
Dazu heißt es in der österreichischen Zeitung DIE PRESSE: "Nach der Krisensitzung seines Sicherheitskabinetts markierte Premier Netanjahu den starken Mann. Israels Feinde müssten einen hohen Preis zahlen, tönte der Regierungschef. Wie so oft stilisiert er sich zum Garanten der Sicherheit. Nur, dass er sich den Extremisten in seinem Kabinett ausgeliefert hat. Nun muss er einem Militär vertrauen, das ihm in großen Teilen misstraut – und einem Verteidigungsminister, den er vor zwei Wochen entlassen hat, um ihn dann doch im Amt zu belassen", bemerkt die Wiener Zeitung DIE PRESSE.
Nun zum nächsten Thema. Nach Ansicht der dänischen Zeitung POLITIKEN war der Besuch des französischen Präsidenten Macron und der EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in Peking nicht von Erfolg gekrönt: "Es wirkt naiv, wenn Macron erklärt, er vertraue darauf, dass Xi Russland zur Vernunft bringe. Laut EU-Kommission soll China als Partner, aber auch als Konkurrent und systemischer Rivale behandelt werden. Die EU muss den Verkauf kritischer Infrastruktur an China unterbinden. Die engen wirtschaftlichen Beziehungen müssen nicht gekappt werden, denn das wäre nur teuer und schädlich für beide Seiten. Insofern hat der Besuch von Macron und von der Leyen gezeigt, dass eine Zusammenarbeit weiterhin notwendig und China kein Feind ist. Aber es ist eben auch kein Freund", betont POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die portugiesische Zeitung PUBLICO kommentiert die Rolle Chinas bei der Suche nach einem Frieden für die Ukraine: "China kann Europa nicht ignorieren und umgekehrt auch nicht. Europa ist für die chinesische Wirtschaft wichtiger als jede privilegierte Beziehung zu Russland. Es ist klar, dass Peking dabei Paris als einen Gesprächspartner sieht, mit dem das Drehbuch der Beziehungen zwischen dem Westen und China neu geschrieben werden kann. Macron nahm französische Unternehmer mit nach Peking, um die Handelsbeziehungen mit China zu verbessern und seine Rolle in der Außenpolitik zu stärken. Von der Leyens Kritik an China und ihre Nähe zu US-Präsident Biden sind deutlich. Die Ergebnisse all dieser Besuche waren vorhersehbar: Der Handel wird gestärkt, aber bei Chinas Einsatz für Frieden zwischen Russland und der Ukraine bleibt es bei purer Rhetorik", unterstreicht die portugiesische Zeitung PUBLICO.
In der Tokioter Zeitung ASAHI SHIMBUN ist zu lesen: "Während Frankreichs Präsident Macron in China außergewöhnlich freundlich empfangen wurde und Staatschef Xi Jinping über den Klee lobte, spielte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen – auch angesichts der kritischen Blicke aus den osteuropäischen und den baltischen Staaten gegenüber der Nähe von Peking zu Moskau – den Bad Cop. Sie hat mit Xi nicht nur über das Thema Taiwan sondern auch über Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Xinjiang sprochen. Es gab aber auch eine starke Gemeinsamkeit: der Blick auf die USA. Für die Europäer wäre es ein Alptraum, wenn Donald Trump, der die NATO die EU missachtet und freundschaftliche Beziehungen mit Autokraten wie Putin inszeniert, im November kommenden Jahres wiedergewählt würde. Deshalb muss Europa von China eine konstruktive Beteiligung am Aufbau der stabilen Weltordnung verlangen und anstelle der USA in der Weltgemeinschaft für Menschenrechte oder rechtstaatliche Werte werben", erläutert die japanische Zeitung ASAHIN SHIMBUN.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO bezeichnet den Besuch Macrons und von der Leyens in China als erfolgreich: "Besonders in der Ukraine-Frage gab es großen Konsens. Dies ist ein Zeichen, dass China und Europa eine Partnerschaft ohne Einschränkungen aufbauen könnten. Trotz vieler Missverständnisse und Bedenken sind Peking und Brüssel in vielen internationalen Fragen ähnlicher Meinung. Gerade vor der aktuellen Weltlage brauchen wir einander mehr denn je. Die Lösung der Ukraine-Frage liegt letztlich in den Händen der Europäer. Die chinesische Regierung ist bereit, jede Friedensinitiative zu unterstützen", unterstreicht HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA sieht von der Leyen in China isoliert: "Der chinesische Staatschef Xi Jinping bereitete dem französischen Präsidenten Macron einen überschwänglichen Empfang. Experten sehen darin ein Zeichen für Pekings wachsende Offensive, wichtige Verbündete in der Europäischen Union für den Kampf gegen die Vereinigten Staaten zu gewinnen. Xi und Macron besuchten gestern Südchina, wo sie in der ehemaligen Residenz des Vaters von Xi in der Stadt Guangzhou chinesischen Tee tranken. Solche Streifzüge von Xi mit ausländischen Staatsgästen sind selten. Von der Leyen, die China vor der Reise in einer kritischen Rede 'repressiv' bezeichnet hatte, wirkte in Peking einsam – sie wurde am Flughafen nicht so offiziell begrüßt wie Macron und zu einigen Staatszeremonien, an denen Xi und Macron teilnahmen, nicht eingeladen", erläutert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Vor 25 Jahren wurde mit dem Karfreitags-Abkommen, der Nordirland-Konflikt beendet. Dazu schreibt die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER: "Der Nordirland-Konflikt dauerte so lange wie der Dreißigjährige Krieg. Katholische und protestantische Terroristen erschossen sich gegenseitig, blutige Anschläge waren Teil des Alltags. Es gab mehr als 3.500 Tote, darunter vor allem Zivilisten, aber auch Soldaten und Polizisten. Die Bevölkerung litt unter der Gewalt, und die nordirische Wirtschaft lahmte. Das Karfreitagsabkommen 1998 konnte schließlich 'The Troubles' beenden. Danach blühte der Handel, und die Grenze ist heute unsichtbar. Trotzdem herrscht noch kein ungetrübtes Glück. Katholiken und Protestanten leben oft voneinander getrennt, ihre Kinder gehen nur äußerst selten in dieselbe Klasse. Die Kämpfer von damals sind nicht verschwunden, sondern widmen sich dem Drogenhandel oder der Bandenkriminalität. Das Karfreitagsabkommen war historisch. Nur Fanatiker bedauern das Ende der unversöhnlichen Gewalt. Es hat Fortschritte gegeben, neue Generationen wachsen heran. Es ist zu hoffen, dass die Zeit alle Wunden heilt", notiert DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Im IRISH EXAMINER aus der Republik Irland heißt es: "Frauen waren der Schlüssel zum Frieden - und werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. 25 Jahre nach der Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens laufen wir erneut Gefahr, die anhaltenden negativen Auswirkungen der gesellschaftlichen Herausforderungen der Nachkriegszeit auf Frauen und Mädchen im Norden zu ignorieren. Die entscheidende Rolle der Frauen wird übersehen. Diese hatten großen Anteil an der Verhütung von Konflikten und am Beitrag zum Frieden. Und dennoch werden unseren Schwestern im Norden Rechte und Schutz verwehrt, die Frauen und Mädchen in Großbritannien und Irland gewährt werden", ist im IRISH EXAMINER aus Dublin zu lesen.
Die Gastkommentatorin im britischen GUARDIAN sorgt sich um die Kenntnisse junger Leute in Nordirland. "Das Karfreitagsabkommen ist kein wesentlicher Bestandteil der Lehrpläne in nordirischen Schulen - ebenso wenig wie die Jahrzehnte des Konflikts, die der Vereinbarung vorangingen. Mehr als 600.000 Menschen wurden in Nordirland seit der Unterzeichnung geboren. Von dieser Generation wird erwartet, die führenden Köpfe des Friedensprozesses zu werden. Die Vergangenheit mag hässlich, unangenehm und schwerzvoll sein, und doch müssen wir uns ihr stellen. Den jungen Leuten sollte man nicht aufbürden, sich auf unzuverlässige Informationsquellen jenseits des Klassenzimmers zu verlassen. Wir müssen ihnen dabei helfen, die Bedeutung der Konflikte und des Karfreitagsabkommens zu ermessen. Sie unwissend zu lassen, ist ein schlechter Dienst an allen, die ihr Leben verloren haben". Das war ein Gastkommentar aus dem Londoner GUARDIAN, mit dem die internationale Presseschau endet.