Donnerstag, 02. Mai 2024

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Die Idee muss aus dem Kopf aufs Papier

Bert Cecchia von der Handelskammer Bremen ist seit 25 Jahren in der Existenzgründerberatung tätig. Er rät dazu, die Geschäftsidee zunächst einmal auf einem Blatt Papier "prägnant" zu formulieren, um sich selber Klarheit über den Gehalt der Idee zu verschaffen. Erst danach sollte der Gründungswillige Beratungsgespräche führen und einen Business-Plan erstellen, so Cecchia.

Moderation: Kate Maleike | 21.07.2008
    Kate Maleike: Immerhin auf unseren Gründersommer ist hier bei Campus und Karriere Verlass. In einer lockeren Reihe wollen wir ja im Juli und im August der Gründerszene hier in Deutschland ein Gesicht im Radio geben, und heute nun geht es um die Frage, wie man eine Existenzgründung eigentlich organisatorisch am besten angeht. Und dazu gibt es jetzt Tipps von Bert Ceccia, er ist Industriereferent der Handelskammer Bremen und dort seit 25 Jahren in der Existenzgründerberatung tätig. Schönen guten Tag, Herr Ceccia!

    Bert Ceccia: Guten Tag, Frau Maleike!

    Maleike: Also. Nehmen wir jetzt mal an, ich habe eine Geschäftsidee. Wie sollte ich vorgehen, wenn ich daraus eine Existenzgründung machen möchte?

    Ceccia: Ich würde gerne noch mal eben auf die Geschäftsidee zurückkommen, denn das ist schon eine ganz wesentliche Voraussetzung. Die Geschäftsidee müsste eigentlich sehr gut und sehr prägnant formuliert werden. Es ist gerade für die folgenden Beratungsgespräche und für die folgende Konzeptionierung eines Businessplanes und einer Gründungsidee ganz entscheidend wichtig, dass diejenigen, die eine Idee haben, diese in irgendeiner Form auch etwas prägnant und gut beschreiben können, auch zum Beispiel Unternehmensumfang, Unternehmensgegenstand, was will man eigentlich mit dem Unternehmen bezwecken. Ich will damit sagen: Die Idee müsste eigentlich ein bisschen mehr aus dem Kopf heraus und auf eine DIN A 4-Seite eines Blatt Papiers gebracht werden. Und alle diejenigen, die das machen, werden sehen, dass es einen Unterschied zwischen einer Idee im Kopf gibt und einer Idee, die man schon mal zumindest auf Papier gebracht hat, denn das ist schon mal eine sehr gute Voraussetzung, um sich selber so ein bisschen Klarheit über sein Gründungsvorhaben zu schaffen.

    Maleike: Das gelingt aber nicht den meisten, wenn wir den gerade veröffentlichten Gründerreport 2008 des DIHK, also Ihrer Mitorganisation, dann mal zur Basis nehmen. Da nämlich genau wird bemängelt, dass über 30 Prozent derjenigen, die in die Beratungszentren kommen, eben genau diese Idee, ihre Produktidee, gar nicht klar beschreiben können. Woran liegt das denn?

    Ceccia: Das liegt daran, dass meistens die Idee nicht im Kopf ist beziehungsweise die Idee auch gar nicht vorhanden ist, sondern wir in der Tat in den Beratungsgesprächen vielleicht auch schon mal die eine und andere Frage, die an uns herangetragen wird, wo es darum geht, wir haben gehört, es gibt günstige Fördermittel, wir haben gehört, der Weg in die Selbstständigkeit wird unterstützt, sagen Sie doch bitte mal, in welcher Branche können wir erfolgreich loslegen? Das ist eine Fragestellung, mit der wir nicht selten konfrontiert werden, die es aber natürlich aus zwei Gründen dem Berater sehr schwierig macht. Der eine Grund ist, dass eine Zukunftsorientierung oder eine Zuweisung einer Branche, die erfolgversprechend ist, nie immer sehr günstig ist, weil - und nun kommt der zweite Grund - die persönlichen Kompetenzen und die persönlichen Voraussetzungen der Gründerinnen und Gründer immer im Fokus stehen müssen, und das ist immer ein ganz wichtiger Punkt. Das ist auch unsere Empfehlung, wenn diese Geschäftsidee noch nicht da sein sollte, dass man sich erst einmal zurückbesinnt - welche Fähigkeiten hat man, welche Expertise hat man, wo hat man ein bestimmtes Pre, was ist der berufliche Werdegang bisher gewesen - und auf diesen Bereich aufbauend versucht, eine Geschäftsidee zu entwickeln.

    Maleike: Nun habe ich das gemacht, bin sozusagen in Klausur gegangen, und dann komme ich zu Ihnen?

    Ceccia: Dann kommen Sie sehr gerne zu den Industrie- und Handelskammern vor Ort, das hat einfach mehrere gute Gründe. Der eine Grund ist, dass die Industrie- und Handelskammern regional aufgestellt sind, also die Regionen sehr gut kennen, den Wirtschaftsraum sehr gut kennen. Der zweite Grund ist, dass die Industrie- und Handelskammern über entsprechende Branchen-Erfahrungen verfügen und auch im Hause so organisiert sind die einzelnen Industrie- und Handelskammern, dass dort eine sehr gute Expertise besteht im Hinblick auf einzelne Branchen und auf die Entwicklung einzelner Branchen. Und der dritte Bereich, der ist auch nicht zu unterschätzen: Die Industrie- und Handelskammern sind vor Ort sehr stark in das Fördernetzwerk eingebunden. Und wenn heute im Rahmen der Wirtschaftsförderung im Internet gegoogelt wird, viele Gründerinnen und Gründer schlichtweg überfordert sind und sich dieser Förderdschungel so ein bisschen auftut, der sehr undifferenziert ist und der sehr vielfältig ist, dann sind dort auch die Kolleginnen und Kollegen der Industrie- und Handelskammern auch Wegweiser und Lotse für die Kombination und die Einsetzung der optimalen Wirtschaftsförderungsmöglichkeiten. Der Businessplan wird dann erst nach diesem Gespräch entstehen.

    Maleike: Was genau ist denn dieser Businessplan? Wie sieht der heute aus?

    Ceccia: Der Businessplan ist selbstverständlich keine Voraussetzung für die Gespräche mit den Beratern vor Ort, welche Organisation Sie auch immer wählen. Der Businessplan ist etwas, was in der ersten Linie demjenigen, der gründen möchte, eine Entscheidungssicherheit bietet und eine Entscheidungsgrundlage bietet. Der Businessplan enthält einmal die Darstellung des Unternehmensgegenstandes - was möchte man überhaupt machen - und eine Präsentation des Unternehmensgründers, der Gründerin, die sehr genau beschreibt, welche Kompetenzen man hat und welche kaufmännischen, fachlichen und branchenspezifischen Erfahrungen vorhanden sind. Dann gibt es im Businessplan immer die anderen 50 Prozent, das ist der Zahlenteil, und der setzt sich zusammen aus einem Investitionsplan, der zweite Plan ist Ertrags- und Erfolgsvorausschau und der dritte Bereich ist dann ein Finanzierungsplan.

    Maleike: Denn dieser Businessplan ist ja ein ganz, ganz wichtiges Instrument, ein wichtiger Baustein beim nächsten Gang, nämlich beim Gang zur Bank. Ist das dann tatsächlich auch der nächste organisatorische Schritt? Wenn der Businessplan abgeschlossen ist und man festgestellt hat, man braucht Fremdkapital und das wird wahrscheinlich in der Mehrheit der Fälle der Fall sein, dann geht es zur Bank?

    Ceccia: Ja. Der Businessplan ist also abgeschlossen worden mit dem Ergebnis, ja, der Schritt soll weiter verfolgt werden, es ist alles auf grün gestellt, dann gibt es in der Tat den Bereich, dass man fehlendes Kapital einwirbt. Da gibt es immer zwei Gesprächsebenen. Die eine Gesprächsebene ist, mit den örtlichen Fördergesellschaften in Kontakt zu treten und sich dort sehr ausführlich zu informieren, was dann aber auch von Industrie- und Handelskammern eben eingefädelt wird, über die örtlichen Wirtschaftsförderungsmöglichkeiten für Gründerinnen und Gründer. Das kann ja auch eine sehr interessante Finanzierungsquelle sein. Und der zweite Bereich ist in der Tat, dass man dann mit seiner Hausbank Kontakt aufnimmt und seinen Businessplan bei der Hausbank eben präsentiert.

    Maleike: Und dann kann es losgehen?

    Ceccia: Dann kann es losgehen, das ist richtig. Dann kommen die möglichen gewerberechtlichen Klärungen, die man aber immer parallel abklären sollte. Ein ganz wichtiger Bereich, der ebenfalls zur Gründung noch zu klären ist, das ist das Thema der persönlichen Absicherung. Hier stehen Renten- und Krankenversicherung im Vordergrund, wo man auf alle Fälle mit seinem Rentenversicherer und mit seinem jetzigen Krankenversicherer das Gespräch suchen sollte, den Status Wechsel anspricht, dass man aus einer Arbeitnehmersituation jetzt in die Unternehmersituation geht, und sich dort von den entsprechenden Kassen Informationen holt und Wege aufzeigen lässt, wie dort eben eine persönliche Weiterversicherung organisiert ist.

    Maleike: Bert Ceccia von der Handelskammer Bremen. Vielen Dank für diese Informationen zur Vorbereitung einer Existenzgründung.