eismeer, westwärts bis nach Indien zu finden bis zur erfolgreichen Erstbesteigung des Mont Everest im Jahr 1953. Inzwischen hat die altehrwürdige Gesellschaft ihr Herz für Anfänger entdeckt: Sie unterhält ein Expeditionsberatungszentrum.

Von Lotta Wieden | 21.11.2005
    "I am 22. I am here because I am thinking to clime Mount Everest. Hi, I am David Sommerfield, I am 20, and we are looking to do an exhibition where there is both: Christianity and Islam. I am Kate Wilson and I am 20 and we are organizing an expedition to the Philippines. … Gray Scorfield, I am 23, and we decided to goon a mountaineering trip to Bolevia, to climb some mountains which has been not been climbed before."

    Sie sind 20 bis 25. Sie wollen den Mount Everest erklimmen, herausfinden, wo in der Welt Christen und Moslems friedlich zusammen leben – und warum. Sie interessieren sich für den Schutz philippinischer Korallenriffe, für die Froschpopulation auf Borneo, für Regenwaldprojekte in Brasilien oder suchen einfach nur das Abenteuer: In der Wüste, auf dem Meer oder am Nordpol.

    London, vergangenes Wochenende. In der betagten Villa der Royal Geographical Society, direkt am Hyde-Park, haben sich rund 160 Studierende eingefunden, die meisten kommen aus Großbritannien, auch ein paar Franzosen und Norweger sind da. Heute wollen sie sich beraten lassen – von erfahrenen Bergsteigern, Polarforschern, Wüstenexperten oder Naturwissenschaftlern. 65 Pfund, rund 100 Euro, kostet der Kongress: 89 weit gereiste Experten erklären in 40 Seminaren und Workshops wie eine Expedition gelingt. Es geht um die richtige Ausrüstung, mögliche Risiken, sinnvolle Forschungsvorhaben und Führungsqualitäten. Am schwersten ist der Anfang, sagt Polarforscher Paul Rose. Den Umgang mit Gefahren, könne man lernen. Wichtig sei, in die Gänge zu kommen:

    "The biggest mistake people make is not go! … and become an armchair person. Der größte Fehler, den die Leute machen, ist nicht loszugehen. Viele haben diesen Traum, einfach aufzubrechen, was zu erleben, was zu verändern. Aber dann fangen sie an, sich Sorgen zu machen: Übers Geld, über Diplomarbeiten, über Brüche im Lebenslauf. Und am Ende lassen sie es sein. Aber ich sage: Es ist viel gefährlicher, zu Hause zu bleiben, den ganzen Tag vorm Fernseher zu sitzen und ein Stubenhocker zu werden."

    " Hahaha. That’s quite a good one. Wake up the morning and the local guides are gone with half the camels! "

    Nachmittag, 14 Uhr: Im holzgetäfelten Seminarraum der ersten Etage, umgeben von Lexika und Reiseberichten hinter Glas, sitzen die 17 Teilnehmer des Wüstenseminars. Sie sollen sich Notfall-Szenarien ausdenken. Später werden Lösungen diskutiert. An den Wänden – Portraits berühmter Entdecker: John Franklin, der 1854 Richtung Grönland aufbrach, um einen nordwestlichen Seeweg nach Indien zu finden, und im Eis umkam. John Hanning Speke, der 1858 in Afrika die Quelle des Nils finden wollte und den Victoria-See entdeckte. Oder Ernest Henning Shackleton, der 1914 zum Südpol aufbrach und seine Reise nur knapp überlebte. Sie alle waren Mitglieder der Royal Geographical Society. Ihre Karten, Tagebücher und Briefe liegen in Bibliothek des Hauses.

    "Es gibt’s nichts Äquivalentes in Deutschland, es gibt den Alpenverein, der sich allerdings nur auf die ganzen Bergsteigerrelevanten Sachen konzentriert ..."

    ... sagt Sören Christian Trümper. Vor vier Jahren machte der 29 Jährige Berliner ein Praktikum bei der Royal Geographical Society. Seitdem kehrt er jedes Jahr Ende November zurück an den Hydepark. Der Kongress helfe, die eigenen Pläne noch mal genauer zu überdenken, sagt Trümper. Auch David Sommerfield, der nächstes Jahr mit seinen Freunden nach Nigeria reisen will, um das Zusammenleben von Christen und Moslems zu untersuchen will, hat neue Ideen:

    "We gonna get in our team someone who is Islamic, we also gonna have in our team both male and female, so, during the study we won’t have any problems, when, say: a male person talking to a female person, I mean in Islamic religions sometimes there are certain things you are not allowed to say, but having someone who is Islamic is definitely high priority. "

    Rund 70 Projekte pro Jahr werden von der Royal Geographical Society gefördert, vorausgesetzt sie haben einen wissenschaftlichen Anspruch. Die meisten Kongress-Teilnehmer jedoch sind reine Abenteurer. Finanzieren müssen sie ihre Reisen selbst.

    Der Kongress "Explore" findet jedes Jahr am dritten November-Wochenende statt.
    Kostet (für Studierende) 65 Pfund (rund 100) Euro, sonst: £94