
Die Zeitung THE NATIONAL aus den Vereinigen Arabischen Emiraten bemerkt: "Die internationale Gemeinschaft, die Zeuge der Belagerung des Gazastreifens ist, muss sich weiterhin zusammentun, um diesen Krieg zu beenden. Auf dem Kairoer Gipfeltreffen am Samstag wurde eine gemeinsame Botschaft der Deeskalation verkündet. Auch wenn es nicht zu einer abschließenden Erklärung kam - die Dringlichkeit, mit der die Beteiligten das Problem ansprachen, ist ein wichtiger erster Schritt. Die schwache Hoffnung, die von den Hilfstransporten und den Gesprächen in Kairo ausgeht, muss gestärkt werden. Es gibt keine andere Wahl", unterstreicht THE NATIONAL aus Abu Dhabi.
Für die Zeitung CHINA DAILY aus Peking steht fest: "Israel und Palästina sollten so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren. Die historische Ungerechtigkeit gegenüber Palästina dauert nun schon mehr als ein halbes Jahrhundert an, und so kann es nicht weitergehen. Alle Länder, die den Frieden lieben und für Gerechtigkeit eintreten, sollten ihre Stimme erheben und eindeutig die baldige Umsetzung der Zweistaatenlösung fordern", findet CHINA DAILY.
"Keine Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung" - so lautet die Überschrift eines Kommentars in der kanadischen NATIONAL POST. "Das Hauptziel der Israelis ist es, die Hamas so schnell wie möglich zu zerschlagen. Wenn sie erfolgreich sind, was machen sie dann? Sie könnten den Gazastreifen wieder besetzen und die palästinensischen Bewohner künftig kontrollieren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit der im Westjordanland ansässigen Palästinensischen Autonomiebehörde zusammenzuarbeiten und ihr die Möglichkeit zu geben, eine Führungsrolle im Gazastreifen zu übernehmen. Oder Israel könnte ein Modell der Machtteilung mit der Autonomiebehörde und einigen ihrer Verbündeten in der Fatah in Betracht ziehen. Aber können diese Gruppen, die sich alle gegenseitig bekriegt haben, einen Weg finden, friedlich zu koexistieren? Leider ist diese Option vielleicht genauso ein Hirngespinst, wie es die Zwei-Staaten-Lösung heute ist", ist in der NATIONAL POST aus Toronto zu lesen.
Die französische Zeitung LIBERATION will wissen: "Kann man ein Übel verschwinden lassen, indem man im Gegenzug ein ebenso großes Übel verursacht? Werden die Kinder in Gaza, die in den nächsten Tagen oder Wochen mit ansehen müssen, wie ihre Eltern getötet werden oder verhungern, später nicht auch ihrerseits Schaden anrichten wollen? Einige Länder sind sich der Gefahr bewusst und drängen die israelische Führung, ihre Wut zu zügeln. Wir alle wissen: Nach der Waffengewalt kommt der Dialog. Aber der Schaden ist da." So weit LIBERATION aus Paris.
THE INDIAN EXPRESS aus Noida lobt die diplomatischen Bemühungen von US-Präsident Biden: "Trotz des Geredes über den Niedergang der USA ist Washington nach wie vor die einzige Großmacht, die den Willen und die Fähigkeit hat, sich in der Region für Mäßigung einzusetzen. Aber die Zeichen für Bidens Diplomatie stehen schlecht. Netanjahu ließ sich vielleicht dazu überreden, die Invasion im Gazastreifen zu verschieben, aber nicht, die Pläne dafür aufzugeben. Die gemäßigten Araber haben mit der massiven anti-israelischen Stimmung in ihrer Bevölkerung zu kämpfen. In den letzten Tagen sind zwei positive Aspekte von Bidens Diplomatie sichtbar geworden - einige Geiseln wurden freigelassen, und erste Hilfsgüter gelangten in den Gazastreifen. Aber das könnte nicht von Dauer sein, wenn Israels Bodeninvasion beginnt", vermutet THE INDIAN EXPRESS.
Die türkische Zeitung MILLIYET aus Istanbul sieht in Biden keinen geeigneten Vermittler, denn... "er hat von Anfang an Netanjahu unterstützt. Von den Vereinten Nationen sollte man auch nicht viel erwarten. Als letzte Hoffnung bleibt die Weltöffentlichkeit, um das Blutvergießen zu beenden. Und die jüdische Gemeinschaft, das israelische Volk. Nur sie sind in der Lage, Netanjahu zum Aufgeben zu zwingen. Der Angriff der Hamas ist nicht akzeptabel, aber Rache auch nicht."
Die Zeitung AL QUDS aus Ost-Jerusalem moniert: "Wir sehen, dass sich die arabischen und muslimischen Herrscher bislang damit begnügt haben, kritische Erklärungen abzugeben und die internationale Gemeinschaft aufzufordern, sich für das Ende dieses Krieges einzusetzen. Das aber hat bislang zu keinem nennenswerten Ergebnis geführt. Es liegt auf der Hand: Die arabischen Eliten fürchten eine klare Stellungnahme, da sie annehmen, es werde ihr Verhältnis zum Westen belasten. Darum ist es für diese Regierungen nun allerhöchste Zeit, auf ihre Bevölkerungen zu hören. Denn diese verurteilen den Angriff auf den Gazastreifen und fordern entschlossene Reaktionen. Die arabischen Länder verfügen über die Fähigkeiten und Ressourcen, um eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Krieges gegen die Palästinenser zu spielen", notiert die palästinensische Zeitung AL QUDS.
Die israelische Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv kritisiert Gal Hirsch. Die Regierung hat ihn zum Beauftragten für die Entführten und Vermissten gemacht. "Er ist die falsche Besetzung. Seine Qualifikation hat eindeutig keine Rolle gespielt. Hirsch ist nur ein Fan des Premierministers. Seine Ernennung zeigt, dass Netanjahu nicht ernsthaft die Absicht hat, sich für die Befreiung der Geiseln einzusetzen. Der Premierminister muss über sich selbst hinauswachsen und etwas Revolutionäres tun: Er muss jemanden einstellen, der für diese Aufgabe geeignet ist."
Nun in die Schweiz, wo die rechtspopulistische SVP bei der Parlamentswahl die meisten Stimmen geholt hat. Die BASLER ZEITUNG analysiert: "Der deutliche Sieg der SVP ist das Resultat eines verbreiteten Sicherheitsbedürfnisses in der Bevölkerung. Wenn im Sturm des Weltgeschehens auch für die Schweiz Gefahr droht, dann verspricht die Wahl der Volkspartei Konstanz und Ordnung. Der Erfolg der SVP mit der Themensetzung sollte der politischen Konkurrenz endlich eine Lehre sein. Die Schweiz ist jenes Land Europas, dessen Bevölkerung proportional am stärksten wächst. Diese Entwicklung wird politisch bislang mangelhaft reflektiert – das Land braucht einen kreativen Ideenwettbewerb dazu. Nach welchen Kriterien steuern wir die Zuwanderung? Wie sehen unsere bevölkerungsreichen Städte der Zukunft aus? Solche und ähnliche Fragen verdienen eine angstfreie Auseinandersetzung", fordert die BASLER ZEITUNG.
Die Zeitung LE TEMPS aus Genf überlegt: "Das Ergebnis zwingt die SVP, Verantwortung zu übernehmen und nicht länger nur eine Oppositionspartei zu sein, die sich weigert, echte konstruktive Bündnisse zu schließen. Dies gilt umso mehr, als dieser Erfolg der SVP im Gegensatz zu 2015 nicht mit einem allgemeinen Rechtsruck im Parlament einhergeht."
Zum nächsten Thema. Bei der Präsidentschaftswahl in Argentinien kommt es zu einer Stichwahl zwischen Wirtschaftsminister Massa und dem Populisten Milei. Für LA PRENSA aus Buenos Aires ist das keine Überraschung, aber: "Für viele unerwartet kam, dass Massa die meisten Stimmen bekommen und Milei hinter sich gelassen hat. Milei hat den Papst kritisiert und Journalisten angegriffen, die anderer Meinung sind als er. Das dürfte ihn einige Stimmen gekostet haben. Es scheint, als hätten die Argentinier zunächst einmal für das gestimmt, was sie bereits kennen – ob aus Angst oder auch nach reiflicher Überlegung."
Die ebenfalls in Buenos Aires erscheinende Zeitung CLARIN hält fest: "Massa ist der große Überraschungssieger, aber noch hat er den Kampf um die Präsidentschaft nicht gewonnen. Die Wahlbeteiligung lag auf dem zweitniedrigsten Stand seit der Wiedereinführung der Demokratie. Und die beiden wichtigsten oppositionellen Kandidaten Milei und Bullrich kamen zusammen auf mehr als 50 Prozent. Insofern wäre es ein politisches Wunder, wenn Massa die Stichwahl tatsächlich gewinnt."