Dazu schreibt die dänische Zeitung POLITIKEN: "Als McCarthys Vorgängerin Pelosi im vergangenen August Taiwan besuchte, reagierte China mit Militärmanövern, simulierte Hafenblockaden und feuerte Raketen über die Insel ins Meer ab. Aus der Sicht von Taipeh ist die Reise deshalb ein Kompromissversuch. Eigentlich wollte McCarthy ebenfalls Taiwan besuchen, aber Taipeh hielt das für zu riskant. Tsai will Chinas Zorn besänftigen, darf aber gleichzeitig McCarthy nicht als schwach dastehen lassen", erläutert POLITIKEN aus Kopenhagen.
ZIYOU RIBAO aus der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh ist der Meinung, dass... "...das geplante Treffen mit McCarthy in Kalifornien ein diplomatischer Meilenstein und ein Ausdruck der Anerkennung für die Präsidentin ist. Taiwan kann nun selbstbewusster und noch enger mit Amerika zusammenarbeiten, um die bevorstehenden Herausforderungen gemeinsam zu meistern."
HUANQIU SHIBAO aus Peking zeigt sich erbost: "Der Mittelamerika-Besuch ist nur ein Vorwand, die USA sind das eigentliche Ziel von Tsai. Wenn sie glaubt, politisches Kapital aus der Reise angesichts der Spannungen zwischen China und den USA schlagen zu können, dann macht sie einen großen Fehler. Peking hat längst klargemacht, dass es Vergeltung üben wird, sollte Tsai tatsächlich McCarthy treffen. Tsai setzt die Stabilität und den Frieden in der Region aufs Spiel. Zusammen mit den USA provoziert sie Chinas Souveränität und Integrität. Peking wird nicht tatenlos zusehen", prophezeit HUANQIU SHIBAO aus China.
Die japanische NIHON KEIZAI SHIMBUN fürchtet, dass Peking mit seinen Drohungen Ernst macht: "China verschärft seinen Ton gegenüber den USA kontinuierlich. Neulich hat Staatschef Xi die USA explizit als Unterdrücker angeprangert und betont, China stehe vor harten Herausforderungen. Seit dem Vorfall mit dem mutmaßlichen Spionageballon und der abgesagten China-Reise von US-Außenminister Blinken gibt es kaum noch Dialogmöglichkeiten, um Missverständnisse zwischen den beiden Staaten zu vermeiden. Der Konflikt zwischen den USA und China droht deshalb in eine Eskalationsspirale zu geraten", notiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
In der mexikanischen Stadt Juarez sind bei einem Brand in einer Migrantenunterkunft in der Nähe der US-Grenze 39 Menschen ums Leben gekommen. EL DIARIO DE JUAREZ erhebt deshalb Vorwürfe: "In der Unterkunft waren über 80 Menschen untergebracht, obwohl dort kaum Platz für 40 ist. Das war längst bekannt. Trotzdem wurde die Einrichtung nie erweitert. Auch Feuer hatte es dort schon gegeben, wenn die Bewohner aufgrund von Falschmeldungen in Medien und sozialen Netzwerken dachten, sie sollten deportiert werden. Das alles hat die mexikanische Regierung nie ernst genommen, und sie hat keine Maßnahmen ergriffen, um die Risiken zu verringern“, klagt die mexikanische Zeitung EL DIARIO DE JUAREZ.
PRENSA LIBRE aus Guatemala-Stadt ergänzt: "Die Migrantentragödie geht weiter. 28 der 39 Opfer stammten aus Guatemala. Unsere Politiker drücken ihr Beileid aus, machen aber weiter wie immer. Dabei sollten sie in Guatemala endlich Probleme wie Gewalt, wirtschaftliche Not und fehlende Entwicklung angehen, die die Hauptgründe für den massiven Exodus sind."
Vor dem Hintergrund der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS blickt der SYDNEY MORNING HERALD aus Australien auf die Schweiz: "Ein Jahrhundert des Schweizer Exzeptionalismus geht mit erschreckender Geschwindigkeit zu Ende. Und auf einmal läuft alles schief. Der Krieg in der Ukraine stellt die Neutralität der Schweiz auf eine harte Probe. Das Land ist von allen Seiten von Staaten der Europäischen Union umgeben, doch seine Beziehungen zur EU sind zerrüttet. Und jetzt bricht mit der Credit Suisse auch noch das Geschäftsmodell der Schweiz als Bankplatz für die globalen Eliten zusammen. Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS schafft ein monopolistisches Monster: zu groß, um zu scheitern, mit Verbindlichkeiten in Höhe von 1,7 Billionen US-Dollar. Das übersteigt selbst die 'Löschkapazitäten' des Schweizer Staates, wenn es bei dieser Bank einmal brennen sollte", warnt der SYDNEY MORNING HERALD.
Lob für das Agieren der Schweizer Behörden kommt von der GULF TIMES aus Katar: "Die Schweizer Regierung hat in einem Moment, in dem sie gebraucht wurde, außergewöhnliche Führungsstärke bewiesen. Die 'Blitzhochzeit' von UBS und Credit Suisse wurde in aller Eile arrangiert, um uns alle zu schützen. Viele kritisieren, dass sich die Regierung dabei auf Notstandsgesetze stützte und sich so über das Recht der Aktionäre, über Fusionen abzustimmen, hinwegsetzte. Außerdem schrieb sie Anleihen der Credit Suisse im Wert von rund 17 Milliarden Dollar ab, was das Risiko jahrelanger Rechtsstreitigkeiten birgt. All das könnte tatsächlich dem Ruf der Schweiz bei Anlegern schaden. Aber wenn durch die Fusion das Finanzsystem als Ganzes stabilisiert werden kann, dann war es das wert", findet die GULF TIMES aus Doha.
Der TAGES-ANZEIGER aus Zürich geht auf den neuen Chef der Schweizer Großbank UBS ein: "Die Überraschungen um die Übernahme der Credit Suisse reißen nicht ab. Ralph Hamers tritt zurück und macht Platz für Sergio Ermotti als Chef der neuen UBS. Der Wechsel an der Spitze zeigt, wie groß die Herausforderungen beim Aufbau der neuen Superbank sind: Das Übernahmeobjekt Credit Suisse kämpft gegen einen drastischen Vertrauensverlust. Die UBS riskiert, dass ihr Ruf in Mitleidenschaft gezogen wird. Ermotti hat Erfahrung mit dem radikalen Umbau einer Großbank. Er hat die UBS bereits nach ihrer Rettung und der Finanzkrise neun Jahre lang geführt und in dieser Zeit die Investmentbank radikal zurückgebaut und die Bank auf die Vermögensverwaltung ausgerichtet. Diese Strategie legte den Grundstein für das stabile Wachstum der UBS in den vergangenen Jahren. Ermotti an die Spitze der neuen Megabank zu setzen, macht für die UBS-Führung Sinn. Ob es ihm tatsächlich gelingt, Vertrauen in die neue Megabank zu schaffen, muss sich zeigen. Die Integration der Credit Suisse könnte sich als größerer Brocken erweisen als die Neuausrichtung der UBS vor zehn Jahren", mutmaßt der TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz.
Die türkische Zeitung YENI SAFAK fürchtet, dass die Bankenkrise mit der Übernahme der Credit Suisse noch nicht ausgestanden ist: "Schließlich sind auch die Aktien der Deutschen Bank rapide gefallen. Jetzt richten sich die Blicke auf die Europäische Zentralbank. Zwischen EZB-Chefin Lagarde und Direktoriums-Mitglied Schnabel gibt es aber offenbar Meinungsverschiedenheiten. Frau Schnabel will die Zinsen weiter erhöhen, Lagarde bevorzugt ein behutsameres Vorgehen. Wahrscheinlich werden sowohl die EZB als auch die amerikanische Notenbank aber trotz der anhaltenden Inflation maßvoller agieren, bis sich die Lage beruhigt hat", glaubt YENI SAFAK aus Istanbul.
Zum Abschluss noch eine Stimme der Londoner TIMES zum Deutschland-Besuch des britischen Königs Charles III.: "Der Besuch des Königs in Deutschland ist ebenso symbolträchtig und politisch bedeutsam wie fast alle Besuche, die seine Mutter während ihrer langen Regentschaft unternahm. Es ist der erste Besuch, den er seit seiner Thronbesteigung unternimmt, und zwar noch vor seiner Krönung. Das unterstreicht die engen dynastischen, politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Großbritannien und einem Land, gegen das unsere Nation zwei Weltkriege geführt hat, das sich aber seitdem zu einem der stärksten und am meisten geschätzten Verbündeten Großbritanniens entwickelt hat. Es zeigt die Entschlossenheit Londons, trotz des Brexits freundschaftliche Beziehungen zu ehemaligen Partnern in der Europäischen Union zu unterhalten." Mit dieser Stimme der britschen TIMES endet die internationale Presseschau.