
Zunächst in den Nahen Osten. Das israelische Sicherheitskabinett hat dafür gestimmt, den Militäreinsatz im Gazastreifen auszuweiten und dabei unter anderem die Stadt Gaza einzunehmen. Die NEW YORK TIMES spricht von einer riskanten Entscheidung. "Der Beschluss läuft den Empfehlungen des israelischen Militärs zuwider und dürfte den Krieg in unbekanntes Terrain führen. Die Streitkräfte werden mindestens einige Tage benötigen, um Reserveeinheiten einberufen, um die Truppen für den Vorstoß vorzubereiten und um Zeit für die Zwangsevakuierung von zehntausenden Palästinensern aus den neuen Kriegsgebieten zu schaffen. Die Ausweitung des Einsatzes stünde auch den Forderungen vieler Länder entgegen, die ein Ende des seit zwei Jahren andauernden Krieges fordern", gibt die NEW YORK TIMES zu bedenken.
Die israelische HAARETZ wendet sich in scharfer Form gegen eine Ausweitung des Krieges. Nach Ansicht der Zeitung geht es wieder einmal um drei Dinge: "Besatzung, Zerstörung und Zwangsumsiedlung von zehntausenden Palästinensern. Dafür werden weitere Soldaten geopfert, und die verbleibenden israelischen Geiseln dürften verloren sein. Die Netanjahu-Regierung hat beide Gruppen zu Kollateralschäden gemacht. Angesichts dieses Albtraum-Szenarios können wir nicht gleichgültig bleiben. Wir dürfen nicht schweigen. Darum haben mehr als 2.000 Künstler und Kulturschaffende eine Petition unterschrieben, die ein Ende des Krieges fordert, mit dem Titel 'Stoppt das Grauen in Gaza'. Damit wird der Öffentlichkeit ein Spiegel vorgehalten, auch wenn viele Israelis ihn lieber zerbrechen oder wegsehen würden", heißt es in der Zeitung HAARETZ aus Tel Aviv.
Auch der britische ECONOMIST zeigt sich in seinem Leitartikel kritisch. "Die Hamas stellt keine militärische Bedrohung mehr dar. Daher gibt es keine Strategie mehr für den Krieg, und eine Fortsetzung der Kämpfe ist nicht mehr gerechtfertigt. Schlimmer noch, die israelische Regierung hat trotz ihrer Verpflichtungen als Besatzungsmacht die Verteilung von Lebensmitteln an Zivilisten als Waffe gegen die Hamas eingesetzt. Aber vergessen wir nicht: Es war die Hamas, die den Krieg vor 22 Monaten mit einer Welle von Geiselnahmen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgelöst hat. Anstatt sich um Frieden zu bemühen, hat sie sich am Leid ihres eigenen Volkes bereichert", schreibt der ECONOMIST aus London.
DER STANDARD aus Österreich geht auf das angekündigte Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin ein. Das Blatt ist mehr als skeptisch. "Vieles spricht dafür, dass der US-Präsident dem mit allen Wassern gewaschenen Taktierer Putin wieder einmal in die Falle gegangen ist. Anstatt den russischen Kriegsherrn wie angedroht weiter unter Druck zu setzen, will Trump diesen nun mit einem historischen Gipfeltreffen belohnen, bunte Fotos und – vermutlich – auch einen festen Händedruck inklusive. Was ein Gipfeltreffen bringen soll, weiß nur Trump selbst. Zu glauben, dass der Kreml von seinen Maximalforderungen abrückt, nur weil er sich mit Putin auf großer Bühne zusammensetzt, ist illusorisch." Das war ein Auszug aus dem STANDARD aus Wien.
Die GAZETA WYBORCZA aus Polen zieht Parallelen zu Trumps erster Amtszeit und den damaligen Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. "Das Ergebnis? Massive Medienaufmerksamkeit. Und dank der Treffen ist Kim in der Welt der Diplomatie kein Außenseiter mehr. Ansonsten hat sich nichts geändert. Nordkorea baut sein Atomwaffenarsenal weiter aus und produziert Interkontinentalraketen, die Amerika erreichen können. Trump aber hat das Interesse am Thema Nordkorea völlig verloren."
"Trumps Strategie von Zuckerbrot und Peitsche zeigt offenbar Wirkung", kommentiert JIEFANG RIBAO aus Peking. "Weniger als 48 Stunden vor Ablauf des US-Ultimatums wurde ein baldiges Treffen zwischen dem US-Präsidenten und seinem russischen Kollegen verkündet. Trump gibt sich keine Mühe, seine Freude darüber zu verbergen. Aber steht nun ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine bevor? Schwer vorstellbar. Moskau wird in den Kernfragen kaum Zugeständnisse machen."
Die türkische Zeitung YENI SAFAK vermutet, dass der Sanktionsdruck der USA zumindest die Aufmerksamkeit Moskaus geweckt hat. "Die Erklärungen zu einem Treffen von Putin und Trump deuten darauf hin: Trumps Drohnung, Länder ins Visier zu nehmen, die Ölgeschäfte mit Russland machen, hat Wirkung gezeigt. Allerdings dürfte es Putin eher darum gehen, den US-Druck zu mildern, als Schritte in Richtung eines dauerhaften Waffenstillstandes mit der Ukraine zu unternehmen."
"Wenn Trump ernst macht, wäre das ein harter Schlag für die russische Wirtschaft", meint AFTENPOSTEN aus Oslo. "Sollte der US-Präsident den Hebel ansetzen und die Ölabnehmer strafen, träfe das vor allem China und Indien. Beide Länder tragen erheblich dazu bei, die russische Kriegskasse zu füllen. Allerdings hat Chinas Staatsführer Xi Jinping ein Ass im Ärmel, weil sein Land fast schon ein Monopol für seltene Erden hat. Indien hat keinen solchen Trumpf auf der Hand."
THE INDIAN EXPRESS aus Mumbai fügt hinzu: "Trump hat Zölle geradezu zu Waffen gemacht - um handelspolitische Ziele zu erreichen, aber auch auch solche, die nichts mit Handel zu tun haben. Indien sieht sich gerade gegenüber Wettbewerbern wie Vietnam und Indonesien in einer erheblich benachteiligten Position. Angesichts des zunehmenden Drucks muss das Land standhaft bleiben."
Die HINDUSTAN TIMES aus Neu-Delhi geht näher darauf ein, dass Trump zusätzliche Zölle von 25 Prozent gegen Indien verhängt hat. "Nach Trumps Ausführungen in seinem Dekret dürfte klar sein, dass die Zölle weniger mit dem Handelsdefizit der USA zu tun haben. Vielmehr geht es hier um die, Zitat, 'Bedrohung der Vereinigten Staaten durch die Regierung der Russischen Föderation'. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass diese Zölle überdacht werden könnten, wenn Russland Friedensgespräche mit der Ukraine aufnimmt."
NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio wirft einen Blick auf die US-Zollpolitik insgesamt und bezieht auch Brasilien mit ein. "In der geopolitischen Strategie der USA spielt Indien angesichts des Wettkampfs mit China eine wichtige Rolle, Brasilien als große Wirtschaftsmacht in Südamerika sowieso. Dass Trump gegen Indien und Brasilien politisch motivierte hohe Zölle verhängt, ist Unsinn. Insbesondere mit Indien haben die USA seit mehr als 30 Jahren gute Beziehungen aufgebaut. Mit seiner törichten Politik zerstört Trump diese Bemühungen und treibt Indien sehenden Auges an die Seite Chinas", urteilt die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN.
Und zum Schluss noch ein Blick in die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Sie befasst sich mit dem Rückzug der Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Brosius-Gersdorf. "Keine Frage: Man wünscht niemandem, was Brosius-Gersdorf in den vergangenen Wochen an Anfeindungen und Drohungen gegen Leib, Leben und persönliche Ehre erleben musste. Gleichzeitig konnte und kann ihre Verteidigungslinie nicht überzeugen. Sie war zu keinem Zeitpunkt einfach nur eine still vor sich hin denkende Rechtswissenschafterin, sondern hat durch ihren Drang an die mediale Öffentlichkeit und in Regierungskommissionen seit Jahren rechtspolitischen Aktivismus unter Beweis gestellt. Das ist ihr gutes Recht als Wissenschaftlerin. Es ist aber gleichzeitig das Recht freier Abgeordneter des Deutschen Bundestages, einer Kandidatin die Zustimmung zu verweigern, wenn sie angesichts ihrer Positionen und ihres Verhaltens Zweifel an ihrer Eignung für das mächtige Bundesverfassungsgericht haben", findet die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.