17. Februar 2025
Die internationale Presseschau

Die Zeitungen beschäftigen sich weltweit mit der Außenpolitik der USA. Auch in Bezug auf den Nahen Osten, vor allem aber mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Haus am 14. Februar 2025 in Washington.
Die Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump ist Thema in den Zeitungen. (picture alliance / Consolidated News Photos / Samuel Corum - Pool via CNP)
In der mexikanischen Zeitung LA RAZON ist zu lesen: "Der von Trump vorgelegte Friedensplan enthält den Vorschlag, ukrainische Territorien Russland zuzuschlagen, und im Kreml macht sich Siegesstimmung breit. Aber dieses Triumphgefühl dürfte nicht lange andauern. Die EU wird die Ukraine nicht so rasch im Stich lassen oder auf Sicherheitsgarantien verzichten, und Europa hat einiges geopolitisches Gewicht. Selbst wenn die USA, Russland und China die Welt am liebsten unter sich aufteilen würden. Es bleibt außerdem abzuwarten, wie viele Gemeinsamkeiten Trump und Putin jenseits ihrer gegenseitigen Sympathien und ihrer autoritären Züge haben – und wie lange ihre Einigkeit anhält", hält LA RAZON aus Mexiko-Stadt fest.
Die russische Tageszeitung KOMMERSANT bemerkt: "Die internationale Münchner Sicherheitskonferenz verlief in einer völlig anderen Atmosphäre, als ständige Teilnehmer und Beobachter es gewohnt waren: Von einem Schaufenster der euro-atlantischen Solidarität wandelte sich das Forum zu einem Symbol der Uneinigkeit der neuen US-Administration und des alten Europas. Entgegen früheren Gepflogenheiten kritisierten die Vertreter Washingtons nicht Russland und China, sondern Europa. Sie gaben zu verstehen, dass sie für Europa keinen Platz am Tisch der Verhandlungen über die Ukraine sehen. In Moskau wird derweilen schon vom 'Tod des kollektiven Westens' gesprochen", notiert KOMMERSANT aus Moskau.
Die türkische Zeitung YENI BIRLIK schreibt: "Es war eine direkte Botschaft an das globale System, dass die Amerikaner so sehr darauf bedacht waren, das europäische Establishment und seine Normen zu verunglimpfen. Europa muss erkennen, dass der bisher eingeschlagene Weg und die Modelle, die es entwickelt hat, nicht funktionieren. Die Realität ist, dass Europa sowohl von Russland als auch von den USA angegriffen wird."
Die WASHINGTON POST folgert: "Selbst nach den Maßstäben von Donald Trump grenzt der Beginn des Verhandlungsprozesses an Anarchie. Die Botschaft und die Überbringer wechselten fast täglich; Zugeständnisse an Putin wurden angeboten und dann wieder zurückgezogen. Die Regierung schien den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auszuschließen, ihn dann zu umwerben und dann wieder auszubooten. Vizepräsident JD Vance nutzte zuvor die Münchner Sicherheitskonferenz auf bizarre Weise, um Europa zu beschimpfen und seine deutschen Gastgeber zu beleidigen. Sogar einige seiner Republikaner-Kollegen fühlten sich durch die Bemerkungen angegriffen", kommentiert die WASHINGTON POST.
Zu dem Krisentreffen europäischer Ukraine-Unterstützer in Paris unterstreicht die italienische Zeitung "LA REPUBBLICA": "Die EU muss reagieren und Antworten auf die Alleingänge der Amerikaner zur Frage der Ukraine finden. Es braucht eine tiefgreifende Erneuerung Europas, eine politische Stärkung seiner Institutionen. Dazu bedarf es jedoch Führungspersönlichkeiten mit einer klaren Vision für die Zukunft. Sie sollten sich heute in Paris einig sein und Eifersüchteleien und kurzfristige nationale Interessen beiseitelassen, die vielleicht von der Hoffnung diktiert werden, Trumps Gunst abzufangen", mahnt LA REPUBBLICA aus Rom.
Der GUARDIAN aus Großbritannien erläutert: "Das vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron kurzfristig einberufene Krisentreffen zur Ukraine ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass Europa, wie die Ukraine selbst, bei allen Verhandlungen mit Putin eine vollwertige Rolle spielen. Die neue Realität wird von Trumps Politik des Bluffs, des Getöses und des äußersten Risikos geprägt sein. Nach dem Auftritt von US-Vizepräsident Vance in München können die Staats- und Regierungschefs kaum behaupten, sie seien nicht gewarnt worden", warnt der GUARDIAN aus London.
GAZETA WYBORCZA aus Polen hält fest: "Die Frage ist, ob Russland überhaupt verhandeln will oder Trump nur Sand in die Augen streut. Auf diese Frage haben die Amerikaner keine Antwort. Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten EU-Länder, die Chefs der EU-Institutionen und der NATO-Generalsekretär treffen sich nun in Paris, um über das Chaos zu beraten, das Trump angerichtet hat. Trump muss die Vorstellung aufgeben, er könne der Ukraine über die Köpfe Europas hinweg Frieden bringen, indem er den Ukrainern die Arme umdreht. Das Signal aus Paris muss stark und klar sein. Die Krise in den Beziehungen zu den USA ist für uns eine Gelegenheit, uns nun mit vollem Einsatz für die Gewährleistung der Sicherheit Europas einzusetzen. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, diese Chance zu verpassen“, betont die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
LIANHE ZAOBAO aus Singapur betrachtet weltweite Auswirkungen: "Die USA scheinen die unter ihrer Führung eingerichtete Weltordnung, von der sie immens profitiert haben, verlassen zu wollen. Statt wie einst in der Rolle als Weltpolizei und Weltbefreier treten sie heute wie ein Geld eintreibender Grundbesitzer auf. Das von den USA hinterlassene Vakuum könnte anderen ambitionierten Weltmächten verlockend vorkommen. Die Zunahme regionaler Konflikte und die Missachtung internationaler Abkommen und Vereinbarungen könnten die möglichen Folgen sein. Dies sendet kein gutes Zeichen an die internationale Gemeinschaft", meint LIANHE ZAOBAO aus Singapur.
In der japanischen ASAHI SHIMBUN heißt es: "Die USA in der zweiten Amtszeit von Präsident Trump denken nur noch an 'America First'. Diese Diplomatie wollen die Verbündeten nicht mehr mitmachen. Auch dass die US-Regierung die internationale Ordnung ignoriert und ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht werden will, wie das Ende der Entwicklungshilfe der USA zeigt, führt schließlich zu einer erhöhten Präsenz von China weltweit. Zwar ist die Stufe, dass China anstelle der USA die Weltmacht übernimmt, noch nicht erreicht – aber die Führung in Peking überlegt bereits, wie sie die politischen Noch-Verbündeten der USA auf ihre Seite ziehen kann", analysiert ASAHI SHIMBUN aus Japan.
Mit Blick auf Trumps Vorgehen in Nahost schreibt die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN: "Gaza soll von den Amerikanern übernommen werden, und das Gebiet wird wie ein vielversprechendes Immobilienprojekt gehandelt. Die Ursachen für die Zerstörungen werden wie eine Mischung aus Naturkatastrophen und Pech dargestellt. Besser hätte es für Israels Premierminister Netanjahu nicht kommen können. Außerdem braucht er Trump an seiner Seite – und das nicht nur für das künftige Schicksal von Gaza, sondern noch viel mehr im Konflikt mit dem Iran. Die Position des Iran ist nach dem Sturz von Assad in Syrien geschwächt, aber Teheran könnte sich erst recht genötigt fühlen, die einzigen wirklich abschreckenden Waffen zu entwickeln. Schlimmstenfalls droht ein Wettrüsten der übelsten Art im Nahen Osten, denn wenn sich der Iran Atomwaffen verschafft, wird Saudi-Arabien nachziehen wollen. Wird dann ausgerechnet Trump die Geduld haben, diese Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken?", fragt AFTENPOSTEN aus Oslo.
Die Zeitung ASHARQ AL-AWSAT, die sich im Besitz des saudi-arabischen Königshauses befindet und in London erscheint, bilanziert zur Lage in Nahost: "Trumps Politik ist auch für die arabischen Staaten Anlass zu Sorge. Sie fürchten, diese Politik könnte die Ergebnisse zunichte machen, zu denen der brutale Krieg Israels im Gazastreifen beigetragen hat: Nämlich zum Abzug Irans aus Syrien, zum Sturz des Assad-Regimes in Syrien, dem Rückzug Russlands von ebendort oder zu einem ersten Ansatz zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Institutionen im Libanon. Umso mehr kommt es nun darauf an, dass die arabischen Staaten, allen voran die Golfstaaten, Trump entgegentreten und ihm versichern, dass auch sie nicht vor dem Schutz ihrer nationalen Interessen zurückschrecken werden." Und mit dieser Stimme aus der Zeitung ASHARQ AL-AWSAT endet die Presseschau.