
Die chinesiche Staatszeitung XINMIN WANBAO stellt fest, über Teile der kalifornischen Metropole wurde inzwischen "eine Ausgangssperre verhängt, was eine weitere Stufe der Eskalation bedeutet. Inzwischen haben sich die Proteste auf andere Städte der USA ausgeweitet, und einige Reporter vergleichen die Szenen dort bereits mit Kriegsgebieten im Nahen Osten. US-Präsident Trump sprach in seiner jüngsten Rede von einem Mob, der ausländische Fahnen schwenke und eine Invasion des Landes plane. Dabei verkennt er den immens wichtigen Beitrag, den Migranten für die Volkswirtschaft der USA leisten, und tritt die Geschichte, Kultur und Werte dieses Landes der Einwanderer mit Füßen", urteilt XINMIN WANBAO aus Schanghai.
Die türkische Zeitung HABERTÜRK aus Istanbul vermutet: "Trumps Handeln zielt darauf ab, sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg Feinde zu machen und 'Unkraut' zu beseitigen. So sieht die Welt mancher Menschen aus, die Positionen in der Regierung des Präsidenten bekleiden. Trump könnte zwar einen Rückzieher machen. Das würde aber nicht bedeuten, dass er seine Ziele aufgegeben hat."
Das LUXEMBURGER WORT verweist auf einen anderen Aspekt: "In einem Rechtsstaat gibt es hohe Hürden, das Militär im Inland einzusetzen. Anders als Polizisten sind Soldaten nicht darin geschult, Situationen zu deeskalieren und Gewalt zu vermeiden. L.A. ist kein Kriegsgebiet und Demonstranten sind nicht der Feind. Der Einsatzbefehl ist ein weiterer Versuch Trumps, die Grenzen der Macht, die er als Präsident hat, zu verschieben." Das war das LUXEMBURGER WORT.
Die japanische Zeitung MAINICHI SHIMBUN aus Tokio spekuliert: "Offenbar sieht Trump in der aktuellen Lage eine für sich willkommene Gelegenheit für eine Attacke gegen Kaliforniens Gouverneur Newsom, der als einer der aussichtsreichsten Kandidaten der Demokraten für die nächste Präsidentschaftswahl 2028 gilt. Trump will sich als starker Anführer der Republikaner inszenieren, um seine Anhängerschaft zu überzeugen. Es ist eine politische Instrumentalisierung des Militärs, das die Bevölkerung eigentlich schützen sollte", notiert MAINICHI SHIMBUN.
Die US-amerikanische Zeitung THE WASHINGTON POST meint, Trumps Vorgänger Biden habe sich zu lange um das Thema Migration herumgedrückt: "Die Demokraten legten schließlich 2024 ein parteiübergreifendes Grenzgesetz vor, das dem Präsidenten mehr Befugnisse zur Ausweisung von Migranten und zur Ablehnung von Asylanträgen sowie mehr Geld zur Sicherung der Grenze gegeben hätte. Die Republikaner - angeführt von Trump - lehnten das Gesetz ab. Sie wollten nicht, dass Biden einen Sieg erringt. Am Ende fehlten den Demokraten nicht nur die Stimmen, sondern auch die Glaubwürdigkeit in dieser Frage. Biden ergriff zwar Maßnahmen, um die Einreise in die Vereinigten Staaten zu beschränken. Aber das war zu spät", folgert THE WASHINGTON POST.
Die spanische Zeitung EL MUNDO aus Madrid analysiert: "Die US-amerikanische Demokratie hat sich bereits mehrfach als widerstandsfähig gegen die Angriffe des Trumpismus erwiesen und ihn gezwungen, einige seiner umstrittensten Maßnahmen zurückzunehmen. Auch in diesem Fall wird es an der Justiz liegen, zu verhindern, dass die USA dem autoritären Kurs folgen, den Trump durchsetzen will. Einem Kurs, der weltweit als gefährliches Vorbild für rechtspopulistische Parteien dient." So weit EL MUNDO und so viel zu diesem Thema.
Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN geht ein auf die Festsetzung des Segelschiffs "Madleen" durch das israelische Militär: "Die Klima-Aktivistin Greta Thunberg und weitere Mitglieder der Organisation 'Freedom Flotilla' wollten Israels Seeblockade gegen Gaza durchbrechen und Hilfsmittel liefern. Das Boot wurde gestoppt und nach Israel gebracht, wo sich die Aktivisten entscheiden konnten, ob sie das Land verlassen oder vor ein israelisches Gericht gestellt werden wollten. Thunberg entschied sich für die Rückkehr nach Schweden. Sowohl über die Aktion als auch über Israels Umgang mit den Aktivisten lässt sich allerhand sagen. Verteidigungsminister Katz bezeichnete sie als Antisemiten und forderte, sie müssten sich ein Video vom Terrorangriff der Hamas auf Israel ansehen. Aber wer Israels Krieg in Gaza kritisiert, unterstützt nicht zwangsläufig auch die Hamas", gibt AFTENPOSTEN aus Oslo zu bedenken.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY findet: "Am Beispiel der 'Madeleine' hat sich einmal mehr die furchtbare Ironie der Blockade gezeigt: Während mit Bomben, Raketen und Kampfjets beladene Schiffe tagtäglich israelische Häfen anlaufen, wurde einem einfachen Schiff mit Hilfsgütern die Einfahrt nach Gaza verwehrt. Man muss nur einen Blick auf die Küsten von Haifa und Aschdod werfen, um zu sehen, wie viele Militärschiffe in diesem Jahr anlegten und Material für den Krieg in Gaza brachten. Das ist nicht nur Doppelmoral: Es ist ein Symbol für den Zusammenbruch des globalen Gewissens. Die Vereinten Nationen schweigen, arabische Regierungen versuchen ihre Passivität zu rechtfertigen, und westliche Demokratien üben sich in leeren Worten", beobachtet AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
Die schwedische Zeitung EXPRESSEN aus Stockholm kritisiert, die Aktivistin Greta Thunberg habe fälschlicherweise behauptet, von Israel gekidnappt worden zu sein: "Inzwischen scheint Greta immerhin zu der Einsicht gelangt zu sein, dass sie so ihrer Sache schadet. Eine weitere Frage ist, wie man sich bei Personen unterhaken kann, die Verbindungen zu antidemokratischen Gruppen haben oder mit Terrorbewegungen sympathisieren. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Thunberg und ihre Bewegung an der Abgrenzung zum Antisemitismus scheitern. Auf einer Demonstration in Amsterdam reichte sie das Mikrofon einer Person, die den Hamas-Terror unterstützte. Thunberg und 'Fridays for future' haben sich pflichtschuldig von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Antisemitismus distanziert. Aber trotzdem tauchen an Thunbergs Seite immer wieder Personen auf, die das nicht tun. Wie kann es sein, dass sie und ihre Leute ständig in schlechter Gesellschaft landen?", fragt EXPRESSEN.
Nun noch Stimmen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö erläutert: "Ein Begriff, der in den letzten Tagen fleißig benutzt wird, ist 'Vergeltung'. Er soll signalisieren, dass Russlands Vorgehen eine legitime und angemessene Reaktion auf die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärflugplätze ist. Mit Trump hat Russland Zugang zum größten Megafon der Welt bekommen. Dieser erklärte, Putin habe nun einen Anlass, die Ukraine zur Hölle zu bomben. Aber auch westliche Medien verbreiten solchen Unsinn. Fakt ist jedoch, dass zuletzt in Charkiw der umfassendste Angriff seit Beginn des Krieges durchgeführt wurde, was die Intensität und die Menge der Geschosse betrifft. Russland verbreitet Tod und Zerstörung, und es ist nur der ukrainische Widerstand, der Grenzen setzt", hält SYDSVENSKAN fest.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA beobachtet: "Geschichten über sogenannte 'Fortschritte an der Front' sind das wichtigste Thema aller russischen Regierungsmedien. Seit über drei Jahren versprechen sie einen vollständigen Sieg im Krieg mit der Ukraine. Und Putin ist sich dieser Lüge vollkommen bewusst. Der Kreml weiß, dass die russische Armee nicht in der Lage ist, die Sackgasse an der Front radikal zu durchbrechen. Sie bewegt sich nur im Schneckentempo. Wollte er Charkiw, Sumy, Dnipro und andere ukrainische Städte besetzen, müsste der Diktator eine Generalmobilmachung starten. Und er müsste die Grenzen schließen, damit Wehrpflichtige nicht fliehen, zum Beispiel nach Kasachstan oder in den Kaukasus", folgert RZECZPOSPOLITA aus Warschau zum Ende der internationalen Presseschau.