
Nach Kämpfen im Süden des Landes hat die Präsidentschaft eine Waffenruhe verkündet. Die türkische Zeitung KARAR aus Istanbul erläutert: "Was derzeit in Syrien geschieht, ist ein klarer Beweis dafür, dass die Stabilisierung eines Landes nicht innerhalb weniger Minuten erreicht werden kann. Die jüngsten blutigen Zusammenstöße zwischen Sunniten und Drusen sind ein Zeichen für die Schwierigkeit, wenn nicht gar Unmöglichkeit eines Erfolgs. Präsident Al-Scharaa genießt die Unterstützung einer großen Mehrheit der Bevölkerung. Er kann nicht alles kontrollieren, aber er versucht, die Dinge zu beruhigen. Doch im Land sind Pulverfässer verstreut, deren Explosion nur von einem Funken abhängig ist. Die ständigen Angriffe Israels sind ein weiteres Risiko. Israel hat die Fähigkeit, das Konfliktpotenzial zwischen ethnischen Gruppen zu manipulieren. Das ist mindestens ein ebenso großes Problem", meint KARAR.
Die panarabische Zeitung AL ARABY AL-JADEED findet: "Israels Angriffe auf syrische Regierungstruppen sind nichts anderes als ein Versuch, das soziale Gefüge des Nachbarlandes zu durchdringen und einen Teil der Bevölkerung abzuspalten. Es ist bemerkenswert: Während die Regierung Netanjahu in Gaza in aller Härte gegen die dortige Bevölkerung vorgeht, inszeniert sie sich in Syrien als rettende Kraft - und zwar ausgerechnet einer Gruppe, die sich dem nationalen Zusammenhang ihres Landes verweigert. Umso mehr kommt es für Syrien nun darauf an, das Gefühl der nationalen Einheit zu stärken. Denn dieses ist die wesentliche Grundlage, um eine Wiederholung derartiger Vorfälle zu verhindern", betont AL ARABY AL-JADEED mit Sitz in London.
Die israelische Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv beobachtet: "Aus regionaler Sicht wird die israelische Intervention in Syrien als Grenzüberschreitung angesehen. Denn sie kollidiert mit den erklärten Bestrebungen der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Länder, die an einem einheitlichen syrischen Staat unter der Kontrolle einer Zentralregierung interessiert sind. Dies muss auch das Ziel Israels sein, um gute Beziehungen zur neuen Regierung in Syrien aufzubauen."
Mit Blick auf die nun verkündete Waffenruhe in Syrien stellt die libanesische Zeitung L'ORIENT-LE JOUR aus Beirut fest: "Die USA haben sich mit Unterstützung der Türkei und Saudi-Arabiens mit aller Kraft für eine Deeskalation eingesetzt; doch wie es in Syrien nun weitergehen wird, ist unklar. Donald Trump plädiert für die territoriale Einheit eines stabilen und friedlichen Syriens. Israels Pemier Netanjahu drängt dagegen offen auf eine Teilung des Landes."
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking geht ein auf Israels Vorhaben, die Menschen im Gazastreifen in ein abgeriegeltes Gebiet im Süden umzusiedeln. In einem Gastkommentar heißt es: "Für die Palästinenser ist das Vorhaben höchst menschenunwürdig. Ferner könnten sich die arabischen Nachbarländer mit massiven Flüchtlingsbewegungen konfrontiert sehen. Das würde die Sicherheitslage in der Region noch mehr belasten. Kurz: Der Plan trägt nichts zur Konfliktlösung bei."
Themenwechsel. US-Präsident Trump will das "Wall Street Journal" wegen eines Berichts über seine angeblichen Verbindungen zu dem inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Epstein auf Schadenersatz verklagen. Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA sieht Trump in Schwierigkeiten: "Die Enthüllungen des 'Wall Street Journal' und die Entscheidung des Präsidenten, von der Grand Jury die Veröffentlichung aller 'relevanten Dokumente' zu verlangen, zeigen, wie schwierig es für das Weiße Haus ist, mit den Auswirkungen des wachsenden öffentlichen Interesses im Epstein-Skandal umzugehen. Wenn Umfragen die massive Unzufriedenheit von Demokraten und Republikanern mit der mangelnden Klarheit der Regierung in Bezug auf 'Epsteingate' beschreiben, dann liegt das daran, dass Trump selbst dazu beigetragen hat, Erwartungen zu wecken, die unerfüllt bleiben", folgert LA REPUBBLICA aus Rom.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD betont, Trump habe im Wahlkampf "gern die Geschichte eines manipulativen 'tiefen Staates' erzählt. Doch nun droht er sich an dem von ihm selbst angefachten Feuer zu verbrennen. Sein Versprechen, in Washington aufzuräumen und etwa alle Dokumente zur Causa Epstein zu veröffentlichen, hat Trump nicht eingelöst – und selbst nach der Veröffentlichung würden die MAGA-Fanatiker nicht zufrieden sein. Sexualstraftäter Jeffrey Epstein soll demnach Missbrauchsvideos von mächtigen Männern besessen haben. Sein Suizid sei Mord gewesen – und sie wollen die Beweise dafür sehen. Das Problem ist jedoch: Trump war Epsteins Freund und kommt in den Dokumenten vor. Was er über die Missbrauchsfälle wusste, ist unklar. Doch dass Trump sich so windet, die Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen, macht kein gutes Bild bei seinen Unterstützern", glaubt DER STANDARD aus Wien.
"Trumps MAGA-Bewegung scheint gespalten, ein Teil der Gefolgschaft ist verärgert und enttäuscht", hebt NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz hervor: "Auch die teilweise Veröffentlichung der Akten wird viele nicht zufriedenstellen. Die kritischsten Verfechter von Verschwörungstheorien würden wohl auch noch einer lückenlosen Publikation misstrauen, ganz nach dem Prinzip: Traue keinen Fakten, die du nicht selbst gefälscht hast. Denn diese Leute wissen, dass die Realität sogar noch verrückter ist als ihre eigene Vorstellungskraft. Klar ist aber auch, dass Politiker nach ihren hochtrabenden Ankündigungen im Wahlkampf ihre Anhänger unweigerlich enttäuschen. Ihre Versprechen und Ideale werden im realpolitischen Geschäft zermahlen. Das passiert selbst einem Trump, von dem manche Fans glauben, Gott selbst habe ihn gesandt, um Amerika zu retten", schreibt die NZZ.
Abschließend geht es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die britische Zeitung THE TIMES bemerkt zu Russlands Präsident: "Trotz des Gemetzels zeigt Putin keine Anzeichen dafür, dass er den Krieg beenden will. Und er muss das auch nicht. Denn selbst bei einer Opferrate von 30.000 Mann pro Monat kann er immer neue Soldaten rekrutieren. Trotz der wirtschaftlichen Kosten geht Russland bislang nicht das Geld aus. Und obwohl ganze Divisionen an Panzern und Schützenpanzerwagen verloren gingen, konnten die Bestände wieder aufgefüllt werden. Vielleicht ist das Blutopfer von einer Million Menschen Putins Art, Russland nach seinem Bild umzugestalten. Wir mögen den Krieg als eine absolute Katastrophe für Russland betrachten, aber Wladimir Putin sieht das ganz anders. Der Krieg hat es ihm ermöglicht, mehr Macht über den russischen Staat zu erlangen als jeder Diktator seit Stalin und mehr unkontrollierte Macht als jeder andere Mensch auf diesem Planeten. Putin hat drei große Ziele: die russische Gesellschaft zu einer dem Westen zutiefst feindlich gesinnten umzugestalten, eine unabhängige Ukraine zu zerstören und die NATO zu zerschlagen", vermutet THE TIMES aus London.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau beobachtet: "Seit Trumps Machtübernahme lebt Polen, wie auch der Rest des freien Europas, mit der Angst, der US-Präsident könnte mit Wladimir Putin eine Einigung erzielen, um den Krieg auf Kosten der Ukraine zu beenden. Dies ist bisher nicht geschehen, vor allem weil der Kreml sich weigert, von seinen Maximalforderungen abzuweichen. Trump nahm sogar die Lieferung von US-Waffen an die Ukraine wieder auf, allerdings bezahlt von den europäischen Verbündeten. Und gerade in der NATO dürften die Auswirkungen der ersten sechs Monate der zweiten Amtszeit von Donald Trump zu suchen sein. Nach Jahren der Lethargie haben die Europäer begonnen, die Verteidigung ernst zu nehmen", notiert die RZECZPOSPOLITA.