Zum ersten Thema schreibt die lettische Zeitung NEATKARĪGĀ RĪTA AVĪZE: "Die Ukraine hat mir ihrem groß angelegten Einmarsch in das russische Gebiet Kursk wirklich alle überrascht. Es ist der Ukraine gelungen, Russland die Inititiative zu entreißen. Die Lage an der Front im Donbass hat sich nicht wesentlich verbessert, aber die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt ganz auf das Gebiet Kursk. Offenbar hat die ukrainische Armee es geschafft, in kürzester Zeit die russische Verteidigungslinien um mehrere Kilometer zu verschieben. Sie hat über 400 Quadratkilometer erobert, wichtige Verkehrs- und Gastransportknoten besetzt, feindliche Technik zerstört und zahlreiche Kriegsgefangene gemacht. In den Korridoren der Macht in Moskau herrscht Panik. Allen ist bewusst, dass diese Entwicklung nicht folgenlos bleiben wird. Präsident Putins Zorn kann jeden treffen, nicht nur die oberste Armeeführung", prophezeit NEATKARĪGĀ RĪTA AVĪZE aus Riga.
Der Londoner INDEPENDENT schreibt: "Russlands Reaktion auf den Überraschungsangriff der Ukraine war auf deprimierende Weise vorhersehbar - ein Supermarkt wurde bombardiert, wobei mindestens elf Menschen getötet wurden. Man hat den Eindruck, dass die massive Bombardierung von Zivilisten alles ist, was diese vermeintliche Supermacht an strategischen Mitteln in der Hinterhand hat. Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass der Ukraine noch viele Kämpfe bevorstehen und der Westen allen Grund hat, Präsident Selenskyj die Mittel an die Hand zu geben, die er braucht, um zu gewinnen", unterstreicht der britische INDEPENDENT.
Der Moskauer KOMMERSANT konstatiert: "Die Art der Konfrontation hat sich verändert, eine weitere rote Linie wurde überschritten. Bisher gab es eine unausgesprochene Formel: Die USA und Europa wollen keine Eskalation, insbesondere keinen direkten Konflikt mit Moskau; die Ukraine wehrt sich, greift aber nicht an; westliche Waffen werden auf russischem Territorium nicht eingesetzt und überschreiten natürlich nicht die Grenze; der Konflikt ist beherrschbar und hält sich in vorgegebenen Grenzen. Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass dies nun unmöglich geworden ist. Über kurz oder lang – ein oder zwei Monate – ist die Lage außer Kontrolle", prognostiziert die russische Zeitung KOMMERSANT.
Die Operation sei auch eine Botschaft an den Westen, meint DE VOLKSKRANT aus der niederländischen Stadt Amsterdam: "Die Ukraine hat ihre westlichen Verbündeten seit Beginn der russischen Invasion eindringlich aufgefordert, nicht vor Putins Drohungen mit einer Eskalation zurückzuschrecken. Wenn die Drohungen selbst nach einem Vordringen auf russisches Territorium nicht wahr werden, erscheinen Putins 'rote Linien' erneut als Bluff."
Nun nach Bangladesch. Dort ist der Chef der Übergangsregierung, Yunus, ins Amt eingeführt worden. Nach Ansicht der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG sollte Yunus rasch Schritte ergreifen, um faire und freie Wahlen vorzubereiten: "Dazu gehört, die Neutralität der Wahlkommission wiederherzustellen, die Hasina mit ihren Parteileuten besetzt hatte. Auch muss er die Unabhängigkeit der Justiz und die Glaubwürdigkeit der Polizei als Garant für Recht und Ordnung retablieren. Nicht zuletzt sollte er die Wirtschaft stabilisieren. Hier können die USA und Europa als Bangladeshs wichtigste Handelspartner Hilfe leisten. Zugleich sollte Yunus den Studenten die Zeit geben, sich politisch zu organisieren. Bei Neuwahlen würde heute wohl die BNP eine Mehrheit gewinnen. Damit würde aber die Macht lediglich zu einer anderen Fraktion des Establishments übergeben, die sich in der Vergangenheit als kaum weniger korrupt und autoritär als die Awami League erwiesen hat. Ohne Einbindung der Zivilgesellschaft droht eine Fortsetzung der bisherigen Politik unter anderen Vorzeichen", warnt die Schweizer NZZ.
Der Gastkommentator der chinesischen Zeitung HUANQIU SHIBAO verweist auf die innenpolitischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes: "Als ein Billiglohnland ging es Bangladesch wirtschaftlich eine Zeit lang einigermaßen gut. Nur die hohe Arbeitslosigkeit bei den jüngeren Generationen und die steigende Inflation machten der Bevölkerung zunehmend zu schaffen. Zum Schluss hat sich das Volk entschieden, diese Missstände nicht länger mitzutragen. China sollte das akzeptieren. Die Volksrepublik pflegt eine Jahrtausende lange Freundschaft mit dem Nachbarland. Heute ist es seit 13 Jahren in Folge der größte Handelspartner von Bangladesch. Daran wird sich nichts ändern, gleichwohl wer das Land regiert", betont HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Nun nach Japan. In der Stadt Nagasaki wurde gestern der Opfer des Atombombenabwurfs im August 1945 erinnert. Aus Protest, dass der Gastgeber Vertreter Israels nicht eingeladen hat, haben die Botschafter der USA und der anderen fünf G7-Staaten sowie der EU ihre Teilnahme an der Gedenkfeier abgesagt. Die Zeitung YOMIURI SHIMBUN aus Tokio notiert: "Es ist äußerst bedauerlich, dass die Feier von den internationalen Konflikten überschattet wurde. Der Oberbürgermeister von Nagasaki erklärte, er habe Israel nicht aus politischen Gründen nicht eingeladen, sondern aus Sicherheitsgründen. Aber es wird vermutet, dass die Bevölkerung die Teilnahme Israels einfach nicht wollte. Israel vergrößert mit seinen Angriffen das Leiden der Menschen im Gazastreifen."
Die Zeitung ASAHI SHIMBUN ebenfalls aus Tokio meint: "Es ist eine äußerst bedauerliche Reaktion, dass die USA und andere verbündete Staaten an der Feier in Nagasaki nicht teilgenommen haben. Man kann kein Verständnis dafür haben. Die Stadt Nagasaki hätte alle Staaten einladen sollen, auch diejenigen, die gerade an Kriegen beteiligt sind. Der Vorfall hat deutlich gemacht, wie schwierig es für Japan ist, als Opfer der Atombombenangriffe eine Botschaft für Frieden und eine atomwaffenfreie Welt zu senden."
Hören Sie nun noch Kommentare zu den Olympischen Spielen, die morgen enden. In der französischen Zeitung LE FIGARO heißt es: "Die Schönheit der Bilder von Paris, seiner Region und den anderen Austragungsorten, die Begeisterung des Publikums und die ersten Erfolge des französischen Teams reichten aus, um das Land zu begeistern. Während dieser Spiele richtete sich Frankreich, eine Nation mit Brüchen und Verletzungen wieder auf. Es hat den Willen zum Sieg wiedergefunden. Wenn diese Geisteshaltung nur übertragbar und ansteckend wäre", ist in LE FIGARO aus Paris zu lesen.
Die Pariser Zeitung LIBERATION ist voll des Lobes: "Paris war noch nie so schön wie während dieser Olympischen Spiele, die im Herzen der Stadt ausgetragen wurden - eine große Premiere in der Geschichte der Olympischen Spiele, die ein schreckliches Risiko darstellte, aber letztlich erfolgreich war. Man musste es wagen, den Sport aus den Stadien herauszuholen und ihn im Herzen der Place de la Concorde, auf der Esplanade des Invalides, in der Seine oder am Fuße des Eiffelturms stattfinden zu lassen. Dieser Traum wird für immer durch die leuchtende Schale am Abend über den Tuileriengarten in Erinnerung bleiben. Paris hat seinen Beinamen 'Stadt der Lichter' mehr denn je verdient", unterstreicht die französische Zeitung LIBERATION.
Die norwegische Zeitung DAGBLADET verweist auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen während der Olympischen Spiele: "Noch sind die Spiele nicht vorbei, aber wenn die Flamme gelöscht wird, wird unter den Franzosen sicher auch Erleichterung herrschen. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt waren massiv, und leider hat Paris bereits schlimme Terrorerfahrungen machen müssen. Das bekamen wir zur Eröffnung zu sehen, nachdem es zuvor Sabotageakte gegen das Bahnnetz gegeben hatte. Der verhinderte Terror-Anschlag gegen Taylor-Swift-Konzerte in Wien belegt, dass die terroristische Bedrohung für westliche Ziele nicht verschwindet, und das Ziel sind oft Leute, die sich amüsieren", bedauert DAGBLADET aus Oslo.