
Die ukrainische Zeitung KYIV POST bemerkt mit Blick auf das Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin: "Der beschwichtigende Ansatz der Trump-Regierung gegenüber Russland scheint nicht zu funktionieren. Russlands Invasion in der Ukraine ist ein Meilenstein der Weltgeschichte, der die internationale Sicherheit noch viele Jahrzehnte lang prägen wird. Wenn die westlichen Verbündeten Putin erlauben, weiterhin Zivilisten zu bombardieren und die Grundlagen des Völkerrechts ohne Konsequenzen zu zerstören, wird eine grausame neue Weltordnung entstehen, die sich am Willen der Mächtigen orientiert", warnt die KYIV POST.
Die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau betont: "Der neue Herr des Weißen Hauses ist nicht mehr derselbe wie in seiner ersten Amtszeit 2016 bis 2020. Er hat sich mit einem Team einigermaßen kompetenter Fachleute und politisch einflussreicher Persönlichkeiten umgeben, die über einen viel breiteren Horizont verfügen als die in Joe Bidens Gefolge. In Trumps Umfeld herrscht eine sehr klare Vorstellung davon, dass die Erhaltung und Steigerung des Potenzials der USA als Weltmacht nur durch Methoden einer erfolgreichen Diplomatie und durch die Zusammenarbeit mit allen führenden Machtzentren der modernen internationalen Beziehungen möglich ist - darunter, – vermutlich vor allem – mit Russland", schreibt die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA.
Die türkische Zeitung STAR aus Istanbul meint: "Im Wahlkampf hatte Trump behauptet, wenn er wiedergewählt wird, wären dieser und andere Kriege definitiv am nächsten Tag beendet. Seit seiner Wiederwahl sind genau vier Monate vergangen und von Trumps selbstbewussten Worten ist nichts geblieben."
Die in Peking erscheinende Zeitung GUANGMING RIBAO vermerkt: "Den US-Präsidenten setzt sein Wahlversprechen, den Konflikt im Handumdrehen zu beenden, offenkundig immer stärker unter Druck. Dies scheint wiederum Putin in die Hände zu spielen. Unterdessen hat Trumps Fazit nach dem Telefongespräch Schockwellen in Europa ausgelöst. Es wird immer deutlicher, dass Trump die Sicherheitsbelange der Ukraine und des gesamten Kontinents völlig egal sind."
Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA stellt heraus: "Trump glaubte, seinen Gesprächspartner im Griff zu haben. Doch der Verstand eines ehemaligen Geheimdienstchefs ist weit verschlungener als der eines Millionärs, der seine politische Prägung aus dem Reality-TV bezogen hat. Trump steht eher einem Manipulator gegenüber, der sich der Welt als neuer imperialer Zar präsentieren will. Trump versucht, Putin davon zu überzeugen, dass der Wiederaufbau der Ukraine ein großes Geschäft für alle sein könne. Doch den russischen Anführer interessiert Geld am wenigsten. Er will den Nationalstolz wiederherstellen – nach der Demütigung durch den Zerfall der Sowjetunion und die Zerschlagung des Landes", vermutet die Zeitung LA VANGUARDIA aus Barcelona.
In der kolumbianischen Zeitung EL TIEMPO aus Bogotá ist zu lesen: "Inmitten eines Krieges, der bereits hunderttausende Tote gefordert und Millionen in die Flucht getrieben hat, ist jedes Anzeichen für einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine ein Signal der Hoffnung. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Anstrengungen verdoppeln, um eine Annäherung zu erreichen und zu verhindern, dass dieser Krieg weiter andauert und sich womöglich weiter ausdehnt."
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER erklärt: "Die US-Regierung scheint grenzenloses Verständnis für den russischen Despoten zu haben. Vielleicht glauben Trump und Vizepräsident Vance, dass für Putin der Krieg in der Ukraine vergleichbar mit der US-Militärpräsenz im Nahen Osten sei: ein notwendiges Übel, aus dem sich Großmächte lieber so rasch wie möglich zurückziehen wollen. Aber Moskau zeigt deutlich, dass man nicht nach einem Rückzug aus der Ukraine strebt: Man will einen Rückzug der NATO und ein Ende der Existenz der Ukraine als Staat", notiert DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die Zeitung YOMIURI SHIMBUN aus Tokio betont: "Es ist an der Zeit, dass sich der US-Präsident anders mit dem russischen Aggressor auseinandersetzt. Dieses Mal hat Putin ein Memorandum vorgeschlagen. Er spielt damit wieder auf Zeit und will die Verhandlungen weiter in die Länge ziehen, damit die Kriegslage an der Front für sein Land noch verbessert werden kann. Die freundliche Haltung seines Gegenübers ausnutzen und immer höhere Forderungen stellen – das ist Putins Taktik. Trump muss endlich verstehen, dass seine Zugeständnisse an Putin keinen Fortschritt bringen", heißt es in der japanischen Zeitung YOMIURI SHIMBUN.
Frankreich, Großbritannien und Kanada haben Israels Vorgehen im Gaza-Krieg in einer Erklärung als "völlig unverhältnismäßige" Eskalation kritisiert. Dazu stellt die TIMES aus London fest: "Die israelische Regierung sollte das wachsende Entsetzen ihrer Freunde im Ausland über ihr Vorgehen in Gaza ernst nehmen. Da Israel seit seiner Gründung mit der Vernichtung bedroht wurde, ist es daran gewöhnt, von seinen Feinden angegriffen zu werden. Harte Worte von Freunden sind ihm weniger vertraut. Die Vehemenz der Erklärung war daher ein Schock. Israels Freunde räumen ein, dass der Angriff der Hamas vom 7. Oktober schrecklich war und dass das Land das Recht hat, sich zu verteidigen. Aber Israels Politik fehlt es derzeit an Verhältnismäßigkeit oder einer Ausstiegsstrategie. Indem es sich selbst dämonisiert, spielt es der Hamas in die Hände", findet die britische Zeitung TIMES.
Die dänische Zeitung POLITIKEN kommentiert: "Genug ist genug. Netanjahu und seine extremistische Regierung sind verantwortlich für eine unmenschliche Kriegsführung, die Gaza buchstäblich verwüstet hat. So wie es nicht anti-palästinensisch ist, sich gegen die Hamas zu wenden, ist es nicht anti-israelisch, sich gegen Netanjahu zu wenden. Im Gegenteil. Es ist moralisch einleuchtend und politisch notwendig, die Verantwortlichen des Kriegs zu verurteilen. Scharf und mit Folgen. Nur die Befürworter des Friedens haben unsere Unterstützung verdient", argumentiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki kritisiert: "Zu lange haben wir zugesehen, wie Israel gegen zentrale Rechte verstoßen hat. Inzwischen gibt es auch EU-Länder, die das Handelsabkommen zwischen Israel und der EU überprüfen lassen wollen. Das könnte einen echten Effekt haben, weil sich dann Israels Zugang zu einem wichtigen Absatzmarkt verschlechtert."
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM stellt fest: "Die Wiederaufnahme der israelischen Feindseligkeiten und der Einsatz von Hunger als Kriegswaffe haben das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit geweckt. Von Bedeutung ist insbesondere die Stimme Frankreichs. Das Land ist ständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat, verfügt über eine bedeutende internationale Präsenz und kann auf viele Länder innerhalb und außerhalb Europas Einfluss nehmen. Die Erklärung dürfte sich auch auf die Zukunft Netanjahus auswirken, der jetzt schon massiven Angriffen der Opposition und großer Teile der israelischen Öffentlichkeit ausgesetzt ist", beobachtet AL AYYAM aus Ramallah.
Die israelische Zeitung JERUSALEM POST meint dagegen: "Nirgends erwähnen die drei Regierungen die ungeheuerlichen Taten der Hamas, die unter unsäglichen Bedingungen Geiseln festhält und foltert. Sie erwähnen auch nicht, dass alles Leid in Gaza morgen enden könnte, wenn die Hamas die Geiseln freiließe und ihre Waffen niederlegte. Unsere Freunde in Großbritannien, Kanada und Frankreich erkennen nicht die Ursache und die Wirkung zwischen dem zynischen Missbrauch der Bevölkerung des Gazastreifens durch die Hamas, um ihr Ziel der Dämonisierung Israels zu erreichen. Die Hamas hat die Erklärung der drei Regierungen begrüßt. Wenn Zustimmung von Terroristen kommt, die das schlimmste Massaker des Jahrhunderts begangen haben, ist es vielleicht an der Zeit, die Position zu überdenken."