
Dazu schreibt die israelische Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv: "Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah bedeutet, dass der Krieg im Libanon mit ziemlicher Sicherheit vorerst vorbei ist. Die Hisbollah und ihre iranischen Gönner sind die großen Verlierer. Aber das bedeutet nicht, dass Israel gewonnen hat. Die Israelis werden erst in Sicherheit und Frieden leben können, wenn auch die Palästinenser zu ihrem Recht gekommen sind."
Die arabischsprachige Zeitung SHARQ AL-AWSAT hält fest: "Es hat zwar schon viele Abkommen zwischen Israel und dem Libanon gegeben, doch das neue unterscheidet sich von den vorhergehenden gründlich. Dies liegt entgegen vielfach geäußerten Vermutungen nicht an den Zugeständnissen Irans oder der bereits erreichten Schwächung der Hisbollah. Der entscheidende Faktor ist vielmehr Israel selbst. Tel Aviv betrachtet neben der Hamas auch die Hisbollah als existentielle Bedrohung. Und das nun geschlossene Abkommen gibt Israel das Recht, den südlichen Libanon umfassend zu kontrollieren und bei Verstößen der Hisbollah unmittelbar gegen diese vorzugehen. Angesichts des dadurch entstehenden Machtverhältnisses dürfte es ist für die Hisbollah schwierig sein, wieder zu einem regionalen Akteur zu werden, der Israel ernsthaft bedroht", vermutet SHARQ AL-AWSAT aus London.
Die brasilianische Zeitung O GLOBO notiert: "Die 60-tägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon ist eine der wenigen guten Nachrichten, die uns aus dem Nahen Osten erreichen. Die Vereinbarung kam zustande, weil sich beide Seiten einen Vorteil davon versprechen. Israel hat zahlreiche schiitische Terroristen und darunter vor allem die Führung der Miliz getötet, Waffenlager zerstört und den Feind von der Grenze zurückgedrängt. Das Ziel ist, dass Israelis in ihre Häuser im Norden zurückkehren können, die vor den Kämpfen in den Süden geflohen sind. Die Hisbollah ist so sehr geschwächt und demoralisiert, dass sie sich erst einmal neu aufstellen muss. Freilich ist noch nicht klar, ob sich beide Seiten an die Vereinbarung halten werden, denn in einer Region mit so vielen Spannungen kann jeder ungeplante Zwischenfall die Feindseligkeiten erneut anfachen", meint O GLOBO aus Rio de Janeiro.
LIANHE ZAOBAO aus Singapur führt aus: "Die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und dem Libanon hat US-Präsident Biden persönlich vor drei Tagen im Weißen Haus verkündet. Dies soll deutlich machen, welch großen Anteil seine Administration an diesem Erfolg hat. Nicht zu ignorieren ist aber auch, dass Israel seine militärischen Ziele im Libanon weitestgehend erreicht hat. Kommt nun auch eine Feuerpause in Gaza? Solange die Hamas die Geiseln nicht freilässt und Israel die Organisation nicht als vernichtet ansieht, wohl nicht."
Die spanische Zeitung LA RAZON aus Madrid bemerkt: "Die Waffenruhe verschafft der Region eine Atempause, aber sie wird nicht zum Wundermittel für einen Frieden in Gaza werden. Vielmehr hat der israelische Premier Netanjahu bereits angekündigt, dass er den Druck im Süden von Gaza erhöhen will, um die israelischen Geiseln zu befreien. Die Bekämpfung der Hamas ist Israel wichtiger als die Lage im Libanon."
Themenwechsel. Der designierte US-Präsident Trump hat den pensionierten General Kellogg als Sondergesandten für die Ukraine und Russland nominiert. Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT erläutert: "Nach Keith Kelloggs Ansicht sollten die USA so schnell wie möglich einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen erzwingen. Zu diesem Zweck müsse der Krieg entlang der derzeitigen Front eingefroren werden, heißt es in einem Papier Kelloggs. Um die ukrainische Regierung an den Verhandlungstisch zu bringen, wird die Teilnahme an Friedensgesprächen zur Bedingung für die weitere militärische Unterstützung durch die USA gemacht. Zugleich soll eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für einen längeren Zeitraum ausgeschlossen werden. In Kelloggs Plan steht zwar nicht schwarz auf weiß, dass die Ukraine russisch besetzte Gebiete aufgeben muss. Aber das ist die implizite Schlussfolgerung, die die Ukrainer daraus ziehen", analysiert DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
Im TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz ist zu lesen: "Kellogg ist der Auffassung, dass es im Interesse der USA liegt, sicherzustellen, dass Russland den Krieg verliert. Das deckt sich mit der Auffassung der meisten europäischen Regierungen. Über die konkreten Bedingungen allerdings dürfte noch viel zu reden sein. Auf die besetzten Gebiete solle die Ukraine nicht verzichten müssen, beteuert Kellogg. Aber deren Zukunft müsse durch Verhandlungen mit Russland statt durch militärische Operationen entschieden werden. Kellogg weiß, dass die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer mit den Minsker Abkommen ähnliche Ansätze verfolgten, die Russland dann aber nie respektierte", erinnert der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
Nun zum australischen Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren. Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA merkt an: "Junge Menschen sollten vorbereitet werden und das nötige Rüstzeug erhalten, um zu verstehen, was ihnen vorgesetzt wird. Wir sollten ihnen erklären, wie sie echte von gefälschten Nachrichten unterscheiden können, wie sie interagieren können, ohne überwältigt zu werden, wie sie sich vernetzen können, ohne verletzlich, anfällig, isoliert und manipulierbar zu werden. Wir sollten ihnen beibringen, sich vom Internet zu entfernen, wenn sie erkennen, dass es gefährlich ist. Ein Verbot der sozialen Medien mag wie eine einfache Lösung erscheinen, aber es birgt die Gefahr, dass auch das Positive dieser Plattformen weggefegt wird: Junge Menschen fühlen sich als Teil eines riesigen Netzwerks, als Bürger des Internets, einige haben dort Anerkennung und Akzeptanz gefunden. Sind wir sicher, dass es sich lohnt, dies zu verbieten?" So weit LA REPUBBLICA aus Rom.
In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio ist zu lesen: "Dem israelischen Historiker Harari zufolge war der Beginn dieses Jahrhunderts eine der friedlichsten Perioden der Menschheit. Zwanzig Jahre später befinden wir uns in einer Zeit weltweiter Kriege und Konflikte sowie gesellschaftlicher Spaltungen. Es sind genau die zwanzig Jahre, in denen sich die sozialen Netzwerke weltweit und explosiv verbreiteten. Sollte da ein Zusammenhang bestehen, sind es nicht nur Kinder oder Jugendliche, die ihr Verhältnis zu den Sozialen Medien klären sollten."
Nun noch zu einem anderen Thema. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG blickt auf die bevorstehende Bundestagswahl: "Entscheidend für den Ausgang wird eine simple Frage sein: Geht es den Deutschen heute besser als vor drei Jahren? Davon wird ihre Wahlentscheidung abhängen. Die Wähler werden diese Frage verneinen. Wer die Schuld daran trägt, steht ebenfalls fest: die Regierung von Kanzler Scholz. Die für das Ampeldebakel verantwortlichen Parteien versuchen sich herauszureden wie windige Gebrauchtwagenhändler: Sie können nichts für Krieg und geopolitische Krisen. Scholz' Regierung hat jedenfalls wenig getan, um den Schock des Überfalls auf die Ukraine nachhaltig abzufedern. Eine Strategie für den Neustart eines Landes, dessen Koordinatensystem sich über Nacht verschoben hatte, gab es nie", urteilt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Das WALL STREET JOURNAL wirft ein: "Deutschland ist Europas größte Volkswirtschaft und ein Bollwerk für die Euro-Währung, und was dort passiert, ist für die USA von Bedeutung. Daher ist es eine Erleichterung zu sehen, dass das Land endlich das bekommen könnte, was es und Europa dringend brauchen: einen Wahlkampf, bei dem das Wirtschaftswachstum auf dem Stimmzettel steht."