
"Kann nach seinem Erdrutschsieg in Iowa noch irgendwer Trump 2024 aufhalten?", fragt der SYDNEY MORNING HERALD aus Australien: "Seine Chance, die republikanische Präsidentschaftskandidatur zum dritten Mal zu gewinnen, sind jetzt zweifellos riesig. Allenfalls die Vorwahlen in New Hampshire nächste Woche könnten für Trump noch eine Hürde werden."
LIDOVE NOVINY aus der tschechischen Hauptstadt Prag bedauert die Niederlage der beiden Herausforderer: "Ron DeSantis und Nikki Haley wären ausgezeichnete Präsidenten: Er ist derzeit der erfolgreichste republikanische Gouverneur und sie steht als Tochter indischer Einwanderer für eine amerikanische Erfolgsgeschichte."
Die GULF NEWS aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten stellen fest: "Trumps Vorsprung vor seinen Rivalen war rekordverdächtig. Das zeigt, dass sein Einfluss auf die Republikanische Partei ungebrochen ist - trotz all der Prozesse gegen ihn."
"Trumps Comeback wir immer wahrscheinlicher", mutmaßt auch NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Japan: "Präsident Biden steht am Abgrund. Er kann nur noch darauf hoffen, dass sich die Wähler an der Urne fragen, was ihnen eigentlich die Demokratie wert ist und sie deshalb einem Diktator die Rückkehr ins Weiße Haus verwehren. Das Problem ist nicht, dass Trump so stark, sondern Biden so schwach ist. Der Präsident steht unter Druck: Es gibt Sorgen wegen seines hohen Alters von 81 Jahren, Misstrauen in Bezug auf seine Unterstützung für Israel und Unzufriedenheit mit seiner Wirtschaftspolitik", erläutert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
"Biden scheint es zum Kern seiner Strategie zu machen, Trump als Gefahr für die demokratische, freiheitliche Ordnung der USA darzustellen. Damit hat er zweifellos recht. Doch es ist fraglich, wie stark dieses Wahlkampfthema zu mobilisieren vermag", wendet die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz ein: "Der Sturm auf das Kapitol 2021, die Machenschaften zum versuchten Umsturz nach Bidens Wahlsieg und Trumps laufende Rechtsverfahren werden von vielen Amerikanern weitgehend ausgeblendet oder umgedeutet. Deshalb müsste Biden weniger gegen Trump als mehr für sich kämpfen. Aber mit welchen Argumenten? Biden vermag kaum jemanden zu begeistern. Die erhebliche Geldentwertung der letzten zwei Jahre wiegt schwer auf den privaten Haushaltskassen der Amerikaner. Die Wirtschaftslage ist zwar gut und die Arbeitslosigkeit niedrig, aber das war auch unter Trump schon so. Bidens klimapolitische Erfolge polarisieren die Gesellschaft bloß. Und dazu kommt das hohe Alter, das Biden viel mehr anzusehen ist als Trump."
Die NEW YORK TIMES aus den USA sieht Trump dagegen noch nicht sicher am Ziel: "In Iowa haben es ihm seine Herausforderer wieder einmal lächerlich leicht gemacht. Trump führt im Wesentlichen den Wahlkampf eines Amtsinhabers, indem er sich als Führer der Partei präsentiert, Debatten ablehnt und sich feiern lässt. Aber die Opposition innerhalb der Partei kann annähernd 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Kombiniert man die Iowa-Stimmen für Ron DeSantis mit denen für Nikki Haley, kommt man auf ein beeindruckendes Ergebnis. Und die beiden Anti-Trump-Kandidaten stimmen trotz ihrer Unterschiede bei den meisten Themen so weit überein, dass eine gemeinsame 'Nicht-nochmal-Trump-Kampagne' mit einem einzigen Kandidaten durchaus denkbar wäre", findet die THE NEW YORK TIMES.
"Die Hälfte der Republikanischen Partei, die Trump nicht will, muss sich jetzt auf einen Gegenkandidaten einigen", stimmt EL PAIS aus Madrid zu: "Bis zu dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, vergehen nur noch wenige Wochen."
"Das Wahlergebnis in Iowa hat sowohl Trumps Stärken als auch seine Schwächen offenbart", analysiert JIEFANG RIBAO aus der chinesischen Metropole Schanghai: "So kann er bei den Wählern auf dem Land weiterhin mit vielen Stimmen rechnen, in Städten und bei Menschen mit höherem Bildungsgrad sieht das aber ganz anders aus."
Die mexikanische Zeitung LA CRONICA DE HOY sucht nach Gründen für Trumps Erfolg: "Tausende US-Bürger brüsten sich geradezu mit ihrer Unwissenheit und leugnen wissenschaftlich bewiesene Tatsachen oder glauben an Verschwörungsmythen. Das ist die Erklärung, warum sich Trump trotz seiner vielen Lügen und Verstrickungen in Gerichtsverfahren in den Vorwahlen der Republikaner durchsetzen und ins Weiße Haus zurückkehren könnte. Für diesen Fall hat Trump bereits mit Rache und einer noch radikaleren Politik als während seiner ersten Amtszeit gedroht. Keine fünf Minuten dauerte es, bis er in seiner Rede nach dem Sieg in Iowa Migranten als Invasoren beschimpfte und erklärte, die Grenze komplett dichtmachen zu wollen", fügt LA CRONICA DE HOY aus Mexiko-Stadt an.
Die polnische GAZETA WYBORCZA macht sich Sorgen über die Auswirkungen einer möglichen Rückkehr Trumps ins Weiße Haus für Europa. "Dann wird es zu einer Revolution in der amerikanischen Außenpolitik kommen, deren Auswirkungen wir in Mitteleuropa am schmerzlichsten spüren werden. Ohne amerikanische Unterstützung wird sich die Ukraine bald nicht mehr verteidigen können. Aus Trumps Umfeld gibt es Signale, dass der Geldhahn zugedreht werden müsse, denn nur so werde Kiew zu Friedensverhandlungen mit Russland bewegt. Und was wäre im Falle eines russischen Angriffs auf Europa? In Deutschland erwägt man inzwischen derartige Szenarien. 2020 hatte Trump EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen schon einmal mitgeteilt, dass er den Verbündeten nicht zu Hilfe kommen werde. Als Russland vor fast zwei Jahren die Ukraine angriff, sprachen wir von der größten Krise in der Nachkriegsgeschichte unseres Kontinents. Leider stellt sich heraus, dass es noch schlimmer kommen könnte", fürchtet die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Die jüngsten Angriffe des Iran auf Ziele im Irak und Syrien sind Thema in der türkischen Zeitung DUVAR aus Istanbul: "Das mit ballistischen Raketen angegriffene Ziel im Irak soll nach iranischer Darstellung ein Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen sein. Die Angriffe sind wohl Vergeltungsaktionen für den Anschlag auf den Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden in Syrien, Musawi, Ende Dezember, und für den Bombenanschlag bei einer Gedenkfeier für den 2016 getöteten General Soleimani. Teheran will Rache, aber zugleich keine Reaktion der USA provozieren, weil die Mullahs auf keinen Fall in einen Krieg hineingezogen werden wollen", glaubt DUVAR aus Istanbul.
Ein Gastkommentator der JERUSALEM POST aus Israel fordert vor dem Hintergrund der jüngsten iranischen Angriffe und Teherans Unterstützung der Huthi-Rebellen im Jemen die westliche Welt zum Eingreifen auf: "Der Westen muss das islamische Regime angreifen, Attacken auf die Huthis reichen nicht aus. Seit Beginn des Gaza-Krieges haben die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen den Schiffsverkehr erheblich gestört und ihre Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer durch Raketenangriffe, Drohneneinsätze und Entführungen intensiviert. Trotz militärischer Operationen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens gegen die Waffenlager der Huthis, setzen diese ihre Aggression fort. Nur eine direkte militärische Antwort gegen das islamische Regime im Iran kann die Angriffe wirksam unterbinden," ist der Gastkommentator der JERUSALEM POST überzeugt.
"Der iranische Angriff auf Syrien und den Irak erhöht zwar das Risiko, dass der Konflikt im Nahen Osten außer Kontrolle gerät. Aber es muss nicht zwangsläufig zu einer Spirale aus Gewalt und Gegengewalt kommen", gibt die dänische Zeitung POLITIKEN zu bedenken: "Denn der Angriff war in einer Größenordnung, dass ihn sowohl die USA als auch Israel durchgehen lassen können, ohne ihr Gesicht zu verlieren." Mit dieser Stimme der POLITIKEN aus Kopenhagen endet die internationale Presseschau.