18. Juni 2025
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zum Krieg zwischen Israel und Iran, zunächst gilt der Blick dem G7-Gipfel in Kanada.

Die Teilnehmer des G7-Gipfels auf einem Gruppenfoto. Von links nach rechts: Shigeru Ishiba, Giorgia Meloni, Emmanuel Macron, Mark Carney, Donald Trump, Keir Starmer, Friedrich Merz.
Im Blick der Tageszeitungen: Der G7-Gipfel in Kanada (IMAGO / dts Nachrichtenagentur / IMAGO / Michael Kappeler / Pool / dts Nachrichtenagentur)
Der GUARDIAN aus London notiert: "America First ist eine Doktrin, die gegenseitige Verpflichtungen zwischen Nationen nicht vorsieht. Es kann keine G7 geben, nur die G1 und ihre Kundschaft. US-Präsident Trump empfindet es als demütigend, dass er als US-Oberbefehlshaber als Kollege eines deutschen Bundeskanzlers oder des Premierministers von Kanada an einem Tisch sitzt. Die Idee, Außen- und Handelspolitik auf der Grundlage gemeinsamen Respekts für politischen Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit zu koordinieren, hält Trump für absurd – sofern er sie überhaupt versteht", kritisiert der britische GUARDIAN.
Die Zeitung THE GLOBE AND MAIL aus Kanada befindet: "Schon lange vor der diesjährigen Konferenz, der ersten seit Trumps Wiederwahl, war klar, wie schwierig es sein würde, den Schein aufrechtzuerhalten. Was das diesjährige G7-Treffen völlig absurd machte, war die Tatsache, dass Trump keines der erklärten Ziele der G7 teilt. Es geht nicht nur darum, dass er mit dem Konsens zu diesem oder jenem Tagesordnungspunkt nicht einverstanden ist oder einen anderen Weg zu einem allgemein geteilten Ziel bevorzugt. Er ist grundsätzlich gegen alles, wofür die G7 steht, einschließlich der G7: Schon die bloße Vorstellung, dass unabhängige Nationen versuchen, für das Gemeinwohl zusammenzuarbeiten – im Gegensatz zu Großmächten, die tun, was sie wollen – ist Trump ein Gräuel", heißt es in THE GLOBE AND MAIL aus Toronto.
Die Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio meint: Der Gipfel, der als 'G6 plus eins' bezeichnet wurde, war dennoch von großen Bedeutung. Weil das Treffen für die Regierungschefs der anderen sechs Staaten eine besondere Gelegenheit geboten hat: Sie konnten ohne die USA diskutieren, über die verschiedenen Aufgaben, die die internationale Ordnung hat - wie die Konflikte in Nahost und der Ukraine, die angespannte Lage zwischen China und Taiwan oder das Festhalten am Freihandelssystem. Bei den jeweiligen Fragen haben sie sich den Kopf zerbrechen müssen, wie es ohne Hilfe der USA weitergeht oder wie die USA doch beteiligt werden könnten,", erinnert die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN .
Die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau betont: "Das Hauptziel des Gipfels und gleichzeitig das persönliche Ziel von Kanadas Premierminister Carney war es, einen Bruch zwischen den USA und ihren Verbündeten zu vermeiden und das Treffen zu einer Demonstration westlicher Einheit angesichts neuer Herausforderungen für die internationale Sicherheit zu machen. In diesem Zusammenhang versuchte Carney, die Differenzen über den Handelskrieg auf die Ebene der bilateralen Beziehungen zu übertragen und die Agenda so weit wie möglich abzumildern. Die diplomatischen Manöver des kanadischen Premierministers konnten den tiefen Riss in den Beziehungen zwischen den USA und ihren Verbündeten jedoch nicht kitten", ist in der NESAWISSIMAJA GASETA aus Russland zu lesen.
Die in Hongkong erscheinende Zeitung TAKUNGPAO beobachtet: "Außenstehende haben das G7-Treffen in Kanada bereits als das peinlichste aller bisherigen Gipfeltreffen dieser Art bezeichnet. Vor den Türen des Tagungsgebäudes protestierten kanadische Bürger gegen Trump, und drinnen tobte ebenfalls der Streit. Der elitäre Club der westlichen Industriestaaten ist nur noch ein Abklatsch seiner selbst. Schuld daran ist der aggressive Unilateralismus des US-Präsidenten. Dissens gibt es nicht nur in Handelsfragen, sondern auch in der Außenpolitik. Allein beim Argwohn gegenüber China scheint man noch eine gemeinsame Linie zu verfolgen, was einen Mangel an Reflexion bei den Bündnispartnern der USA offenbart. Nur wenn aus diesem exklusiven Klub eine inklusive und der Welt zugewandte Interessengemeinschaft werden sollte, kann das G7-Format weiter fortbestehen" ist in der Zeitung TAKUNGPAO aus Hongkong zu lesen.
Eine mögliche Beteiligung der USA unter Präsident Trump an Israels Angriffen auf den Iran ist Thema in der italienischen LA REPUBBLICA: "Die endgültige Entscheidung liegt beim Präsidenten: einem Mann, der allein das Kommando hat. Und wie bei allen Entscheidungen seit seinem Gang in die Politik vor zehn Jahren wird er sich von seinem Instinkt leiten lassen und der Stimmung des flüchtigen Augenblicks folgen. Ein Glücksspiel, das Freunde und Feinde gleichermaßen beunruhigt", notiert LA REPUBBLICA aus Rom.
LA VANGUARDIA aus Barcelona stellt fest: "Israel drängt die USA, sich direkt zu engagieren und die Atomanlagen im Iran anzugreifen. Das vorzeitige Verlassen des G7-Gipfels durch Trump schürte gestern den ganzen Tag über Spekulationen darüber, ob er möglicherweise einen Einstieg der USA in den Krieg an der Seite Israels erwäge. Ein solcher Schritt würde in ein neues Szenario mit unvorhersehbaren Folgen führen. Damit würde Trump zudem eines seiner zentralen Wahlversprechen brechen: die USA nicht in einen weiteren Krieg im Ausland zu verwickeln", folgert die spanische Zeitung LA VANGUARDIA.
Die Zeitung HABERTÜRK aus Istanbul hält fest: "Trump will einen politischen Sieg erringen, indem er das Atomabkommen seines Vorgängers Obama mit dem Iran übertrifft. Er erkannte jedoch, dass dies nicht gelingen würde. Trumps Ziel steht nun im Einklang mit dem Ziel des israelischen Premierministers Netanjahu, einen militärischen Sieg gegen den Iran zu erringen. Doch Netanjahu verfolgt noch andere Ziele. Er will alle Elemente in der Region beseitigen, die er als Bedrohung für sich betrachtet. Er will die Erfahrungen, die Israel nach der islamischen Revolution mit dem Iran gemacht hat, nicht wiederholen. Denn nach der Revolution hat der Iran Israel nicht nur ins Visier genommen, sondern bedroht es auch ständig durch seine Stellvertreterkämpfer wie die Hamas oder die Hisbollah", erklärt HABERTÜRK aus der Türkei.
Die Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö analysiert: "Es ist kaum zu hoffen, dass Ayatollah Khamenei und das Regime freiwillig die Macht abgeben. Also bleiben nur zwei Wege: Entweder gibt der Iran den Forderungen nach einer Aufgabe seines Atomprogramms nach. Oder aber Israel versucht weiter, das iranische Atomprogramm wegzubomben und auf einen Aufstand der Bevölkerung hinzuarbeiten. In der Trump-Regierung wächst offenbar die Bereitschaft, Israel dabei zu unterstützen, und die Zahl der zivilen Opfer steigt – und das bedeutet, dass dem Regime zunehmend die Zeit davonläuft", kommentiert SYDSVENSKAN aus Schweden.
POLITIKEN aus Kopenhagen schreibt: "Seit dem Terrorangriff der Hamas hat Israel iranische Verbündete wie die Hisbollah im Libanon geschwächt oder ausgeschaltet, und dazu kam noch der Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien. Die Führung in Teheran musste ohnmächtig zusehen, wie eine Bastion nach der anderen fiel. Die Angriffswelle der letzten Tage ist für sie eine weitere Demütigung. Vielleicht ist das der Anfang vom Ende des theokratischen Regimes. Aber es könnte auch ganz anders kommen: Israels Angriffe könnten zu einer weiteren Radikalisierung führen und iranische Falken stärken, die schon immer gegen Verhandlungen mit den USA über einen Stopp des Atomabkommens waren. Für sie sind Atombomben die einzige Sicherheitsgarantie", mahnt POLITIKEN aus Dänemark.
Das WALL STREET JOURNAL aus New York erläutert: "Die Welt beobachtet aufmerksam, wie Trump reagieren wird, insbesondere die starken Männer in Moskau und Peking. Wird er einem engen Verbündeten helfen, eine globale Bedrohung für den Frieden zu beseitigen und ein Mitglied der Achse der US-Gegner zu schwächen? Oder wird er auf die Stimmen der US-Beschwichtigungspolitik von links und rechts hören, die den Einsatz von Gewalt mehr fürchten als ein radikales Regime mit Atomwaffen? Für seine Wiederwahl hat er als Friedensstifter geworben. Die Gegner der USA beobachten nun, was das für Trumps Reaktion auf strategische Bedrohungen bedeutet."