
Die irische Zeitung THE IRISH TIMES aus Dublin bemerkt: "Auf den Tod von Franziskus werden Katholiken, die in seinem Pontifikat den ersten bedeutenden Hoffnungsschimmer für Reformen in der Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sahen, mit Seelenqual und Bestürzung reagiert haben. Sie trauern nicht nur um einen Mann, dessen persönliche Wärme, Humor und freundliche Art so viele in ihren Bann gezogen haben. Sie dürften auch von der Sorge geplagt sein, dass - ähnlich wie nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. im Jahr 1963 - Impulse für einen Wandel, die Franziskus gesetzt hat, mit ihm gestorben sein könnten", notiert THE IRISH TIMES.
Die israelische Zeitung THE JERUSALEM POST stellt fest: "Er war der erste Pontifex, der den Namen 'Franziskus' annahm - als Hommage an den Heiligen, der sich für die Armen und Machtlosen einsetzte. Und getreu dieser Inspiration lenkte Franzikus die katholische Kirche durch Turbulenzen - von der europäischen Flüchtlingskrise bis zur COVID-19-Pandemie - und unternahm gleichzeitig längst überfällige Schritte zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs innerhalb ihrer Mauern."
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand verweist darauf, Franziskus habe den Wunsch gehabt, vom ersten... "...Augenblick seiner Wahl an unter dem Volk zu sein und dabei auf viele Symbole der Macht des Vatikans zu verzichten. Er war der Erneuerer einer Kirche, die sich manchmal Reformen widersetzte, und aus diesem Grund war er nicht immer beliebt. Aber er setzte sich – und das ist das Wichtigste – neben uns, als wäre er ein Vater, der unsere Fehler verstand und sich all unseren Schwächen stellte."
Die estnische Zeitung EESTI PÄEVALEHT aus Tallinn glaubt, die Stärke des Papstes lag in seiner Fähigkeit, ... "...die Kirche den Menschen näherzubringen. Franziskus rückte echte Sorgen in den Mittelpunkt: Armut, Klimawandel, Flüchtlingskrise, soziale Ausgrenzung. Er legte Wert auf Mitgefühl und Empathie und wagte es, offener über sexuelle Minderheiten zu sprechen. Sein berühmter Satz: "Wer bin ich, dass ich urteilen sollte?" gab denen Hoffnung, die sich zuvor von der Kirche ausgeschlossen gefühlt hatten."
Die norwegische Zeitung DAGBLADET aus Oslo vermutet: "Papst Franziskus hat die Kirche nicht sonderlich modernisiert, aber er war auch mehr als nur eine Übergangsfigur. Er räumte auf, was Verschwendung und unnötige Praktiken im Vatikan betraf, und für ihn stand die Fürsorge für die Armen im Mittelpunkt. Auch die Zahl der Mitglieder der katholischen Kirche stieg unter ihm beträchtlich an. Diese nunmehr fast 1,4 Milliarden Menschen - fast ein Fünftel der Weltbevölkerung - sind jetzt in aufrichtiger Trauer."
Die US-amerikanische Zeitung THE WASHINGTON POST bilanziert das Wirken des Papstes wie folgt: "Obwohl er die Toleranz der Kirche erweiterte, schien Franziskus blind für andere Probleme zu sein. Er weigerte sich, Russlands blutigen Landraub in der Ukraine zu verurteilen. Er beförderte Frauen in wichtige Verwaltungspositionen, duldete aber nicht deren Priesterweihe."
"Franziskus begründete sein Reformprogramm stets mit den vor dem Konklave geäußerten Forderungen", schreibt die französische Zeitung LE MONDE: "Doch die Entscheidungen dieses Papstes, der weder Verbündete innerhalb der römischen Kurie kannte noch finden wollte, stießen auf starken Widerstand. Der Argentinier hat oft zugegeben, einen hitzigen Charakter zu haben. Als Mann der Macht handelte er rasch und traf Entscheidungen, die innovativ und wirksam erschienen, sich in der Praxis jedoch oft als wirkungslos erwiesen." Das war LE MONDE aus Paris.
In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio heißt es: "Manche Beobachter beschreiben Papst Franziskus lediglich als 'Vertreter der Liberalen', was allerdings zu einfach wäre. Franziskus sagte selbst, der lateinische Begriff für Papst, Pontifex, bedeute eigentlich Brückenbauer – den er selbst aktiv vorlebte. Er hat in der tief gespaltenen Gesellschaft die Brücken beispielsweise zu den Schwächsten, aber auch zwischen den Konservativen und den Liberalen innerhalb der Kirche gebaut."
Die chinesische Zeitung MINGPAO aus Hongkong betont, die römisch-katholische Kirche sei in den vergangenen Jahrzehnten von... "...Skandalen und einem Schrumpfungsprozess geplagt, doch der Einfluss des Vatikans auf internationaler Ebene sollte nicht unterschätzt werden, und zwar nicht nur in religiösen Belangen. Als erster Papst aus dem globalen Süden hat der bodenständige Franziskus einige Reformen angestoßen und sich vor allem für die Unterprivilegierten eingesetzt, was wiederum auf harsche Kritik bei vielen konservativen Gläubigen gestoßen ist."
In der panarabischen Zeitung AL QUDS lesen wir: "Dass er sich nach Franz von Assisi, dem Schutzpatron der Armen benannte, drückte seine Überzeugung aus, dass Frieden und soziale Gerechtigkeit eng miteinander verbunden sind. Politisch wird er in die Geschichte als der Papst eingehen, der 2015 den Staat Palästina anerkannte. Den Weg dorthin ebnete er, als er 2014 das Heilige Land besuchte, an der Trennmauer in Bethlehem Halt machte und mit der Stirn berührte – eine kraftvolle symbolische Geste, die sich nach Ansicht vieler gegen die Besatzung richtete", schreibt AL QUDS mit Sitz in London.
"Der Tod von Franziskus markiere das Ende eines einzigartigen Pontifikats, meint die spanische Zeitung EL MUNDO: "Es war geprägt von seinem Bestreben, die am stärksten benachteiligten Gruppen zu schützen und die Kirche den Gläubigen näherzubringen - ebenso wie von seinem Anspruch, in einer Zeit tiefgreifender geopolitischer Umbrüche eine prägende Stimme zu sein. Sein Einsatz für die Ausgegrenzten und seine Kritik an den Eliten lassen keinen Zweifel daran, dass Jorge Mario Bergoglio ein Papst seiner Zeit war. Sein Vermächtnis wird untrennbar mit dem Versuch verbunden bleiben, weniger die kirchliche Lehre als vielmehr die Kultur der Kirche zu erneuern", schätzt EL MUNDO aus Madrid.
Die australische Zeitung THE SYDNEY MORNING HERALD glaubt: "Franziskus wird für vieles in Erinnerung bleiben – als Reformer, als Jesuit, als Verteidiger der Armen. Doch das vielleicht beständigste Bild wird das eines Sterbenden sein, der sich weigerte, sich zurückzuziehen, der seine Botschaft über den Schmerz hinaus in die Geschichte trug. An seinem letzten Osterfest predigte Franziskus nicht die Auferstehung. Er verkörperte sie."
Die argentinische Zeitung LA NACION aus Buenos Aires hebt hervor: "Es ist bemerkenswert, dass Bergoglio als Papst seinem Heimatland Argentinien keinen Besuch abgestattet hat. Das lässt sich auch nicht mit seinem Zeitplan rechtfertigen, denn er unternahm insgesamt 47 Reisen in 66 Länder. Franziskus' Interesse galt den Regionen, die als die von Rom vergessenen Diözesen bezeichnet werden. Dabei ging es vor allem um Afrika, das gleichzeitig von China, Russland und dem fanatischen Islam begehrt wird."
Könnte der neue Papst aus Afrika kommen?, fragt die türkische Zeitung TAKVIM: "Ein erheblicher Teil der 137 Kardinäle, die Papst Franziskus in seiner Amtszeit ernannt hat, ist asiatischer oder afrikanischer Herkunft. Dies hat die traditionelle, westeuropäisch dominierte Struktur verändert. Insbesondere die Chancen einiger hochrangiger Kardinäle aus Ghana, Nigeria und dem Kongo werden derzeit geprüft. Ein Papst aus Afrika könnte die Repräsentation der jungen und wachsenden katholischen Bevölkerung des Kontinents stärken", schätzt TAKVIM aus Istanbul.
Die ecuadorianische Zeitung EXPRESO aus Guayaquil hebt hervor: "Amerika ist der Kontinent mit der größten Zahl an Katholiken, und die Mehrheit der Ecuadorianer bekennt sich zum Katholizismus. Deshalb ist es für uns von großer Bedeutung, wer zum nächsten Papst gewählt wird - und wie dieser seinen komplizierten Aufgaben begegnen wird. Möge der weiße Rauch der Auftakt zu einem Pontifikat sein, das sich durch Weisheit auszeichnet - und zur Lösung von Konflikten führt." Das war zum Ende der internationalen Presseschau EXPRESO.