Die Fürsten sammelten, um zu repräsentieren und Macht zu demonstrieren; die Bürger sammelten, um zu forschen und Wissen anzuhäufen. Basel, die bürgerstolze, die reformierte Handelsstadt, war seit der frühen Neuzeit auch ein Ort humanistischer Gelehrsamkeit; hier schrieb Erasmus von Rotterdam, hier malte Hans Holbein, hier war ein Zentrum des Buchdrucks, und hier legten Bürger in ihren Privathäusern sogenannte Kunstkabinette und Wunderkammern an, in denen sie das Wissen ihrer Zeit in allerlei kuriosen Objekten, als Mikrokosmos, festhalten wollten.
Diese Privatsammlungen waren später Grundstock der Basler Museen, und das in der Barfüßerkirche untergebrachte Historische Museum hat seine Schätze nach einer Umbau-Phase nun gänzlich neu - und zwar thematisch - geordnet. Im Untergeschoss durchschreitet man die Rekonstruktion eines gotischen Zimmers und befindet sich in einem Lustgarten aus spätmittelalterlichen Bildteppichen, die fantastische bunte Gegenwelten zum eher beschwerlichen Alltag entwarfen: Fabeltiere und Müßiggänger, Liebeslauben und Paradiesgärtlein, Stadtlandschaften und Jagdgesellschaften.
Dann geht es durch eine "Galerie der Sammler", der ehrwürdigen, kunstinteressierten Basler Bürger des 16. bis 18.Jahrhunderts, hin zum Herzstück der Ausstellung, dem sogenannten Kabinett des Staunens. Das ist rein inszenatorisch eine Art Mausoleum, die Außenhaut mit allerlei Zitaten beschriftet, innen geheimnisvoll beleuchtet und nach Sachgebieten geordnet: Naturalia, Antiquitates, Artificialia, Scientifica. Und obwohl man die Systematik der einzelnen Sammlungen durch die Inventarlisten durchaus nachvollziehen konnte, hat man sich für eine Neuordnung, eine Art ideale Wunderkammer entschieden, sagt Kuratorin Sabine Söll:
"So, in dieser Zusammenstellung, hat das natürlich nie existiert. Das ist eine Art ideale Kunstkammer, die aber diese Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen Bereichen von Augen führen soll. Denn die Sammler der damaligen Zeit haben wirklich die Objekte aus den verschiedensten Bereichen des Wissens zusammengetragen, natürlich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Da hat ein Basilius Amerbach deutlich weniger Naturalien in seiner Sammlung gehabt als der Stadtarzt Felix Platter, der eine große, sehr umfangreiche Naturaliensammlung hatte, die der Erforschung der Pflanzen- und Tierpräparate diente."
Man findet in diesem Ort der Wunder nicht nur Schnitzwerke und Skulpturen, sondern auch Elefantenzähne, Paradiesvögel und Alligatoren. Fremde Erdteile wurden gerade erst entdeckt, die Sehnsucht nach Exotica war ausgeprägt. Draußen in der Ausstellungsstrecke gibt es dann Automaten, Waffen, Münzen und Mineralien. Auffällig die Anzahl an naturwissenschaftlichen Messinstrumenten, Fernrohren, Globen und Tischplanetarien.
Sogar die extra angefertigten Renaissance-Möbel der Sammler, in denen etwa Münzen aufbewahrt wurden, sind noch da. Und die Kunstwerke: die Göttin Diana auf dem Hirsch, ein vergoldetes Trinkgefäß von 1600; Melchior Barthels "Merkur entführt Psyche" von 1650, oder, etwas früher, die anrührende, aus Buchsbaumholz geschnitzte Darstellung der asketisch anmutenden "Adam und Eva" von Hans Wydyz aus dem Jahr 1505. Hans Holbeins Christus im Grab, heute im Kunstmuseum Basel, stammt übrigens ebenfalls aus der Amerbach-Sammlung.
Die Sammler waren teils Professoren, teils Kaufleute. Sie brachten Dinge von Reisen mit, kauften aber auch an. Die Überforderung des Zuschauers, die der Überfülle an Exponaten geschuldet ist, wird in der Barfüßerkirche abgemildert durch modernste Museums-Technologie - aufwendig gestaltete Touchscreens mit sorgsam geordneten Informationen. Und durch eine übersichtlich-schöne Inszenierung der Objekte. Als Zugabe gibt's noch die lokalen archäologischen Funde aus der Kelten- und Römerzeit. Die Basler Sammler aber begründeten in ihrer Stadt einen geistigen Reichtum, auf den andere noch heute neidisch sind.
Diese Privatsammlungen waren später Grundstock der Basler Museen, und das in der Barfüßerkirche untergebrachte Historische Museum hat seine Schätze nach einer Umbau-Phase nun gänzlich neu - und zwar thematisch - geordnet. Im Untergeschoss durchschreitet man die Rekonstruktion eines gotischen Zimmers und befindet sich in einem Lustgarten aus spätmittelalterlichen Bildteppichen, die fantastische bunte Gegenwelten zum eher beschwerlichen Alltag entwarfen: Fabeltiere und Müßiggänger, Liebeslauben und Paradiesgärtlein, Stadtlandschaften und Jagdgesellschaften.
Dann geht es durch eine "Galerie der Sammler", der ehrwürdigen, kunstinteressierten Basler Bürger des 16. bis 18.Jahrhunderts, hin zum Herzstück der Ausstellung, dem sogenannten Kabinett des Staunens. Das ist rein inszenatorisch eine Art Mausoleum, die Außenhaut mit allerlei Zitaten beschriftet, innen geheimnisvoll beleuchtet und nach Sachgebieten geordnet: Naturalia, Antiquitates, Artificialia, Scientifica. Und obwohl man die Systematik der einzelnen Sammlungen durch die Inventarlisten durchaus nachvollziehen konnte, hat man sich für eine Neuordnung, eine Art ideale Wunderkammer entschieden, sagt Kuratorin Sabine Söll:
"So, in dieser Zusammenstellung, hat das natürlich nie existiert. Das ist eine Art ideale Kunstkammer, die aber diese Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen Bereichen von Augen führen soll. Denn die Sammler der damaligen Zeit haben wirklich die Objekte aus den verschiedensten Bereichen des Wissens zusammengetragen, natürlich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Da hat ein Basilius Amerbach deutlich weniger Naturalien in seiner Sammlung gehabt als der Stadtarzt Felix Platter, der eine große, sehr umfangreiche Naturaliensammlung hatte, die der Erforschung der Pflanzen- und Tierpräparate diente."
Man findet in diesem Ort der Wunder nicht nur Schnitzwerke und Skulpturen, sondern auch Elefantenzähne, Paradiesvögel und Alligatoren. Fremde Erdteile wurden gerade erst entdeckt, die Sehnsucht nach Exotica war ausgeprägt. Draußen in der Ausstellungsstrecke gibt es dann Automaten, Waffen, Münzen und Mineralien. Auffällig die Anzahl an naturwissenschaftlichen Messinstrumenten, Fernrohren, Globen und Tischplanetarien.
Sogar die extra angefertigten Renaissance-Möbel der Sammler, in denen etwa Münzen aufbewahrt wurden, sind noch da. Und die Kunstwerke: die Göttin Diana auf dem Hirsch, ein vergoldetes Trinkgefäß von 1600; Melchior Barthels "Merkur entführt Psyche" von 1650, oder, etwas früher, die anrührende, aus Buchsbaumholz geschnitzte Darstellung der asketisch anmutenden "Adam und Eva" von Hans Wydyz aus dem Jahr 1505. Hans Holbeins Christus im Grab, heute im Kunstmuseum Basel, stammt übrigens ebenfalls aus der Amerbach-Sammlung.
Die Sammler waren teils Professoren, teils Kaufleute. Sie brachten Dinge von Reisen mit, kauften aber auch an. Die Überforderung des Zuschauers, die der Überfülle an Exponaten geschuldet ist, wird in der Barfüßerkirche abgemildert durch modernste Museums-Technologie - aufwendig gestaltete Touchscreens mit sorgsam geordneten Informationen. Und durch eine übersichtlich-schöne Inszenierung der Objekte. Als Zugabe gibt's noch die lokalen archäologischen Funde aus der Kelten- und Römerzeit. Die Basler Sammler aber begründeten in ihrer Stadt einen geistigen Reichtum, auf den andere noch heute neidisch sind.