
Das militärische Vorgehen Israels gegen den Iran fasst die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT wie folgt zusammen: "Israel hat die seit langem angekündigten Bombardierungen durchgeführt. Atomanlagen wurden getroffen. Und die oberste Militärführung. In ihren Häusern in Teheran. Das ist eine ernste Botschaft. Das bedeutet, dass Israel im Iran ist, jede Wohnung, jedes Stockwerk und sogar die geheimen Häuser kennt, in denen die oberste Führungsebene lebt. Der Iran wird keine Chance bekommen, eine Atomwaffe zu bauen. Natürlich wird das Teheraner Regime mit seinem gebrochenen Stolz versuchen, zu reagieren. Es hat bereits zahlreiche Raketen abgefeuert. Doch die Erfahrungen des letzten Jahres haben gezeigt: iranische Raketen können Israel nichts anhaben", meint MÜSAVAT aus Baku.
Die israelische Zeitung JERUSALEM POST schreibt "von einem noch nie dagewesenen Schlag gegen das Regime in Teheran": "Der Iran hat diesen Konflikt schrittweise vorangetrieben. Teheran unterstützte den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Es unterstützte die Hamas vor dem Terrorangriff und in den Tagen danach. Es koordinierte sich mit Vertretern des Jemens, Libanons und Iraks, um Israel anzugreifen und einen Mehrfrontenkrieg in Gang zu setzen. Teheran glaubte, Israel würde unter der Last dieser Schläge zusammenbrechen."
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN befürchtet, "dass der Angriff ein Trigger für eine neue Nahost-Krise werden könnte, in die der Rest der Welt involviert wird. Irans Vergeltung, die nicht zu vermeiden ist, wird aber wohl moderat ausfallen, wenn Teheran seine Hoffnung auf die Gespräche mit Washington noch nicht verloren hat. In dieser Hinsicht wird das Verhalten der Amerikaner eine wichtige Rolle spielen. Die USA, die angeblich nicht involviert sind, geben aber eine stillschweigende Billigung. Bei einer Eskalation der Lage kann man nicht viel von den Vereinigten Staaten erwarten," ist ASAHI SHIMBUN aus Tokio überzeugt.
Die britische THE TIMES beobachtet: "Die beiden wichtigsten Uran-Anreicherungsanlagen des Irans sind so tief in den Bergen des Landes vergraben, dass es für das israelische Militär schwierig wäre, sie zu zerstören. Dazu wäre Israel auf amerikanische Unterstützung angewiesen. Doch trotz Netanjahus Appellen hat Trump die israelische Forderung nach einem Militärschlag zurückgewiesen und seinen Nahost-Gesandten Witkoff beauftragt, Gespräche mit dem Iran zu führen", vermerkt THE TIMES aus London.
"Als israelische Kampfjets in der Früh Ziele im Iran angriffen, distanzierten sich die USA schnell vom Vorgehen Israels", führt der britische GUARDIAN aus. "Denn es handelt sich um eine Eskalation, die zu einem übergreifenden Krieg im Nahen Osten führen könnte. Vielmehr verdeutlichen die Angriffe, dass die Bemühungen von US-Präsident Trump, den israelischen Premierminister Netanjahu zu zügeln, gescheitert sind. Die neue Lage hat mit ziemlicher Sicherheit Trumps Bemühungen zunichte gemacht, ein neues Abkommen mit dem Iran auszuhandeln. Dabei hätte der Iran dadurch an der Herstellung einer Atomwaffe gehindert werden können." Soweit der GUARDIAN aus London.
Die NEW YORK TIMES vertritt folgende Ansicht: "Ein wesentlicher Grund für den zunehmend gefährlichen Kurs Irans waren die kolossalen Fehleinschätzungen von Netanjahu und Trump im Umgang mit dem Iran in der Vergangenheit. Mit Rückendeckung von Netanjahu stieg Trump 2018 aus dem Atomabkommen aus, das das iranische Atomprogramm weitgehend eingedämmt hatte.Trump erwartete offenbar, dass der Iran zurückgekrochen käme und Zugeständnisse machen würde. Stattdessen beschleunigte der Iran seine Urananreicherung", hält die NEW YORK TIMES fest.
Die dänische Zeitung POLITIKEN betont, dass die Internationale Atomenergiebehörde erst gestern den Iran beschuldigt hatte, die Produktion und Lagerung von hoch angereichertem Uran zu steigern. "Dem Bericht zufolge bräuchte der Iran nur noch wenige Wochen, um genug atomwaffenfähiges Material zu haben. Die USA werden das nicht zulassen – und sie bereiten sich darauf vor, dass ihre Botschaften und Basen rund um den Persischen Golf zu den ersten Zielen eines iranischen Gegenschlags werden könnten", hebt POLITIKEN aus Kopenhagen hervor.
Die lettische Zeitung DIENA fragt sich, "wie die Reaktionen der regionalen Verbündeten der USA ausfallen werden. Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und weitere Länder haben ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht, denn der Iran ist nicht nur eine militärische Regionalmacht, sondern auch das religiöse Zentrum der Schiiten, und er verfügt über Verbündete, die sich unverzüglich zum Krieg gegen Israel und gegen die USA und ihre Verbündeten mobilisieren lassen. Trump würde womöglich die sich anbahnenden Geschäfte mit den Golf-Anrainerstaaten riskieren - aber es kann immer auch anders kommen als geplant", wendet DIENA aus Riga ein.
Zuletzt blickt der österreichische STANDARD aus Wien auf die Beweggründe Israels für den Militärschlag: "Netanjahus Entscheidung lässt sich vor allem mit der fragilen innenpolitischen Lage erklären. Gerade erst hat seine extrem rechte Regierung ihren Machtverlust durch das Abspringen seiner ultraorthodoxen Koalitionspartner knapp abgewendet – auch mit der Warnung, dass Neuwahlen zu einer Zeit der Konfrontation mit dem Iran unverantwortlich wären. Nun hat der Premier dieses Szenario verwirklicht und dafür gesorgt, dass er weiterregieren kann. Auch die Oppositionsparteien werden sich jetzt schwertun, die Ablöse der so unbeliebten Regierung weiterzubetreiben. Aber für diesen Vorteil nimmt der politische Überlebenskünstler Netanjahu ein massives Zerwürfnis mit den USA in Kauf, riskiert einen iranischen Gegenschlag, der anders als frühere Luftangriffe viele Menschenleben in Israel kosten könnte, und sorgt für eine weitere Destabilisierung des ohnehin schon so volatilen Nahen Ostens. Er schützt sein Land nicht, sondern setzt es neuen Gefahren aus", kritisiert der STANDARD aus Wien.
Themenwechsel. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG befasst sich mit der Debatte in der SPD über die Ausrichtung der deutschen Verteidigungspolitik: "Ein neues "Manifest" fordert eine Kehrtwende der SPD-Linie in der Russland-Politik. Für Klingbeil ist das Papier aus mehreren Gründen heikel. Einerseits, weil es die junge Koalition zusätzlich belastet. Andererseits, weil es offenlegt, wie instabil seine innerparteiliche Autorität weiterhin ist. Der SPD-Vorsitzende wollte nach dem Wahldesaster im Februar eigentlich eine neue Erzählung etablieren: sozialpolitisch geerdet, außenpolitisch klar positioniert. Stattdessen holt ihn nun die alte Russland-Debatte der Sozialdemokratie ein", bilanziert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
"Forderungen nach mehr Diplomatie und Warnungen vor einem 'Rüstungswettlauf' verdienen Gehör", verlangt das LUXEMBURGER WORT: "Man sollte sie nicht einfach barsch von der Hand weisen, wie es einige Grünen-Politiker gern tun. Die Einschätzung der sogenannten SPD-Friedenskreise zur aktuellen Lage offenbart jedoch ein ziemlich schräges Weltbild. Führende Sozialdemokraten scheinen in den Logiken der späten 1980er Jahre, als der Kalte Krieg endete, festzuhängen. Es ist vollkommen deplatziert, von der Schaffung einer 'gemeinsamen Sicherheit' mit Russland zu fantasieren, während Russland seit Monaten seine Drohnen- und Raketenangriffe auf die Ukraine verstärkt. Putin will den Krieg nicht beenden, er will die totale Niederlage der Ukraine, sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Folgen eines solchen Szenarios wären für Europa verheerend. In der aktuellen Bedrohungslage führt an einer Stärkung der Abschreckung kein Weg vorbei. Putin versteht nur die Sprache der Stärke, nicht die der Beschwichtigung." Das war das LUXEMBURGER WORT. Und damit endet die internationale Presseschau.