
In der palästinensischen Zeitung AL HAYAT AL-JADEEDA ist zu lesen: "Der israelische Premier Benjamin Netanjahu hat beschlossen, den Krieg im Gazastreifen auszuweiten. Die Frage ist allerdings: Wie will er das umsetzen? Es gibt keine Stadt, kein Dorf mehr, das nicht von israelischen Flugzeugen bombardiert und dessen Häuser nicht durch Raketen und Panzer zerstört worden wären. Ebenso wenig gibt es noch einen Flecken Land, den die israelische Besatzungsarmee nicht verwüstet hätte. Es gibt keine palästinensische Familie, die keine Toten zu beklagen hätte. Der Krieg hat über fünfzigtausend Menschen das Leben gekostet und über hunderttausend verletzt. Gegen wen also wollen Netanjahu und der israelische Generalstab noch Krieg führen?" fragt AL HAYAT AL-JADEEDA aus Ramallah.
Auch die britische Zeitung THE GUARDIAN übt deutliche Kritik am israelischen Vorgehen: "Beschämend. Mit diesem Wort beschrieb der israelische Außenminister eine Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Die Vereinten Nationen hatten das Gericht ersucht, zu entscheiden, ob Israel Hilfslieferungen in den Gazastreifen zulassen muss. Was aber an diesem Verfahren wirklich beschämend ist, ist die Tatsache, dass es überhaupt notwendig war, es einzuleiten. Beschämend ist, dass fast die Hälfte der in einer Studie befragten Kinder in Gaza angaben, sie wünschten sich den Tod. Beschämend ist, dass so viele Zivilisten getötet und so viele weitere an den Rand des Hungertodes getrieben wurden. Beschämend ist, dass dies tatsächlich zugelassen wurde", urteilt der GUARDIAN aus London.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz richtet das Augenmerk auf die Terrororganisation Hamas: "Das unermessliche Leid der Palästinenser scheint die Hamas wenig zu kümmern. Im Gegenteil, der Terror gegen die eigene Bevölkerung nimmt zu: In den vergangenen Tagen hat die Hamas laut eigenen Angaben einen angeblichen Dieb exekutiert, der Hilfslieferungen gestohlen haben soll. Auch zirkulierte ein Video, das die Terroristen zeigt, wie sie einen Mann auf offener Straße mit Eisenstangen verprügeln. Es muss daher bezweifelt werden, dass die Hamas einlenkt, wenn der militärische Druck Israels zunimmt und die Situation für die Zivilisten in Gaza noch unerträglicher wird", befürchtet die NZZ aus Zürich.
Dass Israel seit einigen Tagen verstärkt auch Ziele in Syrien bombardiert, kommentiert die türkische Zeitung EKONOMI folgendermaßen: "Die israelischen Angriffe sind auch für die Türkei keine gute Nachricht. US-Präsident Donald Trump hat zwar verkündet, dass er Syrien Erdogan anvertraut habe, davon lässt sich Israel aber kein bisschen beeinflussen. In den sozialen Medien in Syrien heißt es sogar, dass Israel auch türkisches Militär angreifen würde, wenn es die militärischen Operationen Israels behindern sollte. Ein entsprechendes Ultimatum habe Israel der Türkei gestellt. Diese Behauptung ist zwar unbestätigt, angesichts der Dreistigkeits Israels im Gazastreifen, im Libanon und nun in Syrien, kann man aber kaum zu einem anderen Schluss kommen. Hat Ankara irgendetwas zu den jüngsten israelischen Bombardierungen gesagt?" heißt es in EKOMONI aus Istanbul.
Zum nächsten Thema. In Australien hat die Labor Party die Parlamentswahlen deutlich vor den Liberalen gewonnen. Der SYDNEY MORNING HERALD sieht darin einen politischen Wendepunkt: "Die Liberale Partei, die seit ihrer Gründung fast 50 Jahre lang an der Macht war, ist zu einem Schatten ihrer selbst geworden. Die dümmliche Entscheidung ihres Parteichefs Peter Dutton, auf Donald Trumps Zug aufzuspringen, war ebenso vorhersehbar wie fatal. Dutton versuchte einen Rückzieher zu machen, doch es war zu spät. Die Australier bescherten ihm dasselbe Schicksal wie Trumps Mann in Kanada, dem konservativen Parteichef Pierre Poilievre, und warfen ihn hinaus" analysiert die australische Zeitung SYDNEY MORNING HERALD.
"So viel zur globalen MAGA-Bewegung", kommentiert das WALL STREET JOURNAL aus New York. "Zum zweiten Mal binnen zwei Wochen hat sich eine westliche Demokratie politisch nach links bewegt. Dies ist ein Beispiel dafür, wie Trumps Zollschock und seine rhetorischen Angriffe auf Verbündete weitaus mehr als nur wirtschaftliche Folgen haben."
Auch die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA ist der Meinung, dass sich "der 'Kanada-Effekt' auf den australischen Kontinent ausgeweitet hat. So wie die Kanadier diejenigen wählten, die Trumps Zollpolitik am aktivsten ablehnten, wählten die Australier eine politische Kraft, die sich als Gegner des Trumpismus positioniert – oder vielmehr als Gegner von dessen australischer Version, vertreten durch die Liberale Partei und ihren Vorsitzenden", beobachtet NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
"Es ist nichts Neues, dass Politiker von einem 'äußeren Feind' profitieren können, der die Aufmerksamkeit von selbstverursachten Problemen ablenkt" konstatiert die schwedische Zeitung DAGENS INDUSTRI aus Stockholm. "Aber es passiert selten, dass sich Länder wie China, Kanada, Norwegen, Vietnam und Südkorea auch auf den gleichen äußeren Feind einigen können, wie es infolge von Trumps Zollpolitik passiert ist. Die Wähler in Kanada und Australien haben sich eindeutig um Politiker geschart, die sich gegen Trump und seine Politik erhoben haben und auf der Verliererseite finden sich die Politiker der MAGA-Bewegung. Aber das Muster ist längst nicht eindeutig."
Damit kommen wir zum nächsten Thema, den Präsidentschaftswahlen in Rumänien. In der estnische Zeitung POSTIMEES aus Tallinn ist zu lesen: "Auch hier hat sich der Trump-Effekt bemerkbar gemacht, wenn auch auf andere Art und Weise. Bei einem ersten Anlauf im November gewann der ultrarechte Călin Georgescu, allerdings wurde das Ergebnis wegen der Unterstützung aus Russland annulliert. Diese Entscheidung sorgte in Rumänien für Wut, die wiederum von US-Vizepräsident JD Vance aufgegriffen wurde. Georgescu konnte gestern nicht teilnehmen, dafür kam mit George Simion der Kandidat auf Platz eins, der ihm ideologisch am nächsten steht. Es ist offensichtlich, dass sich die Politik der USA auf Wahlen in anderen Ländern auswirkt", bilanziert POSTIMEES aus Estland.
In Rumänien selbst heißt es in der Zeitung LIBERTATEA aus Bukarest: "Bei dieser Wahl ist vieles anders als früher: Der Unterschied zwischen dem erstplatzierten George Simion und Nicuşor Dan liegt bei 20 Prozentpunkten und ist damit sehr groß. Außerdem sind beide Anti-Establishment-Kandidaten. Nur in der Außenpolitik, genauer gesagt bei den Beziehungen zur EU, zur NATO und zu Russland, unterscheiden sie sich grundlegend. Was das Verhältnis zu den USA betrifft, können beide zu den Trump-Anhängern gerechnet werden. Am 18. Mai kommt es nun also zur Stichwahl. Dann wird sich zeigen, wie sehr die Rumänen an den Werten der EU hängen - oder besser gesagt an dem Geld für die Entwicklung des Landes. Das zweite große Thema wird die Frage sein, wie groß die Angst der Rumänen vor Russland ist. Wir werden sehen, wohin die Emotionen ausschlagen. Aber wenn die Pro-Europäer auf einen Sieg von Nicuşor Dan hoffen, werden sie noch Millionen Rumänen überzeugen müssen, zur Wahl zu gehen", stellt die rumänische Zeitung LIBERTATEA fest.
Und die italienische Tageszeitung CORRIERE DELLA SERA zieht Parallelen zur Situation in Deutschland. "Die Wählerschaft der AfD - und noch mehr die der 'Allianz für die Union Rumäniens' - setzt sich aus den Schichten zusammen, die am meisten von den Krisen der letzten fünfzehn Jahre betroffen sind. Für sie muss die Politik eine starke materielle Komponente haben. Das heißt: Maßnahmen des sozialen Schutzes und Investitionen, um sie aus jener Verarmungsspirale zu holen, die sie sonst zu den populistischen Sirenen treibt. In Rumänien könnte es bereits zu spät sein - halten wir den Atem an", mahnt der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand zum Abschluss dieser Presseschau.