02. Juli 2025
Die internationale Presseschau

Neben der politischen Krise in Thailand geht es unter anderem um die Lage im Gazastreifen. Doch zunächst zur Hitzewelle in weiten Teilen Europas.

Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra bereitet sich darauf vor, das Regierungsgebäude in Bangkok zu verlassen. Sie hat die Hände vor ihrem Gesicht gefaltet.
Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra wurde suspendiert - das ist ein Thema in der internationalen Presseschau. (Sakchai Lalit/AP/dpa)
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG aus Oslo bemerkt: "Wir leben auf dem Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt, und es ist keineswegs nur der sogenannte Süden, der sich gegen extreme Hitze wappnen muss: Auch bei uns in Norwegen gibt es mehr Waldbrände. Meteorologen warnen, dass Hitzewellen aufgrund des Klimawandels immer häufiger kommen und früher beginnen. Wir werden uns sogar an noch höhere Spitzentemperaturen anpassen müssen. Hitze sorgt für viele Probleme, nicht nur durch Waldbrände. Krankenhäuser müssen sich auf die Aufnahme von Menschen vorbereiten, die die Hitze nicht vertragen, und dazu gehören vor allem Ältere und Säuglinge. An vielen Orten werden die Menschen aufgerufen, Wasser zu sparen. Anderswo leidet die Produktivität: Gewerkschaften fordern deshalb, Arbeit im Freien zu den heißesten Tageszeiten zu verbieten. Wir sind also an einem Punkt angekommen, an dem der Klimawandel den Geldbeutel und unsere Gesundheit betrifft", unterstreicht VERDENS GANG.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN aus London mahnt: "Europäische Regierungen sollten es nicht dabei belassen, Menschen zu unterstützen, mit der Hitze fertig zu werden. Es reicht auch nicht, verschiedene Anpassungsmaßnahmen zu fördern - etwa im Bauwesen und in der Stadtplanung.Die Regierungen müssen betonen, wie wichtig ehrgeizige, aber erreichbare Klimaziele sind", verlangt THE GUARDIAN.
Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN betont, die Hitze mache vor allem Menschen in Ballungszentren zu schaffen, denn "die Städte sind für andere Temperaturen gebaut worden und damit zu Wärmefallen geworden. Stadtplaner sollten endlich mehr auf die Landschaftsarchitekten hören, die die Bedeutung von mehr Grün und weniger Beton hervorheben. Rasen hilft wenig, umso mehr helfen dagegen Bäume, und je größer sie sind, desto besser. Städte, die viele Bäume mit großen Kronen haben, schaffen natürlichen Schatten – und das vollkommen gratis. Anders ist es bei Klimaanlagen, die viel Energie und Geld erfordern und keine nachhaltige Lösung sind, weil sie sich oft nicht aus erneuerbaren Energien speisen. Dadurch trägt man eigentlich sogar zum Treibhauseffekt bei, statt ihn zu bremsen", gibt SYDSVENSKAN aus Malmö zu bedenken.
Thema in der chinesischen Zeitung WENHUIBAO ist die Staatskrise in Thailand: "Die politische Karriere der thailändischen Regierungschefin scheint nach ihrer Suspendierung durch das Verfassungsgericht am Ende zu sein. Als dritte Person aus dem Thaksin-Clan im Amt des Ministerpräsidenten galt Paetongtarn Shinawatra als Hoffnungsträgerin, aber auch mit ihrer reumütigen Entschuldigung wird sie den Sturm, der gegen sie aufgezogen ist, nicht mehr aufhalten können. Es ist zu befürchten, dass Thailand nun wieder turbulente Zeiten bevorstehen. Dies betrifft zum einen die Innenpolitik in dem zutiefst gespaltenen Land, aber auch die Außenpolitik angesichts des schwelenden Grenzstreits mit Kambodscha. Im konservativen Lager ist inzwischen zu beobachten, dass sich eine immer breitere Front gegen die einflussreiche Familie Thaksin bildet. Die Regierungskoalition bröckelt merklich und inzwischen ist selbst ein Militärputsch nicht mehr auszuschließen", notiert WENHUIBAO aus Schanghai.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio stellt fest: "Auch dieses Mal hat das Gericht ohne parlamentarischen Beschluss eine Suspendierung der Premierministerin angeordnet, was als 'Putsch durch die Justiz' gewertet wird. Die Regierungskoalition verliert in der Bevölkerung drastisch an Zustimmung. Bis zu einem endgültigen Urteil werden noch einige Monate vergehen. Ein politisches Vakuum, das wahrscheinlich nicht zu vermeiden ist, könnte Thailand schwer treffen. Ohnehin leidet die Wirtschaft des Landes. Was Thailand jetzt braucht, sind stabile politische Verhältnisse", findet ASAHI SHIMBUN.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz beschäftigt sich mit der Lage im Gazastreifen: "Weite Teile des Gebiets sind entvölkert, während in den 'humanitären Zonen' entlang der Küste Hunderttausende Palästinenser inmitten von Trümmern in Zelten hausen und sich jeden Tag auf die Suche nach Lebensmitteln machen müssen. Das Hilfsgüterchaos zeigt, dass Israel auch 21 Monate nach Kriegsbeginn eine langfristige Strategie fehlt. Die Regierung Netanjahu hat sich nie ernsthaft darum bemüht, eine Alternative zur Hamas-Herrschaft aufzubauen. Doch daran führt kein Weg vorbei, sofern Israel nicht als Besatzungsmacht im Gazastreifen enden und einen ewigen Krieg gegen militante Palästinenser führen will", betont die NZZ.
Mit Blick auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen äußert sich die niederländische Zeitung TROUW zu einer möglichen Reaktion der Europäer: "Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat von Israel unter anderem gefordert, den Zugang zu Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe unverzüglich zu verbessern. Andernfalls sollen am 15. Juli konkrete Maßnahmen der EU erörtert werden. Aber welche konkreten Verbesserungen glauben der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp und Kallas von einer Regierung erzwingen zu können, die die Zerstörung Gazas organisiert, für den Tod von mehr als 17.000 Kindern verantwortlich ist, Krankenhäuser bombardiert, Hunger als kollektive Strafe einsetzt, Folter anwendet und von einem Ministerpräsidenten geführt wird, der international wegen Kriegsverbrechen gesucht wird? Eine solche Regierung lässt sich kaum mit höflichen Bitten oder moralischen Appellen beeinflussen", urteilt TROUW aus Amsterdam.
Die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY verweist auf das von den USA initiierte Waffenstillstandsabkommen. Dieses laufe auf eine "Übernahme des Gazastreifens durch Israel hinaus. Die vorgeschlagenen Rahmenbedingungen zielen zunächst darauf ab, der Hamas und allen anderen militärischen Gruppen sämtliche Verhandlungsmacht zu entziehen. Nähme die Hamas den Vorschlag an, hätten die Palästinenser kaum mehr Möglichkeiten, ihre Anliegen zu verwirklichen. Denn zunächst will Israel die nördlichen Gebiete des Gaza-Streifens annektieren und dort neue Siedlungen errichten. Dann würde der restliche Streifen folgen. Hunderttausende Palästinenser würden vertrieben, ihres Rückkehrrechts beraubt und müssten ihre freiwillige Ausreise aus dem Gazastreifen anerkennen", befürchtet die arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
"Wovor fürchtet sich Israel?", fragt die türkische Zeitung YENI ŞAFAK aus Istanbul. Und gibt diese Antwort: "Dass irgendein islamisches Land im Nahen Osten demokratisch regiert wird. Israel hat eine tödliche Angst vor einem solchen Prozess. Denn es ist schwierig, gewählte Politiker zu kommandieren und zu lenken. Es ist schwierig, gebildete Menschen mit gutem Einkommen mit Lügen zu täuschen und zu kaufen."
Abschließend kommentiert die lettische Zeitung DIENA eine Razzia bei dem russischen Staatsmedium Sputnik in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan. Das Blatt vermutet, das Vorgehen der Behörden sei "die Reaktion auf die Festnahme von ethnischen Aserbaidschanern in Jekaterinburg, von denen zwei unter ungeklärten Umständen in der Haft starben. Das alles hat in Aserbaidschan für einen Sturm der Entrüstung gesorgt und zu einer Politisierung des Falls geführt. Das macht die Beziehungen zwischen Moskau und Baku umso unvorhersehbarer, nachdem sie sich ohnehin schon die ganze Zeit verschlechtern. Aserbaidschan will die russische Präsenz und die Einflussnahme des Kreml radikal beschränken oder sogar beenden. Man sieht überdies neue Chancen: Russland ist mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt, das Nachbarland Iran ist durch den Krieg mit Israel geschwächt und Armenien ist innenpolitisch zerstritten. Aserbaidschan könnte sich somit versucht sehen, mit militärischer Gewalt einen freien und unkontrollierten Korridor durch Armenien zu seiner Exklave Nachitschewan zu schaffen", spekuliert DIENA aus Riga zum Ende der internationalen Presseschau.