Mittwoch, 24. April 2024

15. März 2023
Die internationale Presseschau

Themen sind der Zusammenstoß einer US-Aufklärungsdrohne mit einem russischen Kampfjet über dem Schwarzen Meer und die politische Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Zunächst aber geht es um die geplante Ausstattung Australiens mit Atom-U-Booten durch die USA und Großbritannien.

15.03.2023
Das Foto zeigt ein US-Atom-U-Boot  im Pazifik.
Die Ausstattung Australiens mit Atom-U-Booten ist Thema in der Internationalen Presseschau (AFP PHOTO / Navy Media Content Operations / ACE RHEA)
Die KLEINE ZEITUNG aus Österreich meint: "Australien ist dank seines Atom-U-Boot-Deals und des Verteidigungspakts mit den USA und Großbritannien geopolitisch plötzlich eine nennenswerte Größe geworden. Es verdankt diese Rolle seiner geografischen Lage, die es zu einem strategisch wichtigen Ort macht. Will man China nicht die Dominanz über den Indopazifik überlassen, so braucht es ein Standbein in der Region, mit dem man Werte teilt: Und genau das ist Australien. Dass Peking seit Jahren militärisch aufrüstet, darf nicht ignoriert werden", stellt die KLEINE ZEITUNG fest.
Die chinesische Staatszeitung CHINA DAILY schreibt: "Dieser Schritt dient nur dazu, Australien zur Vorhut in dem Stellvertreterkrieg zu machen. Die USA und ihre Verbündeten sollten wissen, dass der Export von Nukleartechnologie in ein atomwaffenfreies Land eine eklatante Verletzung des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen darstellt. Sowohl Washington als auch London sind Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags. Und Australien ist sowohl dem Vertrag als auch einem ähnlichen Abkommen für den Südpazifik beigetreten. Wie können diese Länder ihre Verpflichtungen zur Unterlassung von der Verbreitung solcher Waffen rückgängig machen und gleichzeitig andere in der Welt, wie den Iran und Nordkorea, dazu drängen, ihre nuklearen Ambitionen aufzugeben?", fragt die Staatszeitung CHINA DAILY.
Die in Taipeh erscheinende Zeitung ZIYOU SHIBAO wesit darauf hin: "Es mehren sich die Prognosen, wonach China schon sehr bald oder spätestens in den kommenden zehn Jahren Taiwan angreifen wird. Deshalb muss das Arsenal der taktischen Atomwaffen der USA zum Schutz Taiwans erheblich aufgestockt werden."
Die australische Zeitung SYDNEY MORNING HERALD gibt zu Bedenken: "Der Teufel steckt im Detail. Wie wird Australien nicht nur einen, sondern zwei verschiedene Typen von Atom-U-Booten aus den USA und Großbritannien betreiben, wenn das Land keine Erfahrung damit hat? Wie wird die Marine die Zehntausenden von qualifizierten Menschen finden, die nötig sind, um die Boote zu bauen und zu betreiben? Und was passiert, wenn eine zukünftige US-Regierung einfach ihre Meinung ändert? Ein solches Szenario zeigt Australiens Verwundbarkeit, da es sich an Amerika bindet und so durch die unruhigen Gewässer des Indopazifik navigiert", mahnt der SYDNEY MORNING HERALD.
Die britische Zeitung THE TELEGRAPH aus London befindet: "Mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges polarisiert sich die Welt erneut. China versucht, seine diplomatischen Muskeln auf eine Weise spielen zu lassen, die es früher nie getan hat, außer auf regionaler Ebene. China fordert die Weltordnung heraus, indem es sie auf eine Weise neu definiert, die seinen nationalen Interessen entspricht. Präsident Xi Jingping will eine chinesisch-freundliche Koalition zwischen weitgehend blockfreien Nationen schmieden. Dies versucht er zu erreichen, indem er Handelsbeziehungen anbietet, als Alternative zu Verbindungen mit den USA, die von militärischer Stärke geprägt sind. Für die westlichen Interessen stellt das Vorgehen eine Bedrohung dar. Und der britische Premierminister Sunak ist zu Recht besorgt darüber", argumentiert THE TELEGRAPH.
In der japanischen Zeitung YOMIURI SHIMBUN aus Tokio ist zu lesen: "Australien fühlt sich immer stärker von Chinas aggressiven Handlungen im Südchinesischen Meer und wachsendem Einfluss auf pazifische Staaten bedroht. Peking protestiert gegen das Bündnis mit dem Argument, dass sich die Aufrüstungsspirale schneller dreht. Auslöser für dieses Wettrüsten ist allerdings China selbst. Vielmehr ist es wichtig, dass sich die Volksrepublik mit ihren militärischen Aktionen zurückhält", fordert YOMIURI SHIMBUN.
In Peking haben Saudi-Arabien und der Iran auf Vermittlung Chinas eine politische Annäherung verkündet. Zur Rolle Chinas schreibt die dänische Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen: "Chinas Staatsführer Xi Jingping widmet sich seinem neuen Projekt: China soll als globaler Friedensstifter präsentiert werden. So haben die Erzfeinde Saudi-Arabien und Iran auf einmal angekündigt, acht Jahre nach dem Abbruch ihrer diplomatischen Beziehungen und einem Stellvertreterkrieg im Jemen ihre Beziehungen normalisieren zu wollen. Das ist das Ergebnis heimlicher Verhandlungen mit China als Vermittler. In arabischen Medien ist bereits von einer neuen Weltordnung die Rede: Demnach genießen die USA wegen ihrer Kriege keine Glaubwürdigkeit als Friedensstifter, wohl aber China", vermerkt POLITIKEN.
Die französische Zeitung DERNIÈRES NOUVELLES D’ALSACE aus Straßburg stellt fest: "Es ist ein Ereignis, dessen Nachbeben die Landschaft weit über den Nahen und Mittleren Osten hinaus verändern werden. Bis hin zu den USA, die die Saudis sich unaufhaltsam aus ihrem Einflussbereich entfernen sehen; bis hin zu Israel, dessen Strategie teilweise zusammenbricht; bis hin zu China, das seine Fäden zieht und sich global eine neue Rolle maßschneidert, indem es Allianzen vermehrt und sich als Vermittler inszeniert. Für Saudi-Arabien ist das Abkommen eindeutig die Bestätigung eines neuen Status. Für den Iran durchbricht das Abkommen die Isolation zu einem Zeitpunkt, da die Islamische Republik zwischen dem Hammer der internationalen Sanktionen und dem Amboss einer Volksrevolte eingezwängt ist", vermerkt DERNIÈRES NOUVELLES D’ALSACE.
Die britische Zeitung THE TIMES aus Grobritannien blickt auf die möglichen Folgen für Israel: "Der Iran, der kurz vor der Anreicherung von waffenfähigem Uran steht, stellt eine existenzielle Bedrohung für Israel dar. Saudi-Arabiens Machthaber Kronprinz Mohammed bin-Salman widersetzt sich dem Druck der USA, sich dem Normalisierungs-Abkommen zwischen Israel und den Vereiningten Arabischen Emiraten anzuschließen. Der Iran versucht mit seiner Diplomatie sicherzustellen, dass Israel in der Region weiter isoliert wird", notiert die Zeitung THE TIMES.
Norwegens AFTENPOSTEN erklärt: "Eine gute Nachricht könnte dies dagegen für den Jemen sein, wo der Iran und Saudi-Arabien in dem verheerenden Bürgerkrieg unterschiedliche Seiten unterstützen. Ähnliches gilt für Syrien. Man sollte der Nachricht aber auch nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Es ist durchaus denkbar, dass wirtschaftliche Motive Riad und Teheran antreiben. Der Iran leidet unter den internationalen Sanktionen, Saudi-Arabien könnte durch ein Ende des Konflikts Investoren mehr Sicherheit bieten", glaubt AFTENPOSTEN aus Oslo.
Über dem Schwarzen Meer ist eine US-Aufklärungsdrohne nach einem Zusammenstoß mit einem russischen Kampfjet abgestürzt. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG warnt: "Die starke Präsenz der Luftwaffe der USA und anderer NATO-Staaten im Schwarzmeerraum und entlang der russischen Westgrenze ist Russland ein Dorn im Auge. Über gefährliche Annäherungen, etwa auch über der Ostsee, wird von beiden Seiten seit Jahren berichtet. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die Lage zweifellos drastisch verschärft. Die fehlende Kommunikation zwischen den beiden Atommächten erhöht die Gefahr unbeabsichtigter, aber umso schwerwiegenderer Zwischenfälle zusätzlich", so die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die italienische LA REPUBBLICA befindet: "Dass es keine Entschuldigung von russischer Seite gab, sondern die Behauptung einer legitimen Aktion, verdeutlicht die Ablehnung des Kremls gegenüber den täglichen Missionen der westlichen Spionagedrohnen, die strategische Informationen für den ukrainischen Widerstand sammeln. Nun bleibt abzuwarten, ob die USA Kampfjets zum Schutz ihrer Flüge entsenden und damit das Risiko einer 'unfreiwilligen Eskalation' erhöhen, von der das Pentagon sprach. Eine brandgefährliche Situation." Und mit dieser Stimme aus LA REPUBBLICA endet die Internationale Presseschau.