
Präsident Trump hatte den kolumbianischen Präsidenten Petro nach dessen vorheriger Weigerung, Flugzeuge mit abgeschobenen Migranten landen zu lassen, mit Zolldrohungen dazu genötigt. Die kolumbianische Zeitung DIARIO OCCIDENTE meint: "Die jüngste Auseinandersetzung zwischen Trump und Petro zeigt, wie komplex die diplomatische Situation gerade ist. Beide Staatspräsidenten setzten auf eine öffentliche Konfrontation statt auf einen konstruktiven Dialog. Eine so verantwortungslose Politik ist nicht dazu geeignet, globale Herausforderungen zu bewältigen, sondern gefährdet gewachsene strategische und wirtschaftliche Beziehungen. Das wirkt sich nicht nur auf die betroffenen Länder aus. Denn die Frage der Migration kann nur in internationaler Zusammenarbeit gelöst werden. Und höhere Zölle führen auch an anderen Orten zu einer Verteuerung alltäglicher Güter", unterstreicht der DIARIO OCCIDENTE aus Cali.
Die Zeitung EL TIEMPO aus Bogotá kritisiert vor allem, dass der Schlagabtausch zwischen Präsident Petro und Donald Trump über soziale Netzwerke lief: "Natürlich müssen die Grundrechte derjenigen, die von den Maßnahmen der neuen Migrationspolitik des US-Präsidenten betroffen sein könnten, jederzeit mit aller Entschiedenheit verteidigt werden. Aber dieses Ziel erreicht man nicht einfach so hopplahopp, um es mal salopp auszudrücken. So eine Herangehensweise könnte sogar zu einer Verschlechterung der Situation der Abgeschobenen führen. Man könnte aus alldem auch den Schluss ziehen, dass es keine gute Idee ist, wenn man aufbrausend reagiert, ohne sich mit dem Außenministerium oder irgendeinem anderen Berater abgesprochen zu haben - und Kolumbien dadurch zu einem weltweiten Beispiel dafür macht, was passiert, wenn man sich der neuen Doktrin Washingtons widersetzt", mahnt die kolumbianische Zeitung EL TIEMPO.
EL NACIONAL aus Kolumbiens Nachbarland Venezuela vergleicht die Geschehnisse mit einem Boxkampf, bei dem Gustavo Petro gleich in der ersten Runde ausgeknockt wurde: "Das ist keine gute Nachricht, denn das Thema der Migranten braucht einen besseren Verteidiger als den kolumbianischen Präsidenten. Außerdem zeigt es einmal mehr, wie inkonsistent die Politik in der Region ist. Permanent schafft man neue Organisationen zur besseren Integration, und dann handelt jeder wieder so, wie er will - bis hin zu wirklich törichten Maßnahmen", beklagt EL NACIONAL aus Caracas.
Die russische NESAWISSIMAJA GASETA glaubt: "Für Trump ist es vor allem wichtig, dass er in einen PR-wirksamen Kampf eingetreten ist, bei dem es in erster Linie auf das Symbol des Sieges ankommt. Dieses Symbol wurde freundlicherweise vom Gustavo Petro zur Verfügung gestellt. Vielleicht handelte der kolumbianische Präsident damit sogar klüger, als es heute den Anschein macht. Denn schließlich könnte der Wert dieses Zugeständnisses in Trumps Augen mit der Zeit enorm steigen. Der neue US-Präsident hat zu viele Schlachten begonnen, deren Sieg fraglich ist. Man denke nur an die Absicht, Grönland zu annektieren, den Zollkrieg mit Mexiko, Kanada und der EU oder die Abschaffung des Geburtsrechts auf US-Staatsbürgerschaft. Es kann also sein, dass der US-Präsident den Wählern in zwei Jahren, wenn es um die Zwischenwahlen geht, als einzige Leistung vorweisen kann, dass er illegale Einwanderer mit Flugzeugen nach Lateinamerika bringen kann", resümiert die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Die dänische POLITIKEN aus Kopenhagen bezeichnet es als ein... "... riskantes Spiel, Kolumbien als einen der engsten strategischen Partner in der Region derart zu demütigen. Staatsführer in ganz Lateinamerika werden genau hinsehen und andere Optionen für Allianzen prüfen, um sich gegen Trumps Aggressionen zu schützen – und die Alternativen könnten China oder Russland heißen."
Ein weiteres Thema ist der aufsehenerregende Erfolg der chinesischen KI-Anwendung DeepSeek. YENI ŞAFAK aus Istanbul hält dazu fest: "Es heißt, DeepSeek sei von einem kleinen Team entwickelt worden und habe nur 200 Millionen Dollar gekostet. 200 Millionen Dollar im Vergleich zu 500 Milliarden, die US-Präsident Trump für die KI-Entwicklung investieren möchte. Offensichtlich haben sich die US-Oligarchen überschätzt und Trump aufs Glatteis geführt. Was wird Trump jetzt tun? DeepSeek kaufen? Soll er den Chinesen fünf Milliarden Dollar geben, und die verkaufen DeepSeek sofort. Für 200 Millionen Dollar machen sie ja eine viel bessere KI. Gestern wurde klar, dass man Überlegenheit nicht durch Kaufen und Vorsprung nicht mit Dollar erreichen kann", meint die türkische Zeitung YENI ŞAFAK.
Auch NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio ist der Ansicht, dass sich durch DeepSeek einiges verändert hat: "Mit DeepSeek ist das bisherige 'Spiel der Mächtigen' der KI-Branche, das von gigantischen Investitionssummen abhängig war, plötzlich ein anderes geworden: ein Spiel, in dem es nun um niedrigere Kosten und Preise geht. Auch wenn die USA die Export-Regulierungen für China noch verschärfen könnten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die günstige KI aus China in manchen Staaten fest etabliert. Sollten die USA und China, die beiden Großmächte der KI-Entwicklung, dann ohne Zusammenarbeit bei den Spielregeln ihren Entwicklungswettbewerb vorantreiben, ist in der neuen Welt der KI eine völlige Entgrenzung zu befürchten", warnt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Japan.
Der australische SYDNEY MORNING HERALD erwartet ebenfalls eine Beschleunigung in der Entwicklung von KI: "Und es könnte anderen Unternehmen außerhalb der USA zeigen, dass sie im Bereich KI ohne die gleichen Investitionen wie die US-Mega-Techs konkurrieren können."
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking gibt sich selbstbewusst: "Diese weltweit anerkannte bahnbrechende Entwicklung hat die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der heimischen High-Tech-Industrie trotz aller äußeren Zwänge unter Beweis gestellt. Washingtons Technologieembargo gegen China ist somit wirkungslos verpufft. Der Versuch der Eindämmung Chinas hat die Innovationskraft unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen nur noch weiter gestärkt."
Und XINJINGBAO, die ebenfalls in Peking erscheint, kommentiert: "Auf jeden Fall hat sich mit dieser Erfolgsgeschichte die Redewendung bewahrheitet, wonach Not erfinderisch macht."
Kommen wir nun noch zur Debatte über die Migrationspolitik in Deutschland. Der TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz merkt an: "Sicher ist, dass Unions-Kanzlerkandidat Merz das Thema Asyl und sich selbst damit ins Zentrum des Wahlkampfs gerückt hat. Merz spielt in jedem Fall Poker mit sehr hohem politischem Risiko. Dessen Ausgang wird nicht zuletzt vom Ergebnis im Bundestag abhängen: Erreicht er dank der AfD eine Mehrheit, ist diese aus Sicht vieler Deutscher 'vergiftet'. Stimmen CDU und CSU am Ende ihren Anträgen hingegen mehr oder weniger allein zu oder bleiben diese folgenlos, erweist sich sein Vabanquespiel als politisches Theater. Merz kalkuliert womöglich anders: Er setzt darauf, dass viele Deutsche die Nase voll haben von der bisherigen Migrationspolitik und seinen Vorstoß deswegen begrüßen, AfD hin oder her", erläutert der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
"Kann Merz die AfD dadurch aufhalten?", fragt sich die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN: "Einwanderungsgegner misstrauen nach wie vor den alten Volksparteien, und die AfD könnte laut Umfragen zweitstärkste Kraft werden. Merz selbst beruft sich darauf, dass eine Mehrheit der Deutschen hinter seinen Vorschlägen stehe. Aber es wird für ihn künftig schwerer werden, mit der SPD und den Grünen eine Koalition zu bilden. Die politische Stimmung in Deutschland hat sich seit den Wahlen 2021 grundlegend gewandelt, und Pessimismus macht sich breit. Der große Profiteur ist die AfD, und wenn die Prognosen zutreffen, wird die politische Landkarte am 23. Februar neu gezeichnet", konstatiert AFTENPOSTEN aus Oslo.