
Das Blatt hält die Reaktion von Ministerpräsident Netanjahu für unzureichend und fragt: "Wenn Netanjahu so empört ist, warum bringt er die Geiseln dann nicht einfach nach Hause? Er ist der Ministerpräsident und hält dafür den Schlüssel in der Hand - wenn er es wirklich will. Seine Empörung über den Zustand der Geiseln und über die Grausamkeit der Entführer misst sich nicht an der Macht seiner Worte. Sie misst sich auch nicht an den Umarmungen, mit denen er die Eltern der Verschleppten überzieht. Der einzige Maßstab für seine Empörung ist seine Bereitschaft, einen Deal zu schließen; einen Deal, der den Krieg im Austausch gegen die Geiseln beendet. Das wird der Preis sein, den die Regierung zahlen muss - komme, was wolle", unterstreicht HAARETZ aus Tel Aviv.
THE PHILIPPINE STAR aus Manila vermisst einen Plan Israels für die Zeit nach dem Krieg: "Vielleicht gelingt es ja wirklich, die Hamas so zu schwächen, dass sie letzlich zerstört ist. Dann könnte ein von den arabischen Staaten geführter Wiederaufbau Gazas eine realistische Option sein. Aber im Moment sieht alles eher danach aus, dass sich Israel am Ende erschöpft zurückzieht, den Gazastreifen wieder abriegelt und dabei zusieht, wie dort blutige Machtkämpfe ausbrechen. Damit würde die israelische Regierung in Kauf nehmen, dass der Terrorismus dort wieder für Jahre Fuß fasst. Wenn das am Ende bei diesem Krieg herauskommt, dann ist es völlig ungerechtfertigt, weiterzukämpfen", argumentiert THE PHILIPPINE STAR.
"Israels Premierminister Netanjahu weiß schon seit Monaten, dass er seine militärischen Ziele in Gaza nicht erreichen kann", hält LA VANGUARDIA aus Barcelona fest. "Nun haben mehr als 600 frühere Militärangehörige, Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter US-Präsident Trump aufgefordert, Druck auf Netanjahu auszuüben. Wäre der israelische Regierungschef nicht von seinen ultrarechten Koalitionspartnern abhängig, hätte er den Krieg wohl längst für beendet erklärt. Seine militärischen Erfolge im Libanon, im Iran und in Syrien hätten ihm Verhandlungen mit der Hamas über die Freilassung der letzten Geiseln ermöglicht, ohne einen Popularitätsverlust befürchten zu müssen - im Gegenteil. Stattdessen steckt Netanjahu jetzt genau dort, wo ihn die Hamas haben will: im Auge des Sturms der internationalen Kritik", notiert die spanische LA VANGUARDIA.
Das norwegische DAGBLADET fordert freien Zugang für Medien in den Gazastreifen: "Das erste Opfer im Krieg ist bekanntlich die Wahrheit. Deshalb ist es so wichtig, internationale Journalisten und Fotografen in Gaza zu haben. Sie können Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das Völkerrecht auf beiden Seiten dokumentieren. Könnten unabhängige internationale Medienschaffende ihren Job in Gaza erledigen, wäre der Krieg inzwischen vermutlich schon vorbei", glaubt DAGBLADET aus Oslo.
Zum anderen großen Konflikt derzeit: dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Die Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau beleuchtet die jüngsten Entwicklungen: "Der Sondergesandte des US-Präsidenten, Steve Witkoff, wird Russland morgen oder übermorgen besuchen. Donald Trump selbst hat das angekündigt - und zwar wenige Tage vor Ablauf seines Ultimatums an die russische Führung, einem Waffenstillstand im Ukraine-Konflikt zuzustimmen. Trump erklärte zudem, amerikanische Atom-U-Boote verlegt zu haben. Auch wenn es auf den ersten Blick so wirken mag: Washingtons Strategie gegenüber Moskau hat sich nicht radikal geändert. Es gibt nur ein grundlegendes Ziel: So wenig amerikanisches Geld wie möglich in diesen Konflikt zu investieren. Ansonsten improvisiert Trump", beobachtet die russische NESAWISSIMAJA GASETA.
Die finnische Zeitung KARJALAINEN geht näher auf die Verlegung der amerikanischen Atom-U-Boote ein: "Es birgt eine gewisse Ironie, dass sich Trump so über den Vizechef des russischen Sicherheitsrats Medwedew aufgeregt hat, dass er die Entsendung von Atom-U-Booten anordnete. Medwedew hatte auf X geschrieben, dass jedes Ultimatum ein Schritt in Richtung Krieg sei. Trump reagierte ebenso heftig auf Truth Social. Nun ist es die Welt mittlerweile gewohnt, vom US-Präsidenten leichtfertig geäußerte Drohungen zu hören. Man weiß nie, ob er das Ganze ernst meint oder Unsinn redet. Bei Medwedew ist es ähnlich. Um die Meinungsfreiheit in Russland ist es allerdings nicht so gut bestellt, dass seine Äußerungen nicht von Präsident Putin gebilligt würden", überlegt KARJALAINEN aus Joensuu.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT sieht die Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA an einem entscheidenden Punkt: "Die Verlegung von Atom-U-Booten an strategische Positionen deutet darauf hin, dass die militärische Konfrontation in eine gefährliche Phase eintreten könnte. Sollte der Kreml die Warnsignale aus dem Weißen Haus ignorieren, könnte Präsident Trump zudem gezwungen sein, verheerende Sanktionen gegen Russland zu verhängen – auch wenn er dies nicht möchte", prophezeit MÜSAVAT aus Baku.
Themenwechsel: Vertreter von rund 180 Ländern beraten ab heute über ein globales Plastik-Abkommen - und zwar in Genf. Dort erscheint die Zeitung LE TEMPS, die für eine Einigung wirbt und das so begründet: "Die Auswirkungen von Plastik auf die Gesundheit sind unübersehbar. Studien zufolge kann Kunststoff Krankheiten auslösen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme oder Unfruchtbarkeit und sogar zum Tod führen. Deshalb müssen sich die Teilnehmerstaaten in Genf bis zum 14. August auf ein Abkommen einigen. Nur so kann dieser Plage Einhalt geboten werden, die den Menschen und den Planeten krank macht", konstatiert die Schweizer Zeitung LE TEMPS.
LIANHE ZAOBAO aus Singapur nennt ähnliche Gründe und fürchtet: "Das billige Plastik wird uns noch teuer zu stehen kommen, wenn die Welt jetzt nicht gegensteuert. Die Kunststoffproduktion ist seit 1950 um mehr als das 200-fache gestiegen und könnte sich nach derzeitigen Prognosen bis 2060 verdreifachen. Mehr als 100 Länder sind deshalb für eine Begrenzung der Plastikproduktion. Weil sich ölproduzierende Länder wie Saudi-Arabien dagegen sträuben, herrscht bislang ein Patt bei den Verhandlungen", beschreibt es LIANHE ZAOBAO aus Singapur.
Der japanischen Zeitung MAINICHI SHIMBUN zufolge ist eine globale Obergrenze für die Plastikproduktion der zentrale Punkt der jetzigen Verhandlungen: "Eine solche Obergrenze halten die EU, die afrikanischen Länder und die Insel-Staaten für notwendig. Gegner wie die Ölproduzenten Saudi-Arabien oder Russland sorgen sich um negative Auswirkungen auf ihre Wirtschaft. Auch Japan positioniert sich zurückhaltend und fordert, dass jedes Land lediglich eigene Maßnahmen ergreifen soll. Allerdings ist für die Reduzierung von Plastikmüll ein globaler Rahmen unabdingbar. Sollte die Chance in Genf wieder nicht genutzt werden, ist zu befürchten, dass das Abkommen nicht mehr verwirklicht wird. Die Teilnehmerstaaten sollten alles für eine Einigung geben – im Interesse der Erde", findet MAINICHI SHIMBUN aus Tokio.
QATAR TRIBUNE greift in einer Analyse die Erwartungen von Umweltexperten auf: "Sie hoffen, dass ein globales Abkommen künftigen Generationen ein Leben frei von der Bürde der Plastikverschmutzung sichert. Analysten gehen davon aus, dass eine Einigung nicht nur die Umwelt schützen würde, sondern auch neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet. Denkbar seien Innovationen im Bereich biologisch abbaubarer Materialien, außerdem würde die Kreislaufwirtschaft gefördert und die Abhängigkeit von herkömmlichen Kunststoffen verringert", fasst QATAR TRIBUNE aus Doha zusammen. Mit diesem Ausblick endet die internationale Presseschau.