
Die finnische Zeitung KARJALAINEN lobt das Treffen der Verteidigungsallianz in Brüssel: "Die NATO-Staaten waren bei ihrem Gipfel sichtlich um Einigkeit bemüht, und das war auch notwendig: Schließlich ist Einigkeit ein Zeichen von Stärke – erst recht in Zeiten, in denen sich die Europäer nicht mehr der Verteidigung durch die USA sicher sein können. US-Präsident Trump wollte zeigen, dass er über seinen europäischen Verbündeten steht – und so drängte er sie einerseits zu höheren Verteidigungsausgaben und erinnerte sie andererseits an seine America-First-Doktrin. NATO-Generalsekretär Rutte schmeichelte Trump und lobte ihn, dass er die Anhebung der Verteidigungsausgaben erreicht habe. Ganz offenbar verfing diese Taktik. Der Gipfel war ein Wendepunkt und wird hoffentlich die Bedeutung der NATO in Europa stärken. Und Finnland, das sich bereits gut um seine Verteidigung gekümmert hat, konnte zeigen, dass es die NATO gestärkt und nicht geschwächt hat", hebt KARJALAINEN aus Joensuu hervor.
Dieser NATO-Gipfel sei für den US-Präsidenten ein großer Erfolg gewesen, unterstreicht der Wiener STANDARD. "Die Beschlüsse leiten langfristig eine Entwicklung ein, die bis zum Jahr 2035 und darüber hinaus zu einem politisch und strukturell wahrscheinlich deutlich anderen Bündnis führen als dem, das wir seit Jahrzehnten kennen. Europas Militärpolitik steht vor einer Wende. Uncle Sam entlässt die Verwandten in mehr Eigenverantwortung im Kampf für Demokratie und Freiheit."
Der Preis sei hoch, aber zumindest konnte eine Krise in der NATO vorerst abgewendet werden, kommentiert der britische GUARDIAN. "Trump mag sich das Verdienst zuschreiben, dass fast alle 32 Verbündeten einer drastischen Erhöhung der Verteidigungsausgaben zugestimmt haben, aber in Wirklichkeit wurde der dramatische Sinneswandel auch von Wladimir Putin herbeigeführt. Der Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine im Februar 2022 war der erste Schock, aber es gibt noch eine zweite unangenehme Realität. Ein dauerhafter Waffenstillstand in der Ukraine würde die Entsendung einer europäisch geführten Friedenstruppe in das Land bedeuten - und nach einer gewissen Zeit wird sich Russlands militärische Macht unweigerlich erholen. Ruttes kriecherischer, aber effektiver Umgang mit Trump hat sicherlich zu einem positiven Ergebnis bei dem Gipfel in Den Haag beigetragen", glaubt der Londoner GUARDIAN.
Die spanische Zeitung EL MUNDO kommentiert den Widerstand des linken Regierungschefs Sánchez gegen die von den USA geforderte Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts: "Sánchez hat Spanien in eine riskante Isolation innerhalb der Nato manövriert, die das Bild unseres Landes als verlässlicher Partner sowie die Geschlossenheit des Bündnisses in einem kritischen Moment für Europas Sicherheit beschädigt. Zugleich hat er Spanien an die Spitze einer beunruhigenden Konfrontation mit Donald Trump gestellt – eher aus Eigeninteresse und um des politischen Überlebens willen als wegen echter fortschrittlicher Überzeugungen. Sánchez’ persönlicher Vorstoß hat zu beispiellosen Spannungen mit den atlantischen Partnern geführt. Und Trump drohte direkt, Spanien durch Zölle 'das Doppelte zahlen zu lassen'", unterstreicht EL MUNDO aus Madrid.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO kritisiert den NATO-Beschluss: "Für die europäischen Länder bedeuten die höheren Verteidigungsausgaben eine enorme Belastung. Sie kommen den amerikanischen Forderungen dennoch nach, als ob sie sich die Sicherheit erkaufen wollten. Schlimmer noch, um den Ausbau der Wehrbudgets durchzusetzen, benutzt NATO-Generalsekretär Rutte gar China als Vorwand. China bedroht niemanden, nur die NATO will nach Asien expandieren. Es ist bestürzend, wie unsouverän Europa strategisch handelt", moniert HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Der SYDNEY MORNING HERALD ist der Ansicht, dass alle wichtigen europäischen Staats- und Regierungschefs scheinbar Trump genau das gaben, was dieser wollte. "Doch der Hauptgrund für die höheren Verteidigungsausgaben der europäischen Großmächte ist die Abschreckung gegenüber Russland und seines Präsidenten Wladimir Putin, jenes Staatschefs, den Trump offenbar am liebsten beschwichtigen möchte. Und sie tun mehr für den Schutz ihrer eigenen Bürger, weil Trump sich so oft zweideutig zum Artikel 5 des NATO-Vertrags äußert. Dieser soll sicherstellen, dass alle Mitglieder einander bei Angriffen beistehen. Während sie also den Anschein erwecken, als würden sie gern mit Trump zusammenarbeiten, sichern sie sich gleichzeitig gegen ihn ab", notiert der SYDNEY MORNING HERALD.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA fordert: "Nun müssen die NATO-Staaten alles daran setzen, dass diese Mittel auch zu einer tatsächlichen Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten führen. Der Europäischen Union kommt dabei eine große Rolle zu. Die EU verfügt über umfassende Erfahrung als Regulierungsbehörde. Diese wird oft zu Recht kritisiert, könnte uns diesmal aber allen zugutekommen. So ist es die EU, die die Regeln für Truppentransporte in den Mitgliedstaaten vereinheitlichen oder die Genehmigung von Verteidigungsinvestitionen beschleunigen kann. Dies geschieht bereits, sollte aber noch beschleunigt werden", mahnt die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN schreibt: "US-Präsident Trump hat beim Gipfel die Fortsetzung der militärischen Hilfe für die Ukraine versprochen. Das ist ein großer Erfolg für Europa: Die diplomatische Strategie der europäischen NATO-Staaten der vergangenen Wochen hat damit Früchte getragen. Beim Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat sich Europa entschieden, nicht mehr für die iranische Seite zu stehen, weil die Ukraine für sie zu wichtig ist. Spätestens bis Mitte Juni stand dieser Plan fest. Nicht nur die Schmeichelei von Mark Rutte für Trump, sondern auch die jüngsten, drastisch israel-freundlichen Äußerungen von Friedrich Merz waren das politische Kalkül der Europäer", analysiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Nun in den Nahen Osten und zu der verkündeten Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel. Dazu heißt es in der kolumbianischen Zeitung EL TIEMPO: "Am Ende hat doch die Diplomatie so funktioniert, wie es sich gehört. Die militärische Stärke der USA, die geschickte Vermittlung Katars und die brutale Realität vor Ort haben einen drohenden langfristigen und womöglich globalen Konflikt vorerst zu einem 12-Tage-Krieg abgeschwächt. Israel hat sein Ziel nicht erreicht, die iranischen Atomanlagen zu vernichten, und es bestehen Zweifel daran, dass die bunkerbrechenden Bomben der USA so stark waren wie von Trump behauptet. Geheimdienstberichten zufolge waren die Schäden zwar erheblich, haben aber das iranische Atomprogramm lediglich um einige Monate zurückgeworfen", gibt EL TIEMPO aus Bogotá zu bedenken.
Die panarabische Zeitung AL SHARQ AL-AWSAT findet: "Die Einstellung der Feindseligkeiten ist für Teheran kein Sieg, sondern ein Test. Entweder wird die iranische Regierung diesen als Gelegenheit zur Besinnung nutzen oder in einem Kreislauf aus Eskalation und Rückzug stecken bleiben, der weder den inneren noch den äußeren Herausforderungen genügt. Denn auch für das iranische Regime gilt, dass sich das Gewicht von Nationen nicht an der Anzahl ihrer ballistischen Raketen bemisst, sondern an ihrer Weitsicht und Fähigkeit, Hoffnung zu wecken", ist in AL SHARQ AL-AWSAT aus London zu lesen.
Die israelische Zeitung zieht folgende Parallele: "Ein einziger Post von Trump in den sozialen Medien reichte aus, um den Krieg mit dem Iran zu beenden. Ein einziges Wort von ihm könnte dasselbe im Gaza-Streifen bewirken. Es ist an der Zeit, das Blutvergießen zu beenden. Wir müssen den Krieg beenden, die Geiseln zurückbringen und die israelischen Verteidigungskräfte sofort aus dem Gazastreifen abziehen", fordert HAARETZ aus Tel Aviv.