12. Juni 2025
Die internationale Presseschau

In den Kommentaren geht es heute um die US-Wirtschaft, den Einsatz von Soldaten in Los Angeles und die Lage im Nahen Osten. Zunächst aber Stimmen zur Vereinbarung im Handelsstreit zwischen China und den USA.

09.06.2025, London: Die von der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zur Verfügung gestellte Aufnahme zeigt Delegationen Chinas und der USA vor gemeinsamen Handelsgesprächen.
Die Delegationen aus China und den USA haben eine Einigung im Handelsstreit erzielt. (Li Ying / XinHua / dpa / Li Ying)
Dazu scheibt die belgische Zeitung DE STANDAARD: "Samarium ist ein Metall der seltenen Erden, das sich für die Produktion von Magneten für Elektromotoren in Kampfjets oder Raketen eignet. Jeder amerikanischer F-35 enthält etwa 25 Kilogramm Samarium. Das Problem ist nur, dass 100 Prozent davon in China produziert werden. Peking reagierte auf Exportbeschränkungen für Halbleiter und den Stopp der Vergabe von Visa für chinesische Studenten mit einem Exportverbot für seltene Erden. Das traf nicht nur die amerikanische Rüstungs-, sondern auch die Automobilindustrie, denn ein modernes Auto enthält dutzende Magneten aller Art. Die Autohersteller schlugen Alarm und erklärten, nicht ohne chinesische Magneten oder seltene Erden auszukommen. Das zeigt, wie untrennbar die amerikanische und die chinesische Wirtschaft miteinander verflochten sind – aber China saß mit den besseren Karten am Tisch", konstatiert DE STANDAARD aus Brüssel.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN erklärt: "Die Entwicklung der vergangenen Monate hat gezeigt, was für eine starke Macht Chinas Verhandlungskarte namens 'seltene Erden' besitzt. Die USA hatten sich erhofft, dass China nach dem Gespräch im Mai die Beschränkung für den Export der seltenen Erden aufhebt, was allerdings nicht geschah. Dieses Mal mussten also die USA vor China kapitulieren. Auch mit Blick auf die künftigen Verhandlungen dürfte das Selbstbewusstsein der Volksrepublik jetzt ziemlich groß geworden sein", meint ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Die spanische Zeitung DIARIO DE NOTICIAS blickt aus europäischer Sicht auf die Einigung: "In Europa löst die Einigung gemischte Gefühle aus. Werden Zölle als Waffe eingesetzt, um den Wettbewerb zu verzerren oder das Überleben einer heimischen Branche zu sichern, wächst die Gefahr, dass es vermehrt zu Dumping kommt. Europa muss sich jetzt zu diesen neuen Bedingungen positionieren und zusehen, wie es seine Interessen schützen kann, um nicht zerrieben zu werden", befindet DIARIO DE NOTICIAS aus Pamplona.
THE STRAITS TIMES aus Singapur geht davon aus, dass es bei hohen US-Zöllen bleiben wird: "Die vielleicht wichtigste Triebkraft für die Beibehaltung der Zölle sind ihre steuerlichen Auswirkungen. Neuen Berechnungen zufolge würden die neuen Zölle das Haushaltsdefizit in den nächsten zehn Jahren um 2,8 Billionen US-Dollar verringern. Fast 3 Billionen US-Dollar sind selbst für US-Haushaltsverhältnisse eine enorme Summe - und da die Staatsverschuldung weiter wächst, wird die Regierung dieses Geld brauchen. Wenn es erst einmal zur Routine geworden ist, die Zölle in die Diskussion über die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen einzubeziehen, wird es schwer werden, sie wieder zu senken", notiert THE STRAITS TIMES aus Singapur.
Auch die türkische Zeitung STAR lenkt die Aufmerksamkeit auf die Staatsschulden der USA: "Die USA sind das größte Schuldnerland der Welt mit einer enormen Schuldenlast von 37 Billionen Dollar. Dieses Bild stellt die hegemoniale Rolle der USA auf der Weltbühne infrage. Aber hier liegt die Ironie! Denn dieser Schuldenberg ist die größte Macht der USA. Ein Zusammenbruch der USA würde einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft bedeuten. Es klingt widersprüchlich, doch 37 Billionen Dollar Schulden sowie Drohungen und Sanktionen sind heute der Schlüssel zur globalen Kontrolle. Mit ihrer enormen Verschuldung haben die USA nicht nur ihre eigene Wirtschaft, sondern das gesamte globale Finanzsystem als Geisel genommen", unterstreicht STAR aus Istanbul.
Um die Proteste und den Einsatz von Soldaten in Los Angeles geht es in der us-amerikanischen Zeitung BOSTON GLOBE : "Für Trump gilt: Je mehr Chaos, desto besser. Wenn Trump genug Leute überzeugen kann, dass er allein die dünne Linie zwischen der Zivilisation und der von der Regierung beschworenen Gesetzlosigkeit der Einwanderer darstellt, weiß er, dass sie sich um nichts anderes Gedanken machen werden. Nicht über die Vernichtung von Medicaid; nicht über den unnötigen Handelskrieg, der ihre kleinen Geschäfte zerfrisst. Dies ist ein Trump-Fernsehspektakel des Autoritarismus, getarnt als Recht und Ordnung", heißt es im BOSTON GLOBE.
Die kolumbianische Zeitung EL ESPECTADOR analysiert: "Trump hat autokratische Fantasien. Die anfangs friedlichen Demonstrationen passten nicht in Trumps Bild, und so bezeichnete er die Teilnehmer als gekaufte Aufständische und sprach von der Notwendigkeit, eine Invasion zu stoppen. Damit begründete er den Einsatz der Nationalgarde und die Forderung nach einer Inhaftierung von Kaliforniens Gouverneur Newsom. Trump verfolgt das Ziel, kritische Stimmen zum Verstummen zu bringen, einen der wichtigsten Oppositionspolitiker des Landes auszuschalten und zu zeigen, dass er bereit ist, militärische Gewalt einzusetzen. Jeder Beobachter autoritärer Regime kennt dieses Drehbuch", warnt EL ESPECTADOR aus Bogotá.
Die tschechische Zeitung LIDOVÉ NOVINY hält dagegen: "Trump hat die Nationalgarde nach Los Angeles geschickt, um als Beschützer des Friedens und der Ordnung aufzutreten. Das mag zwar einigen Aktivisten in den Sozialen Medien missfallen, aber allen normalen Menschen gefällt das - selbst Liberalen, die in Kalifornien ihre Kinder erziehen und sich sicher fühlen möchten. Es ist zwar nicht die beste Lösung, die Armee in den Straßen zu haben, aber immer noch besser, als wenn Autos brennen und das Gesetz der Straße gilt", findet LIDOVÉ NOVINY aus Prag.
Themenwechsel: Die französische Zeitung OUEST FRANCE kommentiert die Sanktionen gegen zwei israelische Minister und die Lage im Gazastreifen: "Großbritannien, Norwegen, Neuseeland, Kanada und Australien haben personalisierte Sanktionen gegen die beiden extremsten Minister der Regierungskoalition in Israel verhängt: Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich, die Minister für innere Sicherheit beziehungsweise Finanzen. Israel zu lieben bedeutet, es um jeden Preis - auch durch Sanktionen - daran zu hindern, eine Politik zu verfolgen, die nicht nur kriminell, sondern auch selbstmörderisch ist. Palästinenser zu lieben bedeutet, sie dazu zu bringen, eine glaubwürdige Alternative zur Hamas zu finden. Beide Anstrengungen müssen gleichzeitig unternommen werden", fordert OUEST FRANCE aus Rennes.
Die australische Zeitung THE AUSTRALIAN erläutert zum selben Thema: "Sanktionen gegen zwei der rechtsextremsten Mitglieder der israelischen Regierung zu verhängen ist sehr gut. Aber so wie Ben-Gvir und Smotrich die Sanktionen als Ehrenzeichen ansehen, wird die Hamas zweifellos die Sanktionen gegen die Minister als einen weiteren Erfolg sehen. Als Erfolg für ihre groteske Taktik, absichtlich Bedingungen in Gaza zu schaffen, die so schrecklich sind, dass sich sogar langjährige enge Verbündete wie Australien gegen die Führer des jüdischen Staates wenden. So abscheulich der Extremismus der beiden israelischen Minister auch ist, sie sind nicht der Feind. Die vom Iran unterstützte Hamas ist der Feind", mahnt THE AUSTRALIAN aus Sydney.
Zum israelischen Handeln im Gazastreifen stellt die türkische Zeitung MILLIYET heraus: "Das Vorgehen Israels sorgt weltweit für Empörung. Seit Monaten haben die Menschen nichts zu trinken und müssen hungern. Das einzige Ziel ist, dass sie ihre Heimat verlassen. Doch die Palästinenser wollen bleiben. Sie wissen, dass sie, wenn sie das Land verlassen, nie wieder dorthin zurückkehren können. Etwas anderes beunruhigt Israel jedoch mehr: Sechs- bis siebenjährige Kinder rufen nach Rache. Das bedeutet, dass sie diesen Kampf auch in Zukunft führen werden. Es ist offensichtlich, dass der israelische Regierungschef Netanjahu mit seiner Saat des Hasses offen Antisemitismus schürt. Mit anderen Worten: Netanjahu gefährdet mit seinen Handlungen sein eigenes Volk und die Sicherheit der Juden", urteilt MILLIYET aus Istanbul. Und damit endet die Internationale Presseschau.