07. Juni 2025
Die internationale Presseschau

Einige ausländische Zeitungen beschäftigen sich mit dem Besuch von Bundeskanzler Merz in Washington. Auch das jüngste Telefonat zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jingping ist Thema. Im Mittelpunkt steht jedoch Trumps Streit mit Tech-Milliardär Musk.

US-Präsident Donald Trump und Elon Musk im Oval Office
Ein Thema in den ausländischen Zeitungen: Das Zerwürfnis von US-Präsident Trump (r.) mit Tech-Milliardär Musk (Archivbild). (picture alliance / Consolidated News Photos / Francis Chung - Pool via CNP)
Die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN erläutert: "Der Konflikt eskalierte auf der offenen Bühne unserer Zeit, in den sozialen Medien - ein dramatisches Duell um Macht, Geld und Loyalität, das Stoff für einen Unterhaltungsfilm sein könnte. Nun müssen sich die Anhänger des MAGA-Lagers entscheiden: Wer will zu Trump und wer zu Musk halten? Und wird diese gewaltsame Auseinandersetzung dazu führen, dass die Amerikaner wieder zu ihrem System von Checks and Balances zurückfinden? Die Antwort ist deprimierend, denn sie lautet: Nein. Die Opposition in den USA ist geschwächt durch Enthüllungen über Joe Biden. Außerdem steht dicht neben Trump Vizepräsident Vance, der vielleicht weniger unterhaltsam, aber nicht weniger gefährlich für die Demokratie und die Weltordnung ist. Diplomatie und internationale Abkommen weichen Streitigkeiten, bei denen der gewinnt, der am lautesten in sozialen Medien brüllt", konstatiert JYLLANDS-POSTEN aus Århus.
"Es überrascht nicht, dass die Beziehung dieser beiden Narzissten so schnell in die Brüche ging, schreibt USA TODAY mit Sitz in New York: "In Trumps Weißem Haus gab es nie genug Platz für seine und Musks Persönlichkeit. Trump und die Republikaner werden nun wahrscheinlich einen mächtigen Verbündeten verlieren - nur weil der Präsident so eitel ist, dass er mit anderen Meinungen nicht umgehen kann."
Die irische Zeitung THE IRISH INDEPENDENT aus Dublin meint: "Klar ist, dass es Konsequenzen hat, wenn sich der reichste Mann des Planeten mit dem mächtigsten Mann der Welt zerstreitet. Wenn Musk geglaubt hat, Hunderte von Millionen, die er dem Präsidenten für den Wahlkampf geschenkt hat, würden ihn vor den Launen seines Herrn bewahren, hat er sich gewaltig getäuscht. In der Trump-Welt kann es nur einen Imperator geben."
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER aus Stockholm betont, anders als bei Kindern sei unklar, wer... "...die beiden Streithähne trennen kann. Würde es nur um Trump und Musk gehen, könnten wir es für unterhaltsam halten. Schließlich ist es ja die vorhersehbarste Scheidung der Welt: Zwei Soziopathen, die erst zueinander finden, weil sie sich im jeweils anderen erkennen, die eine 'Bromance' beginnen, aber nie Lust haben, die Bühne mit jemandem zu teilen. Am Ende knallt es, vielleicht weil Musk die Zölle oder die Steuerpolitik von Trump nicht mag. Aber in Wahrheit gründet der Konflikt in den Persönlichkeiten der beiden, und die USA und damit auch die Welt leiden unter den Kollateralschäden", hält DAGENS NYHETER fest.
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand beobachtet: "Im Hintergrund steht die Frage nach Amerikas 'technopolarer' Zukunft. Musk ist nur die am besten sichtbare Vorhut einer Patrouille rechter digitaler Tycoons von Peter Thiel bis Marc Andreessen, die künstliche Intelligenz und Kryptowährungen in den Mittelpunkt der Politik rücken wollen. Sie sind auch in die Regierung eingetreten: nicht direkt, aber indem sie Musk dazu brachten, viele ihrer Loyalisten auf wichtige Posten in Ministerien und Bundesbehörden zu setzen. Werden sie auch einen Schritt zurücktreten?", fragt CORRIERE DELLA SERA.
Die kolumbianische Zeitung EL ESPECTADOR aus Bogotá empfiehlt: "Man sollte sich nicht von dem Spektakel ablenken lassen. Vielmehr ist deutlich geworden, dass die USA heute einen Präsidenten haben, der das Land wie ein Unternehmen führt. Wenn er Musk mit dem Entzug von Regierungsaufträgen droht, nur weil dieser es gewagt hat, den Präsidenten öffentlich zu kritisieren, ist das ein Verhalten, wie wir es aus autoritären Staaten kennen, nicht aber aus stabilen Demokratien. Aber auch der reichste Mann der Welt kommt nicht gut weg. Elon Musk hat erst vom ungezügelten Kapitalismus profitiert, dann aber seine Macht nur dazu genutzt, den Schwächsten der Welt zu schaden und sich noch weiter zu bereichern", urteilt EL ESPECTADOR.
Themenwechsel. Die russische Zeitung KOMMERSANT, die einem kremlnahen Oligarchen gehört, geht ein auf den Besuch des deutschen Bundeskanzlers im Weißen Haus: "Merz stand vor einer schweren Prüfung: Er musste seine ersten Gespräche mit US-Präsident Donald Trump führen und gleichzeitig einen Streit wie während des Aufenthalts des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus vermeiden. Der deutsche Regierungschef meisterte diese Aufgabe mit Bravour: Die beiden Staatenlenker tauschten Komplimente und Danksagungen aus und versicherten sich gegenseitig ihre Bereitschaft, die Beziehungen zwischen Berlin und Washington zu stärken. Doch Friedrich Merz gelang es offenbar nicht, den amerikanischen Präsidenten zu einem stärkeren Druck auf Russland und einer stärkeren Unterstützung für die Ukraine zu bewegen. Merz' Minimalziel bestand darin, Europas Position in der Ukraine-Frage erneut darzulegen und den Kontakt zu den Vereinigten Staaten in diesem Bereich nicht zu verlieren", vermutet KOMMERSANT aus Moskau.
Die tschechische Zeitung PRÁVO bewertet den Besuch von Merz als Erfolg, obwohl sich Deutschland und die USA... "...in keiner wichtigen Frage - Zölle, Handelsbeziehungen oder der Krieg in der Ukraine - weiterbewegt haben und auch die offiziellen Ergebnisse der Gespräche nichts Interessantes, geschweige denn Bahnbrechendes bringen. Dennoch: Die Feuertaufe mit Trump hat der Kanzler bestanden. Er profiliert sich als außenpolitischer Leader und weiß jetzt, dass er für ganz Europa arbeiten und noch sichtbarer auf der Bühne werden muss", unterstreicht PRÁVO aus Prag.
Die türkische Zeitung BIRGÜN aus Istanbul analysiert: "Diese beiden Politiker – der eine ein Milliardär, der andere ein Karriere-Lobbyist für große US-Konzerne – sind Menschen aus derselben Welt. Sie teilen in vielen Fragen die gleichen Ansichten. Natürlich gibt es auch Unterschiede, denn Merz ist der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Landes Europas. Ähnliche Divergenzen sind jedoch auch in den Beziehungen der USA zu anderen großen europäischen Ländern zu beobachten. Trump hätte Merz als Freund begrüßen sollen, nicht als Gegner wie seine Gäste aus London oder Paris. Und so war es auch. Wenn Deutschland fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben will, bedeutet das Waffenkäufe in den USA in Milliardenhöhe. Deshalb wurde Merz von seinem Gastgeber hochgelobt", vermutet BIRGÜN.
Abschließend geht es um das Telefonat von US-Präsident Trump mit Chinas Staatspräsident Xi. Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio hält fest: "Vorausgegangen war ein Schlagabtausch mit gegenseitigen Erhöhungen von Zöllen. Die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten sind noch stärker belastet als zu Trumps erster Amtszeit. Der US-Präsident sagte nun, es sei ein sehr gutes Gespräch mit Xi gewesen, und betonte eine Verbesserung der Beziehungen zu China. Allerdings sind die Probleme noch lange nicht erledigt. China ist für die USA nach wie vor das Land mit dem größten Handelsüberschuss, den Trump problematisch findet. Auch Peking dürfte gegenüber Washington misstrauisch bleiben", schätzt ASAHI SHIMBUN.
Die chinesische Staatszeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking bilanziert das Gespräch wie folgt: "Diese direkte Kontaktaufnahme seit dem Zollstreit signalisiert womöglich eine Kurskorrektur und sendet ein positives Zeichen in die Welt. Präsident Xi sieht die beiden Staatschefs in der Pflicht und auch in der Lage, die bilateralen Beziehungen zu verbessern. Dafür muss Washington aber aufhören, Peking als Gegner zu bekämpfen, wenn die USA weiter wirtschaftlich von China profitieren wollen. Sowie Präsident Trump im Telefonat betonte, können die beiden Länder in zahlreichen Bereichen enger zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass es nicht nur bei Worten bleibt, sondern auch Taten folgen." Das war zum Ende der internationalen Presseschau HUANQIU SHIBAO.