28. Juli 2025
Die internationale Presseschau

Neben der Wiederaufnahme größerer Hilfslieferungen in den Gazastreifen geht es in den Kommentaren weiterhin um den Konflikt zwischen Kambodscha und Thailand. Doch zunächst zur Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA.

Fotomontage aus der europäischen und der us-amerikanischen Flagge, dazwischen mehrere Autos.
Einige ausländische Zeitungen kommentieren die Einigung der Europäischen Union im Zollstreit mit den USA (Symbolbild). (Sven Simon/IMAGO/Frank Hoermann)
Die spanische Zeitung EL MUNDO stellt fest, es sollten künftig 15 Prozent auf Importe von Waren aus der EU in die Vereinigten Staaten erhoben werden: "Das von Trump und Kommissionschefin Ursula von der Leyen nach einem Treffen in Schottland bekannt gegebene Handelsabkommen ist das größte, das der sprunghafte US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit geschlossen hat. Noch fehlen Details, und laut von der Leyen gibt es einige Ausnahmen. Die Folgen für den Automobilsektor lösen vor allem in Deutschland Besorgnis aus. Schließlich bleiben auch die Zölle für Stahl und Aluminium in Höhe von 50 Prozent bestehen. Die EU hat nachgegeben, aber angesichts der Politik von Trump hilft nur Pragmatismus", meint EL MUNDO aus Madrid.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA betont: "Die Bedingungen, die Trump letztlich vorschlug, sind dieselben, unter denen er vor wenigen Tagen das Abkommen mit Japan geschlossen hatte. Sie sind jedoch schlechter als die zuvor im Abkommen zwischen den USA und Großbritannien vereinbarten. Der Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen einem vereinten Europa und den Vereinigten Staaten macht bis zu einem Drittel des Welthandels aus. Es gibt weltweit keine wichtigere Wirtschaftsbeziehung", hebt RZECZPOSPOLITA aus Warschau hervor.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio verweist auf einen wichtigen Punkt: "Die Details sollen erst in den kommenden Wochen bekanntgegeben werden, wie Kommissionspräsidentin von der Leyen sagte. Auch das ist genauso wie bei der Einigung mit Japan: Es wurde kein offizielles, schriftliches Dokument veröffentlicht. Insofern kann man nicht von einem Abkommen sprechen - es ist vielmehr ein Deal."
Die niederländische Zeitung DE TELEGRAAF geht auf die Stellungnahme der EU-Kommissionspräsidentin ein: "Von der Leyen räumte ein, dass die Erhöhung auf 15 Prozent für manche Unternehmer ein schwerer Schlag ist. Zugleich betont sie, dass Brüssel bestrebt ist, neue Handelswege zu erschließen. Mit Indien, Indonesien und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur werden Freihandelsabkommen ausgearbeitet. Für die Niederlande als eine Logistik-Drehscheibe Europas kann dies wiederum viele neue Chancen mit sich bringen", vermutet DE TELEGRAAF aus Amsterdam.
Die französische Zeitung LE FIGARO aus Paris beobachtet: "Paradoxerweise macht sich unter den Wirtschaftsführern eine gewisse Erleichterung breit. Nicht, dass sie Zollschranken mögen, die Kosten erhöhen, die Inflation anheizen, Produktionslinien stören und letztlich Innovationen bremsen. Aber sie hassen Unsicherheit mehr als alles andere. Die Regeln sind nun da."
Die italienische Zeitung IL FOGLIO QUOTIDIANO aus Rom fragt: "Können wir uns freuen? Nicht wirklich, denn der Handelsstreit ist noch nicht vorbei. Die Schlussfolgerung mag voreilig sein, aber die Erleichterung, die sich von Brüssel über Berlin nach Rom ausbreitet, schwindet, je tiefer man in die teuflischen Details der Vereinbarung eindringt."
Die irische Zeitung THE IRISH TIMES aus Dublin erwartet, die Zoll-Vereinbarung werde auf beiden Seiten des Atlantiks "wirtschaftliche Schäden verursachen. Was auch immer Trumps Vorwürfe gegen die EU in Bezug auf Importe aus den USA sein mögen, dieses Vorgehen bedeutet, dass die US-Verbraucher am Ende mehr bezahlen müssen und Europa darunter leiden wird. Trump stellt das Abkommen, das auch Verpflichtungen der EU zum Kauf von US-Energie und militärischer Ausrüstung enthält, als einen Triumph dar. Tatsächlich hat er viel von dem bekommen, was er wollte", bilanziert THE IRISH TIMES.
Themenwechsel. Die portugiesische Zeitung CORREIO DA MANHA beschäftigt sich mit der Ankündigung Israels, größere Hilfslieferungen in den Gazastreifen über sichere Korridore zu ermöglichen: "Die Lastwagen mit humanitärer Hilfe sind zwar nach Gaza zurückgekehrt. Die Hölle, die die Menschen in diesem palästinensischen Gebiet durchleben, ist aber noch lange nicht vorbei. Die erschütternden Bilder hungernder Kinder, wie wir sie seit der Hungersnot in Äthiopien vor 40 Jahren nicht mehr gesehen haben, dürfen niemanden gleichgültig lassen. Doch während viele Bürger in Europa entsetzt auf die Grausamkeit dieses Krieges blicken, verharren die Führungen der EU und der europäischen Regierungen - mit wenigen Ausnahmen - in Schweigen", kritisiert CORREIO DA MANHA aus Lissabon.
Die palästinensische Zeitung AL QUDS vermutet, Israel tue dies nicht aus moralischen, sondern aus "pragmatischen Gründen. Es fürchtet, es könne seine politische und symbolische Legitimität verlieren und seine Regierung könnte nicht länger als Partner des Westens gelten, sondern sich auf der Angeklagebank in Den Haag wiederfinden. Denn es ist zunehmend offensichtlich, dass niemand außer der israelischen Armee den Gazastreifen kontrolliert. Es ist diese Armee, die sich in ihm bewegt und ihn belagert. Und doch leugnet Israel seine Verantwortung", schreibt AL QUDS, die in Ost-Jerusalem erscheint.
Die israelische Zeitung THE JERUSALEM POST empfiehlt: "Diejenigen, denen das Leben der Palästinenser am Herzen liegt, sollten das Terrorregime verurteilen und nicht die Demokratie, die sie warnt. Israels Krieg ist nicht perfekt, das ist kein Krieg. Zivilisten sind gestorben. Es könnten noch mehr sterben. Das ist die schreckliche Realität des Kampfes in den Städten gegen eine Terrorgruppe, die Zivilisten als Geiseln hält. Aber Israels Aktionen sind nicht durch den Wunsch motiviert, ein Volk zu eliminieren. Sie werden von der Notwendigkeit angetrieben, eine Bedrohung zu beseitigen", argumentiert THE JERUSALEM POST.
Die türkische Zeitung YENI ŞAFAK aus Istanbul meint, Großbritannien und die USA seien allein "für die Hungersnot verantwortlich, die fast alle Palästinenser in den Tod treibt. Zusammen mit Deutschland haben sie es zugelassen, dass es mit dem schmutzigen Vorgehen Israels so weit gekommen ist. Während der Hunger täglich Hunderte Menschen in den Tod treibt, geben Keir Starmer, Donald Trump und Friedrich Merz den Menschen, die für ihr Heimatland kämpfen, die Schuld dafür, dass sie nicht kapitulieren." Das war YENI ŞAFAK.
Die KLEINE ZEITUNG aus Österreich spricht von einem Tropfen auf den heißen Stein und begründet dies wie folgt: "Erstens, weil die unerträgliche Lage der leidgeplagten Bevölkerung ein viel größeres Ausmaß an Hilfe erfordert, und zwar rasch und dauerhaft. Zweitens, weil Hilfe für Hungernde vernünftig koordiniert und verteilt sein muss. Und drittens, weil Israel zwar, selbstverständlich, ein Recht auf Selbstverteidigung hat. Doch die jetzige Strategie hat nach eineinhalb Jahren Krieg unermessliches Leid, aber keine Befreiung aller israelischen Geiseln aus der Hand der Hamas erbracht und auch nicht das Ende der skrupellosen Terrorgruppe bewirkt. Die jetzige Hilfe ist ein Anfang. Doch gebraucht wird eine neue Strategie", mahnt die KLEINE ZEITUNG aus Kärnten.
Abschließend geht es um den Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha. Unter Vermitttlung Malaysias haben beide Seiten eine Waffenruhe vereinbart. Die tschechische Zeitung PRÁVO spekuliert: "Möglicherweise kann die thailändische Armee die Unruhen an der Grenze gut gebrauchen. Denn sie ist einen ihrer größten politischen Feinde noch immer nicht losgeworden – die Familie Shinawatra. Eine der reichsten Familien Thailands hat bereits drei ihrer Mitglieder in das Amt des Premierministers gebracht: einen Mann und zwei Frauen. Keiner von ihnen hat seine Amtszeit ordnungsgemäß beendet. Zwei wurden durch einen Militärputsch gestürzt, einer wurde von einem Verfassungstribunal abgesetzt. Ihre Rückkehr in die thailändische Spitzenpolitik kann jedoch noch nicht vollständig ausgeschlossen werden, und sie haben durchaus zahlreiche Anhänger", gibt PRÁVO aus Prag zu bedenken.