Donald Trump will seinen ehemaligen Konkurrenten Marco Rubio zum Außenminister machen, den derzeitigen Senator aus Florida. "Rubio wird Trumps impulsive Außenpolitik nicht zügeln können", findet die FLORIDA TIMES-UNION. "Rubio ist ein Meister der Neuerfindung. Er hat sich von einem entschiedenen Gegner zu einem Gefolgsmann entwickelt. Er hat seine Ansichten geändert, um sich ganz an die Seite Trumps zu stellen. Rubio unterstützte erst massiv die Finanzierung des Kampfes der Ukraine gegen die russische Invasion - bis diese Position in der Welt von Trump an Glanz verloren hat. Trump selbst passt sich niemandem an, weder den Institutionen noch den Menschen. Dagegen ist Rubio kein Bollwerk", schreibt die FLORIDA TIMES-UNION aus Jacksonville.
Der erzkonservative Abgeordnete Matt Gaetz soll Justizminister werden. Die NEW YORK TIMES kritisiert: "Diese Nominierung ist besonders schrecklich. Gaetz ist nicht nur historisch unqualifiziert, sondern auch bemerkenswert unehrlich und verdorben. Er hat für großen Aufruhr gesorgt und Kollegen im Repräsentantenhaus gegen sich aufgebracht. Gegen ihn wurde wegen Menschenhandels und Behinderung der Justiz ermittelt. Und es läuft noch eine Ethikuntersuchung. Die Nominierung von Gaetz ist ein Test für die Republikaner im Senat. Können Sie das Mindestmaß an Anstand und Zivilcourage aufbringen, um Gaetz abzulehnen?", fragt die NEW YORK TIMES.
Der STANDARD aus Wien wertet die Nominierungen als eine Machtdemonstration: "Er wäre nicht Trump, wenn er sein Team nicht auf Telegenität und vor allem auf unbedingte Loyalität hin auswählen würde. Trump umgibt sich mit loyalen Mitstreitern. Das ist der große Unterschied zu seiner ersten Amtszeit, als er sich auf das republikanische Establishment verlassen musste."
"Die USA werden ab Trumps Amtsantritt am 20. Januar in eine ihrer turbulentesten Phasen eintreten", erwartet ein Gastkommentator im JAMAICA OBSERVER aus Kingston. "Es wird eine Zeit sein, die von Chaos und Schuldzuweisungen geprägt ist. Der kollektive Wille der Zivilgesellschaft wird gefragt sein, um sich gegen offensichtliche Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Das Land hat eine harte Zeit vor sich, der Rest der Welt auch. Also schnallen sie sich an".
Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT ist folgender Ansicht: "Ganz offensichtlich beruft Trump bevorzugt enge Vertraute, damit sich die Dinge möglichst rasch in die von ihm gewünschte Richtung bewegen. Es wird auch mehrere 'Falken' geben, die kritisch gegenüber China eingestellt sind und gemäß der Parole 'America first' die heimische Industrie stärken wollen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Trump seine Außenpolitik auch verstärkt in Richtung Nahost ausrichten. Das aber bedeutet, dass sich die Aufmerksamkeit der USA von Europa weg verlagern wird, und das sind aus europäischer Sicht schlechte Nachrichten, vor allem für Kiew", befürchtet ILTA-SANOMAT aus Helsinki:
Die JORDAN TIMES aus Amman blickt auf Trumps Haltung zum Nahost-Konflikt: "Die Region hat sich verändert, seitdem Trump das letzte Mal im Weißen Haus saß. Nun könnte er umso mehr eine destabilisierende Politik verfolgen. Er könnte die Annexion israelischer Siedlungen im Westjordanland anerkennen, Israels Verbot von UNRWA-Aktivitäten unterstützen und Israel erlauben, Irans Öl- und Nuklearanlagen anzugreifen. Trumps Unberechenbarkeit ist berechenbar."
Die norwegische Zeitung DAGBLADET vermerkt: "Das Treffen des saudischen und des iranischen Armeechefs am Wochenende in Teheran muss wie ein Schock für den siegestrunkenen Trump gewesen sein. Noch vor ein paar Jahren wäre eine solche Begegnung der beiden Rivalen vollkommen undenkbar gewesen. Trump muss schmerzlich klar geworden sein, dass er jetzt keine knallharte militärische Linie gegen den Iran durchziehen kann, denn er kann sich keinen politischen, militärischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Clinch mit Saudi-Arabien, dem mächtigsten arabischen Land, leisten. Trump steht unter Druck - aber er hat auch die Schlüssel in der Hand", ist im DAGBLADET aus Oslo zu lesen.
Die IRISH TIMES aus Dublin erwartet, dass die künftige US-Regierung ihren Ukraine-Kurs ändert: "Doch das Ergebnis ist nicht garantiert. Der Blick fällt daher auch auf die innenpolitische Situation in der Ukraine. Bislang ist es dort inakzeptabel, die Rückeroberung aller von Russland besetzten Gebiete infrage zu stellen. Doch wenig Anzeichen für militärische Erfolge und eine Änderung der US-Politik könnte die Gelegenheit bieten, über andere Optionen nachzudenken."
Es gibt Berichte über erste Kampfeinsätze von Nordkoreanern in der russischen Region Kursk gegen ukrainische Truppen. Das japanische Blatt NIHON KEIZAI SHIMBUN kommentiert: "Nordkorea hat für den Einsatz seiner Soldaten offenbar absichtlich einen Zeitpunkt nach der US-Wahl gewählt. Trump hat einen Waffenstillstand versprochen, Russland will einen Sieg inszenieren. Machthaber Kim Jong-un schickte seine Soldaten aber auch deshalb, weil er bei einem Erfolg mit einer großen Gegenleistung von Russland rechnen kann. Sollte dies Nordkorea militärisch stärken, könnte sich das auf Sicherheit und Stabilität der Region Ostasiens negativ auswirken. Allerdings: Wenn beim Kriegseinsatz zahlreiche Nordkoreaner ums Leben kommen oder aus dem Kampfgebiet fliehen, könnte das für das Regime von Kim Jong-un einen herben Schlag bedeuten", argumentiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die polnische RZECZPOSPOLITA sieht neue Herausforderungen für die EU: "Europa muss bereit sein, sowohl seine Position als gleichberechtigter Partner der USA zu stärken als auch Trumps Stil zu nutzen, um den Frieden in der Ukraine zu fördern. Wenn Europa auf der internationalen Bühne ernst genommen werden will, ist die Zeit des Trittbrettfahrens vorbei. Dies ist der letzte Moment, um zu beweisen, dass die EU bereit ist, Verantwortung für ihre Sicherheit und Zukunft in der Weltordnung zu übernehmen. Polen hat diese Lektion bereits gelernt – ebenso wie andere Länder, die direkt an Russland grenzen", mahnt die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Zum selben Thema noch die dänische Zeitung POLITIKEN: "Die transatlantische Zusammenarbeit in ihrer traditionellen Form ist ein Auslaufmodell, und es gibt keinen anderen Ausweg: Europa muss endlich erwachsen werden, weil es andernfalls einer Weltordnung zum Opfer fällt, in der das Recht des Stärkeren gilt. Darum ist es erfreulich, dass die Anführer der beiden europäischen Atommächte, Starmer und Macron, in dieser Woche in Paris zusammenkamen. Sie vermissten aber den ewig zögernden Scholz, der jetzt vor einer langwierigen Regierungskrise steht, die mitten in dieser Trump-Zeit Deutschland und damit eine zentrale Macht der EU lähmt. Legt man das alles zusammen, hört man regelrecht, wie im Kreml die Champagnerkorken knallen", bemängelt POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die chinesische Tageszeitung JIEFANG RIBAO sieht die Regierungszeit von Bundeskanzler Scholz am Ende: "Wie erst dreimal in der Geschichte der Bundesrepublik zuvor gibt es im Februar vorgezogene Wahlen. Buchstäblich erlebt der Stabilitätsanker Europas nun eine 'Zeitenwende'. Die Wirtschaft schrumpft, während die Bürokratie weiter wächst. Auf der einen Seite wird das Land kaum Herr der Flüchtlingsprobleme, auf der anderen Seite herrscht der Fachkräftemangel. Hinzu kommt die geopolitische Unsicherheit durch den Wahlsieg von Donald Trump. Den Umfragen zufolge wird wohl die Union den neuen Kanzler stellen. Ihr Kandidat Friedrich Merz braucht jedoch Partner. Es bleibt abzuwarten, ob es ihm gelingt, eine Regierung zu bilden, die diesen Herkules-Aufgaben gerecht wird."