
Dort stünden die Zeichen auf Krieg, heißt es in der Schweizer NZZ. "In der israelischen Regierung scheint die Überzeugung heranzuwachsen, dass die Bedrohung aus Libanon nur mit militärischer Gewalt entschärft werden kann. Der Druck, der unhaltbaren Situation im Norden ein Ende zu setzen, wächst. Nach langem Zögern hat das Sicherheitskabinett in Israel zu Wochenbeginn die Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser zu einem offiziellen Kriegsziel erklärt. Um dieses Ziel zu erreichen, bleiben eigentlich nur zwei Optionen: eine diplomatische Einigung mit der Hisbollah, wie sie das Weiße Haus seit Monaten voranzutreiben versucht – oder ein umfassender Krieg", notiert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die Gastkommentatorin der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN übt scharfe Kritik am Vorgehen Israels: "Nicht nur bei den Detonationen der Pager und Walkie-Talkies, sondern auch beim jüngsten Luftangriff auf den Süden von Beirut, wo sich keine Militäranlage befindet, sondern ein dicht besiedeltes Wohngebiet ist, hat Israel auf zivile Opfer offensichtlich keine Rücksicht genommen. Damit wird offensichtlich gegen das Völkerrecht verstoßen. Hisbollah-Chef Nasrallah kündigte Vergeltung an. Allerdings ist es fraglich, ob die Fortsetzung der Kämpfe durch die Hisbollah von vielen libanesischen Bürgern unterstützt wird. Auf ein Ende des Gaza-Kriegs hoffen nicht nur Palästinenser und Israelis, sondern auch viele Libanesen, die unter der chaotischen Situation leiden", unterstreicht ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Die irische Zeitung THE IRISH TIMES geht der Frage nach, was Israel bezweckt: "Der israelische Angriff auf die Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah, ihr Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsnetz, ist zweifellos ein taktischer Coup von nicht geringer Bedeutung. Jedoch ist der Angriff mit 40 Toten und rund 3.000 Verletzten, darunter viele Zivilisten und Kinder, nach Ansicht des Libanon und der UNO ein Kriegsverbrechen. Wahrscheinlich wird der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon zu einem Krieg ausarten", mutmaßt die IRISH TIMES aus Dublin.
In einem Gastkommentar der WASHINGTON POST heißt es: "In dieser Woche hat Israel seinen Feinden gezeigt, dass es immer noch schlauer ist als sie. Wenn sie dazu in der Lage sind, was könnten sie dann noch für den Iran und seine terroristischen Stellvertreter auf Lager haben? Allein die Tatsache, dass diese Frage gestellt werden muss, ist ein bemerkenswerter Sieg."
Nach Ansicht der Wiener Zeitung der STANDARD haben die USA mit ihrer Nahost-Politik bisher zur Deeskalation beigetragen: "Während sich viele fragen, wann die Lage im Libanon wohl endgültig eskaliert, wird eines oft vergessen: Der offene Krieg mit der Hisbollah wäre längst im Gange, hätte der Druck der Biden-Regierung ihn nicht bisher verhindert. Israel wäre dann einem Sieg gegen die Hamas zwar nicht näher, die Armee hätte aber wohl deutlich höhere Verluste zu verzeichnen. Und im schwer gezeichneten Libanon wäre die Lage desaströs – von der regionalen Tragweite zu schweigen. Nicht nur in dieser Frage war das US-amerikanische Drängen auf Zurückhaltung wichtig. Angesichts der horrenden Zahl von Todesopfern in Gaza und der kräftigen US-Unterstützung für Israels Armee wird dieser mäßigende Faktor oft ausgeblendet", unterstreicht die österreichische Zeitung DER STANDARD.
Die panarabische Zeitung AL ARABY AL-JADEED beklagt, dass in dem Konflikt keine Regeln mehr gelten: "Dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu dürfte klar gewesen sein, dass die Funkempfänger durchaus auch für zivile Zwecke genutzt werden. Dennoch hat er durch deren Detonation den Weg in Richtung eines neuen Krieges beschritten, dem nun immer mehr Zivilisten zum Opfer fallen. Dieses Vorgehen hat Erfolg, denn die USA haben zu den beiden jüngsten Angriffswellen offenbar nichts zu sagen. Sie beschränken sich auf einen weiteren Aufruf, eine Eskalation zu vermeiden. Mit ernsthaften Konsequenzen aus Washington muss Netanjahu offenbar nicht rechnen. So kann man davon ausgehen, dass sich die Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah jederzeit ausweiten kann", befürchtet die in London herausgegebene Zeitung AL ARABY AL-JADEED.
Die dänische Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen konstatiert: "Drei Männer führen den Krieg im Nahen Osten an. Alle drei stehen unter Druck, sie verstecken sich vor ihren Wählern, ihre Beliebtheitswerte sind im Keller, und keiner von ihnen hat einen Plan. Hamas-Chef Sinwar und Hisbollah-Anführer Nasrallah müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass Israel nach wie vor existiert. Aber Ähnliches gilt für Netanjahu: Auch die Palästinenser und der Libanon sind dort, wo sie schon vorher waren. Alle drei Männer sind nach wie vor dort, von wo aus sie ihre Kriege begonnen haben."
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking befürchtet eine Eskalation der Gewalt zwischen dem Libanon und Israel: "Es kommt nun auf die Reaktionen der Hisbollah an. Vermehrte Vergeltungsangriffe auf Israel sind nicht auszuschließen. Eine solche Spirale der Gewalt könnte eine neue geopolitische Krise auslösen. Darüber hinaus: Dass alltägliche zivile Geräte zu Waffen gemacht werden können, verbreitet mehr Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung. Das könnte auch die globalen Lieferketten beeinträchtigen und sich somit weltweit negativ auf Sicherheit, Wirtschaft und Politik auswirken."
Hören Sie nun noch Kommentare zur Landtagswahl in Brandenburg. So schreibt der Schweizer TAGES-ANZEIGER: "Am Sieg hindern kann die AfD einzig noch die SPD von Dietmar Woidke. Der Wahlkampf des beliebten Ministerpräsidenten, der Brandenburg seit elf Jahren regiert, trägt die Losung 'Ich oder die AfD'. Diese Zuspitzung, verbunden mit der Ankündigung, er trete zurück, sollte seine Partei die Wahl nicht gewinnen, hat dazu geführt, dass Scharen von Wählerinnen und Wählern der CDU und der Grünen diesmal SPD wählen - statt die Partei, die ihnen eigentlich politisch nähersteht. Wie auch immer der Kampf um Platz 1 ausgeht: Da niemand mit der AfD zusammenarbeiten will, wird am Ende auch diesmal die SPD eine Regierung bilden müssen", ist der TAGES-ANZEIGER aus Zürich überzeugt.
"Die bevorstehenden Wahlen in Brandenburg könnten über das Schicksal von Bundeskanzler Scholz entscheiden", titelt die polnische GAZETA WYBORCZA. "Alles deutet darauf hin, dass es äußerst schwierig sein könnte, nach der Wahl eine Koalition zu bilden. Höchstwahrscheinlich werden nur vier Parteien in den Landtag einziehen. Neben AfD und SPD werden es die CDU sowie das ausländerfeindliche und ultralinke Bündnis Sahra Wagenknecht sein. Wer in Brandenburg regieren wird, ist vorerst nicht bekannt. Da die Grünen voraussichtlich an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, wird es vermutlich nicht möglich sein, die bisherige rot-schwarz-grüne Koalition fortzusetzen", prognostiziert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Der Mailänder CORRIERE DELLA SERA fragt: "Wird es der SPD gelingen, den Einbruch zu stoppen und so knapp zu verlieren, dass sie es fast als Sieg ausgeben kann? In diesem Fall wäre es ein knappes Entkommen für Bundeskanzler Scholz. Hat er nach der Wahl in Brandenburg erneut die Chance, als Kanzlerkandidat anzutreten? Am Sonntag wird alles von den Dezimalzahlen abhängen. Ein Sieg - eher unwahrscheinlich -, aber auch ein guter zweiter Platz, der die SPD in der Regierung mit der CDU hielte, würde Scholz eine Atempause verschaffen. Ein schlechtes Ergebnis hingegen könnte jene auf den Plan rufen, die ihn 2025 durch den amtierenden Verteidigungsminister Pistorius ersetzen wollen. Der Kanzler wartet ab, vertraut auf den Genossen Woidke und, wie ein guter Läufer, auf seine eigene Ausdauer", analysiert der italienische CORRIERE DELLA SERA.