26. August 2023
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zum Kuss-Skandal um den spanischen Fußballfunktionär Rubiales. Weiteres Thema ist Chinas Importverbot für japanische Meeresfrüchte nach dem Beginn der Einleitung von aufbereitetem Kühlwasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima in den Pazifik. Doch zunächst geht es um den wegen Wahlbeeinflussung angeklagten früheren US-Präsidenten Trump, der in einem Gefängnis in Atlanta erscheinen musste.

Ein Polizeifoto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Er schaut grimmig in die Kamera. In der linken oberen Ecke ein Logo der Polizei.
Einige ausländische Zeitungen kommentieren das Polizeifoto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. (IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Fulton County Sheriff)
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau erläutert, Trump sei erkennungsdienstlich behandelt worden: "Patrick Labat hat Geschichte geschrieben. Der Name dieses Sheriffs aus Fulton County, Atlanta, erscheint auf dem ersten Polizeifoto eines ehemaligen US-Präsidenten in der Geschichte Amerikas. Das Foto zeigt Trump mit finsterem Blick, der direkt in die Kamera gerichtet ist, in einem Anzug. Trump musste nicht nur seine Fingerabdrücke hinterlassen, er erhielt auch eine Häftlingsnummer: PO1135809. In den Gerichtsakten erscheint er nun als weißer Mann, 1,90 cm groß, 97 kg schwer. Es gibt so viele Anzeichen dafür, dass die Zahnräder der Justizmaschinerie in Gang gekommen sind und nicht leicht zu stoppen sein werden", notiert die RZECZPOSPOLITA.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET aus Oslo betont, Polizeifotos - sogenannte Mugshots - seien ein "untrennbarer und mythischer Teil der amerikanischen Kultur - vom Wilden Westen bis zu Al Capone, OJ Simpson und Mafiaboss John Gotti. Es sind Bilder, die schonungslos entlarven. Sie geben der Gewalt und dem Verbrechen in der amerikanischen Gesellschaft ein Gesicht. Trumps Foto wird zu einem trotzigen Schlachtruf für alle, die glauben, dass er ihr Märtyrer ist. Durch die Verbreitung trägt er auch dazu bei, dass viele Amerikaner entsetzt sind, wenn sie einen ehemaligen Präsidenten im Gefängnis abgebildet sehen. Das ist alles, woran sich Trump jetzt klammert", vermerkt DAGBLADET.
Die türkische Zeitung SABAH aus Istanbul stellt fest: "Jetzt, wo die Wahlen immer näher rücken, wird die Dosis erhöht, soll der beliebteste Kandidat in der Wählerschaft zu einem Kriminellen abgestempelt werden. Was macht diesen Trump so unbeliebt, der erklärt hatte, alle US-Soldaten, die überall auf der Welt verstreut sind, wieder nach Hause zu holen? Er hatte zu Recht damit geprahlt, der erste Präsident zu sein, der keinen Befehl zum Krieg gab. Jetzt ist Trump wieder zu X - ehemals Twitter - zurückgekehrt, in dem er sein Polizeifoto teilte. Sollte Trump alle Hürden überwinden und wiedergewählt werden, wird Elon Musk dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben", vermutet SABAH.
Die britische Zeitung THE INDEPENDENT aus London beleuchtet den Grund, warum Trump bei seiner Anhängerschaft weiterhin beliebt ist: "Er wird die Nominierung der Republikaner nicht gewinnen, nur weil er sich über Joe Bidens Leistungen lustig macht. Jeder Republikaner kann das tun, und wahrscheinlich sogar effektiver als Trump. Was seine Basis beflügelt ist der Unmut, die Wut darüber, dass der Staat ihn verfolgt, dass er ein Außenseiter ist - ein Opfer, das es wagt, sich mit dem Establishment anzulegen. Das mag Humbug und lächerlich sein, aber es bindet die Trump-Basis immer fester an ihren Mann", analysiert THE INDEPENDENT.
Themenwechsel. Die portugiesische Zeitung PÚBLICO aus Lissabon äußert sich zum Kuss-Skandal um den Präsidenten des spanischen Fußballverbandes, Luis Rubiales: "Der Machismus ist sehr lebendig. Was jeder sehen konnte: ein Kuss auf den Mund einer Weltmeisterin, ohne Zustimmung, und der Griff an die Genitalien auf der Ehrentribüne. Was jeder lesen konnte: Die Spielerin forderte 'vorbildliche Maßnahmen' gegen den Funktionär. Viele Stimmen forderten seinen Rücktritt. Aber das tat Rubiales nicht, sondern erklärte sich für unschuldig und gerierte sich als Opfer. Genau wie Trump, der auch dauernd klagt, Opfer einer Verfolgung zu sein", urteilt PUBLICO.
Die spanische Zeitung EL PAIS aus Madrid geht ein auf die Rede von Rubiales bei einer Krisensitzung des Fußballverbandes. Diese habe den Eindruck bestätigt, dass der Verbandschef "nichts gelernt hat und als Macho, wie er im Buche steht, handelt. Rubiales präsentierte sich als Opfer und übertrug die Verantwortung für diesen Kuss auf die junge Fußballspielerin, als läge es in ihren Händen, im Jubel des Sieges die Laune eines Chefs zurückzuweisen. Das 'Es ist Schluss' ist zu einem feministischen Hashtag mit einer starken Botschaft geworden: Frauen sagen genug zum Machtmissbrauch und die spanische Gesellschaft ist auf ihrer Seite", unterstreicht EL PAIS.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD aus Wien beobachtet: "Das Beschämende ist mitunter der Applaus und die Zustimmung, die ihm von den Rängen des Versammlungssaals entgegenkommen. Auch der Trainer der spanischen Weltmeisterinnen Jorge Vilda applaudierte. Jener Vilda, dem ein toxisches Klima vorgeworfen wurde, infolgedessen 15 Spielerinnen nicht mehr unter ihm spielen wollten. Rubiales hat es also geschafft. Nicht nur, dass er das Einmaleins des übergriffigen, mächtigen Mannes in einem Tempo durchgespielt hat, das einige Profikicker und -kickerinnen vor Neid erblassen lassen würde, sondern auch, dass nicht einmal eine Woche nach dem größten Triumph des spanischen Frauennationalteams alle nur über einen reden: den Mann", hebt DER STANDARD hervor.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz ist der Ansicht, die Affäre Rubiales verweise auf das eigentliche Problem im Fußball: "Den Verbänden und Klubs fehlt es an innerer Widerstandskraft, um sich solcher Gestalten zu entledigen. Dass nun Eingriffe der spanischen Politik gefordert werden und diese sich bemüssigt fühlt, diesen Rufen zu folgen, ist keine Lösung. Das Vorgehen illustriert vielmehr das Versagen der Institutionen." So weit die NZZ und so viel zu diesem Thema.
Blicken wir nun noch nach Japan, wo mit der Einleitung von aufbereitetem radioaktiven Wasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer begonnen wurde. Die japanische Zeitung YOMIURI SHIMBUN bemerkt in einem Leitartikel zu dem von China verhängten Importvervot für Fischereiprodukte: "China ignoriert die wissenschaftlichen Fakten. Das ist nichts anderes als ein politischer Angriff auf Japan und nicht zu akzeptieren. Die Internationale Atomenergiebehörde berichtete, die Auswirkungen auf die Menschen und die Umwelt seien 'zu vernachlässigen'. China dagegen nennt das aufbereitete Wasser aus Fukushima 'nuklear-verseucht', um Angst zu schüren: Aber das findet international keine Befürworter. Die Regierung in Peking sollte der Meinung der internationalen Gemeinschaft folgen und ihre einseitigen Verbotsmaßnahmen sofort zurücknehmen", verlangt YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking unterstreicht, das radioaktive Kühlwasser sei bereits im offenen Meer: "China sollte daher mit allen Ländern in der unmittelbaren Nähe die Radioaktivität genaustens verfolgen. Dazu gehören die Daten der Fischfangindustrie und der Tritium-Gehalt in der Atmosphäre in Kooperation mit internationalen Institutionen. Auch mögliche Schäden für die Gesundheit und die Umwelt müssen überprüft werden. Außerdem wäre zu überlegen, Vorkehrungen zu treffen, um die japanische Regierung gegebenenfalls zur Rechenschaft zu ziehen", schreibt HUANQIU SHIBAO.
Die in Taipeh erscheinende Zeitung LIANHE BAO verweist darauf, die taiwanische Regierung habe die Aktion als "harmlos für unser Land bezeichnet. Mag sein, dass die Schäden momentan nicht sichtbar sind. Doch die Wissenschaft hat ausgerechnet, dass das verseuchte Kühlwasser aus Fukushima sich durch Meeresströmungen binnen zwei Monaten im ganzen Pazifik verteilen kann. Taiwan befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Fukushima. Die Fischfangindustrie wird als erstes betroffen sein. Auch die Einfuhr von japanischen Meeresprodukten sollte strengstens auf Radioaktivität kontrolliert werden. Verharmlosung ist sehr gefährlich für die Bevölkerung in Taiwan." Das war zum Ende der internationalen Presseschau LIANHE BAO.