
Ein Gastkommentator schreibt in der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN zur amerikanischen Nahost-Politik: "Wahrscheinlich hat Trump immer noch Hoffnung, die Kämpfe zwischen Israel und dem Iran zu stoppen und Teheran an den Verhandlungstisch zurückbringen zu können. Zuletzt hat sich die Verhandlungsposition des Iran extrem verschlechtert. Sollten Gespräche tatsächlich wieder aufgenommen werden, könnte eine Einigung für die USA und Israel vorteilhaft ausfallen", überlegt ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Der österreichische STANDARD konstatiert: "Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat es meisterlich verstanden, den US-Präsidenten regelrecht vor sich herzutreiben. Erfolgschancen und Folgen eines möglichen US-Angriffs sind ebenso unklar wie das Ziel eines Kriegseintritts. Was wie eine chirurgische Operation klingt, wird nicht begrenzt bleiben. Es drohen ein langwieriger Krieg, Flüchtlingsströme Richtung Europa und ein Flächenbrand im Nahen Osten. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass davon ausgerechnet jene beiden Mächte profitieren, die Trump eigentlich als seine Hauptrivalen sehen müsste: Russland und China", ist sich DER STANDARD aus Wien sicher .
"Der Iran hat im Krieg mit Israel keine Verbündeten", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA aus Warschau. "Keine der Terrorgruppen, die zuvor von Teheran unterstützt wurden, ist dem Iran nun zu Hilfe gekommen. Auch Russland und China, vereint mit dem Iran in ihrem antiwestlichen Hass, wahren Distanz."
Die israelische Zeitung HAARETZ führt aus: "Wenn Israels Premierminister Netanjahu glaubt, der Iran sei ein weiteres 'Spielfeld', auf dem man einen endlosen Krieg führen kann, dann irrt er sich – und vor allem bringt er seine Landsleute in Gefahr. Anstelle eines regionalen Krieges und der fortgesetzten Zerstörung im eigenen Land sollte Israel eine diplomatischen Weg anstreben, der langfristig die optimale Lösung für das iranische Atomprogramm darstellt." Das war HAARETZ aus Tel Aviv.
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM kritisiert: "Wenn Israels Verteidigungsminister Katz dem obersten Führer des Irans, Chamenei, mit dem Tod droht, zeigt sich darin das eigentliche Kriegsziel Israels, nämlich der Sturz des Regimes. Würde der Krieg ohne Sturz der Führung in Teheran enden, käme dies einer Niederlage für Israel gleich. Eine solche würden auch die USA nicht akzeptieren. Darum bereitet Washington seine Militärmaschinerie vor. Ein Kriegseintritt der USA ist wahrscheinlicher geworden", zeigt sich AL AYYAM aus Ramallah überzeugt.
Die libanesische Zeitung ELAPH erläutert: "Die Vereinigten Staaten sind sich trotz ihrer Feindseligkeit gegenüber dem Regime in Teheran bewusst, dass der Zusammenbruch des iranischen Staats ein unkontrollierbares Chaos in der Region auslösen würde. Die Türkei fürchtet, dass Millionen von Flüchtlingen an ihre Grenze kommen könnten. Und die Golfstaaten sind in Sorge, dass sich ein Regimewechsel im Iran womöglich wie ein Lauffeuer in der Region ausbreiten könnte", notiert ELAPH aus Beirut.
Auch die dänische Zeitung POLITIKEN warnt vor einem Chaos in der Region: "Wird der Iran zu einem gescheiterten Staat wie Libyen, hätte das unabsehbare Folgen für die übrige Welt. Zwar hat das Regime es verdient, von den Schaltstellen der Macht vertrieben zu werden. Aber es müssen die Iraner selbst sein, die das Regime stürzen – und möglichst mit einem Plan, was danach kommen soll. Wie der Sturz von Machthaber Assad in Syrien gezeigt hat, kann so etwas sehr schnell gehen, aber es muss von innen kommen – und man sollte es wagen, das US-Präsident Trump zu sagen", hält POLITIKEN aus Kopenhagen fest.
Zur Reaktion Europas auf Israels Angriffe gegen den Iran meint die britische Zeitung THE GUARDIAN: "Zu diesem gefährlichen Kurs ist Israel erst dadurch ermutigt worden, dass es seinen Vernichtungskrieg in Gaza fortsetzen konnte. Europäische Staats- und Regierungschefs, die spät Zweifel an Israels Vorgehen in Gaza äußerten, sollten konkrete Maßnahmen ergreifen, um Israels Angriffe gegen den Iran zu stoppen und Verhandlungen voranzubringen. Unglaublicher Weise bezeichnete der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz die Angriffe als 'Drecksarbeit, die Israel für uns alle mache' - wobei er Berichten zufolge in einem anschließenden Telefonat mit Premier Netanjahu auf 'Mäßigung" drängte. Merz könnte seine Meinung ändern, nämlich dann, wenn die Energiepreise in die Höhe schießen, die fragile Region weiter destabilisiert wird und sich Iraner durch den Zusammenbruch ihres Staates zur Flucht in Richtung Europa gezwungen sehen", schreibt THE GUARDIAN aus London.
Im Süden Israels wurde nach offiziellen Angaben ein evakuiertes Krankenhaus von einer iranischen Rakete getroffen. Dazu äußert sich die türkische Zeitung HÜRRIYET: "Israels Gesundheitsminister bezeichnete den iranischen Angriff auf die Soroka-Klinik als Kriegsverbrechen. Ausgerechnet er sagt das. Es gibt kein Krankenhaus in Gaza, das nicht von israelischen Bomben getroffen wurde, kein Gesundheitszentrum, das nicht dem Erdboden gleichgemacht wurde. Natürlich es ist nicht richtig, dass der Iran ein Krankenhaus angreift, doch genauso falsch ist es, wenn Israel Krankenhäuser angreift. Und es kommt darauf an, wer das als Kriegsverbrechen bezeichnet", findet HÜRRIYET aus Istanbul.
Nun in die USA. Das LUXEMBURGER WORT zieht eine erste Bilanz der US-Präsidentschaft: "Ob Ukraine, Gaza oder jetzt der Iran: Außenpolitisch läuft es für Donald Trump in den ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit nicht gut. Der große Wurf, der ihm den erhofften Friedensnobelpreis einbringen würde, ist ihm bisher nicht gelungen. Doch auch innenpolitisch sind die Bruchstellen der MAGA-Koalition in den vergangenen Tagen deutlich geworden. Die jüngsten Umfragen zeigen, dass der Präsident gerade bei seinem Kernthema Einwanderung klar an Zustimmung verliert – selbst wenn die Amerikaner eine strengere Kontrolle von Migration befürworten. Amerika befindet sich nach wie vor auf dem abschüssigen Weg in die Autokratie. Wie alle Autokraten arbeitet Trump darauf hin, dass ein möglichst großer Teil der Bürger sich abwendet und sich zurückzieht, damit er bei seinen imperialen Machtansprüchen freie Hand hat", analysiert das LUXEMBURGER WORT.
Die norwegische Zeitung DAGSAVISEN erinnert: "Zu Beginn Trumps erster Amtszeit herrschte noch vorsichtiger Optimismus. Man solle ihm eine Chance geben, es werde sich schon zurechtschütteln, oder es werde nur eine kurze Periode sein. Inzwischen wissen wir es besser. Das Phänomen Trump und die MAGA-Bewegung führen zu einer destruktiven Selbstbeschädigung in einem nie gekannten Ausmaß. Trump lässt sich von Autokraten in anderen Ländern inspirieren und folgt dem Drehbuch von Leuten wie Viktor Orbán oder Putin. Aber die USA sind eben nicht Ungarn oder Russland, sondern eine alte Demokratie. Die USA haben es geschafft, den Faschismus auf unserem Kontinent zu bekämpfen, in Europa. Jetzt müssen sie ihn in ihrem eigenen Land bekämpfen", schlussfolgert DAGSAVISEN aus Oslo.
Die Zeitung JINGJI RIBAO aus Tawain befasst sich mit Trumps verbalen Angriffen gegen die unabhängige US-Notenbank: "Zentralbank-Chef Jerome Powell trotzt den persönlichen Attacken des US-Präsidenten. Powell senkte die Zinsen nicht. Er sieht, dass die Gefahr einer Preissteigerung durch die Zollpolitik von Donald Trump real ist. Nun drohen auch noch steigende Ölpreise durch den Krieg zwischen Israel und Iran. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass Powell mit einer möglichen Zinssenkung auf sich warten lässt", argumentiert JINGJI RIBAO aus Taipeh.