
Die chinesische Zeitung XINMIN WANBAO hält fest: "Erst der französische Präsident Emmanuel Macron, nun hat auch Bundeskanzler Friedrich Merz einen Freundschaftsvertrag mit Großbritannien unterzeichnet. Fünf Jahre nach dem Brexit herrscht zwischen London und der EU anscheinend Aufbruchsstimmung. Den wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung hat US-Präsident Trump mit seiner 'America First'-Politik geleistet. Angesichts der neuen geopolitischen Lage ist Europa klar, dass es das Vereinigte Königreich als einen wichtigen Partner für die eigene Sicherheit und als Brückenbauer nach Amerika braucht. Großbritannien seinerseits hofft auf gute Zusammenarbeit mit der EU, um die eigene Wirtschaft anzukurbeln und die Migrationsprobleme zu lösen. Der Zukunftsplan für beide Seiten sieht vielversprechend aus. Haben sie auch die nötige Kraft und das gegenseitige Vertrauen, um ihn zu realisieren?", fragt XINMIN WANBAO aus Schanghai.
Die britische Zeitung DAILY MIRROR lenkt den Blick vor allem auf den Migrations-Aspekt: "Endlich ist der Groschen gefallen: Wenn Großbritannien jemals erfolgreich gegen die Schlepperbanden vorgehen will, muss es die Auseinandersetzungen mit Europa hinter sich lassen. Letzte Woche gab es ein neues Rückführungsabkommen mit Frankreich - zum ersten Mal seit dem Austritt aus der EU. Und nun hat sich auch Deutschland bereit erklärt, mehr gegen Migranten mit dem Ziel Großbritannien zu tun. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Charmeoffensive von Premierminister Starmer bei den europäischen Staats- und Regierungschefs auszahlt", ist im DAILY MIRROR aus London zu lesen.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN erklärt: "US-Präsident Trump macht keinen Hehl daraus, dass er sich nicht mehr für die europäische Sicherheit zuständig sieht. Diese drastische Änderung der eigenen Sicherheitslage lässt die europäischen Staaten immer mehr zusammenstehen. Die nun erfolgte Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags zeigt, wie dringlich die Lage mittlerweile geworden ist. Eine Beistandspflicht von Deutschland und Großbritannien, die sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg Kontrahenten waren, ist ein historischer Meilenstein." Soweit die NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio und soweit dieses Thema.
Den israelischen Angriff auf Ziele in Syrien kommentiert die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN: "Israel attackiert Syrien angeblich zum Schutz der drusischen Minderheit und tötet dabei Zivilisten – das ist eindeutig völkerrechtswidrig und darf nicht erlaubt werden. Die Reaktion der USA, Europas und Japans auf den militärischen Einsatz Israels bleibt bislang zu mild. Aus völkerrechtlichen Gründen sollten diese Staaten nun Maßnahmen gegen Israel ergreifen. Zudem sollten sie die syrische Übergangsregierung auf diplomatischen Weg dazu bringen, ihre Minderheiten-Politik zu ändern", heißt es in der ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Die türkische Zeitung DÜNYA gibt zu bedenken: "Der Angriff Israels auf Damaskus ist ein schwerwiegender und inakzeptabler strategischer Schritt. Er hat das Potenzial, die Region zu destabilisieren. Der israelische Premierminister Netanjahu kämpft seit einiger Zeit mit einer schweren innenpolitischen Krise. Seine Regierung hat ihre parlamentarische Mehrheit verloren. Mit dieser neuen militärischen Maßnahme versucht Netanjahu offensichtlich, bis zum Herbst Zeit zu gewinnen, wenn das israelische Parlament in die Pause geht", betont DÜNYA aus Istanbul.
JIEFANG RIBAO aus China unterstreicht: "Wer glaubt schon, dass es bei den israelischen Angriffen auf Damaskus um die Sicherheit von Drusen geht? Netanjahu will ein schwaches und gespaltenes Syrien sehen, das die Sicherheit Israels nie mehr gefährden kann. Dabei wird sein eigenes Land zum größten Faktor der Instabilität der Region. Gaza, Libanon, Iran, Jemen und nun Syrien: Israel betreibt militärischen Expansionismus und macht den Nahen Osten unsicherer denn je", befindet JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
Die Zeitung THE AUSTRALIAN aus Sydney sieht es so: "In Syrien ist zwischen der pro-israelischen religiösen Minderheit der Drusen und Beduinenstämmen Gewalt ausgebrochen. Das hat die neue Regierung in Damaskus unter Führung des ehemaligen Al-Kaida-Terroristen Al-Scharaa veranlasst, Truppen in das Gebiet zu schicken. Das stellt eine direkte Bedrohung für Israel dar, insbesondere für die Kontrolle über die Golanhöhen, die für Israels Sicherheit so wichtig sind. Den islamistischen Kräften der syrischen Regierung die Kontrolle über Gebiete an der Grenze zu Israel zu erlauben, würde die Sicherheitsprobleme des jüdischen Staates verschärfen", befürchtet THE AUSTRALIAN.
Die israelische Zeitung HAARETZ meint dagegen: "Selbst innerhalb der syrischen Drusengemeinschaft gibt es klare Stimmen gegen die israelische Intervention. Die lokalen Führer wollen als untrennbarer Teil des syrischen Staates gesehen werden und streben eine Zusammenarbeit mit der syrischen Regierung an. Aus ihrer Sicht gefährdet das israelische Engagement ihren Status im Inland und weckt den Verdacht, sie seien 'Agenten'. Auch aus regionaler Sicht wird die israelische Intervention als Grenzüberschreitung gesehen und kollidiert frontal mit den erklärten Plänen der USA und anderer westlicher Länder, die an einem syrischen Staat unter der Kontrolle einer Zentralregierung interessiert sind. Dies muss auch Israels Ziel sein, um gute Beziehungen zur neuen Regierung in Syrien aufzubauen", fordert HAARETZ aus Tel Aviv.
Zum Schluss noch Stimmen zum Haushaltsvorschlag, den EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen vorgelegt hat. Der Etat für die Jahre 2028 bis 2034 soll rund zwei Billionen Euro umfassen. Die österreichische Zeitung DER STANDARD notiert: "Seit gut zwanzig Jahren erhebt die Gemeinschaft den Anspruch, auch außen und sicherheitspolitisch, beim Klimaschutz und vor allem bei der Migrationspolitik auf globaler Ebene führend mitzugestalten. Das kostet viel Geld. Will Europa in der nächsten Generation seinen Wohlstand erhalten, muss die Reformpolitik auf EU-Ebene auch budgetär bedeckt werden. Die Verhandlungen von Kommission, Regierungen und Parlamenten beginnen jetzt erst. Die Erfahrung zeigt: Die Neustrukturierung wird im Grunde so bleiben. Durchaus vernünftig. Schaut man auf das, was in der Welt gerade abgeht, sind die gemeinsamen Europäer ohnehin etwas zu langsam und zu knausrig unterwegs", kritisiert der STANDARD aus Wien.
Die Zeitung RZECZPOSPOLITA schreibt aus polnischer Sicht: "Obwohl unser Land in puncto Wohlstand zum EU-Niveau aufschließt, bleibt Polen bis 2034 der größte Nutznießer des EU-Haushalts. Aus polnischen Regierungskreisen war in einem Moment der Offenheit zu hören, dass man eng mit dem aus Polen stammenden Haushaltskommissar Serafin zusammengearbeitet habe. Offiziell gilt die Regel, dass jedes Mitglied der Europäischen Kommission ausschließlich an das Wohl der gesamten Gemeinschaft denken soll. Aber tatsächlich wird Polen voraussichtlich der größte Nettoempfänger von EU-Mitteln bleiben", stellt RZECZPOSPOLITA aus Warschau fest.
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE begrüßt den Haushaltsvorschlag: "Nun könnte man argumentieren, dass von der Leyen etwas richtig gemacht haben muss, wenn es ihr gelungen ist, alle politischen Lager - von links bis rechts - und Interessenverbände - von Bauern bis Umweltschützer - gegen ihren Etatentwurf aufzubringen. Der Vorschlag der Kommission ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer zweijährigen Debatte. In dieser Zeit werden die Regierungen die Gelegenheit haben, sich zu überlegen, welche Union sie gern hätten. Geht diese Debatte zugunsten der strategischen Autonomie Europas aus, wird die EU nicht um neue Geldquellen umhinkommen", vermerkt DIE PRESSE aus Wien zum Ende der Internationalen Presseschau.