
Dazu heißt es in der aserbaidschanischen Zeitung MÜSAVAT: "Der Anruf von Scholz bei Putin beschäftigt die Welt. Denn es war der erste Kontakt zwischen den Politikern seit zwei Jahren. Offenbar wollte Scholz in dem Gespräch herausfinden, ob der russische Staatschef zu Verhandlungen über die Ukraine bereit ist. Das Kanzleramt hat sich Berichten zufolge wochenlang auf das Gespräch mit Putin vorbereitet. Alles sei eng mit den westlichen Partnern abgestimmt gewesen. Zum Thema Ukraine ist bei dem Telefonat nichts Konkretes herausgekommen, doch die Politiker haben vereinbart, in Kontakt zu bleiben. Auch das ist ein Erfolg", meint MÜSAVAT aus Baku.
DIE PRESSE aus Österreich sieht das anders: "Olaf Scholz ist der Illusion verfallen, als 'Friedenskanzler' die Bundestagswahl gewinnen zu können. Das erklärt nicht nur seine fast provokante Weigerung, der Ukraine den Marschflugkörper Taurus zu geben, damit sie russische Bomber und Drohnenstützpunkte angreifen kann. Scholz meint auch ernsthaft, Putin im direkten Gespräch bewegen zu können. Als hätte Putin etwas anderes als Verachtung übrig für lahme Enten!", spottet DIE PRESSE aus Wien.
"Ein Tabu ist gebrochen", bemerkt der italienische CORRIERE DELLA SERA: "Und das löst den Zorn des ukrainischen Präsidenten Selenskyj aus, der von Scholz vor dem Gespräch mit Putin informiert worden war. Aber nun warnt Selenskyj davor, die 'Büchse der Pandora' zu öffnen und Putin wieder als akzeptablen Partner zu legitimieren. Für den ist das Telefonat das Ende seiner Isolation durch den Westen. Ohne Zweifel spielt dabei auch der Faktor Trump eine Rolle: Scholz versuchte seit zwei Monaten, mit dem Zaren zu reden. Nun hat die politische Revolution in Washington die Verhältnisse in Europa geändert. Putin fühlt sich offenbar viel stärker als zuvor", analysiert der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
Themenwechsel. Der designierte US-Präsident Trump hat den Impfgegner Robert F. Kennedy Junior als künftigen Gesundheitsminister nominiert. Das kommentiert die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO so: "Trump hat die Gesundheit der Amerikaner einem Mitglied des berühmten Kennedy-Clans anvertraut. Robert F. Kennedy Junior hat der Demokratischen Partei, der seine Familie seit jeher angehörte, den Rücken gekehrt. Jetzt hat er seinem neuen Herrn die Treue geschworen. Was Kennedys Ansichten über Gesundheit und Medizin angeht, gilt der populäre Impfgegner als unkonventionell - und dabei völlig im Einklang mit dem Trumpismus. Er hat angekündigt, die Amerikaner zum gesündesten Volk der Welt zu machen. Wie er das erreichen will, bleibt abzuwarten", schreibt JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
Die britische Zeitung THE TIMES hält fest: "Die Schnelligkeit, mit der Donald Trump innerhalb von zehn Tagen nach seiner Wahl fast alle Kabinettsmitglieder nominierte, hat in Washington Verwunderung ausgelöst. Unter den Nominierten sind einige, die fast keine politische Erfahrung haben, sowie andere, die Ansichten vertreten, die weithin als verschroben gelten. Einer sogar ist mit unappetitlichen Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens konfrontiert. Trump möchte offensichtlich den Eindruck erwecken, dass er es nicht nur eilig hat, sein radikales Programm für Amerika zu verwirklichen, sondern auch die amerikanische Regierung in einer Weise umzukrempeln, wie es seit Generationen nicht mehr der Fall war." So weit THE TIMES aus London.
"Trumps Personalpolitik stammt direkt aus dem Handbuch für Autokraten", findet die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT: "Bringe Loyalisten in Schlüsselpositionen, um gegnerische Kräfte so weit wie möglich auszuschalten. Doch die Nominierungen sind selbst für Trumps Verhältnisse erschütternd. Die Vereinigten Staaten waren einst stolz auf ihre Demokratie, auf die Kontrollmechanismen, die Machtmissbrauch verhindern sollen. Aber jetzt, wo es darauf ankommt, scheinen letztere wenig wert zu sein. Die Wähler wird das kaum kümmern. Eine Mehrheit glaubt an Trumps Versprechen von wirtschaftlichem Wohlstand und an seinen Kulturkrieg gegen Migration und alles, was 'woke' ist. Viele Menschen werden die Aushöhlung der Demokratie in Kauf nehmen. Für Europa war Trumps erste Woche nach der Wahl ein beunruhigendes Spektakel", unterstreicht DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
"Selbst die Parlamentarier seiner eigenen Partei hat Trump mit seinem Gruselkabinett überrascht", notiert der TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz: "Es ist denkbar, dass er einige Schock-Kandidaten nominiert hat, denen der Senat niemals zustimmen wird. Mit dem Hintergedanken, dass er dafür leicht weniger kontroverse, aber annähernd ebenso radikale Minister durchbringt. Aber plausibler ist die Interpretation, dass Donald Trump gerade die Grenzen auslotet. Er will wissen, wie weit er in seiner zweiten Präsidentschaft gehen kann", hebt der TAGES-ANZEIGER aus Zürich hervor.
Die dänische Zeitung POLITIKEN betont: "Anders als in seiner ersten Amtszeit startet Trump mit einer extremen Agenda. Wobei nach wie vor nicht wirklich klar ist, in welche Richtung genau es gehen soll. Nicht zuletzt in der Außen- und Sicherheitspolitik bleiben die Signale unklar. In der Wahlnacht erklärte Trump, er wolle keine Kriege beginnen, sondern beenden. Aber die Falken, mit denen er sich jetzt umgibt, lassen eher das Gegenteil vermuten. Doch es kann auch alles ganz anders kommen. Vor der Wahl von George W. Bush im Jahr 2000 mehrten sich die Stimmen, die ein Ende der US-Interventionen im Ausland forderten. Dann aber kamen die Anschläge in New York und Washington, und plötzlich führten die USA Krieg in Afghanistan und im Irak. Die Lehre ist, dass Präsidenten zwar mit einer Mission antreten, aber plötzlich genau gegensätzlich agieren können, wenn die Welt sich ändert. Trump wird also möglicherweise an einer ganz anderen Stelle enden, als wir heute glauben. Die Leute, mit denen er sich jetzt umgibt, lassen jedenfalls viele Optionen offen", ist POLITIKEN aus Kopenhagen überzeugt.
Jetzt nach Peru: Dort findet derzeit ein Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft statt. Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN erläutert: "Chinas Staatschef Xi Jinping und Japans Premierminister Ishiba haben sich am Rande des Apec-Gipfels in Peru erstmals zu einem bilateralen Gespräch getroffen. Dabei soll Xi deutlich gezeigt haben, dass er die Beziehungen zu Japan verbessern will. Man solle gemeinsam den globalen Freihandel schützen, schlug Xi vor. Denn die Volksrepublik hat Angst vor einem neuen Konflikt mit den USA, der durch Trump immer wahrscheinlicher wird. Und auch Japan ist deshalb in Sorge, hat also gleichermaßen Interesse an einer Stabilisierung der Verhältnisse zu China", resümiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Zum Schluss noch ein Blick in die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN. Sie befasst sich mit einem Prozess gegen zwei mutmaßliche IS-Anhänger vor dem Thüringer Oberlandesgericht: "Gestern hat im deutschen Jena ein Prozess begonnen, der uns in Schweden in höchstem Maße betrifft: Zwei afghanische Bürger werden angeklagt, einen Anschlag auf den Stockholmer Reichstag geplant zu haben. Ziel war es, mindestens zehn Menschen zu töten. Als die beiden Männer im Frühjahr von der deutschen Polizei festgenommen wurden, hatten sie bereits monatelange Planungen hinter sich. Laut Nachrichtendienstchefin Charlotte von Essen ist die Bedrohung durch gewaltbereite Islamisten gestiegen, die Schweden als Ziel für Anschläge betrachten. Da ist es leicht, irrational zu reagieren und den Populisten zu glauben, dass geschlossene Grenzen zu mehr Sicherheit führten. Doch der Prozess in Deutschland zeigt, dass die Sicherheit vor allem durch internationale Zusammenarbeit gestärkt wird - so ist Schweden ein Anschlag erspart geblieben."