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Die Honigwabe kommt

Mobilität.- Nachdem Apple mit seinem iPad einen Volltreffer landete, ziehen immer mehr Hersteller mit anderen Tablet-Computern nach. Nun meldet sich auch Google zu Wort – mit dem Tablet-Betriebssystem "Honeycomb".

Wissenschaftsjournalist Marcus Schuler im Gespräch mit Manfred Kloiber |
    Manfred Kloiber: Tablet-PCs sind ja zurzeit der Renner auf dem Computermarkt. Kein Wunder also, dass zurzeit beinahe jeder Hersteller ein passendes Gerät vorstellt. Auch der Platzhirsch im Netz, der Suchmaschinenkonzern Google, will sich auf dem Markt für Tablet-PCs breitmachen. Diese Woche stellte das kalifornische Unternehmen sein neues Betriebssystem Android 3.0 vor. Marcus Schuler, Sie haben die Vorstellung von Android 3.0, Codename Honeycomb - Honigwabe verfolgt. Google will dem iPad den Markt nicht alleine überlassen. Was macht das Suchmaschinen-Unternehmen denn anders als Apple mit seinem iPad?

    Marcus Schuler: Vielleicht eines vorweg: Android ist ja eigentlich ein Betriebssystem für Handys, für Smartphones. Google hat dieses System nun aufgebohrt und für sogenannte Tablet-PCs erweitert. Und um auf Ihre Frage zurückkommen: Apple ist mit seinem iPad hier der große Platzhirsch, hat fast 90 Prozent Marktanteil. Das Suchmaschinenunternehmen will hier eben dagegenhalten und hat einige Funktionen, die erfolgversprechend scheinen und über die das iPad nicht verfügt. Noch nicht. Denn in wenigen Wochen will hier Apple ja nachlegen und die zweite Version herausbringen.

    Kloiber: In welchen Funktionen unterscheiden sich denn Honeycomb und das Betriebssystem vom iPad?

    Schuler: Renderscript heißt zum Beispiel eine neue Technik, die dafür sorgen soll, dass Animationen auf der Benutzeroberfläche ruckelfrei ablaufen. Vor allem die Spieleentwickler dürfte solch eine Funktion erfreuen, denn der Spielemarkt auf den Tablet-PCs und Smart Phones wird fast ausschließlich von Apple beherrscht. Außerdem: Geräte mit Android 3.0 werden vermutlich über ähnliche wenig Knöpfe verfügen, wie der Konkurrent iPad. Besonders gut kommt wohl die Benutzeroberfläche an: Die Symbole sind sehr groß, man kann Dateien aller Art in virtuelle Stapel einsortieren und quasi mit dem Finger darin herumwühlen. Und eine Videochat-Funktion ist ebenfalls vorgesehen.

    Kloiber: Vergleicht man das iPhone mit dem iPad dann gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Benutzeroberfläche. Wie sieht das auch bei Android?

    Schuler: Die Unterschiede sind frappierend. Google hat da wirklich anscheinend von Grund auf ein neues Betriebssystem programmiert und es auf die Tablet-Größe, das entspricht ungefähr einer DIN-A4-Seite, zugeschnitten. Android für’s Handy und Android für’s Tablet haben kaum noch Ähnlichkeit. Browser und E-Mail-Client wurden zum Beispiel komplett neu programmiert. Und daran kann man glaube ich den Ehrgeiz von Google sehen: Man will in Mountain View das Feld nicht alleine der Apfel-Firma im nur wenige Kilometer entfernten Cupertino überlassen.

    Kloiber: Die Version 2.0 von Android, eigentlich für Smartphones gedacht, gab es ja auch schon vereinzelt auf Tablets anderer Hersteller. Besonders erfolgreich war man damit aber nicht, oder?

    Schuler: Das ist richtig. Deshalb hat man den Shop für Android-Software auch rund herum erneuert. Denn der Vorgänger-Shop war schlicht chaotisch sortiert und auf die Mobiltelefone zugeschnitten. Hier hat Apple offenbar viel gelernt. Gut gefällt: Man sitzt zum Beispiel vor dem PC, kauft im normalen Webbrowser eine App und fast parallel wird dann diese auf dem Telefon oder später auf das Tablet heruntergeladen und installiert.

    Kloiber: Wird Google selbst eigene Geräte auf den Markt bringen?

    Schuler: Das wird vermutlich nicht passieren. Die Philosophie von Android ist eine andere als die von Apple. Bei Apple sind Hardware und Betriebsystem miteinander verheiratet. Google sieht sich hier eher als Hausmeister von Android, das Betriebsystem dürfen die Gerätehersteller nämlich selbst anpassen und auf ihre Hardware ummodeln.

    Kloiber: Wann werden die ersten Geräte herauskommen, Herr Schuler, und was werden sie vermutlich kosten?

    Schuler: Ich vermute, wir werden übernächste Woche auf dem Mobile World Congress in Barcelona die ersten Geräte von Motorola und LG sehen. Beim Preis dürften sie vermutlich unter 500 Euro kosten, um attraktiv gegenüber Apples iPad zu sein. Und ich denke im Sommer werden wir dann in Deutschland aus einer Vielzahl unterschiedlicher Geräte auswählen können.