
Die KOREA TIMES aus Seoul kommentiert: "Diese Episode erinnert daran, dass die Demokratie ständige Wachsamkeit erfordert. Sie zeigt, dass institutionelle Schutzmaßnahmen eine mögliche autoritäre Überschreitung wirksam verhindern können. Es zeigen sich aber auch Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung demokratischer Normen. Aber es stimmt hoffnungsvoll, dass die demokratischen Institutionen Südkoreas bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen, als sie herausgefordert wurden", unterstreicht die KOREA TIMES.
DER STANDARD aus Wien schreibt: "Mit Nordkorea hat der versuchte Putsch von Präsident und Militär, der sich in Südkorea abgespielt hat, wenig zu tun – auch wenn Staatschef Yoon Suk-yeol das behauptet. Es geht vielmehr um innenpolitische Fragen. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben eine Atmosphäre geschaffen, in der Demokratieverächter an der Spitze auch weit entwickelter Staaten sich zu autoritären Schritten ermuntert fühlen. Wer bei Wahlen mit einer Stimme für solche Persönlichkeiten und Ideologien kokettiert, sollte seinen Blick in den nächsten Tagen nach Seoul richten. Was in Südkorea passieren kann, kann überall passieren", warnt DER STANDARD.
Die WASHINGTON POST erinnert: "Die Militärherrschaft in Südkorea endete 1987 nach lang anhaltenden Protesten von Studenten, Arbeitern und anderen – eine bemerkenswerte Demonstration der Volksmacht. Yoons Vorgehen war ein Versuch, die Uhr in diese frühere, dunklere Zeit zurückzudrehen. Glücklicherweise erwies sich die Demokratie in diesem Fall als widerstandsfähiger als der Versuch eines Mannes, sie zu untergraben. Und es war wieder die Macht des Volkes, die sie aufrechterhielt. Jeder, der das Ende der liberalen Demokratie vorhersagt, insbesondere in Ländern mit starken Institutionen und Menschen, die ihre Freiheit schätzen, sollte dies zur Kenntnis nehmen", betont die WASHINGTON POST.
Die Zeitung ASAHI aus Tokio bemerkt: "Seit den 80ern hat die südkoreanische Politik ihre Demokratie bewahrt, trotz heftiger Konflikte zwischen den Linken und den Rechten und nach mehreren Regierungswechseln durch die Präsidentschaftswahlen. Hat sich Präsident Yoon über diese Geschichte keine Gedanken gemacht? Er sagte, er wolle die freie und verfassungsmäßige Ordnung schützen, hat aber mit der Ausrufung des Kriegsrechts versucht, den Bürgern die politische Freiheit und die Pressefreiheit zu rauben. Die Zukunft der Regierung in Seoul wird immer unklarer. Die südkoreanische Demokratie dafür verletzt zu haben, war ein viel zu hoher Preis", mahnt ASAHI aus Tokio.
Die russische Zeitung KOMMERSANT befindet: "Der unerwartete Beschluss, die Tätigkeit von Parlament, Parteien und unabhängigen Medien sowie die Durchführung von Kundgebungen zu verbieten, warf das Land für kurze Zeit in die Ära der Militärdiktaturen des letzten Jahrhunderts zurück. Angesichts des Konflikts zwischen den Machtorganen im Land muss Südkorea mit neuen Unruhen rechnen. In Südkorea, wo bereits viele Staats- und Regierungschefs auf der Anklagebank saßen, könnte nun nicht nur der Rücktritt des derzeitigen Präsidenten folgen, sondern auch seine strafrechtliche Verfolgung", notiert der KOMMERSANT aus Moskau.
Die in Taipeh erscheinenden taiwanesischen Zeitung LIANHE RIBAO hält fest: "Die Rückkehr zu längst als überwunden angesehenen Zeiten scheint den Südkoreanern erspart geblieben zu sein. Es stellt sich die Frage, ob so etwas auch in Taiwan passieren könnte, und wie das Militär in solch einer Situation reagieren würde. Würde es einen zum Diktator gewandelten Präsidenten schützen, oder sich auf die Seite des Volkes, der Demokratie und der Freiheit stellen? Ebenso wie in Südkorea sind auch in Taiwan die Umfragewerte des Präsidenten in den Keller gesackt und seine Ehefrau wird der Korruption beschuldigt, was zu einer Regierungskrise geführt hat. Daher sollten uns die Vorgänge im Nachbarland eine Mahnung sein, damit sich so etwas bei uns nicht wiederholt", ist in LIANHE RIBAO aus Taipeh zu lesen.
Die türkische Zeitung SABAH aus Istanbul erklärt: "Präsident Yoon wollte vor der Amtsübernahme Donald Trumps in den USA die Dinge straffen und die Zügel in die Hand nehmen, bevor Trump wie 2018 freundlich mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un posiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Trump den Dialog mit Nordkorea vorantreiben und das Gleichgewicht im pazifischen Raum erschüttern wird. Dies könnte Südkorea, das in der Region militärisch und wirtschaftlich eng mit den USA verbunden ist, in eine schwierige Lage bringen. Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Die Welt wird sich nach Trumps Amtsübernahme am 20. Januar auf neue Überraschungen gefasst machen müssen", meint SABAH aus Istanbul.
In Frankreich ist ein Haushaltsstreit eskaliert, der dazu führte, dass sich Premierminister Michel Barnier einem Misstrauensantrag stellen muss. Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT stellt zu der französischen Regierungskrise fest: "Präsident Emmanuel Macron ist der Architekt des aktuellen Chaos. Im Juni hatte er Wahlen angesetzt, obwohl seine eigene Mittepartei sehr schwach war. Das Ergebnis war ein zersplittertes Parlament mit einer schwachen Mitte und starken Flanken auf der linken und rechten Seite. Macron ernannte den Mitte-Rechts-Politiker Michel Barnier zum Premierminister. Doch Barnier war auf die Unterstützung der Rechtsnationalen um Marine Le Pen angewiesen. Er hoffte, seine Regierung zu retten, indem er Le Pen erhebliche Zugeständnisse machte, aber sie ist in ihrer eigenen populistischen Logik gefangen. Ihre Anhänger wollen nicht, dass sie einen von dem verhassten Präsidenten Macron ernannten Premier im Amt hält. So hat Macron das Ende seiner Möglichkeiten erreicht", meint DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
LE FIGARO aus Frankreich analysiert: "Der gesunde Menschenverstand hätte verlangt, dass Le Pen ihren Gewinn mitnimmt. Sie zeigte echtes Verhandlungstalent, erwirkte durchschlagende Änderungen. Und doch wollte die Chefin des Rassemblement National immer mehr, auch auf die Gefahr hin, ihren Sieg zu verderben. Am Ende entschied sie sich dafür, die Regierung von Michel Barnier zu Fall zu bringen. Das wird Frankreich in die große politische und wirtschaftliche Ungewissheit stürzen", glaubt LE FIGARO aus Paris.
Zwei Glasfaserkabel zwischen Finnland und Schweden sind beschädigt worden, in vielen Haushalten fiel das Internet aus. Ein Sabotageverdacht erhärtete sich aber nicht. Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö mahnt: "Schwedens Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin sprach von polizeilichen Ermittlungen in Finnland wegen mutmaßlicher Sabotage, obwohl die finnischen Behörden keinen solchen Verdacht bestätigt hatten. Bohlin sollte besser aufpassen, welche Meldungen er verbreitet. Das Risiko, bei jedem Kabelschaden und jeder Internetstörung sofort an Sabotage zu denken, macht den Feind größer und bedrohlicher, als er in Wirklichkeit ist", fordert SYDSVENSKAN aus Malmö.
Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki bemerkt: "Bedenkt man die ganze Serie solcher Fälle in der Ostsee, ist es kein Wunder, dass ein dramatischer Tonfall angeschlagen wurde. Schwedische Medien griffen den Vorfall sofort auf, woraufhin die Erzählung ein Eigenleben entwickelte. Oft genug ist die Wahrheit trivial, und der Nachrichtenjournalismus kann es mit seiner Geschwindigkeit auch übertreiben, denn so verbreiten sich Enten. Aber auch die schwedischen Behörden haben ihren Beitrag geleistet, und alle sollten sich an die eigene Nase fassen. Manchmal existiert kein Muster, sondern es gibt nur einen müden Bauarbeiter mit seinem Bagger im Winter im Schnee, selbst wenn das keine tolle Story ist."