
"Die Ehrung ist umstritten", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Merkel hat eine Menge Probleme hinterlassen, die durch exekutives Unterlassen entstanden sind, etwa in der Migrationspolitik, im Umgang mit Corona und besonders in der Russlandpolitik. Deutschland ist wehrlos, und es war abhängig von russischem Gas, als Merkel im Herbst 2021 abtrat. Den Vorwurf, das Land nur verwaltet zu haben, kann man Merkel durchaus machen", findet die NZZ aus der Schweiz.
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA fragt: "Ist Angela Merkels politisches Vermächtnis groß genug, um sie mit Adenauer und Kohl, den Kanzlern der Westbindung und der Wiedervereinigung auf eine Stufe zu stellen? Bundespräsident Steinmeier erinnerte in seiner Laudatio zu Recht an Merkels Verdienste. Er sprach jedoch nicht von Merkels Versäumnissen, die zu groß sind, um sie zu ignorieren, wie die Russland-Politik und die Nachsicht mit Kremlchef Putin", moniert der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
"Es gibt im Berliner Regierungsviertel nicht nur Menschen, die sich wundern, dass die Altkanzlerin sich das 'Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung' anheften lässt", vermerkt das LUXEMBURGER WORT. "Das sind solche, die Merkel nicht wirklich gut kennen. Es gibt auch Menschen, die finden, sie habe das rot-goldene Stück nicht verdient. Manche wollen jetzt den Orden für Merkel zugleich als Selbstreinigung Steinmeiers auslegen", beobachtet das LUXEMBURGER WORT.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA kommt zu dieser Einschätzung: "Seit ihrem freiwilligen Ausscheiden aus der Politik wird Merkel vorgeworfen, zu weich gegenüber Moskau gewesen zu sein, was nach Ansicht des deutschen Establishments letztlich zu dem bewaffneten Konflikt in der Ukraine geführt hat. Zwar war der jetzige Bundespräsident Steinmeier damals als Chefdiplomat der Schöpfer der deutschen Außenpolitik unter Merkel. Doch anders als Angela Merkel gab er inzwischen offen zu, Präsident Putin falsch eingeschätzt zu haben. Merkel selbst hat sich nie über den Irrtum ihrer Politik gegenüber Russland geäußert", erläutert die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Nun nach Japan, wo die Außenminister der sieben führenden Industriestaaten auch über die Sicherheitslage im Indopazifik beraten haben. Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio lobt die Initiative. "Das ist von großer Bedeutung mit Blick auf die Abschreckung Chinas und erweckt Hoffnung, dass sich die Europäer und Amerikaner künftig stärker für diese Region engagieren."
Die chinesische Staats-Zeitung HUANQIU SHIBAO sieht die Gruppe der G7-Staaten indes geschwächt: "Die Risse im Gefüge sind nicht zu übersehen. Die G7 wandeln sich immer mehr zu einem geopolitischen Instrument der USA, in dem ideologische Untertöne im Geiste des Blockdenkens aus der Zeit des Kalten Kriegs vorherrschen. Zusätzlich hat Gastgeber Japan diesmal noch ordentlich Pfeffer hineingestreut, indem man das Thema Taiwan auf die Tagesordnung gesetzt und China als Teufel an die Wand gemalt hat", kritisiert HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Die USA und die Philippinen führen in der Asien-Pazifik-Region ihr bislang größtes gemeinsames Militärmanöver durch. China wirft den Philippinen vor, Washington die Stationierung weiterer Truppen in dem Land zu ermöglichen. Dazu schreibt der MANILA STANDARD: "Die philippinische Regierung beteuert, dass die Stützpunkte im Falle eines Krieges um Taiwan nicht als Aufmarschgebiet für amerikanische Truppen genutzt werden würden. Das Abkommen mit Washington über eine verstärkte Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich erlaubt den USA zwar den Zugang zu philippinischen Stützpunkten für zum Beispiel gemeinsame Schulungen, die Ausrüstung und den Bau von Einrichtungen. Es handelt sich aber nicht um eine ständige Präsenz. Präsident Marcos versicherte China, dass diese Stützpunkte in keinerlei Weise für offensive Aktionen genutzt würden", bemerkt der MANILA STANDARD von den Philippinen.
Im Sudan haben die rivalisierenden Gruppen von Armee und Paramilitärs ihre Kämpfe fortgesetzt. Die britische FINANCIAL TIMES warnt vor einem Bürgerkrieg: "Dies wäre eine Katastrophe für die gesamte Region. Der Sudan grenzt an sieben Länder und hat eine lange Küstenlinie am Roten Meer, durch die ein Großteil des europäischen Öls transportiert wird. Vor allem die Golfstaaten, die die sudanesische Regierung unterstützt haben, fürchten Chaos. Die Träume von einem Übergang zur Demokratie, die nach den monatelangen Straßenprotesten im Vorfeld des Sturzes von Omar al-Baschir aufflackerten, sind zerplatzt. Sie basierten immer auf der wackeligen Vorstellung, dass Männer mit Waffen und illegalen Geschäftsinteressen, ganz zu schweigen von dem Blut an ihren Händen, die Macht an Zivilisten abgeben würden. Die Hoffnungen, dass der Sudan mit Versprechungen, wie einem Ende der westlichen Sanktionen und der Aussicht auf einen Schuldenerlass, zur Demokratie bewegt werden könnte, erwiesen sich als naiv." fasst die FINANCIAL TIMES aus London zusammen.
Für die Eskalation der Gewalt im Sudan gibt die spanische Zeitung EL PAIS eine Mitschuld der internationalen Gemeinschaft: "Sie konzentrierte sich bislang auf die Zusammenarbeit mit den zivilen und militärischen Eliten des Sudan. Dort gibt es aber auch Akteure der Zivilgesellschaft, die mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung verdienen. Die internationale Gemeinschaft und die Europäische Union täten deshalb gut daran, das Augenmerk künftig nicht nur auf die Eliten des Landes zu richten", fordert EL PAIS aus Madrid.
Die arabisch-sprachige Zeitung AL-QUDS AL-ARABY wirft ein Schlaglicht auf die beiden Kontrahenten, auf General Abdel Fattah al-Burhan und seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo: "Beide sind in keiner Weise bereit, einander Zugeständnisse zu machen. Dieser Punkt spielt eine noch größere Rolle als ihr gemeinsamer Konflikt mit der Zivilgesellschaft des Sudan. Vielleicht ist er noch wichtiger als die organisierte Plünderung der nationalen Goldminen. Dies gilt insbesondere für Mohammad Hamdan Dagalo, dessen Überleben auf der Miliz der 'Rapid Support Forces' beruht und der sein Geld nicht nur durch Goldminen verdient, sondern auch den Export von Söldnern und Waffen in den Jemen, nach Libyen und überall dorthin, wo potente Sponsoren bereitstehen. So ist es nicht überraschend, wohl aber äußerst schmerzhaft, dass der Kampf der beiden Rivalen auch das Blutvergießen wehrloser und unschuldiger Zivilisten in Kauf nimmt. Dutzende Menschen wurden getötet. Die Konkurrenten schreckten nicht einmal davor zurück, die Rettungskräfte an ihrer Arbeit zu hindern. So weicht der Kampf auch dieser Generäle nicht von dem Stil ab, die das Verhalten des Militärs in der modernen Geschichte der arabischen Staaten bestimmt", kritisiert die Zeitung AL-QUDS AL-ARABY, die in London erscheint.
Zum Schluss nach Russland. Dort ist der Dissident und Regierungskritiker Kara-Mursa wegen angeblichen Hochverrats und Diskreditierung der russischen Armee zu 25 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt worden. Darauf geht die belgische Zeitung DE STANDAARD ein: "Kara-Mursa ist neben dem bekannteren und ebenfalls eingekerkerten Alexej Nawalny seit Jahren der zweitwichtigste Kritiker des Regimes von Wladimir Putin. Trotz zweier Giftanschläge, bei denen er nur knapp dem Tod entging, hat Kara-Mursa nichts von seiner Unerschrockenheit eingebüßt. Für den 41-Jährigen, dessen Gesundheit durch das, was man ihm antat, schwer angeschlagen ist, kommt das Urteil einer Todesstrafe gleich, die langsam vollstreckt wird. Die anhaltenden Schikanen und die psychische Folter, die Nawalny zugefügt werden, lassen das Schlimmste befürchten", notiert DE STANDAARD aus Brüssel.