
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE schreibt dazu: "Da der Entertainer und Untergangsprophet, ein Verfechter des 'America first' und des Isolationismus; dort die Vertreterin des Status quo, eine Bannerträgerin einer bunten, multikulturellen Nation mit weltpolitischer Verantwortung. Das Untergangsszenario des republikanischen Kandidaten Trump verfängt bei den Wählern offenkundig mehr als die Vision von Hoffnung und einer besseren, gerechteren Zukunft. Gegen die harte Realität in den Supermärkten und Shopping Malls kommt auch die hochfliegende Rhetorik nicht an – und die Demokratin Kamala Harris ist nebenbei kein Barack Obama. Noch ist die Wahl nicht gelaufen, doch die Dynamik spricht derzeit für ein Comeback Trumps und seiner düsteren Weltsicht", befürchtet DIE PRESSE aus Wien.
Die türkische Zeitung MUHALIF aus Istanbul hält fest: "Die bevorstehende Wahl spaltet die amerikanische Gesellschaft in zwei Lager. Die Anhänger der Demokraten sehen in Donald Trump, dem Kandidaten der Republikaner, einen Mann, der seinen persönlichen Ehrgeiz nicht zügeln könne, während die republikanischen Wähler Kamala Harris, die Kandidatin der Demokraten, für eine Lügnerin und Heuchlerin halten, die das Land nicht regieren könne. Die Meinungsumfragen sind alles andere als eindeutig - und der Ausgang der Wahl völlig offen."
Die Zeitung WASHINGTON POST aus den USA ist folgender Meinung: "Das ist keine normale Wahl. Wir haben eine vierjährige Präsidentschaft Trumps miterlebt und wissen, wie viel Schaden er anrichten kann. Er ernannte Richter des Obersten Gerichtshofs, die Frauen ihrer intimsten Rechte beraubten. Er destabilisierte die Beziehungen zu den standhaftesten Verbündeten des Landes und schmeichelte brutalen Diktatoren wie Wladimir Putin aus Russland und Kim Jong Un aus Nordkorea. Harris hatte weniger als vier Monate Zeit, sich der Nation vorzustellen, seit Präsident Biden sich aus dem Rennen zurückzog und sie zur demokratischen Kandidatin ernannt wurde. Vizepräsidentin zu sein kommt einem Verschwinden im Zeugenschutzprogramm gleich. Daher konnte Harris keine Erfolgsbilanz aus den letzten vier Jahren vorweisen. Die Frage, die die Wähler am 5. November beantworten müssen, ist die, ob die Nation wieder so wird, wie sie war, bevor Trump gewählt wurde und er Millionen von Bürgern vorgaukelte, Demokratie sei etwas für Trottel und Verlierer", unterstreicht die WASHINGTON POST.
"Die US-Wahl ist für die ganze Welt von Bedeutung", titelt die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA und führt aus: "Der Ausgang des Kampfes um das Weiße Haus könnte den Verlauf mehrerer Konflikte völlig verändern. In internationalen Angelegenheiten hängt mittlerweile zu viel von den Vereinigten Staaten ab. Wenn der neue US-Präsident feststeht, müssen er oder sie, sich mit Bidens außenpolitischem Erbe auseinandersetzen, in dessen Präsidentschaft sich drei große Krisen ereigneten: der Krieg im Nahen Osten, die Konfrontation mit China und schließlich der wichtigste Konflikt für uns Russen: die russisch-ukrainische Krise", bemerkt die Moskauer NESAWISSIMAJA GASETA.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio notiert: "Der diesjährige US-Wahlkampf ist zu einem Schlagabtausch mit Beleidigungen verkommen. Auf der Zielgeraden machen sich die beiden Lager gegenseitig die schwersten Vorwürfe. Zwar gab es in den USA auch in der Vergangenheit böse Auseinandersetzungen, aber diesmal hat die brutale Rhetorik drastisch zugenommen, was äußerst besorgniserregend ist. Sachliche politische Diskussionen sind in den Hintergrund getreten. Das lässt für die Zukunft der Demokratie in den Vereinigten Staaten Schlimmes befürchten."
Die slowakische Zeitung PRAVDA erläutert: "Allein schon die Möglichkeit, dass Trump ins Weiße Haus zurückkehren könnte, hatte Einfluss auf das Verschieben grundsätzlicher politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen auf der ganzen Welt, vor allem in Europa. Solange man noch nicht weiß, wer den Ton angeben wird, hat es keinen Sinn, größere Vorhaben anzupacken. Nichts verdeutlicht die Abhängigkeit von den USA besser. Dieses Abwarten ist, offen gesagt, unwürdig. Es zeugt vom Fehlen einer selbstbewussten europäischen Politik. Es stellt sich die Frage, ob Europa nicht zu mehr imstande ist, als den USA als Vorbild nachzueifern oder gar deren unterwürfiger Vasall zu sein", meint PRAVDA aus Bratislava.
Nun zu den Unwettern in Spanien. Die Zeitung EL MUNDO aus Madrid merkt an: "Die von der Katastrophe betroffenen Menschen werden alle Arten von Unterstützung benötigen, von psychologischer Hilfe bis hin zu Unterkünften. Die Zahl der Todesopfer stieg gestern auf mehr als 150. Viele Familien suchen noch nach ihren Lieben oder müssen mit deren Leichen in den Häusern ausharren, weil noch keine Rettungskräfte zu ihnen vorstoßen konnten. Rund 366.000 Menschen sind ohne Trinkwasser, mehr als 113.000 fehlt der Strom. In dieser Situation muss die Regierung prüfen, ob es nicht an der Zeit ist, die Europäische Union aufzufordern, die Solidaritätsklausel zu aktivieren. Diese ermöglicht den Mitgliedsstaaten, gemeinsam und schnell zu handeln. Keine Hilfe sollte abgelehnt werden, denn die gesamte spanische Gesellschaft ist erschüttert und steht unter Schock", beobachtet EL MUNDO.
In der estnischen Zeitung POSTIMEES aus Tallinn ist zu lesen: "Spaniens Medien sind voll mit herzzerreißenden Geschichten. Die genauen Opferzahlen stehen noch nicht fest, aber sie werden mit Sicherheit noch steigen. Überschwemmungen aufgrund des wärmeren Mittelmeers sind im Gebiet Valencia nicht völlig unbekannt, aber das Ausmaß hat die Menschen trotzdem überrascht. Der Vorwurf richtet sich jetzt gegen die Behörden, die nicht rechtzeitig vor den Fluten gewarnt haben. Viele Menschen sahen die Aufrufe zur Evakuierung auf ihren Telefonen erst, als das Wasser schon ihre Autos mit sich riss."
Hören Sie nun noch Kommentare zu den angekündigten Steuererhöhungen in Großbritannien. Finanzministerin Reeves plant mit zusätzlichen Einnahmen von 40 Milliarden Pfund pro Jahr. Die schwedische Zeitung AFTONBLADET analysiert: "Nach 14 Jahren mit konservativen Regierungen ist das Vereinigte Königreich ein heruntergekommenes Land. Das Gesundheitswesen, Eisenbahn, Schulen - fast nichts funktioniert. Gleichzeitig liegt die Staatsverschuldung bei rund 100 Prozent des BIP. Labour erhöht deshalb jetzt die Steuern, und zwar vor allem auf Kosten der Arbeitgeber. Finanzministerin Reeves erklärte, ihre Prioritäten lägen nunmehr bei Investitionen. Die Torys und die Wirtschaft sind verärgert, was wenig überrascht - aber das Geld wird benötigt. So müssen die Löcher in den Bereichen Gesundheit und Bildung gestopft werden, die die Vorgängerregierung gerissen hat", erinnert AFTONBLADET aus Stockholm.
Die spanische Zeitung EL PAIS aus Madrid sieht es so: "Die Mehreinnahmen sollen unter anderem in das marode Gesundheitswesen fließen, und die öffentlichen Investitionen sollen das Wachstum ankurbeln. Zwar reagierten die Märkte erst einmal negativ, aber das Land hat bereits zuvor jahrelang unter den Torys an Glaubwürdigkeit verloren. Labour muss die Börsen jetzt davon überzeugen, dass der Plan solide ist und den Briten bessere öffentliche Dienstleistungen und mehr Wachstum beschert."
Die britische Zeitung THE GUARDIAN wirft ein: "Reeves legte diese Woche einen Haushalt vor, der sich auf die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen konzentrierte, nach Jahren der Sparmaßnahmen. Es handelt sich um einen Haushalt, der bereit ist, Steuern zu erhöhen, anstatt durch Steuersenkungen und hohe Kredite nationalen Wohlstand zu versprechen. Dieser Weg ist richtig. Möge er Großbritannien aus dem Tal der Tränen führen." Das war zum Ende der internationalen Presseschau THE GUARDIAN aus London.