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Die Idee von der besseren Welt

Der Optimismus ist zurückgekehrt nach Davos. Die Sorgenfalten in den Gesichtern der Forumsteilnehmer haben einer teilweise euphorischen Aufbruchstimmung Platz gemacht. Und auch außerhalb des Kongresszentrums geht wieder alles seinen gewohnten Gang. Die Hotellerie freut sich über haufenweise zahlende Gäste, die Restaurants sind bis auf den letzten Platz ausgebucht, und die Promenade, die Davoser Flaniermeile, ist wieder fest in der Hand von Pelzmäntelträgern in Moonboots. Die Vermögens-Elite will sich schließlich betont legere geben hier oben in den Schweizer Bergen. Im vergangenen Jahr war das noch völlig anders: Ganz Davos war eine Festung, die auf den Ansturm der Globalisierungskritiker wartete. Stacheldrahtzäune, Absperrgitter, Polizeikontrollen allüberall – der viel beschworene Geist von Davos lag leblos am Boden. Nicht weniger angespannt die Situation im Innern des Kongreßzentrums: Sämtliche Diskussionen drehten sich nur noch um eine Frage: Kommt es im Irak zum Krieg oder nicht – wie gelähmt verfolgten die WEF-Teilnehmer die Vorgänge in New York. Wo im UN-Sicherheitsrat heftig um die richtige Position in der Irak-Frage gerungen wurde. Ein Jahr später ist das längst Geschichte. Es stehen wieder andere Themen auf der Agenda des World Economic Forum:

    Ich denke das Forum kümmert sich wieder mehr um Wirtschaft. Es gibt allerdings immer noch genug Dinge, über die man sich auslassen kann, also Politik wird auch eine Rolle spielen, aber vielleicht weniger stark. Also, was mich besonders interessiert, ist die Frage, was passiert mit den Welthandelsgesprächen. Ich denke, dass ist ganz wichtig im Kampf gegen die Armut. Ich will mal sehen wie die Leute hier die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung einschätzen. Das ist das große Thema.

    Partnerschaft für Sicherheit und Wohlstand – so das Motto des diesjährigen Forums, bereits das 34. in einer Tradition, die bis Anfang der siebziger Jahre zurückgeht. Damals wie heute an der Spitze, der Erfinder des Weltwirtschaftsforums, der Deutsch-Schweizer Klaus Schwab:

    Wie werden solange weltweit kein starkes nachhaltiges Wachstum haben bis wir Sicherheit haben. Wir werden aber Sicherheit nur bekommen mit der Aussicht auf Wohlstand: Armut schafft Konflikte genauso wie Konflikte Armut verursachen. Deshalb ist die Formel für Davos 2004 ganz einfach, aber dennoch eine Herausforderung: Frieden gleich Sicherheit und Wohlstand.

    1971 - die Ansprüche sind noch weitaus geringer: Da treffen sich auf Einladung von Klaus Schwab 450 Spitzenmanager, um sich fortzubilden in neuen Managementtheorien. Schwab selbst steht noch unter dem Eindruck seiner Erfahrungen an der Harvard-University, der Wirtschafts-Eliteschule an der US-Ostküste. Wir waren in Europa damals nicht gesegnet mit Managementausbildung, sagte ein früherer Swissair-Chef einmal. Klaus Schwab erkennt die Marktlücke und besetzt sie. Doch schon ein Jahr später verblasst der Glanz des Treffens, das Europäische Management-Symposium floppt – um kurze Zeit später wie Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen: Angereichert um Politiker, die sich damals noch diskret unter die Wirtschaftsbosse mischen. Am Kamin, auf der Skipiste, in der Berghütte plaudert man mit Seinesgleichen: die Atmosphäre irgendwo zwischen gemütlich und geschäftig. "See you in Davos" wird überall auf der Welt unter Top-Managern zur geflügelten Abschiedsformel. Diese Zeiten sind längst passé, die entspannte Atmosphäre der Anfangsjahre ist einem straffen Arbeitsprogramm gewichen. Von morgens halbacht bis spät in die Nacht konferieren die WEF-Teilnehmer, sagt Hotelier Mario Gubser vom Fünf-Sterne-Haus Posthotel Morisani mit ein bisschen Wehmut:

    Man beschränkt sich auch dieses Mal auf die professionellen Gespräche, Sitzungen, Meetings und das Begleitprogramm ist eher an einem kleinen Ort. Das ist halt so - damit müssen wir leben, dass man sich auf die ganz wichtigen Sachen beschränkt und die anderen - wenn man Zeit hat - auch noch macht. Aber die Zeit wird das Problem sein.

    Die achtziger Jahre sind das Jahrzehnt der Transformation, und die neunziger sind für das WEF die Golden Decade, das goldene Jahrzehnt. Davos wird zum Laufsteg der Mächtigen, hier Schüttelt sich die Hand, was Rang und Namen hat. Umarmt und Küsst sich – Symbolik statt Politik, dafür steht das Weltwirtschaftsforum am Ende des 20.Jahrhunderts. Der türkische Ministerpräsident Turgut Özal probt in Davos die Annäherung an Griechenlands Papandreou, Nelson Mandela tritt auf dem Weltwirtschaftsforum erstmals gemeinsam an der Seite von Südafrikas letztem Apartheid-Präsident Willem de Klerk auf. Und mit Bill Clinton kommt im Januar 2000 zum ersten und bislang letzten Mal ein US-Präsident in die winterliche Berglandschaft. Die Euphorie kennt keine Grenzen – der Schöpfer des nachhaltigsten Aufschwungs in der US-Geschichte bei den Spitzenvertretern der Wirtschaft – was für eine Vorstellung. Klaus Schwab:

    Biotech und Internet sind die beiden großen Revolutionen, die unser Leben sowohl im Privatbereich als auch in Unternehmen und Regierungen umschichten, die Anpassungen verlangen werden. Das sind Revolutionen, die uns sehr prägen werden. Und die Key-Players, die wichtigsten Leute auf diesem Gebiet wie Bill Gates usw. sind in Davos und erwarte daher sehr eingehende Diskussionen zu diesem Thema.

    Kurze Zeit später stürzt die New Economy ab. Und Klaus Schwab muss sich von Kritikern den Vorwurf gefallen lassen, seine Veranstaltung huldige dem Zeitgeist, hechle den Trends unkritisch hinterher – statt selbst neue Schwerpunkte zu setzen und vor falschen Entwicklungen zu warnen. Das ist das Dilemma dieser Veranstaltung: Einerseits soll sie avantgardistisch sein, andererseits kommen die Manager nicht nach Davos, um sich in die Suppe spucken zu lassen, ein Spagat. Doch das Platzen der High-Tech-Blase ist nur das eine, der Wind dreht sich auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Die Anti-Globalisierungsbewegung entsteht: Im Jahr 2000 erreicht sie Davos. Eine handvoll Aktivisten treffen sich nur wenige Meter vom Kongreßzentrum entfernt zu einer dreitägigen Gegenveranstaltung unter dem Namen "The Public Eye on Davos". Mitorganisatorin Jolanda Piniel:

    Die Bewegung war noch nie so breit und so vielfältig wie zur Zeit. Es sind zum ersten Mal auch christliche Kreise, die sich exponieren. Es gibt ganz verschiedene Gruppen und Organisationen, die zur Demonstration aufrufen. Es ist wirkliche eine breite Bewegung, die etwas bewirken kann.

    Noch allerdings zeigt sich das Weltwirtschaftsforum unbeeindruckt, erst ein Jahr später, Anfang 2001, kommt der Dialog zwischen den beiden Welten zumindest etwas in Gang. Der damalige Greenpeace-Chef Thilo Bode verhandelt am Rande des WEF mit deutschen Autokonzernen über die Klimaschutzziele und den Beitrag der Branche zu CO2-Reduktion. Transparency International-Chef Peter Eigen schwört die Kongreß-Teilnehmer auf den Kampf gegen Korruption ein – die Jubelstimmung ist auf einmal verflogen. Das WEF gibt sich auf einmal nachdenklicher und besinnt sich damit auch ein Stück weit auf seine Wurzeln, wie Forumsgründer Klaus Schwab zu Bedenken gibt:

    Was wir in Davos tun wollen, ist dafür zu sorgen, dass ein überborden in Zukunft möglichst vermieden werden kann. Wir in Davos haben immer wieder auf die humane Dimension der Globalisierung hingewiesen.

    Auch 2004 wird in Davos über das menschliche Antlitz der Globalisierung gesprochen – im Vordergrund stehen jedoch andere Themen. Kommt der Aufschwung oder kommt er nicht – und wenn ja, wie nachhaltig ist er. Es kommt zum Streit der Gelehrten. Pessimisten und Optimisten übertreffen sich fast täglich mit neuen Prognosen und Einschätzungen – der Chef-Volkswirt der US-Bank Merrill-Lynch Jacob Frenkel glaubt an den dauerhaften Aufschwung, OECD-Ökonom Jean-Philippe Cotis dagegen warnt noch immer vor aufziehenden Wolken am Konjunkturhimmel. Vor allem Europa bereitet dem Chef-Volkswirt der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit:

    Europa ist wie ein Flugzeug mit nur einem Triebwerk - das ist der externe Anreiz. Genau das macht das Flugzeug so anfällig für Turbulenzen, wie beispielsweise ein weiterer Euro-Anstieg, der könnte den einzigen Motor auch noch beschädigen.

    Vor allem die wirtschaftliche Situation Frankreichs und Deutschland bereitet den Ökonomen, aber auch den europäischen Managern sorgen. Der Chef-Volkswirt der Europäischen Zentralbank Ottmar Issing registriert zwar Zustimmung zu den deutschen Reformen, aber genauso:

    Die Besorgnis, zum einen, dass das Tempo zu langsam ist und zum anderen, dass sich die Deutschen nach dieser Anstrengung zurücklehnen und der Schwung erlahmen könnte.

    Um diese Befürchtungen zu zerstreuen ist Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement nach Davos gekommen. Trotz Führungskrise bei der Bundesagentur für Arbeit lässt es sich der Superminister nicht nehmen, das erste Mal überhaupt auf dem Weltwirtschaftsforum aufzutauchen. Schließlich spielt Clement die Rolle eines Wanderpredigers, der vor Politikern und Wirtschaftsbossen ständig um Vertrauen für den Standort Deutschland wirbt. Da kommen solche hochkarätig besetzten Treffen natürlich gerade recht. Angesprochen auf die Frage, wie er das Misstrauen des Publikums in den deutschen Reformweg zu zerstreuen gedenke, antwortet der Wirtschaftsminister

    Zum Ende des letzten Jahres wurden in Deutschland Reformprojekte vorangebracht wie in wenigen EU-Ländern. Wir erwarten in diesem Jahr ein wirtschaftliches Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent, in Folgejahren noch ein bisschen mehr. Also: Es war schon schlechter in Davos.

    Es ist das erste Mal seit Jahren, dass beim Davoser Weltwirtschaftsforum wieder einmal intensiv über den Zustand der deutschen Wirtschaft diskutiert wird. Asiatische Finanzkrise, New-Economy-Boom, Anti-Terror-Krieg - die Entwicklung von Europas größter Volkswirtschaft ist zunehmend in den Hintergrund getreten. Und das, obwohl die Bundesrepublik die Wachstumsraten in der Europäischen Union seit Jahren drückt. Dabei hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl bereits 1998 in Davos versprochen, die unionsgeführte Bundesregierung habe die Weichen gestellt für ein Wiedererstarken der deutschen Wirtschaft.

    ...Spitzenplatz...Hochtechnologie, Biotech wieder Anschluss gefunden. Platz 2 bei Exporten, wichtig, da jeder 5. Arbeitsplatz davon abhängt. Ideologische Verkrustungen beseitigt, die uns gehemmt haben...

    Während also die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums seit Jahren voller Sorgen auf die ökonomische Entwicklung in Europa, vor allem auch Deutschlands schauen, weichen die Zweifel über den Zustand der asiatischen Volkswirtschaften. 2004 könnte das Jahr des asiatischen Wirtschaftsraumes werden, in Davos macht sich fast ungezügelter Begeisterung breit: China beeindruckt mit einer Wachstumsgeschwindigkeit, von der europäische Ökonomien nur träumen können, Japan ist nach einem Jahrzehnt der Stagnation auf einmal wieder zurück auf der wirtschaftlichen Weltbühne, und auch die einstigen Tigerstaaten um Malaysia, Singapur und Thailand sind zurück auf der Erfolgsspur. Doch die mit Abstand größte Faszination geht in Davos vom chinesischen Wirtschaftswunder aus. Infineon-Chef Ulrich Schuhmacher will ein Drittel aller Investitionen ins Reich der Mitte lenken, das entspricht allein in den kommenden drei Jahren 1,2 Milliarden Dollar. Dabei ist es offenbar gar nicht so sehr die Aussicht auf billige Arbeitskräfte, die Unternehmen nach China lockt, sondern die Flexibilität am Arbeitsmarkt und der Wissensdurst der chinesischen Gesellschaft. Carlos Ghosn, Chef des japanischen Autobauers Nissan Motor:

    China ist eine lernende Gesellschaft. Die Chinesen sind wie Schwamm: Saugen alles von Managementstrategien bis Finanzwissen. Das ist größte Stärke.

    Angst vor dem Absturz des Gelben Riesen ist in Davos nicht spüren. Zu oft schon war den Chinesen das Ende ihres Wirtschaftswunders vorhergesagt worden, als das noch jemand daran glauben würde. Die unterbewertete Währung, die Überregulierung des Marktes, zunehmende soziale Spannungen – das alles sehen die Manager Davos in den Händen einer kompetenten Regierung. Infineon-Boss Ulrich Schumacher:

    Sie sind sich der strukturellen Probleme bewusst. Ich wäre froh, wenn man das in meinem Land so begriffen hätte wie in China. Natürlich ist das ein Problem. Aber Sie gehen es an. Ich teile die Sorgen im Blick auf das worst-case-scenario nicht.

    Es sind Äußerungen wie diese, die den Kritikern des Weltwirtschaftsforums die Zornesröte ins Gesicht treiben. Angesichts der Menschenrechtssituation in China, angesichts der wachsenden Kluft zwischen arm und reich einen solchen Vergleich zu ziehen, zeugt nicht gerade von Fingerspitzengefühl, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Die Verfechter eine gerechten Globalisierung könnten sich bestätigt sehen, allerdings bekommen sie das meiste von dem, was im bunkerartigen Kongreßzentrum diskutiert wird, sowieso nicht mit. Mit ihrer Vermutung dürften die WEF-Kritiker dennoch nicht ganz falsch liegen. Dass nämlich auf dem Podien viele Schaufensterreden geschwungen werden, der Alltag in der Firmenwelt aber ein ganz anderer ist. Nestle-Chef Peter Brabeck-Letmathe beispielsweise verlangt von seinen Kollegen, Unternehmen sollten wieder stärker Werte vermitteln und langfristiges Wachstum statt kurzfristige Gewinnziele in den Vordergrund stellen – der stets gut gebräunte Spitzen-Manager gehört seit jeher zu den Nachdenklicheren in Davos. In den Worten des Nestle-Bosses schwingt zweifellos Kritik an der eigenen Klasse mit –die Kritiker des Davoser Wirtschaftsgipfels hätten gerne mehr davon. Auch sie appellieren an die Verantwortung der Unternehmen, wollen darüber hinaus aber rechtsverbindliche Grundsätze. Sozial- und Umweltstandards müssen internationale festgeschrieben werden. Das ist eine der zentralen Forderungen des WEF-Gegenkongresses The Public Eye on Davos. Matthias Hehrfeldt ist ein Forumsgegner der ersten Stunde und Mitveranstalter der sozialpoltischen Veranstaltung.

    Es wird viel geredet. Wir möchten die Konzernmitglieder des WEF das Jahr durch auch im Blick behalten und sehen, ob sie auch den Worten mit Taten folgen. Es wird viel von sozialer und ökologischer Verantwortung geredet, aber es braucht noch viele Schritte, dass dies auch beansprucht werden kann. Solange das nicht der Fall ist, werden Organisationen wie unsere gebraucht.

    Scharfe Kritik der Globalisierungskritker auch an der informellen Mini-Welthandelsrunde in Davos. In dieser Frage sehen sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt, dass nämlich in Davos unter Ausschluß der Öffentlichkeit Entscheidungen getroffen werden, die den Interessen von einem Großteil der Menschen entgegenlaufen. Das Ergebnis der Handelsminister-Gespräche allerdings ist dürftig. Man verständigt sich darauf, einen Versuch zu unternehmen, um die festgefahrenen Gespräche wieder in gang zu bringen – ein ziemlich unverbindlicher Vorsatz. Der deutsche Wirtschaftsminister gibt sich dennoch verhalten optimistisch:

    Es gibt eine Verständigung auf Basis amerikanischer Vorschläge. Aber wir sind ja schon häufiger gescheitert. Solange ein roter Faden da ist, müssen wirs probieren.

    Doch ob die Industrieländer wirklich an die Finanzhilfen für ihre Landwirte ranwollen, das ist auch nach Davos immer noch die Frage. Viel große Politik wird gemacht in diesen Tagen hoch oben in den Schweizer Bergen: US-Vize Dick Cheney wirbt auf dem Forum eindringlich für eine neue Phase der Zusammenarbeit zwischen Amerika und Europa, Irans Präsident Khatami fordert den Westen in Davos zu Geduld mit seinem Land auf, der pakistanische Staatschef Musharaf erklärt vor den Kongressteilnehmern seine Bereitschat, den Kashmir-Konflikt mit Indien bald beilegen zu wollen und die Türkei kündigt die Wiederaufnahme der Zypern-Gespräche an. Es ist ein wahres Feuerwerk von politischen Initiativen – alle versehen mit dem Etikett "Made in Davos". Kein Wunder also, dass die Macher zufrieden sind mit dem diesjährigen Treffen. Der Geist von Davos sei zurückgekehrt, sagen Organisatoren und Teilnehmer gleichermaßen. Ganz so, wie Forumsgründer Klaus Schwab sich das vorstellt.

    Der Geist von Davos besteht darin, dass jenseits aller Formalitäten, die normalerweise unser tägliches Leben bestimmen, hier wirklich nach Lösungen gesucht und gerungen wird.

    Doch den Charakter einer wirklich informellen Veranstaltung hat das WEF verloren – auch wenn Schilder vor der Kongresshalle das Tragen von Krawatten verbieten. Locker geht es deshalb noch lange nicht zu, dafür sind die Sicherheitsvorkehrungen zu präsent, der Trubel zu groß und die Zeiten zu ernst. Das hat selbst die Wirtschaftselite verstanden. Die Euphorie der neunziger Jahre ist verflogen. Post-Chef Klaus Zumwinkel:

    Es wird weiter eine sachliche Arbeit geleistet und das Treffen von vielen Persönlichkeiten ist gut fürs Geschäft.

    Die moralische Instanz des Weltwirtschaftsforums - das ist seit Jahren UN-Generalsekretär Kofi Annan. Vier Tage lang bleibt er in Davos, er spricht mit Staats- und Regierungschefs, er diskutiert mit Managern – und er redet den Teilnehmern ins Gewissen. Er trifft den richtigen Ton vor den 2100 versammelten "Leadern of the World", den Führungspersönlichkeiten mit Weltgeltung, wie sich sich gerne selbst nennen.

    ...Verantwortung in unsicheren Zeiten...

    Commited to improve the state of the world – das Weltwirtschaftsforum hat sich seit mehr als 30 Jahren nicht weniger vorgenommen, als den Zustand der Welt zu verbessern. Zu behaupten, dass Klaus Schwab und seinen elitären Gästen dies gelungen ist, wäre sicherlich zu viel des Guten. Aber immerhin: Einmal im Jahr treffen sich die Manager in den Schweizer Bergen, um in einem engen Tal ihren Blick zu weiten. Während sie zuhause häufig nur über Vermögenswerte sprechen, sind sie in Davos gezwungen, über elementare Grundsätze des Zusammenlebens, über echte Werte, nachzudenken.