
"Die USA werden immer weiter in einen erweiterten Gazakrieg hineingezogen", schreibt dazu DER STANDARD aus Österreich. "Für US-Präsident Joe Biden stellt sich nun die Frage, was die adäquate Antwort auf drei tote und drei Dutzend verletzte US-Soldaten ist. Noch widerstehen die Akteure einer völligen Eskalation. Noch hält auf beiden Seiten die Linie, dass man sich von der anderen nicht Ort und Zeitpunkt eines Konflikts vorgeben lassen will. Aber das kann sich schnell ändern. Im Iran sind zunehmend erratische aggressive Entscheidungen – wie die Raketenangriffe in Erbil und in Pakistan – zu beobachten. In den USA machen einige Republikaner Druck, dass die nächste Antwort direkt auf iranischem Territorium erfolgen sollte", erläutert DER STANDARD aus Wien.
"Der Angriff auf die US-Basis in Jordanien ist von anderer Dimension als frühere Attacken", heißt es in der in London erscheinenden arabischen Zeitung AL QUDS. "Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil der jordanischen Bevölkerung aus Palästinensern besteht. Dies wie auch der umstrittene Status der US-Präsenz in dem Land heizt die Stimmung zusätzlich auf - und zwar insbesondere darum, weil die USA Israel mit Blick auf Gaza militärisch massiv unterstützen. Innenpolitisch, und das vor den Wahlen, wird sich US-Präsident Biden vorwerfen lassen müssen, er agiere im Nahen Osten zu zögerlich und zu schwach. Es scheint, dass Washington und Teheran im Nahen Osten immer weiter aneinandergeraten."
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA erläutert: "Es ist offensichtlich, dass die Angriffe pro-iranischer Kräfte in der Region eine Botschaft Teherans an Washington sind, dass der Iran derjenige ist, der hier die Karten mischt und über die entsprechenden Mittel verfügt. Die Strategie verfolgt das Ziel, im Wahljahr in den USA eine Diskussion über die Zweckmäßigkeit eines weiteren umfassenden Einsatzes militärischer Kräfte im Nahen Osten anzustoßen. Offenbar wollen jedoch sowohl der Iran als auch die USA eine weitere Eskalation und den Ausbruch eines regionalen Krieges im Nahen Osten verhindern", bemerkt die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die WASHINGTON POST schreibt: "Seit Monaten hat sich diese Krise in Zeitlupe auf US-Präsident Biden zubewegt. Ziel möglicher Vergeltungsmaßnahmen wäre es, die Bedrohung für die US-Streitkräfte zu verringern, nicht sie zu vergrößern. Die Vereinigten Staaten haben eine große Botschaft in Bagdad und etwa 2.500 Soldaten im Irak und 900 in Syrien. Das sind eine ganze Menge Ziele. Bevor Vergeltungsschläge beginnen, müssen die Kommandeure sicher sein, dass diese Amerikaner gut geschützt sind. Ein offener Angriff der USA auf iranisches Territorium scheint keine gute Idee zu sein, vor allem, da der Nahe Osten bereits in Flammen steht", warnt die WASHINGTON POST.
Die tschechische Zeitung PRÁVO ist besorgt: "Jeder falsch eingeschätzte Zwischenfall oder versehentliche Schlag kann eine große Eskalation auslösen. Am riskantesten wäre ein direkter Zusammenstoß zwischen den USA und dem Iran. Bislang findet dieser indirekt am Roten Meer statt, wo die Amerikaner versuchen, die von Teheran unterstützten Huthis auszuschalten. Sollte jedoch ein Krieg zwischen der libanesischen Hisbollah und Israel ausbrechen, könnte es zu einem direkten Aufeinandertreffen kommen. Der Gaza-Krieg hat Bidens Wiederwahlchancen einen schweren, wenn nicht gar tödlichen Schlag versetzt. In Bundesstaaten, die einen hohen Anteil an Menschen arabischer und muslimischer Abstammung haben, wird Biden möglicherweise verlieren", glaubt PRÁVO aus Prag.
Die Zeitung LIANHE ZAOBAO aus Singapur befasst sich mit dem Vorwurf, dass Mitarbeiter des Palästinenserhilfswerks UNRWA an dem Terrorangriff der Hamas in Israel beteiligt waren: "Nachdem die Anschuldigungen bekannt wurden, haben zahlreiche westliche Länder angekündigt, ihre Zahlungen an das UNRWA bis auf weiteres auszusetzen. Bereits davor hatte Israel den Vereinten Nationen immer wieder vorgeworfen, parteiisch zu seien und auf der Seite der Hamas zu stehen. Als wichtigster Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft muss die UNO diesen Skandal daher sehr ernst nehmen. Im gegenwärtigen Klima wachsender Feindseligkeit in der Welt ist es für die Vereinten Nationen von entscheidender Bedeutung, ihr Image der Neutralität und Professionalität zu bewahren. Andernfalls würde die internationale zivile Ordnung weiter geschwächt", befürchtet LIANHE ZAOBAO.
In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN ist zu lesen: "Im Gazastreifen gibt es kaum Arbeitsplätze, das UNO-Hilfswerk UNRWA mit 13.000 örtlichen Beschäftigten ist dort ein großer Arbeitgeber für palästinensische Flüchtlinge, die dann beispielweise in den Schulen arbeiten können. Das Hilfswerk spielt also nicht nur eine Rolle als Hilfsorganisation, sondern auch als Arbeitgeber. Ein Bruchteil der Beschäftigten des UNRWA soll sich am Anschlag vom 7. Oktober beteiligt haben. Nach der Kritik des Internationalen Gerichtshofs wandte sich die Meinung der internationalen Öffentlichkeit stark gegen Israel. Jetzt ist sie wieder sehr Palästinenser-kritisch geworden", beobachtet ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
"Das Palästinenserhilfswerk gehört ersetzt", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und führt aus: "Im Moment ist Nothilfe im Gazastreifen ein Gebot der Humanität. Die UNRWA und ihre logistischen Fähigkeiten werden dort kurzfristig gebraucht. Deshalb sollten ihr die dafür nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Doch sobald die Waffen in Gaza schweigen, sollte die Staatengemeinschaft über eine Nachfolgelösung für die UNRWA nachdenken. Die Organisation hat sich als unfähig erwiesen, die von ihr selbst definierten Standards der Neutralität und Unbestechlichkeit zu garantieren. Zudem entlastet sie die am Konflikt beteiligten Parteien vom Zwang, Verantwortung zu übernehmen und sich für nachhaltige politische, soziale und wirtschaftliche Lösungen in der Region einzusetzen", hebt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hervor.
Thema in der schwedischen Zeitung GÖTEBORGS-POSTEN ist die Gefahr durch den Rechtsextremismus innerhalb der EU: "Gerade bläst durch Europa ein kräftiger Wind von rechts, unter anderem ausgelöst durch die steigende Zahl an Migranten. In Frankreich steigt die Popularität von Marine Le Pen, in den Niederlanden wurde Wilders' Partei die stärkste Kraft und in Italien regiert Giorgia Meloni. Es könnte also tatsächlich so kommen, dass das im Juni gewählte Europaparlament von den Rechten dominiert wird. Mittelfristig wäre es jedoch viel dramatischer, wenn die AfD Einfluss in Deutschland erhält und Trump zum US-Präsident gewählt wird. Am besten wäre es, wenn die etablierten Parteien die Ursachen für die Unzufriedenheit analysieren und dagegen vorgehen", empfiehlt GÖTEBORGS-POSTEN.
Der italienische CORRIERE DELLA SERA warnt davor, dass die jüngsten Bauernproteste in Europa von Rechtspopulisten missbraucht werden könnten: "Der Mechanismus ist bekannt: Es wird ein künstlicher Gegensatz geschaffen zwischen den Landwirten und der vermeintlichen technokratischen Elite in Brüssel. Die EU wird so zum Sündenbock, auf den man alle Verantwortung abwälzen kann. Der Agrarpopulismus wird heute eher von rechtsextremen oder souveränistischen Parteien geschürt - wie dem Front National, der AfD, der Wilders-Partei in den Niederlanden und der Salvini-Partei in Italien. Angesichts der Europawahlen im Juni ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Parteien versuchen werden, die Proteste zu nutzen und zu verstärken und den Unmut der Landwirte mit ihren Forderungen zu verbinden", analysiert der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.